Über Frau Liebe wurden wir auf eine Aktion von Amnesty International anlässlich des kommenden Weltfrauentags aufmerksam: Nähen für die Rechte von Frauen. Achtung, der Einsendeschluss ist schon in der nächsten Woche, also schnell ab an die Nadeln!
Eigentlich wollen sie mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen und landen doch nur wieder im Büro – die neuen Väter. Dass es trotzdem einen Väterhype gibt, läge eher an geschickter Selbstinszenierung, so Jeanne Rubner in der Süddeutschen.
Apropos Büro:
Frauen sollen verpflichtet werden, vor einer Abtreibung einen Ultraschall auf eigene Kosten vornehmen zu lassen? Okay, aber dann sollten aus Gründen der Geschlechtergerechtigkeit Männer bevor sie Medikamente gegen Erektionsstörungen verschrieben bekommen sowohl rektal untersucht werden, als auch sich einem kardiologischen Belastungstest unterziehen. Das zumindest findet US Senatorin Janet Howell. Mehr dazu in der Huffington Post.
Neues von der Revolution: Letztes Jahr noch wurde Manal Al-Sharif verhaftet, weil sie in Saudi-Arabien Auto gefahren war. Nun verklagt sie mit einer weiteren Aktivistin die Regierung, da sie für Frauenfahrverbot keine rechtliche Grundlage sieht, wie Muslim Women News berichtet. Ein ausführliches Portrait von ihr gibt es bei der Global Mail.
In Ägypten stehe den Frauen ebenfalls ein langer Kampf bevor, schreibt Al Jazeera. Trotz ihres Einsatzes in der Revolution sind ihre Rechte weiter gefährdet – von der Militärregierung und den islamistischen Parteien.
Déjà vu dann in Syrien: Thelma Etim beantwortet in der Huffington Post die Frage, warum der Einsatz der syrischen Frauen medial nicht gewürdigt wird.
An-Sofie Dewinter, Tochter des belgischen Rechtspopulisten Filip Dewinter, möchte ein politisches Statement abgeben. Das tut sie bekleidet mit Bikini und Niqab. Die Fragezeichen in den Gesichtern können hier aufgelöst werden.
Zum Anschauen:
Ein Video bei tagesschau.de über eine Besserungsanstalt bei Baltimore. Dort entspannen die Insassen beim therapeutischen stricken. Schade nur, dass tagesschau.de im begleitenden Text gleich mehrmals von „Mädchenkram“ schreibt…
Termine gibts nach dem Klick!
15.-18. Februar in Berlin: Audre Lorde – die Berliner Jahre 1984-1992
ab 18. Februar bis Mitte März in Hamburg: Proudly African & Transgender – Ausstellung und Filme, prästentiert von Queeramnesty
An-Sofie Dewinter wird hier über ihren Vater definiert, das muss nicht sein. Sie ist selbst überzeugte Aktivistin bei Vlaams Belang und inszeniert sich regelmäßig und gern als freundliches Gesicht der Partei/Jugendorganisation.
Was den Artikel bei der sueddeutschen anbelangt: Eigentlich ganz interessant, vor allem die Statistiken lassen viel Raum zur Interpretation. Aber ab der zweiten Seite wird er so polemisch und geradezu beleidigend, dass man ihn unmoeglich empfehlen kann.
Zitat: „Die neuen Väter, die sich um ihre Kinder kümmern, ähneln den Männern, die kochen. Die stehen auch nicht einfach nur in der Küche und bereiten Kohlrouladen für ihre Familie vor. Sondern sie kochen, ein Glas Rotwein in der Hand, für ihre besten Freunde. Sie inszenieren das Kochen als Event, und sind danach zu erschöpft, um aufzuräumen.“
Ich bin fassungslos.
In der Tat – da kommen einem natürlich die Tränen, wenn es eine Autorin wagt, sich über kochende Männer lustig zu machen – schon krass, was man alles aushalten muss als weißer deutscher Mann… *eyeroll*
Im übrigen lassen die Statistiken ganz schön wenig Raum für Interpretation.
