Nazi-Gewalt in Chemnitz: Hintergrundberichte, Gegendemos und erste Bilanzen

Dieser Text ist Teil 393 von 395 der Serie Kurz notiert

Tausende Nazis zogen in der letzten Woche mehrmals durch Chemnitz, zeigten den Hitlergruß, griffen Schwarze Menschen und Menschen of Color, linke und antifaschistische Demonstrant*innen und Journalist*innen an. Die Polizei ließ sie gewähren. Johannes Grunert ordnet die erste Nazi-Demo am vergangenen Montag ein.

„Die Vorfälle in Chemnitz und Dresden sind verschiedene Formen desselben Dilemmas. In Teilen Sachsens treffen wutschnaubende Basis und Versagen der Exekutive zusammen.“ kommentiert Volker Weiß in der ZEIT.

Die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD-Bund e.V.) übt scharfe Kritik an Polizei und Justiz im Hinblick auf das Versagen bezüglich der faschistischen Attacken in Chemnitz.

Das Antifaschistische Pressearchiv und Bildungszentrum e.V. (apabiz) mahnt an, auch jenseits von publikumswirsamen Konzerten antirassistische, antifaschistische und von Nazis gefährdete Menschen in Chemnitz und überall mit aller Kraft zu unterstützen.

Charlott und Nadine sprechen im aktuellen Mädchenmannschaft-Podcast über das vermeintliche „Schreckgespenst“ Antifaschismus und bewerteten sächsisches Regierungs- und Polizeihandeln.

Sibel Schick kommentiert beim Missy Magazine: „Deutschland hat sich nicht darum gekümmert, die Kinder und die Enkelkinder von Nazis zu integrieren und zu rehabilitieren, und jetzt haben wir schon wieder Nazis am Hals, die wachsen wie Pilze vor unserer Nase.“

„Jetzt wäre der Moment für weiße Menschen, Gesicht zu zeigen“ sagt Tupoka Ogette im Interview mit Vanessa Vu.

Joannes Grunert und Vanessa Vu haben in Chemnitz mit Schwarzen Anwohner*innen und Chemnitzer*innen of Color gesprochen: „Auf sich allein gestellt.“

Die RAA Sachsen (Regionale Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie Sachsen e.V.) veröffentlicht eine erste Bilanz zu den rechten Angriffen in der letzten Woche.

Am vergangenen Montag waren wohl rund 70.000 Menschen beim Konzert, das unter dem Motto #wirsindmehr organisiert wurde und bei dem unter anderem Feine Sahne Fischfilet oder die Toten Hosen aufgetreten sind. Charlott wünscht sich auf Twitter, dass so viele Menschen auch beim nächsten Naziauflauf kommen. @accalmie hat ebenfalls zu den rassistischen Ausschreitungen getwittert und schreibt:

„Weiße Leute sind verantwortlich dafür, Rassismus zu bekämpfen. Man bekämpft Rassismus nicht durch Pazifismusproklamationen oder den Rückzug ins Private. Handlungsoptionen: Join your local Antifa. Familienmitglieder konfrontieren. An PoC-Organisationen spenden. Demos organisieren.“

Also: Geld geben an Gruppen und Leute, die bereits länger aktiv sind. Aktuell gibt es auch eine Kampagne, die Geld für den Sächsischen Flüchtlingsrat sammelt.

Englischsprachige Artikel

„The reaction to the racist attacks in Chemnitz suggests the mainstream is appeasing extreme views. We could be heading for dark times.“ – Doris Akrap in The Guardian.

„The Real Story Behind The Anti-Immigrant Riots Rocking Germany“ – Pascal Anselmi und J. Lester Feder auf Buzzfeed.

How much of a threat is the far-right in Germany? Interviews u.a. mit Mona El Omari.

Veranstaltungstipps deutschlandweit:

Montags in Chemnitz: Noch die nächsten zwei Montage macht ein Chemnitzer Bündnis („Am Kopp“) am Karl-Marx-Monument Veranstaltungen.

5. September in Berlin: Selbstbestimmung oder (Straf-)rechtliche Regelung? Feministische Positionen zum Schwangerschaftsabbruch und § 218.

6. September in Bremen: Diskussion zu Femizid in Deutschland #keinemehr (FB-Link)

7. September in Frankfurt/Main: Lesung „Fa(t)shionista. Rund und glücklich durchs Leben“ von Magda Albrecht bei IMBRADIVA.

8. September in Frankfurt/Main Lesung „Fa(t)shionista. Rund und glücklich durchs Leben“ von Magda Albrecht im Mädchenkulturzentrum Mafalda um 11 Uhr. Anmeldung an mafalda@junularo-ffm.de

13. September in Berlin: Lesung „Fa(t)shionista. Rund und glücklich durchs Leben“ von Magda Albrecht in der Stadtbibliothek Neukölln Helene-Nathan-Bibliothek um 18 Uhr.

14. September in Münster: Intersektionale Transformative Gerechtigkeit (FB-Link)

15. September in Magdeburg: Empowermentworkshop/ Selbstverteidigung für Frauen* of Color (FB-Link)

15. September in Berlin: Feministische Sommeruni.

21. September in Berlin: Lesbischer Literatursalon (FB-Link) mit Katrin Frank und ihrem aktuellen Roman Knutschpogo. Eine Rezension gibt’s bei uns auf der Mädchenmannschaft.

9. bis 14. Oktober in Bremen: 25. queerfilm Festival Bremen.

10. Oktober in Berlin: Konferenz „Handeln gegen Rechtspopulismus, Antifeminismus und Menschenfeindlichkeit“ der Amadeu Antonio Stiftung.

11. bis 12. Oktober in Berlin: Konferenz Living with Islamophobia.

13. Oktober in Berlin: #unteilbar: Solidarität statt Ausgrenzung – Für eine offene und freie Gesellschaft!

10. November: Naziaufmarsch in Bielefeld verhindern (FB-Link)

Zur Mitte der Woche versammeln wir hier regelmäßig Links zu wichtigen Analysen, Berichten und interessanten Veranstaltungen. Was habt ihr in der letzten Woche gelesen/ geschrieben? Welcher Text hätte mehr Aufmerksamkeit verdient? Und was für feministische Workshops, Lesungen oder Vorträge stehen in den nächsten Wochen an?

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