Alle Jahre wieder mobilisieren rechtskonservative, christliche Fundamentalist*innen zu einem Schweigemarsch unter dem Namen „1000 Kreuze für das Leben“. Und alle Jahre wieder finden sich tolle, feministische Gegendemonstrant*innen zusammen, um den reaktionären, menschenverachtenden Abtreibungsgegner*innen (die sich ironischerweise selbst als „Lebensschützer*innen“ bezeichnen) etwas entgegenzusetzen. Das bekannteste Beispiel dürfte Berlin sein, aber auch in Münster wird in diesem Jahr schon zum wiederholten Mal dagegen protestiert. Im Vorfeld findet bereits eine Mobilisierungstour statt.
Jede dritte Frau* weltweit lässt einmal in ihrem Leben eine Abtreibung durchführen, etwa 70.000 von ihnen sterben jedes Jahr an einem verpfuschten illegalisierten Schwangerschaftsabbruch. Den selbsternannten Lebensschützer*innen geht es also keinesweg um den Schutz von Menschenleben, sondern primär um den Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht von Frauen* und anderen Personen, die schwanger werden können. Auf einem Flyer, der auf der Homepage des Bündnisses zum Download bereit steht, ist dieser Punkt nochmal genauer ausgeführt:
Die Idee, dass man ungewollt schwangere Frauen mit voller moralischer Legitimation dazu zwingen könnte, körperliche Eingriffe zu unterlassen und sie in den Dienst der ‚Lebensrettung‘ eines Fötus zu stellen, basiert auf sexistischen, tradierten Vorstellungen eines Zugriffsrechtes der Gemeinschaft auf den Körper von Frauen und ihrer Reproduktionsfähigkeit. Nur schwerlich käme hingegen jemand auf die Idee, in anderen Bereichen, bei denen die Lebenserhaltung eines Individuums tatsächlich gegeben ist, ein derartiges Zugriffsrecht zu propagieren und Personen zu Eingriffen in ihren Körper – wie beispielsweise Blut-, Nieren- und Knochenmarksspende – zwingen zu wollen.
Abtreibungen sind in Deutschland bis heute illegalisiert, wenn auch unter bestimmten Voraussetzungen straffrei. Ein Grund mehr, am 09. März in Münster für ein selbstbestimmtes Leben und eine herrschaftsfreie Gesellschaft auf die Straße zu gehen. Der vordere Teil der Demonstration soll übrigens als reiner FrauenLesbenInterTrans*-Block gestaltet werden – Männer* dürfen sich aber gerne in den hinteren Reihen solidarisch zeigen. Und wer vorher an der Mobilisierungstour teilnehmen will, kann das hier tun:
04.02.2013 19h Dortmund im Taranta Babu
07.02.2013 20h Düsseldorf im Linken Zentrum
14.02.2013 18:30h Oldenburg im Alhambra
22.02.2013 Witten im Trotz Allem
evtl. 23.02.2013 Berlin
27.02.2013 Mülheim im AZ Mülheim
„Der vordere Teil der Demonstration soll übrigens als reiner FrauenLesbenInterTrans*-Block gestaltet werden – Männer* dürfen sich aber gerne in den hinteren Reihen solidarisch zeigen.“ – gibt es da einen besonderen Grund für? Ich finde das etwas schade…
@ Michi
Ja, es gibt einen Grund dafür, dass es auf Demonstrationen FLTI-Blocks gibt: weil viele Demos cis-männlich dominiert sind und mit solch einem Block zum einen Sichtbarkeit für FrauenLesbenInterTrans* und zum anderen ein Safer Spaces („sicherer Ort“) geschaffen wird. Solch ein Block ist eine Idee, um bestimmte gesellschaftliche Dominanzen aufzubrechen.
Zu dem Block zwei Anmerkungen:
– also es dürfen da nur CisMänner nicht mitlaufen, Transmännlichkeiten sind schon willkommen. Wobei die genaue Blockpolitik auf den Veranstaltungen zu erfahren ist.
– desweiteren ist der Block kein safer space, sondern eine bewusste politische Aneignung eines Raums, der wie du sagst Magda, häufig cis*männlich dominiert ist.
Wir haben vom Bündnis in unserem Aufruf auch erklärt, warum wir einen geschlossenen Block vorne (nur vorne!) wollen:
„Das Absprechen der reproduktiven Selbstbestimmung durch die Kreuzzügler*innen richtet sich vor allem gegen Frauen, da meist sie diejenigen sind über deren Körper entschieden werden soll, wenn es um Schwangerschaftsabbrüche geht. Wir möchten keine Demonstration in der Männer für Frauen sprechen und demonstrieren, sondern eine, in der Männer solidarisch mit Frauen auf die Straße gehen. Deswegen haben wir uns entschlossen die ersten Reihen/den vorderen Teil der Demonstration als reinen FrauenLesbenInterTrans*-Block zu gestalten. Warum kein reiner Frauenblock, sondern auch Inter- und Trans*-Leute? Weil diese sowohl im Weltbild christlicher Fundamentalist*innen als auch in der Wahrnehmung von der Mehrheit der Gesellschaft nicht mal existieren, sie werden marginalisiert, zwangstherapiert und teilweise sogar zwangsoperiert um das „harmonische“ der Zweigeschlechtlichkeit nicht zu gefährden. Auch dagegen möchten wir mit dieser Demonstration vorgehen und halten es für sinnvoll diese Thematik auch durch einen entschlossenen vorderen FLIT*-Block sichtbar zu machen.“