Wenn 20 Prozent der Väter Elternzeit nehmen, von diesen 20 Prozent aber 75 Prozent nur für die minimalen 2 Monate; wenn Männer, die nicht lohnarbeiten, trotzdem weniger Zeit mit ihrem Kinder/ihren Kindern verbringen als voll berufstätige Mütter; wenn Männer, die in Elternzeit sind, trotzdem weniger Zeit mit Haushaltsarbeit verbringen als voll berufstätige Mütter (siehe Erhebung der Bundesregierung von 2010); wenn 90 Prozent männlicher Vorstandsmitglieder Kinder haben, aber nur 40 Prozent der weiblichen und wenn Väter nicht gar weniger arbeiten nach der Geburt ihrer Kinder, sondern mehr, dann weist das nicht nur darauf hin, dass Geschlechterstereotype weiter festgeschrieben werden, auch wenn es jetzt irgendwie „modern“ aussehen soll, sondern das wohl (auch wenn man selbstverständlich beachten muss, dass die strukturelle Diskriminierung von Frauen am Arbeitsmarkt es für viele heterosexuelle Paare nötig macht, dass der höher bezahlte Elternteil weiterarbeitet) trotz viel Rhetorik und viel Tamtam um die „neuen Väter“ ganz schön wenig Neues passiert.
Daher tut es mir um die Krokodilstränen, die vergossen werden, wenn es eine Autorin wagt, sich über manche Männer lustig zu machen, auch bestimmt nicht leid. Fassungslos bin ich persönlich ja über die Realität.
Mir hat der Text als ich ihn gelesen eigentlich auch gefallen.
Ich kann die Kritik die Kritik von „anonym“ aber durchaus nachvollziehen. Der entscheidende Punkt würde ich aber da verorten, dass ähnlich wie bei den Prenzlberg-Muttis Klisches reproduziert werden die (wenn überhaupt) nur in einem sehr elitären (wohlhabenden) Personenkreis wirklich zutreffen. Kann natürlich sein, dass mein Umfeld (studentisch; Arbeitermillieu) nicht repräsentativ ist, aber für mich klingt das wie aus einer (schlechten) Männerzeitschrift. Die ungleich verteilte Hausarbeit lässt sich nicht bestreiten, aber die meisten Männer die ich erleben sind, wenn sie denn mal etwas kochen, dabei eher pragmatisch als extravagant…
Mir ist unklar, warum wir uns hier an dem Kochen aufhängen müssen? Was interessiert es mich denn, ob meine männlichen* Freunde mit Rotweinglas oder ohne kochen und ob es Spaghetti aus der Dose gibt oder nicht? Das Koch-Beispiel ist nur die süffisante Überspitzung des grundlegenden Problems, das in dem Artikel geschildert wird.
[By the way: Wenn man den Artikel aufmerksam liest, dann erkennt man, dass die Autorin durchaus auch Kritik an dem Verhalten mancher Mütter übt – das fällt hier aber unter den Tisch vor lauter Empörung über böse Männerklischees…]
Der eigentliche Punkt des Artikels ist doch aber
1) wieviel Wirbel um die kleine Prozentzahl männlicher* Elternzeitnehmer gemacht wird, die dann auch noch nur die 2 Monate nehmen, die man nehmen muss, um 14 zu bekommen, und wieviel Medien- und sonstige Aufmerksamkeit manchen Männern für Selbstverständlichkeiten geschenkt wird;
2) das Faktum, dass die Care- und Reproduktionsarbeit trotz alldem immer noch zum überragenden Teil an den Müttern/Frauen* hängenbleibt, ob sie nun voll beruftätig sind oder nicht
3) dass trotz dem Gerede von „Vereinbarkeits“-Wünschen für das Gros der berufstätigen Männer* die Karriere eben doch zum einen selbstverständlichen Vorrang, zum anderen selbstverständliche Rückenfreiheit hat durch die Reproduktionsarbeit ihrer Frauen*,
und dass das 4) ganz klar zum einen durch strukturelle Diskriminierung von Frauen* im Arbeitsmarkt, sowohl vertikale als auch horizontale, begründet liegt, aber offensichtlich auch darin, dass sich trotz dem gegenteiligen Gerede (das Zitat Ulrich Becks ist im Artikel ja auch aufgenommen) an den festgeschriebenen Geschlechterrollen und -ansprüchen nichts geändert hat.
