Absurdes aus dem täglichen K(r)ampf

Es ist Sommer, es ist heiß, jede_r müsste draußen sein und sich auf Wiesen suhlen, doch einige schreiben lieber tolle Blogs. Eine kurze und subjektive Zusammenfassung der vergangenen Woche:

Anne Roth berichtet von ihren ganz persönlichen Erfahrungen mit der Bundespräsidentenwahl und ihre Tochter bewertet die Situation mit kindlichem Pragmatismus. Love it!

Zum CSD und Judith Butler haben wir auf Mädchenmannschaft bereits alles gesagt. Der CSD Berlin e.V. nimmt zu ihren Vorwürfen Stellung. Genderini reagiert zu Recht empört (ein bisschen nach unten scrollen bis „Update“). Neben reichlich Dampf hat selbige noch jede Menge interessante Links zum Thema Queer, Rassismus und Feminismus in petto.

Der Transgeniale CSD war meine ganz persönliche Queer-Premiere in diesem Jahr. Auf Genderbefreit gibt es Fotos zu sehen und das Mädchenblog berichtet von sexistischen Übergriffen auf der Veranstaltung.

Das antirassistische Watchblog Der Braune Mob sollte eigentlich in alles RSS-Readern seinen Platz haben. Nicht nur, dass die Autor_innen nicht müde werden, der rassistischen Taz auf die Finger zu schauen… diese Woche macht sich die Autovermietung SIXT einen Namen als White Supremacist. Traurige Erkenntnis: Rassismus hat während der WM Hochkonjunktur. Das weiß auch Adrian Lang und schreibt seine ganz persönlichen Eindrücke von der grassierenden Fankultur auf.

Das Väterblog gibt Hoffnung: Männer profitieren von der Elternzeit, indem sie mit einer höheren Lebenserwartung rechnen dürfen. Na wenn das Mal nicht Vorzeigeobjekt jeder Gleichstellungsarbeit sein sollte! Werft die Gesundheitsberichte für Männer über Bord und den Schnuller in die Hand!

Sexistische Werbung geizt selten mit visuellen Reizen. Noch perfider finde ich allerdings, wenn es nackte Haut gar nicht braucht, um Chauvinismus zu reproduzieren. A Blog of One’s Own ärgert sich über glanzlose Frauen und glänzendes Gold. Wer Zeit und Muse hat, kann gleich eine Mail an den Werberat verfassen. Mal sehen, ob der sich wieder so blamiert wie nach der AXE-Kampagne.

Herzlich gelacht habe ich bei dieser Anekdote aus dem betrieblichen Alltag von dyfustifications: Frauen und Technik (Schublade auf). Frauen im Umgang mit Frauen und Technik (Schublade zu).

Ein Aufreger ist dagegen wert, dass das Erzbistum Köln weiterhin darauf Einfluss hat, welche medizinischen Leistungen das Krankenhaus St. Birgida auch nach der Übergabe an die städtische Trägerschaft Aachen für Frauen anbieten darf. Ginge es nach dem Willen der Geistlichen, darf dort keine Abtreibung durchgeführt und keine Spirale eingesetzt werden, auch die Pille danach soll untersagt sein, schreibt 100 Kreuze in die Spree.

Auf Buchentdeckungen gibt es ein tolles Portrait über die afrodeutsche Schriftstellerin May Ayim zu lesen – mit Auszügen aus ihren Gedichten. Weiteren Lesestoff hat dieStandard.at: „Die unsichtbaren Kämpferinnen“ erzählt die Geschichten von kolumbianischen Frauen, die im bewaffneten Konflikt zur Waffe griffen.

Last but not least: Am kommenden Montag gibt es im Café Tristeza in Berlin-Neukölln eine Book-Release-Party zu „Rassismus auf gut Deutsch“ von Adibeli Nduka-Agwu und Antje L. Hornscheidt.

Die Beiträge dieses Bandes tragen dazu bei, unbewussten oder »gut gemeinten« Rassismus in alltäglichen Sprachpraktiken mit konkreten Beispielen aufzudecken, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie und wodurch Sprache rassistisch aufgeladen wird und welche Alternativen es gibt.

Für eine bessere Vernetzung der (weiblichen) Websphäre listen wir jede Woche auf, was unsere deutschsprachigen Kolleginnen und Kollegen über die Woche so melden und tun. Wenn du selbst ein Blog zu Gender- und Feminismusthemen hast, sag unter post(at)maedchenmannschaft.net Bescheid.

9 Kommentare zu „Absurdes aus dem täglichen K(r)ampf

  1. Taz rassistisch? Sehr gelungene, weil sehr böse Satire zum Wir finden jetzt mal Afrika gut, weil da jetzt WM ist-Hype. Ist glaube ich ein deutsches Problem, dass wahrhaftig böser Galgenhumor hier immer gleich so wahnhaft verfolgt wird. D ist eben eine Konsensgesellschaft.

  2. >Werft die Gesundheitsberichte für Männer über Bord und den Schnuller in die Hand!

    Da gibt es nichts über Bord zu werfen, denn es gibt ja keine Gesundheitsberichte für Männer. Wenn es andersherum wäre und jemand soetwas schreiben würde, wäre es natürlich wieder eine ganz schlimme Diskrimminierung.

  3. @Terence Ja echt ey, immer diese Schwarzen, Frauen, Behinderten oder anderweitig bis heute benachteiligten Gruppen. Man kann doch nicht immer Rücksicht nehmen, sondern will auch mal wieder richtig Spaß auf deren Kosten haben. Da müssen die sich doch echt nicht anstellen.

    Wenn die Satire gelungen wäre, sollte sich die Diskussion um das angesprochene Thema drehen. Tut sie aber nicht. Une es ist, wenn man tatsächlich den Eintrag des Braunen Mobs liest, auch nicht das erste Mal gewesen, dass die taz daneben gegriffen hat.

  4. @Männerarzt: Dass es keinen Männergesundheitsbericht gibt, liegt u.a. daran, dass Männer erstmal die Standardeinstellung sind und Frauen als das „Abweichende“ gesehen werden (vgl. auch Deutsche Fußballnationalmannschaft und Deutsche Frauenfußballnationalmannschaft). Daneben gibt es natürlich noch eine Reihe weiterer sexistischer Mechanismen, die aber nicht von z.B. Feminist_innen bedingt, sondern sichtbar gemacht werden. Weiterhin gilt auch heute und hier die Netiquette.

  5. @Helga

    Nichts von dem, was Du mir vorwirfst, habe ich gesagt. Aber das illustriert die Haltung, die ich meinte

  6. Klar hast du das nicht gesagt, ein Merkmal des Sarkasmus ist ja die Überzeichnung.

    Wenn die taz sich über den „Auf einmal finden wir Afrika toll“-Hype lustig machen will, sollte das gehen, ohne Afrikaner_innen und Afrodeutsche (die mit dem Titel wieder einmal ausgegrenzt wurden) zu beleidigen. So hat sich die taz auf die Stufe jener gestellt, die sie eigentlich anprangern wollten.

  7. Netiquette Punkt 9:

    Geh grundsätzlich vorsichtig mit ironischen oder sarkastischen Bemerkungen um. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Andere diese nicht als ironisch oder sarkastisch erkennen, denn schriftliches Augenzwinkern funktioniert fast nie.

  8. @netti: Tatsache, ich hatte ursprünligch </sarkasmus> in meinem obigen Kommentar eingefügt, aber das hatte WordPress leider gefressen.

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