Am 31. Oktober 2007 erschien der erste Artikel bei der Mädchenmannschaft. Unter der Überschrift „Alarm: Die Moral-Apotheker kommen!“ schrieb Meredith über Papst Benedikt, der katholische ApothekerInnen dazu aufrief sich zu weigern die „Pille danach“ herauszugeben:
Wenn er sich schon dazu berufen fühlt, die Pharmazie aufzumischen, sollte sich Benedikt lieber mal mit den Konzernen auseinandersetzen, die die Produktion generischer Medikamente in den armen Ländern blockieren. Damit würde er der Menschheit zur Abwechslung mal einen Gefallen tun.
Und zehn Jahre später? Da ist die Pille danach überhaupt erst einmal rezeptfrei in Deutschland erhältlich. Aufgrund eines EU-Entscheids gibt es sie seit März 2015 rezeptfrei in jeder Apotheke. Die „Gewissensfrage“ aber hat sich damit nicht gelöst und ist in den letzten Jahren auch immer wieder im Kontext von Abtreibungen aufgetaucht. So kann es dann schon einmal kommen, dass ein Kreiskrankenhaus keine Abtreibungen mehr anbietet, da es von einem christlichen Betreiber betrieben wird. Ein Recht auf Abtreibung gibt es eben nicht. Ganz im Gegenteil, nach wie vor sind Abtreibungen in Deutschland (unter Umständen) nicht strafverfolgt. Das ist es aber auch schon. Die Kämpfe rund um reproduktive Rechte sind noch lange nicht ausgefochten – und gerade mit weiterem Erstarken konservativer und rechter Kräfte heißt es am Ball zu bleiben.
Hier ein Rückblick auf zehn Jahre Schreiben zur Pille danach, Abtreibungen und reproduktive Rechte:
reproduktive Rechte
Was meinen wir eigentlich alles, wenn wir über „reproduktive Rechte“ sprechen? Einen Einblick bieten diese Texte und vor allem unser Winterpodcast.
- September 2012: Der dauernde Kampf um Reproduktionsrechte
- März 2013: Wie eine bessere Familienpolitik aussehen könnte
- Februar 2014: Reproduktive Rechte im Kontext – der Winterpodcast
- Unsere Rubrik: Familien_Politik
Pille danach
Das Hin und Her zur Pille danach haben wir über Jahre begleitet.
- Dezember 2009: Die Pille danach
- April 2012: Pille danach: Die Rezeptpflicht bleibt bestehen
- Januar 2013: Reproduktive Rechte auf die Agenda setzen
- Mai 2013: Trotz Kritik von allen Seiten: Notfallverhütung bleibt rezeptpflichtig
- November 2013: „Pille danach“ rezeptfrei? Ja, wenn es nach dem Bundesrat geht.
- Dezember 2013: Von Plan B zu Plan V. Der neuste PETA-Fail.
- November 2014: „Pille Danach“-Präparate werden rezeptfrei
Abtreibung
Zugang zu sicheren Abtreibungen ist weltweit bis heute ein Problem. Zu dem lässt sich auch beobachten, wie einmal erreichte Regelungen wieder angegriffen und zurückgenommen werden können.
- März 2009: Geht’s noch
- März 2009: „Niemals Zwang“
- April 2009: Erzwingt der europäische Gerichtshof ein neues Abtreibungsrecht in Irland?
- Juni 2009: Arzt von Abtreibungsgegnern erschossen
- Juli 2009: Wieso die EU nur wenig am Abtreibungsrecht in ihren Mitgliedsstaaten ändern kann
- September 2009: Christliche FundamentalistInnen und Abtreibung
- Oktober 2009: Fakten zur Abtreibung
- Oktober 2009: Geteert und gefedert
- November 2009: It’s no joke – Abtreibung
- Dezember 2009: Schwanger in der Kriegszone
- Februar 2010: Live getwittert: Die eigene Abtreibung
- Februar 2010: Schwanger, arm und uninformiert in Irland
- Juli 2010: Spaniens neues Abtreibungsgesetz
- Juli 2010: Abtreibungsgegner darf vor Arztpraxis demonstrieren
- März 2011: Abtreiben ist sicherer als gebären
- Mai 2011: Ungarn: Konservative Sexualmoral in der neuen Verfassung
- Mai 2011: Ein Krieg gegen Frauen
- September 2011: Abtreibungen dürfen nicht tabuisiert werden
- Februar 2012: 300 Euro – aber nur, wenn du nicht abtreibst
- März 2012: Spielball der US-Politik: Frauen und ihre Gesundheit
- Juni 2012: Kannibalismus? Eher Androzentrismus…
- Juni 2012: Die Angst vor Mitt Romney
- Juni 2012: Ey Deutsche Bahn, wieso unterstützt ihr extreme Abtreibungsgegner_innen?
- Juni 2012: Update: Deutsche Bahn findet es „völlig normal“, Abtreibungsgegner_innen billiger zu transportieren
- Juli 2012: Die Bahn und die Abtreibungsgegner_innen, Folge 3
- Juli 2012: Was bleibt nach dem Schlussapplaus?
- November 2012: Abtreibungsverbot tötet
- März 2013: Auf einen Blick: Abtreibungsgesetzgebung in Europa
- April 2013: Gute Nachrichten aus Frankreich – mit kleinen Abstrichen
- Juni 2013: Ein_stehen für reproduktive Rechte: Wendy Davis‘ 13-Stunden-Rede-Marathon und die „Mitternachts“-Abstimmung
- Juni 2013: Auf eine weitere Runde in Texas
- Juli 2015: Politik mit ‚Bereuen‘ – Von Schwangerschaftsabbrüchen und komplexen Leben
- November 2015: Der freundliche, einzelgängerische Terrorist. Wenn weiße Männer morden.
- November 2016: Abtreibungen: Ein ganzer Landkreis ohne Zugang nach Krankenhauszusammenlegung
Proteste zum „Marsch für das Leben“
Neben der Frauenkampftagsdemo gehört mittlerweile in einigen Städten der jährliche Protest gegen den so genannten „Marsch für das Leben“ (von christlichen FundamentalistInnen, Rechten, verschiedenen konservativer Gruppierungen) zum Standardtermin im feministischen Aktionskalender. Über die Organisierten Abtreibungsgegner_innen in Deutschland schrieb Gastautorin Andrea 2012 bei uns. Wir rufen seit 2008 (Berlin, München) jährlich zu den Protesten auf. Wir schrieben Rückblicke für die Demos 2011 und 2014 in Berlin. Dieses Jahr diskutierten wir in der ersten Folge unseres Podcasts „Servicewüste Feminismus“ mögliche Störaktionen gegen Fundis und teilten Fotos vom Protest in Berlin. In Berlin wird der nächste „Marsch für das Leben“ und die entsprechenden Gegenaktionen wahrscheinlich am 22.09.2018 stattfinden. Wir sehen uns dann also wieder auf der Straße?
Auf jeden Fall sehen wir uns da. Keine Handbreit den Faschisten! „Marsch für das Leben“? WTF