Durch die pseudo-moderne Rhetorik werden Realitäten gleichzeitig verschönert und verschleiert, und somit die Diskussion, und erstrecht der Aufbruch, jener Diskriminerungen noch erschwert. Dass sich hier Leute jetzt an der Satire von kochenden Männern aufhängen, zeigt doch nur, wie wenig man sich mit der eigentlichen Problematik auseinandersetzen will, und statt dessen ein bißchen über teh menz reden – die Statistiken sind auch einfach zu unschön, um weiter darauf einzugehen, da muss man schnell ablenken…?
…bei horizontale und vertikale fehlt die: *Segregation
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,814036,00.html – zur wieder aufflammenden Abtreibungsdebatte in den USA.
@accalmie: exakt! ich finde auch, dass das Thema dieses Artikels ignoriert und stattdessen auf ein überspitztes Beispiel hinweist, welches in dem Zusammenhang im Grunde vollkommen irrelevant ist.
@accalmie, Jule
Also wie jetzt: Wenn das Thema eines Artikels existierender Sexismus ist, dann ist es prinzipiell illegitim, wenn Leute darauf hinweisen, dass sie in einem Teil klassistische oder rassistische Elemente erkennen? Und über die „Relevanz“ dieses „überspitzten Beispiels“ dürft dann natürlich Ihr entscheiden?
Sorry. Ich nehme mir das Recht heraus nur Teile von Artikeln, etc. zu kommentieren. Das heißt nicht, dass ich mit dem Rest nicht übereinstimme. Manchmal möchte ich aber z.B. einfach sagen: „Das Wort ist rassistisch…“
In diesem Fall sehe ich in dem „überspitzten Beispiel“ eine klassistische Komponente. Heißt nicht dass ich da richtig liegen muss. Aber die Art wie accalmie hier versucht die Disskussion zu delegitimieren bestätigt mich nur in meinem Verdacht…
@let: Genau, ein Satire-Absatz über kochende Männer mit einem Rotweinglas in der Hand, der die Selbstinszenierung mancher Väter bei gleichzeitiger Ignoranz gegenüber selbstverständlicher Reproduktionsarbeiten illustrieren soll, ist sexistisch und „klassistisch“. Weil nur reiche Leute jemals Wein trinken beim Kochen. Und weil sich über kochende Männer, die dann nicht aufräumen wollen, lustig zu machen totale „Misandrie“ ist. *facepalm*
Merkst Du was? Sowas wie: Diskriminierung = Vorurteil + Macht? Oder merkst Du, dass es unglaublich daneben ist, wenn sich eine Autorin über manche (meist weiße, deutsche in diesem Kontext) Männer BEIM KOCHEN lustig macht, die am eigentlichen Punkt des ganzen Artikels vorbeigehende Kritik an so krasser Bösartigkeit mit „Wehret den Anfängen“/Anti-Rassismus gleichzusetzen? Und darf ich wetten, daß Du weiß und männlich bist und mir jetzt beibringen musst, wie das mit dem antirassistischen Feminismus wirklich geht?
Über die Relevanz des Beispiels entscheidet der Kontext. Und auf den bist Du immer noch nicht eingegangen. Stattdessen ziehen sich hier Leute an dem Kochbeispiel hoch und erwähnen mit keinem Wort (oder einfach mal in ’nem Nebensatz) die eigentliche Unterdrückungsstruktur, die in diesem Artikel aufgezeigt wird.
