Der Onlineshop-Gigant Amazon scheint aus Fehlern nicht unbedingt zu lernen. Denn obwohl er sich im Februar bereits einen Riesenskandal einhandelte, weil dort (angeblich „aus Versehen“) ein Vergewaltigungsspiel verkauft wurde, hatte er jetzt wieder ein Spiel mit Vergewaltigungsszenen im Angebot.
Den Februar-Skandal kommentierte unter anderem eine Autorin und Gamerin auf derWesten.de mit den Worten:
(…) Verwundert sind wir ebenfalls. Verwundert über die Tatsache, dass es ein solcher Titel geschafft hat, über Jahre frei erhältlich zu sein. Und darüber, dass es weder bemerkt noch verhindert wurde. Denn eines ist wohl klar: Dieser Titel ist menschenverachtender, als es „GTA“ oder „Call of Duty“, die manche Kritiker in Deutschland in einen Topf mit der Aufschrift „bestialische Spiele“ werfen, jemals sein könnten.
Über den erneuten Vertrieb eines Vergewaltigungsspiels berichteten nun unter anderem Jezebel.com, Feministing und Bitch online. Im Spiel „Stockholm: An Exploration of True Love“ muss der Spieler als Kidnapper sein Opfer gefügig machen, „to make her fall in love with you“! Amazon nahm auch dieses Spiel nach Protesten aus dem Sortiment – kritischer Blogger_innen und deren weltweiter Vernetzung sei dank.
Liebes Amazon, könntest du bitte in Zukunft schauen, welchen menschenverachtenden Scheiß du dir in dein Schaufenster stellst? Ansonsten werden wir in Zukunft nämlich einfach nicht mehr bei dir vorbeikommen und unser Geld woanders ausgeben.
Tja, da kann ich nicht zustimmen. Solange der Jugendschutz gewährleistet ist, also der Verkauf nicht an unter-18-Jährige, soll amazon die Spiele verkaufen, die es halt gibt. Ich sehe nicht, wie ich gegen Killerspielverbot sein kann aber für Vergewaltigungsspielverbot – ich spiele weder das eine noch das andere*.
*Ich habe schon Ballerspiele gespielt, auch GTA, aber jeweils nur kurz (als Mac-Besitzer gings auch kaum anders). Allerdings habe ich schon in meiner Schulzeit ein Spiel am C64 gespielt, bei dem man die Lehrer der eigenen Schule mit einem Panzer überfahren, erschießen, verbrennen und zerbomben konnte.
grausiges Spiel, aber schön zu wissen, dass feministische Vernetzung und Mobilmachung doch Einfluss auf die „Großen“ hat!
@patrick: also, „KZ-Manager“ ist ja auch nicht frei erhältlich. Man könnte natürlich argumentieren, dass es irgendwie ironisch gemeint sei („true love“ ist ja wohl was anderes)…
andererseits: warum haut ihr immer auf amazon herum? Es gibt zZ auch einen facebook-cause dass sie keine Produkte bestimmter Naziverlage mehr anbieten sollen (die nicht indiziert sind oder so, nur von Nazis geschrieben, mit entsprechendem Inhalt); dann letztens die Meldung, dass die Politik „entsetzt“ sei, dass Naziwebsites Amazon-Affiliates seien und einen nicht nenneswerten Teil des Gewinns bekämen wenn man über die Naziseite ein Nazibuch bei Amazon kauft…
Amazon verkauft einfach *alles* was legal ist. Jetzt einzelne Artikel durch Empörungswellen, die man wirklich besser für andere Themen gebrauchen könnte, aus dem Sortiment entfernen zu lassen ist so sinnlos wie Zensursulas Stoppschild. Dann kauf ich meine Nazibücher halt bei libri, und Rape-Games als Grauimport.
Schlussfolgerung vergessen: sinnvoller ist es, die Sachen auf den Index zu bekommen. Da brauchts nichtmal ne Empörungswelle, ein paar Meldungen an die entsprechende Prüfstelle sollten reichen.
Ich würde allerdings auch „KZ-Manager“ verfügbar machen – wie gesagt nicht Jugendlichen, aber Erwachsenen schon.
Ich könnte mir sogar vorstellen, mit einer solchen Thematik tatsächlich anspruchsvolle Software zu erstellen – aber zugegeben ist das ein Optimismus, der nicht unbedingt der Wirklichkeit entspräche.
Respekt für die Recherche und eure Achtsamkeit !
Amazone ist gefordert, genauer hinzuschauen, was sie sich in ihre „Regale“ stellen.
Ich denke ganz klar, dass es Dinge gibt, die zu Weit gehen und auch in fiktiven Szenarien nicht simuliert spielbar sein sollen. Da gehören Vergewaltigungsspiele für Rechner und Konsole sowie etwas wie der KZ-Manager einfach dazu.
