I Started A Blog And All I Got Was This Lousy T-Shirt

Shirts mit irgendwelchen Sprüchen und Slogans drauf können ja eine prima Sache sein. Ich kann damit etwas, das mich bewegt, zum Ausdruck bringen, mich der Welt als Person mit bestimmten Vorlieben oder Ansichten präsentieren, kann zeigen was ich wichtig finde und wer ich bin. Wenn ich also z.B. mit jemandem aus der Digital Bohème romantisch involviert bin, kann ich das – sofern ich irgendwas zwischen Größe 34 und 42 trage – mit dem passenden C&A-Oberteil zeigen. Top.

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Screenshot vom C&A-Onlineshop

An der Aussage „I’m in love with a blogger“ ist ja auch so erstmal nichts Schlimmes dran. Verliebt in eine_n Blogger_in, why not? Ich selbst kenne so einige Bloggerinnen, die zu den hinreißendsten Menschen gehören die ich je getroffen habe. Und was ich so wichtig finde, dass ich es der Welt qua T-Shirt-Aufdruck über mich mitteilen möchte, ist ja auch erstmal meine Sache.

Es überrascht wenig, dass man bei C&A dasselbe Motiv in der Männerabteilung vergebens sucht. Denn es ist weder sonderlich spannend noch identitätsstiftend, in wen so ein Typ verliebt ist, da interessieren mehr Musikgeschmack oder bevorzugte Sportart, das sagt doch viel mehr über den Menschen als solchen aus. Außerdem zeigen heterosexuelle Männer – alle anderen sind ja nunmal Minderheit und daher marketingtechnisch vernachlässigbar – bekanntlich ihre Gefühle  nicht  gern so direkt – die machen das eher  subtil, mittels objektifizierter Frauenkörper(teile), das ist aber wertschätzend gemeint. Und weil Frauen sich für Computer nicht so interessieren,  gibt es bestimmt eh nur ganz wenige Bloggerinnen, geschweigedenn solche, in die man(n) sich verlieben könnte…

Außerdem, mal ehrlich: Also klar, „Blogger“, im Englischen ist das geschlechterübergreifend, und außerdem generisches Maskulinum – aber so’n bisschen missverständlich ist das vielleicht doch, wenn so ein Typ sich „I’m in love with a blogger“ auf die Brust schreibt, hihi, und das lassen wir dann vielleicht lieber mal, das kommt bei der Kundschaft wohl nicht so gut an.  Androzentrisch und heterosexistisch ist das Shirt und die Tatsache, an wen es (nicht) vermarktet wird, allerdings null, denn wie gesagt, „Blogger“ kann ja auch Bloggerin heißen, also da sind keinesfalls nur heterosexuelle Frauen mitgedacht!

Frauen, klar, die definieren sich schon viel über ihre Männerbeziehungen – Tochter des, Freundin von und so. Und wenn der Lover einen coolen Job hat oder ein Hobby, das was hermacht, das ist ja auch ein Statussymbol und sagt etwas über den Wert seiner Partnerin aus.  Und natürlich sind Blogger cool! Und natürlich ist für Frauen Liebe ganz ganz wichtig.

Übrigens im C&A-Frauensortiment nicht auffindbar: ein Shirt mit der Aufschrift „I’m a blogger“ oder meinetwegen „I’m in love with my blog“. Aber ich versteh das schon, Frauen bloggen eben kaum, und es ist natürlich auch wesentlich interessanter, in wen eine Frau verknallt ist als was sie selbst so macht – und außerdem, was, über das eine Frau bloggt, sollte wohl so spannend sein, dass sie damit auf einem Shirt hausieren gehen wollen würde? Das ist jetzt einfach eine Beobachtung, mit Sexismus hat das nichts zu tun .

Ich persönlich habe eigentlich – abgesehen von den vermutlich skandalösen Produktionsbedingungen – gar nichts einzuwenden gegen dieses Shirt, im Gegenteil: Ich überlege, es meinem Boyfriend zu schenken.

9 Kommentare zu „I Started A Blog And All I Got Was This Lousy T-Shirt

  1. „Ich persönlich habe eigentlich – abgesehen von den vermutlich skandalösen Produktionsbedingungen – gar nichts einzuwenden gegen dieses Shirt, im Gegenteil: Ich überlege, es meinem Boyfriend zu schenken.“

    Na super, dann hat sich das Marketing ja gelohnt. Und kostenlose Werbung gibt’s auch noch.

  2. Ja genau, immer wenn wir hier was kritisieren, machen wir eigentlich Promotion dafür (aber wie kommst du auf kostenlos…?). Das sind nämlich alles immer Phänomene, die vor uns noch niemand zur Kenntnis genommen hat – seien es TV-Shows, Kosmetikprodukte, T-Shirts, was auch immer: ohne uns würde das alles niemand gucken oder kaufen. Sollte man alles ignorieren, dann geht das ganze doofe Zeugs (Sexismus und so, diese Sachen die womöglich unausgelastete Feministinnen überhaupt erst erfunden haben, damit sie was zum drüber aufregen haben) von alleine weg. Oh wait…

  3. Ach je … da gabs doch vor einigen Monaten mal ein ähnliches Shirt bei H&M mit dem Aufdruck „I fancy the lead singer“. Ich habs mir gekauft und fett in rot das „fancy“ mit „AM“ überschrieben. So stimmt’s auch. Fixed that for you!

Kommentare sind geschlossen.

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