Und ich gehe jetzt nicht mehr auf die peinlichen Oppression Olympics mit oppressors ein, die nur verhindern, dass man sich mit der Problematik auseinandersetzt, die der Artikel geschildert hat. Das hat nichts mit der Delegitimierung einer „Diskussion“ zu tun (welche Diskussion denn eigentlich?), sondern damit, dass es hier nicht um die Wohlfühlbedürfnisse gekränkter, 1a-kohlrouladen-kochender Männern geht, die schon so lange keinen Rotwein mehr in der Hand hatten in der Küche, sondern um den Sexismus, der perpetuiert wird durch das Verhalten vieler Väter.
Aber darüber reden wir immer noch nicht, weil Du Dich lieber als Retter bestimmter Unterdrückter stilisierst, als auf den Kern des Artikels einzugehen.
Das Problem beim von anonymus zitierten Teil ist doch nicht das Kochen, sondern der Vorwurf gegen „Die neuen Väter, die sich um ihre Kinder kümmern“. Die unnütze Polemik im Artikel ist die Unterstellung des Selbstdarstellertums bei Vätern, die sich um ihre Kinder kümmern. Statistisch unterlegt ist bloss, dass sich kein klarer Trend gezeigt hat, dass Väter im Allgemeinen sich mehr Zeit zur Erziehung nehmen wollen. Also dass nicht alle Väter diese „neuen Väter“ sind. Glaubhaft ist, dass Männer, die sich sichtbar stärker um ihre Kinder kümmern als andere Männer, lob einkassieren, während Frauen, die im geschäftlichen Umfeld mit Kindern auffallen kritisiert werden. Doch dies wird nicht weiter Diskutiert. Stattdessen lese ich eine polemische Vermischung von Vätern, die sich um ihre Kinder kümmern, mit der falschen Behauptung, das dies jetzt allgemein so sei. Während die falsche Behauptung, dass jetzt Väter im Allgemeinen sich stark um die Kinder kümmern, widerlegt wird, tendiert der Artikel auch zur Implikation, dass die Väter, die sich um ihre Kinder kümmern, dies nicht wirklich tun, sondern rein zur Selbstdarstellung so erscheinen wollen. Dies müsste nicht sein.
Hart ist es, mit Leuten zu diskutieren, die quintessentiell schreiben, dass der Vorwurf von Sexismus schon „glaubhaft“ ist (danke!), und dann erneut am Punkt vorbeireden, weil es UNTER ANDEREREM um den manche Männer hart treffenden Vorwurf der Selbstinszenierung geht. Das ist ein Teil, ja, aber eben nur einer:
Die Autorin schreibt, dass manche Männer (z.B. in ihrem ersten anekdotischen Beispiel bei der KollegInnenrunde) ihre Kinder gerne als Charme-Booster einsetzen, während Frauen dafür gelangweilte oder feindelige Blicke/Kommentare ernten würden. Diese Selbstinszenierung und, vor allen Dingen, die mediale Rezeption von sogenannten „Vätermonaten“ (die ja nie solche waren, sondern solche wurden, indem sich die meisten Väter auf 2 Monate festlegten) widerspricht, wie die Autorin schreibt, jedoch der Realität – und das ist das Wichtige an der Sache: nämlich, dass trotz des „modernen“ Anscheins nach die Betreuungsarbeit der Kinder, wie die im Artikel angesprochenen Statistiken zeigen, sowohl für voll berufstätige Mütter als auch für nicht-berufstätige Mütter die Hauptaufgabe innerhalb der Familie bleibt.
