Fanny Lewald, geb. Markus, wurde heute vor 200 Jahren am 24. März 1811 in Königsberg als ältestes von neun Kindern geboren. Sie war eine deutsche Schriftstellerin und setzte sich für Frauenrechte ein.
Bis zum 14. Lebensjahr besuchte Fanny eine Privatschule, danach war ihre Ausbildung offiziell beendet – ein Universitätsstudium blieb ihr verwehrt. Fanny verließ die höhere Töchterschule, um sich mit Handarbeit, Hausarbeit und Klavierspielen auf das Leben einer Ehefrau und Mutter vorzubereiten – so wie ihr Vater es wünschte.
Schon als Kind spürte Fanny den Antisemitismus; mit 19 Jahren trat sie formal zum protestantischen Glauben über. Ein Jahr später nahm die gesamte Familie den Namen Lewald an, wohl in der Annahme, dadurch nicht mehr sofort als „jüdisch“ erkennbar zu sein.
Ab 1840 wurde Lewald schriftstellerisch tätig und veröffentlichte bis zu ihrem Tod Dutzende von Romanen, Märchen, Briefe und autobiographische Schriften, teils anonym, aus Rücksicht auf die Familie. Als 34jährige zog sie nach Berlin und versuchte durch das Schreiben ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Auch in Lewald’s Leben galt: Das Private ist Politisch. So schreibt die Junge Welt
Fanny Lewalds politische Schriften repräsentierten die frühe bürgerliche Frauenbewegung. Sie forderte das uneingeschränkte Recht der Frauen auf Bildung und auf gewerbliche Arbeit, ebenso wie sie sich gegen die Zwangsverheiratung junger Frauen einsetzte. Lewald selbst hatte sich in ihrer Jugend erfolgreich der Verheiratung mit einem ungeliebten Mann widersetzt.
Zum Frauenwahlrecht hatte Lewald eine ganz „spezielle“ Einstellung, wie fembio beschreibt
[Lewald] geht davon aus, dass Frauen genau so begabt sind wie Männer und verlangt das Selbstbestimmungsrecht und die Gleichstellung in Arbeitswelt und Ehe. Das allgemeine Wahlrecht, meint sie, stünde Frauen allerdings noch nicht zu; zuerst müssten sie gebildet werden. Gymnasien und Universitäten sollten also Frauen ihre Türen öffnen.
Zeit ihres Lebens setzte sich Fanny Lewald für die Rechte der Juden und Jüdinnen und für die Emanzipation der Frauen ein. Diskriminierung und Ungerechtigkeiten waren oft Hauptthema in ihren Romanen und Erzählungen. Sie plädierte außerdem für eine „schwesterliche Solidarität“ der bürgerlichen Frauen mit den Arbeiterinnen.
1889 verstarb Fanny Lewald in Dresden, wurde jedoch in Wiesbaden beerdigt.
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Lesetipps:
- In „Osterbriefe“ stehen die Lebensrealitäten von Dienstbotinnen, Fabrikarbeiterinnen und Handarbeiterinnen im Vordergrund. Mit ihren Geschichten machte Lewald auf deren (sexuelle) Ausbeutung aufmerksam.
- Ihre Streitschrift „Für und wider die Frauen„, welche 14 Briefen an John Stuart Mill umfasst, zeichnet ein komplexes Bild der sozialen Umstände der Zeit und gibt Einblick in frühe emanzipatorische Bestrebungen.
Veranstaltungstipps:
- Düsseldorf, 26. März: Dr. Gabriele Schneider, Biographin von Fanny Lewald, spricht über die Tradition des literarischen Salons in Berlin, über Lewalds Salon und über zeitgenössische Salonièren sowie über das Leben und Werk Fanny Lewalds vom jüdischen Mädchen zur preußischen Schriftstellerin.
- Wiesbaden, 26. März: Bei der Veranstaltung „It’s Fanny – Zum 200. Geburtstag von Fanny Lewald“ werden zentrale Werke Lewalds vorgestellt.
- Hannover, 31. März: Vortrag von Irmgard Bogenstahl zu Fanny Lewald: Roman- und Reiseschriftstellerin und Salonière (PDF)
Wir freuen uns über Gastbeiträge oder eure Vorschläge (gerne per E-Mail)!
Watt? Is schon 2211? was hab ich die letzten 200 Jahre gemacht?!
Huups, korrigiert. Danke für den Hinweis :)
Über die habe ich mal eine Hausarbeit in Germanistik geschrieben. Hatte ich total vergessen. Danke für die Erinnerung. Ich finde diese Serie sehr gut!