Im Gegensatz zu „Vergewaltigungs“-Spielen die in Form von Rollenspielen manchen Menschen einen Kick geben, geht es hierbei ja WIRKLICH um ein Opfer und nicht um eine mündige Person, in dem Fall eine Frau, die Sex im Rahmen einer solchen Handlung haben will – was man nun verstehen kann/will oder eben nicht – was aber niemanden schadet und die Freiwilligkeit der Beteiligten voraussetzt.
Aber solche Spiele sind doch wirklich abartig und gehen zu weit. Vor allem eben noch mit einem solchen fast schon „pädagogisch“ anmutendem Spielziel. Was wird denn da für eine Message übermittelt? „Mit den richtigen Methoden kriegst Du JEDE Frau, die Du willst!“??? Vor allem dann noch mit dem Gefügigkeits-Aspekt. Einfach ekelhaft.
@Patrick: Vollste Zustimmung. Wir haben schon genug Killerspiel- und Kinderporno-Stoppschilder-Scheiße in diesem Land. Dass Amazon vor einer willkürlichen Zensur (nichtmal gesetzlich aufokrtuiert, sondern von einer vermeintlichen Mehrheit a.k.a. Mob) einknickt, ist sehr traurig. Und noch trauriger ist das unreflektierte Applaudieren dieser Autorin zu relativierendem Mist wie
Wir fassen zusammen: Susanne ist der Ansicht, dass eine (virtuelle) Vergewaltigung menschenverachtender sei als (virtuell) Passanten auf offener Straße zu erschlagen, Köpfe und Gliedmaßen wegzuschießen etc. pp. – Ich hab schon viel Müll auf diesem Blog gelesen, aber das schießt den Vogel mit nem Raketenwerfer ab.
@haben fertig: Zum Einen applaudiert hier niemand irgendwem. „XYZ kommentierte dieses Thema so“ heißt nur, dass XYZ ein Thema so kommentierte.
Zum Anderen sind alle GTA- und Call of Duty-Titel in Deutschland nie in der gleichen Form auf den Markt gekommen, wie das in anderen Ländern der Fall war. Prostituierte zu ermorden oder Punkte für das Erschießen von Gegnern zu bekommen, war hier nie (legal) möglich. Und (schwacher Trost), in GTA wurden die Vergehen mit symbolischen Verhaftungen geahndet, Call of Duty war eine Kriegssimulation. Hier ist das einzige(!) Ziel, ein Opfer so zu missbrauchen, dass es den Missbrauch als normal ansieht und sich damit wieder identifiziert und sich in den Täter „verliebt“.
@ haben fertig: Ich möchte kurz noch etwas anmerken. Dass diese Spiele okay gehen, ist deine Meinung. Dass diese Spiele nicht okay gehen, ist die Meinung der Westen-Kommentatorin. Ihr habt also zwei unterschiedliche Meinungen. Soll vorkommen. Und berechtigt dich in keiner Weise dazu, ihre Meinung als „Mist“ zu titulieren.
Alles, was du mir in den Mund legst, bittesehr – ist deine bei den Haaren herbeigezogene Lesart. Aber eine Frage: Wenn du in diesem Blog „so viel Müll“ liest, warum besuchst du ihn dann? Ich empfehle dir außerdem noch mal einen Blick in unsere Netiquette – dein obiger Kommentar ist nämlich auf jeden Fall der letzte in dieser unverschämten, beleidigenden Art.
das perfide an diesem spiel, soweit ich das beurteilen kann, ist, daß man jemanden quält, um ihn, dem „stockholm-syndrom“ entsprechend (was ja geschlechtsunabhängig ist) nicht nur zum engen emotionalen bezugspartner zu machen, sondern sogar darüber hinausgehend zum liebespartner. da liegt meiner meinung nach der große unterschied zu sonstigen gewaltspielen:
wenn ich in anderen spielen jemanden erschieße, quäle, gliedmaßen abhacke etc. ist das nur um genau das zu tun: ihn zu quälen oder zu töten oder kampfunfähig zu machen. seine liebe oder sympathie versuche ich auf diese art keinesfalls zu erreichen, erst recht nicht die „wahre liebe“!!! sowas ist krank und erreicht eine ganz andere dimension!
Solche Sachen wird es immer geben. In dem man ihnen mediale Aufmerksamkeit schenkt, wie zB hier geschehen, fördert man deren kommerziellen Erfolg erst richtig. Das ist das gleiche Schema wie bei der neuen RTL-Sendung, in denen Heranwachsende sich um Babies kümmern müssen.