Ihr nächstes ankedotisches Beispiel, die Koch-Szene, dient als Illustration von vermeintlich gelebter Haushaltsarbeits-Gleichberechtigung, wenn es hier doch nur darum geht, gelegentlich etwas Besonderes auf die Beine zu stellen und sich dafür selbst über den Klee zu loben, während die alltägliche Reproduktionsarbeit, wie die Statistiken zeigen, erneut an Frauen* hängen bleibt, ob sie nun voll berufstätig sind oder nicht. Es geht hier also durchaus um die Diskrepanz zwischen Schein und Realität, zwischen Selbstinszenierung und tatsächlichem Verhalten, zwischen der Eigen- und Fremd-Lobhudelei für bestimmte, pseudo-moderne Väter und der kontinuierlichen Festschreibung von Geschlechterrollen und -bildern.
Das Fazit des Artikels bringt die Problematik noch einmal auf den Punkt: „Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Es ist großartig, dass Männer endlich einsehen, dass auch sie sich um ihre Kinder kümmern sollten und müssen. Doch mit zwei Monaten Elternzeit allein ist es nicht getan.“
Natürlich ist der Artikel bissig – sonst interessiert das ja keineN, wenn man über dieses Ding mit Gleichberechtigung schreibt. Natürlich ist der Artikel überspitzt, sonst würde vielleicht auch nicht klar, wo hier die Absurdität liegt. Nicht alle Väter inszenieren sich selbst bei der Kinderbetreuung. Aus persönlichen und medialen Erfahrungen tun es aber viele doch, weil für zwei Monate Windeln wechseln wohl schon ein Verdienstorden drin sein muss – was besonders lustig ist, weil selbst voll berufstätige Mütter immer noch mehr Zeit mit dem Nachwuchs und Hausarbeit verbringen als deren Väter in Elternzeit…
Warum man bei solchen Zahlen dann nicht auch mitunter polemisch werden kann, scheint mir dann ein Rätsel zu sein. Stattdessen wird dann auf einer feministischen Seite diskutiert, warum sich (manche) Männer* jetzt davon angegriffen und beleidigt fühlen, und wie gemein das doch alles ist, weil man selbst ja ohne Rotweinglas kocht. Das meine ich mit „am Punkt vorbeireden“. Man hätte ja auch mal feststellen können, dass diese Situation eigentlich ganz unerträglich ist – jedenfalls ’n bißchen. Und diskutieren können, was man tun könnte. Aber nein, wird reden über männliche* Befindlichkeiten und die schwere Last, die sich nicht-selbstinszenierende „neue“ Väter tragen müssen dank Artikeln wie jenem.
Und da kommt die so umstrittene Frage der Selbstinszenierung mit voller Ironie zurück.
Genauso wie accalmie finde ich es bemerkenswert, welch teilweise starken Reaktionen der SZ-Väter-Artikel hier auslöst. So wird nicht das Thema diskutiert, um das es dort geht (nämlich die nach wie vor klaffende krasse Lücke zwischen den familiären Zuständigkeiten der verschiedenen Elternteile), sondern in erster Linie bemängelt, dass die Autorin gegen Väter polemisiere – und zwar noch nicht mal gegen Väter generell, sondern in erster Linie gegen eine ganz bestimmte Gruppe: gegen Väter mit dem, was man landläufig wohl als „gute Jobs“ bezeichnen würde. Insgesamt geht es hier um eine gesellschaftliche Gruppe – männlich*, cishetero, überwiegend wohl weiß, eher jung bis mittleren Alters, tendenziell eher gut verdienend – , um die mensch sich im großen und ganzen eher wenig Sorgen machen muss, was ihr gesellschaftliches Standing, ihren wirtschaftlichen und politischen Einfluss angeht. Da könnte mensch selbst bei Ignoranz gegenüber der hard facts jetzt eigentlich auch mal ganz generös sagen, ach komm, wenn jemand ein bisschen Satire verträgt, dann ja wohl die – bzw. „wir“. Und Angesichts eines Blicks auf die Zahlen und Fakten, mit denen die Polemik hier ja nun wirklich auch noch unterfüttert ist, frage ich mich, wie mensch ernsthaft irritiert darüber sein kann, dass jemand, die/der diese Fakten journalistisch aufbereitet, polemisch wird…
So. Und jetzt, wo ich accalmies letzten Kommentar gelesen habe, der sich mit meinem wohl zeitlich überlappt hat, kann ich nur nochmal sagen, ja genau und vielen Dank für die treffende Zusammenfassung und könnte meinen Kommentar von eben eigentlich auch wieder wegräumen :-)
Es ist doch noch viel schlimmer: die nehmen die 2 Monate Elternzeit doch nur, weil sie so insgesamt 14 Monate ElternGELD vom Staat bekommen. Elternzeit kann man noch viel länger nehmen, wenn man denn will. Viele der ’neuen‘ Väter, die ich kenne, die ganz heroisch 2 Monate Elternzeit genommen haben, waren gleichzeitig mit der Mutter in Elternzeit, die wiederum auch nach den 2 Monaten Elternzeit der Väter weiterhin in Elternzeit war.
@ accalmie
> Natürlich ist der Artikel bissig – sonst interessiert das ja keineN, wenn man
> über dieses Ding mit Gleichberechtigung schreibt. Natürlich ist der Artikel
> überspitzt, sonst würde vielleicht auch nicht klar, wo hier die Absurdität liegt.
Das sehe ich anders. Man kann sich durchaus auch mit diesem Thema sachlich, kritisch und ruhig auseinandersetzen.
@Anna-Sarah
> Genauso wie accalmie finde ich es bemerkenswert, welch teilweise starken
> Reaktionen der SZ-Väter-Artikel hier auslöst. So wird nicht das Thema
> diskutiert, um das es dort geht [..], sondern in erster Linie bemängelt, dass die
> Autorin gegen Väter polemisiere.
Ich sehe das Problem nicht. Ich habe mich zu einem Teil des Artikels geaeussert. Ich habe nicht behauptet, es sei der Wesentliche. Ich habe den Artikel insgesamt als interessant bezeichnet und auch gerade die Statistiken.
Fuer accalmie ist die Botschaft klar:
> Im übrigen lassen die Statistiken ganz schön wenig Raum für Interpretation.
Quellen gibt die SZ, soweit ich sehen konnte, nicht an. Zum wissenschaftlichen Usus gehoert es nicht, eine Statistik in dieser Form zu praesentieren:
> [..] 90 von einhundert männlichen Führungskräften Kinder haben – aber nur 40 Prozent aller weiblichen?
Es gab also 100 maennliche Fuehrungskraefte, von denen 90 Kinder haben. Bei den weiblichen Fuehrungskraften ist nur von Prozenten die Rede. Vierzig Prozent, das koennten auch zwei von fuenf Frauen sein. Das waere eine verschwindend kleine Stichprobe.
Erhalten bleibt hier eine Suggestion und der Schein von wissenschaftlichem Arbeiten.
Und Korrelation ist nicht Implikation: http://xkcd.com/925/
Zum sachlichen Argumentieren gehoert auch, ad-hominem-Argumente[1] aussen vor zu lassen. So ist es z.B. unerheblich, welches Geschlecht und welche Hautfarbe mein Gegenueber hat.
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Argumentum_ad_hominem
Damit beziehe ich mich speziell auf accalmies Antwort an let
> Und darf ich wetten, daß Du weiß und männlich bist und mir jetzt beibringen
> musst, wie das mit dem antirassistischen Feminismus wirklich geht?
Ich kann durchaus gleichzeitig Mann sein, mich tagtaeglich in der U-Bahn von sexistischer Werbung angewidert fuehlen, und trotzdem klar, ohne Beleidigungen und ohne Caps-Lock hier meine Meinung kundtun.
@anonym: Ich kenne mich ganz gut mit Statistik aus, danke. Der Artikel, um den es hier geht, ist jedoch kein Aufsatz in einer wissenschaftlichen Zeitschrift. An dieser Stelle jetzt methodische Detailkritiken mit Bezug auf „wissenschaftliches Arbeiten“ abzuhandeln, führt vom eigentlichen Gegenstand der Diskussion weg. Ich kann die Originalstudienergebnisse nicht aus dem Ärmel schütteln, vermutlich genauso wenig wie du, aber ich halte das an dieser Stelle auch wirklich für einen Nebenschauplatz. Dass es quantitative Schieflagen bei Care Work und familiären Zuständigkeiten gibt, lässt sich nicht wegmethodologisieren.
„Man“ kann schreiben, wie „man“ möchte – die Autorin tut meines Erachtens auch größtenteils das von dir geforderte, hat aber einen streckenweise polemischen Tonfall gewählt. Aus gutem Grund. Das sog. tone argument, also die Forderung, dass Menschen, die Missstände benennen, dies doch bitte ausschließlich in allzeit freundlichen Worten tun sollen, ist eine ziemlich perfide Strategie der Schuldumkehr und Problemverlagerung.
Das wird immer wieder behauptet. Ist es aber defintiv nicht. Klar, in einer idealen Welt, in der es keine gruppenbezogene Benachteiligung, kein Machtgefälle zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen gibt, wäre das so. In so einer Welt leben wir aber nicht. Zum „sachlichen Diskutieren“ gehört es daher unbedingt, die eigene Position, aus der ich selbst spreche, zu analysieren und offen zu legen und auch in Beziehung zur Position der Kommunikationspartner_innen zu setzen, anstatt so zu tun, als könnte ich in einer Diskussion eine neutral-objektive, jeglicher sozialer Verfasstheit bare Position einnehmen. Mit ad hominem hat das eher wenig zu tun. Es ist durchaus ein Unterschied, ob ein Mann* einer Frau* was über Sexismus erklärt oder umgekehrt. Und dein letzter Satz veranschaulicht das auch ganz gut: Wie du selbst sagst, bist du von z.B. sexistischer Werbung als Mann* anders betroffen, berührt und angesprochen als Frauen* es womöglich sind.
@Anna-Sarah:
Das wollte ich nicht bezweifeln. Viel Erfahrung mit Statistiken waere aber eher nuetzlich beim Erheben als beim Interpretieren, wenn nahezu keine Informationen zur Verfuegung stehen. Selbst wenn man annimmt, dass auch hundert Frauen in Fuehrungspositionen befragt wurden, ist z.B. nicht geklaert, was eine Fuehrungsposition eigentlich ist. Kann es davon in einem Unternehmen nur eine geben oder auch viele? Bezieht sich die Studie also vielleicht nur auf ein einziges Unternehmen? Oder auf Unternehmen aus nur einer Stadt? Man weiss einfach zu wenig.
Ich habe in meinem ersten Kommentar zwei Punkte angesprochen: Die Statistiken und die Polemik. Beide wurden von accalmie aufgegriffen. Ich sollte also darauf antworten duerfen.
Der Tonfall ist ein Kritikpunkt, durchaus aber nicht der einzige oder entscheidende: Hier werden Dinge zusammengeworfen, die nicht zusammengehoeren: Es geht in dem Artikel eigentlich um Vaeter. Und auf einmal geht es um Maenner, die kochen und danach nicht abwaschen. Das ist unsachlich.
Mit ad hominem hat das sogar sehr viel zu tun. Ad hominem ist jegliches Diskussionsverhalten, das einen Zusammenhang zwischen dem Gesprochenem und dem Sprecher herstellt. Ein argumentativer Schlag unter die Guertellinie.
Jeder Sprecher und jede Sprecherin ist voreingenommen. Das bringt ihn oder sie dazu, gewisse Argumente vorzubringen und andere zu verschweigen. Wenn Sie nun der Meinung sind, er oder sie hielte wichtige Argumente gegen seine oder ihre These zurueck, so bringen Sie sie und unterstellen Sie nicht einfach die Existenz dieser Argumente.
Das klingt weit unfreundlicher als es sollte. Hier eine neue Fassung: