Unter den langen Haaren, Muff von 1000 Jahren

Rund 44 Jahre nach seinem Einzug in die Kommune I und dem Beginn der Politisierung des Privaten kann man für Rainer Langhans nun feststellen: Alles bleibt wie es war. Denn mit seinen Einkünften aus dem RTL-Dschungel Camp will er Julian Assange unterstützen. Laut der Piratenpartei Bayern, die ebenfalls 20.000 Euro erhält, ginge es dabei um den Schutz von Whistleblowern und die Plattform WikiLeaks. Nur dass das Geld keinem dieser beiden Zwecke zu Gute kommt, sondern dem Julian Assange Verteidigungsfonds. Der eingerichetet wurde, um Assange in seinem privaten Verfahren wegen sexueller Nötigung und Vergewaltigung zu helfen.

Wie bereits vor einem Jahr Michael Moore übersieht nun Rainer Langhans das fatale Signal, das von seiner Stellungnahme ausgeht. Wer in einem Verfahren aufgrund sexueller Gewalt von einer Verschwörung ausgeht, stellt die Opfer als Lügner_innen dar. Er arbeitet fleißig an dem Mythos mit, Frauen benutzten den Vorwurf einer Vergewaltigung nur, um Männern zu schaden. Wer seine Spende an Assanges Verteidigungsfonds mit einer Spende für Whistleblowingschutz gleich setzt, hat sich entweder fahrlässiger Weise nicht mit dem Fonds beschäftigt oder nimmt die Implikationen billigend in Kauf.

Moore entschuldigte sich immerhin für das Verharmlosen der Gewalt gegen Frauen und den mangelnden Respekt gegenüber den Opfern – nach einer massiven Twitterkampagne, die ihn schließlich ins Fernsehen verfolgte. Dazu bedurfte es leider wieder einmal der Arbeit vieler Aktivist_innen, von alleine war er, als ansonsten progressiver Linker, darauf nicht gekommen. Auch Langhans ist theoretisch bestens informiert über „das Private ist politisch“ und die daraus resultierenden Konsequenzen. Gebracht hat es nichts. Auch 2011 kommt männliche Solidarität vor „Frauengedöns“.

Ähnlich sieht es bei den Piraten aus. Mehrere Kommentator_innen machten ihrem Ärger unter dem Eintrag Luft. Angekommen ist die Kritik zumindest teilweise:

Dass es speziell bei Assange um Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens geht, ist leider aufgrund eines Gedankensprung und durch vollkommene Mißachtung dieser Tatsache durchgerutscht. In keinster Weise sollten die publizierten Vorwürfe gegen Assange heruntergespielt, verharmlost oder gar Frauen in solchen Situationen verunglimpft werden. Zwar kann ich nicht für die Bayern-Presse sprechen, bitte als Mitverfasser der Mitteilung jedoch um Verzeihung, dass es hier zu dieser Möglichkeit einer Missdeutung gekommen ist.

Eine offizielle Stellungnahme der Piratenpartei Bayern steht weiter aus.

57 Kommentare zu „Unter den langen Haaren, Muff von 1000 Jahren

  1. weiteres prominentes auftauchen von Langhans: ein paar tage nach dem spendenskandal wird er als keynote-speaker der spackeriade angekündigt. die piratenpartei ist mir momentan eher egal. aber ich versuch seit monaten wegen interesse am diskurs meine vorurteile gegenüber der datenschutzkritischen spackeria abzubauen. ich wünschte, sie würden es einer_m ein bisschen leichter machen. vielleicht mit nem hinweis, dass er aufm kongress direkt kritisiert werden kann? aber nein, der herr gibt uns interessanten input.
    http://blog.spackeria.org/2011/12/04/spackeriade-keynote-von-rainer-langhans/

  2. @thinkpunk ich finde, Langhans hat hier einen Fehler gemacht, der zu kritisieren ist und auf den man ihn hinweisen sollte. Ich wäre aber vorsichtig von dieser Handlung sofort auf seine Haltung zu Frauen oder den Feminismus zu schließen. Ich halte es für wahrscheinlicher, dass es eine schlichte Unachtsamkeit/mangel an Überlegung war. Das macht ihn noch nicht zum schlechten Menschen.

    Dass Langhans auf dem Spackenkongress sprechen wird, hat mit der Spende nichts zu tun, sondern mit dem kürzlich herausgekommenen Elementarfragenpodcast mit ihm, wo er auch ein übrigens paar interessante Dinge über Feminismus sagt.

  3. @mspro: Aber auf was soll ich denn bitte sonst schließen, wenn jemand *explizit* an einen Verteidigungsfonds eines potentiellen Vergewaltigers spendet? Was ist sonst aus dieser Aktion (die Du „Fehler“ nennst – das ist für mich auch ’ne kleine Untertreibung à la „Er hat’s ja nicht besser gewusst…“) zu schließen, als dass dies mehr als implizit sagt, dass man die potentiellen Opfer für Lügnerinnen hält oder dass Assanges große Gaben mehr wert sind als die Frauen, die er potentiell vergewaltigt hat? Wenn ich aus dieser Handlung keine Rückschlüsse au seine Haltung zu Frauen und Feminismus ziehen kann, woraus denn bitte sonst? So eindeutig äußern sich nicht alle Leute… Da kann ich nur sagen: Danke für das Outing, Rainer.

  4. Die naseweisen Piraten hätten überhaupt nicht kommentieren brauchen, wer sonst noch Geld von Langhans bekommen hat und warum vielleicht. Warum dienen die sich als Langhans-Sprachrohr an?

  5. Versehen???????? Mensch spendet doch nicht aus versehen 20k an einen Verteidigungsfond, ohne sich zu überlegen, wofür das Geld so ungefähr verwendet wird.

  6. jaklar gehört auch sowas zum „muff von jahrtausenden“ Helga.
    eine „unaufmerksamkeit“ ? im jahre 2011 ?
    auch da gilt für mich : „worte sind schall und rauch, papier ist geduldig – taten sind entscheident“.
    sowohl Assange als auch Langhans haben sich selbst disqualifiziert (auch dann, wenn ich lediglich sog. masstäbe der aufklärung anlegte)

    und so feiert sich der malestream im #manspace selbst (sorry, ich muss bei sowas an dinosaurier denken, die sich gegenseitig auf die schultern klopfen. und jede_r, die bei sowas mitmachen/zu solchen veranstaltungen gehen sind dann sowas wie „dinosuarier in nem tütü“ oder so)

    bei den piraten steht wirklich „sexuelles fehlverhalten“ ? na, das reflektiert ja auch klar „die denke“.

  7. @mspro
    ich finde, sowohl im originalpost als auch in den kommentaren ist deutlich, dass wir eine „what they said/did“- und keine „what they are“-konversation führen. ich habe absichtlich die frage ausgeklammert, ob Langhans auf dem kongress sprechen sollte und lediglich über die ankündigung der spackeria lamentiert. dort wird nämlich weder der „fehler“ benannt, noch irgendwas kritisiert. es geht um „kontroversen“, die interessante inputs zur folge haben. aha.

    die dichte zeitliche folge der einen ankündigung auf die andere macht eine rechtfertigung nötig. denn es sollen auf dem kongress ja (utopische) ideen zu einem gewandelten verständnis von privatsphäre, kontrollverlust und ähnlich heiklen dingen diskutiert werden. die „kontroverse“ von nur 3 tagen vorher impliziert nun aber ausgerechnet, dass frauen, die „privates“ öffentlich machen, teil der weltverschwörung sind und der gute Julian dagegen mit 20k unterstützt werden muss. selbst wenn Langhans trotzdem die keynote halten soll, gehört es sich für mich für ein progressives vorhaben, dass die gastgeber_innen das problem erkennen, darlegen und den raum, der dem protagonisten gegeben wird, explizit für kritik öffnen.

    wenn das orga-team lieber im privaten austausch auf die problematische handlung hingewiesen hat und über die unachtsamkeit aufgeklärt hat, wird sicher bald vermeldet: „danke für den hinweis, ich hab’s mir anders überlegt.“

  8. Die Kritik des Beitrags ist natürlich valide und weil Helga die Kritik schon auf Twitter an mich herantrug und sich die Kommentare auf auf die Spackeria beziehen, möchte es nochmal aus meiner Sicht als Spackeriade-Orga erläutern:

    Ich hatte ein längeres Gespräch mit Rainer Langhans geführt, nachdem ich angefragt hatte und bevor es offiziell wurde, dass er die Keynote auf der Spackeriade hält.
    Dort habe ich das Thema mit der Spende an Assange zur Sprache gebracht und die Kritik an ihn herangetragen. Was es für ein Signal an Betroffene sendet konnte ich ihm erkären und das hat er eingesehen.
    Trotzdem hält er die Spende für gerechtfertigt. Es ging ihm primär darum Wikileaks als Projekt zu unterstützen. Er wollte es auch erst an die Wau Holland Stiftung spenden, aber die nehmen z.Zt. keine Spenden an, da ihre Gemeinnützigkeit in Frage gestellt wurde. Er hat dann allerdings nicht aus „Unachtsamkeit“ an den defence fund gespendet, wie mspro vermutet, sondern bewusst. Für ihn ist Assange eben gleich Wikileaks und die Sache ist ihm wichtig und damit die Person.
    Er hat dann noch bedauert, dass Assange noch so an der körperlichen Welt hängt und dieses Problem hat. Er hat also schon Assanges Verhalten als Auslöser genannt und nicht gesagt, dass die Betroffenen lügen. Den Spruch „das Private ist politisch!“ hat er in dem Kontext tatsächlich ein paar mal gebracht. Ich kann das aber auch nicht so exakt wiedergeben, der Teil schien mir eine Mischung aus Rumrudern, seiner Ideenwelt und Abwägungen.
    Da die Spende die genannten Implizierungen mitbringt (Betroffene stehen als Lügner_innen da), er dieses Signal aber nicht senden will, habe ich ihm am Ende den Vorschlag gemacht, dass er nochmal klarstellt um was es ihm geht, besonders dass ihm die Betroffenen nicht egal sind und dass es angemessen wäre auch etwas an ein Betroffenverband zu spenden. Ob er was davon tut weiss ich nicht, mir persönlich war es das Wichtigste ihn mit der Kritik zu konfrontieren.
    Jedenfalls kann sich auch jede_r direkt an ihn wenden um es zu thematisieren, gerne auch auf unserem Kongress. Selbstredend.

    Es gab dann noch eine missverständlich Formulierung in der Ankündigung für die Keynote. Mit den dort angführten Kontroversen über die er interessantes berichten kann, waren seine Erfahrungen gemeint, die er all die Jahre gemacht, nicht die Kontroverse um die Spende jetzt.

    Aus der Spende direkt seine „Haltung zu Frauen und Feminismus“ schließen zu können, wie es in den Kommentaren hier versucht wurde … so einfach macht er es nicht.

    -fasel

  9. (first: bevor es zu missverständnissen kommt: erstmal teile ich grundsätzlich deine meinung, dass langhans‘ unterstützung für a. als eindeutiger angriff auf von vergewaltigung und sexualisieter gewalt betroffene zu verstehen ist und deswegen natürlich absolut gar nicht geht.)

    ABER: warum denn bitte „der muff von 1000 jahren“?
    verstehe nicht, was die gleichsetzung mit dem ns soll?!!

    willst du dadurch deinen text besonders drastisch wirken lassen?
    -> das hat er auf keinen fall nötig: dass langhans nicht nur ein patriarchales a**** ist (was hier mal wieder deutlich wird), sondern noch dazu ein ekliger eso-spinner, sollte hinlänglich bekannt sein. (verstehe auch nicht, warum du meinst, dass _er_ es bei seiner geschichte besser wissen müsste?)

    du machst mit deiner gleichsetzung mit dem ns – neben einer unsauberen analyse – zweierlei:
    erstens verschiebst du sexismus rhetorisch in die extreme rechte und sprichst dich damit (wenn auch, wie ich annehme, ungewollt) gegen eine kritische auseinandersetzung mit der mitte der gesellschaft und der linken aus.
    zweitens geschieht dies auf kosten der opfer des ns. das finde ich einfach nur daneben. (du stehst damit aber in guter linker tradition, auch und gerade der 1960/’70er-studierendenbewegung.)

    des weiteren finde ich, dass man großen teilen der 1968er bewegung im allgemeinen und herrn l-hans im besonderen ’ne menge vorwerfen kann (u. a. mangelhafte auseinandersetzung mit strukturellem patriarchat/sexismus, antizionistischen antisemitismus, teils auch aktionsformen, wie sie bspw. in der bewegung 2. juni praktiziert wurden). trotzdem waren es doch gerade sie, die die faschistischen kontinuitäten in der fühen brd benannten und kritisierten, auch und gerade durch die von dir zitierte parole. ich verstehe einfach nicht, wieso du dennoch diesen spruch verwendest. -> wäre cool, wenn du’s erklärst :)

    (außerdem: was an der plump-antiamerikanistischen propaganda m. moores ist denn bitte als progress links zu verorten? (kenne mich mit ihm nicht so super aus, ist also ’ne ernstgemeinte frage.))

    zuletzt noch kurz: ich habe deinen text gerade erst gelesen und bin ziemlich wütend über diesen offensichtlich selbst in progressiv-feministischen kreisen nicht totzukriegenden ns-gleichsetzungsdrang. erst wollte ich mit diesem kommentar warten, bis ich mich wieder ein bisschen beruhigt habe. dann habe ich mir aber gesagt: es ist vollkommen angebracht wütend zu sein. ich habe keinerlei grund, diese wut runterzuschlucken, weil sie mich ansonsten nur im inneren zerfrisst.
    deshalb ist der text auch nicht unbedingt nett formuliert. muss und soll er aber auch gar nicht.

  10. @thinpunk: Zur Formulierung mit den „Kontroversen“: Die haben wir so schwammig gewählt, weil es ja durchaus mehr als eine Kontroverse um Langhans gibt.

    Ansonsten haben wir alles, auch etwaige Kontroversen, öffentlich nachlesbar diskutiert, denn die Congress-Planung läuft (seit einem gescheiterten ersten intransparenten Anlauf) transparent nachlesbar geloggt im Spackeria-IRC-Kanal: http://www.phylomemetic-tree.de/spackeria/daily/ Mach ein grep nach „Langhans“ und du wirst viel Hin und Her u.a. auch zur Assange-Spende finden.

    Im Übrigen ist es eine Diskussionsveranstaltung. Auf einer solchen dürfen Teilnehmer natürlich auch Positionen anderer Teilnehmer kritisieren. Finde nicht, dass man das explizit dazu schreiben muss.

  11. Er hat dann noch bedauert, dass Assange noch so an der körperlichen Welt hängt und dieses Problem hat.

    Das ist ja schlimmer als in manchem Esoterik-Forum.

  12. Und wer für Parteien spendet, hängt nicht an der körperlichen Welt, sondern ist erleuchtet, oder wie? Man lernt ja gern dazu ;o)

  13. @accalmie @Irene : absolut . d’accord . meinerseits

    @fasel :
    > Aus der Spende direkt seine “Haltung zu Frauen und Feminismus” schließen zu können, wie es in den Kommentaren hier versucht wurde … so einfach macht er es nicht. <

    da wird mE "in kommentaren" "garnix versucht" "zu deuteln" – vgl. @thinkpunk u.a.

    ebenso mE klare eindeutige handlung iSv "ewig-gestrig" *plus* unfähig zur sog. selbst-reflektion = F . A . I . L .
    (überweisung = zahlung = handlung)

    (und nur nebenbei : sog. selbst-rechtfertigung/en a la Langhans sehe ich linear analog zu a la Guttenplag;
    das sind lediglich aktuelle beispiele)

  14. Hah! Das „sexuelle Fehlverhalten“-Zitat und (Ge)fasel (…) von dem offenbar so weltlichen Hängen „an der körperlichen Welt“ und dem impliziten Verständnis für Langhans‘ Erklärung zeigen ja nur zur Genüge, wie weit sowohl die Piraten als auch Langhans auf ihrer langen Reise durch Gender- und Dominanzuniversen gekommen sind. Wer (potentielle) Vergewaltigung als Trieb definiert und noch nicht einmal im Nebensatz Macht- und Dominanzstrukturen und -auslebung erkennt, der/die findet es natürlich auch logisch, KritikerInnen zur munteren Diskussionsrunde mit Sponsoren potentieller Vergewaltiger einzuladen – man könne ja was sagen, wenn’s einen stört. Da bleibt einem wirklich nur, sich wie bei Rainer für das deutliche Outing zu bedanken: Nicht nur in Rassismus und white privilege Fragen ist die Piratenpartei scheinbar nutzlos (und, schlimmer noch: munter an der Reproduktion beteiligt – siehe den Noah Sow thread, in dem auch schon plomlompom auftauchte und andere Piratenbuddies), sondern auch in Fragen von Sexismus – und all das „for the greater good“ und Offenheit und so… Danke, dass ihr das so deutlich sagt und zeigt – das spart ’ne Menge Zeit und Energie, die so ein Verein beileibe nicht verdient hat.

  15. accalmie: Die Spackeria ist übrigens keine Unterorganisation der Piratenpartei, und ich bin da auch kein Mitglied. Wir haben auch keine 20k von Rainer Langhans überwiesen bekommen.

    Soweit ich das überblicke, besteht auch kein Zusammenhang zwischen Langhans‘ Spendenverhalten und unserer Anfrage zu seiner Teilnahme an der Spackeriade. Ich habe den Eindruck, du vermischst da die Sachverhalte etwas wild.

  16. alles zufall, keine personellen oder gar ideologischen überschneidungen der „spackos“ und „spackessen“ mit der anderen partei, die sich, ganz nebensächlich, auch irgendwie um irgendwie ähnliche themen kümmert – klar. und bei langhans geht’s natürlich um die politische expertise, die durch nichts erschüttert werden kann – auch wenn er geld oder kein geld gibt. ich bin überzeugt, you are my crowd. gute nacht!

  17. oh, und was ich vergaß zu erwähnen, bevor ich wirklich ins bett gehe: dass du nicht mitglied der piratenpartei bist, ist hier ’ne tolle argumentationsstrategie, wenn es mindestens vier menschen des organisationskommittees (oder wie immer ihr euch nennt) eurer spackeria sind (oder waren) und/oder eifrig an jener mitmischen. ich fürchte, du vergisst hier die wilde vermischung der sachverhalte?

  18. @plomplom ./. u.a. kommentar von accalmie :
    z.d.K. das ist (meiner analyse nach) u.a. schlicht ignoranz.
    und zwar als sog. ignorierendes verhalten, also „willentliches nichtbeachten von relevanter information“ – inform von nichtbeachtung dessen, was accalmie u.a., völlig relevant im zusammenhang zum thema/dieses posts schreibt/schreiben.
    ergo einfach nachvollziehbare, lineare deduktion.
    gilt sowieso auch für Langhans u.a. sog. malestream.
    (unabhängig von üblichem/simplen „derailment-bingo“).

    und was „wir“ wirklich nicht brauchen, wenn „wir“ uns sog. weiterentwicklen wollen, ist dann ein reflexives, ad-nauseam-perpetuierung von status-quo-dinosaurier-/verhalten.

  19. accalmie: Es ist korrekt, dass die Spackeria einen recht hohen Anteil von PiratenParteiBuch-Trägerinnen hat. Das macht sie aber noch nicht zu einem Arm der PiratenPartei; genau genommen ist das Verhältnis der Piraten zur Spackeria aus meiner AußenPerspektive bestenfalls als „schwierig“ zu bezeichnen, und Julia Schramm bspw. erlebte ja deshalb viele Scheißestürme aus ihrer Partei für ihre öffentlich vorgetragenen Spackeria-Positionen. Als Berliner Nicht-Pirat sehe ich jedenfalls nicht, was die Spackeriade mit dem Spenden-Annahme-Verhalten des PiratenLandesVerbands Bayern zu tun haben soll. Ich bin aber offen für verschwörungstheoretische Vorschläge :-)

    Angelika: Sorry, ich verstehe den Sinngehalt des Kommentars nicht.

  20. @fasel: Wenn er nach einer langen Auseinandersetzung immer noch auf dem Verteidigungsfonds besteht … dann fehlen mir die Worte.

    @no ns-relativierung: Den Spruch habe ich erst nicht bewußt als Anspielung auf NS-Zeiten o.ä. genommen, aber Rainer Langhans hat sich da in den letzten Jahren nicht mit Ruhm bekleckert. Diese ideologisch-esoterischen Äußerungen kamen auch in Bezug auch Hitler und er gibt einer rechtsextremen Zeitschrift wiederholt Interviews (derartige Versuche von rechten Medien, sich als mittig zu positionieren, werden von den meisten Angefragten abgelehnt). Das alles explizit auf einmal aufzuarbeiten wurde mir dann aber zuviel. Dieser Kontext bezieht sich ausschließlich auf Langhans .

    Michael Moore verorte ich etwas komplexer als „anti-amerikanisch“ und die ganze Debatte um seine Äußerungen kam aus dem „progressive movement“, von Leuten die sich selbst als links sehen (in den USA) und die ihn als Teil davon sehen und er hat auch so geantwortet. Vgl. den im Text verlinkten Blogpost von letztem Jahr.

  21. @plom

    was das u.a. miteinander zu tun hat: langhans spendet einem verteidigungsfonds für einen potenziellen vergewaltiger 20k euro (ich gehe mal hier nicht von uppssi aus und wenn doch, dann ist das trotzdem für viele ein absolutes no-go. dummheit schützt vor strafe nicht und so). langhans wird auf einen kongress eingeladen, der sich als offen versteht und utopien erarbeiten will. er darf dort sogar die keynote halten. wenn ich als mensch, der sich gegen rape culture, sexismus, patriarchat und für spackerianahe themen engagiert, an diesem kongress teilnehmen will, dann ist das schon mal ein grund, diesen kongress evtl. nicht zu besuchen. ich will schließlich keinen menschen vor mir sehen, der potenzielle vergewaltiger unterstützt. das orgateam der spackeriade macht bisher keine anstalten, dazu stellung zu beziehen (auf der spackeria-seite bspw.) oder langhans wieder auszuladen. piratenpartei hin oder her. bisher scheint es der orga egal, ob menschen sich durch langhans‘ erscheinen belästigt fühlen oder getriggert werden und deshalb nicht kommen/keine durchweg tolle veranstaltung erleben. ich finde das traurig.

  22. ich merk schon, das wird wieder so lustig wie bei noah sow, wenn ich schon mit dem handy vom bett aus antworte… ;) aber nun gut, zum wirklich letzten mal, denn solche niedrigen troll-levels werden schnell langweilig…:

    @plomlompom: Du hast dich schon damals im Noah Sow thread taub (oder blöd?) gestellt und tust es jetzt wieder – das wiedeurm ist mir zu blöd und ich werde taub. Dass Du mir Verschwörungstheorien unterstellst, wenn ich Dich darauf hinweise, dass vier der sechs Organisationskommittee-Mitglieder PiratInnen sind, Du aber mit dem vagen Hinweis, dass Du es nicht seist und die anderen ja schließlich auch keine Mustermitglieder meinst, beweisen zu können, wie vermeintlich absurd der so deutlich direkte Zusammenhang zu sein scheint, dann kann ich Deinem Weltverständnis leider auch nicht mehr auf die Sprünge helfen.

    Mit keinem Wort gehst Du auf die hier mehrfach vorgetragene Kritik an Vortragendem, Organisierenden und UnterstützerInnen ein – was aber klar ist, denn die Vorwürfe wiegen zu schwer, als dass man sie einfach bestreiten könnte, also muss abgelenkt werden.

    Das hat hiermit aber ein Ende. Piraten, Spackeria und alle FreundInnen von Diskussionen über den politischen Mehrwert von Langhans, erstrecht einem Langhans, der an Assanges Verteidigungsfonds spendet, haben ihren progressiven Anspruch endgültig verloren und müssen sich jetzt nichts mehr vormachen – ich hoffe, das fühlt sich erleichternd für Euch an.

    In other words: Roll around in glitter and dance for me, troll!

  23. @Helga – meine erste/intuitive/spontane assoziation (als ich den titel deines posts las) war „der muff unter den talaren“ von wg. kath. kirche und ich fands analog/deduktiv sehr/passend.
    ansonsten : „no further comment = ’nuff said“

    (ich verweise lediglich auf meine dinosaurier-analogie)

    btw, deinen hinweis von wg./auf #mooreandme habe ich/auch/lediglich als hinweis darauf verstanden, *wie es sein könnte, wenn* …
    (sinngemäss fiel mir ein „niemand, auch die opposition nicht, kann mich daran hindern, meine meinung zu ändern.“ gabs in dld. wohl mal unter Adenauer, vorm webz oder so)

  24. @Angelika: Das Plakat damals bezog sich nicht ausschließlich auf die Nazizeit, sondern auch auf die stumpfe Fortführung althergebrachter Traditionen. Darauf bezog ich mich zuerst. Da das in Hamburg passierte hatte es mit der kath. Kirche eher weniger zu tun, im Zusammenhang mit Sexualität erscheint aber auch diese Assoziation merkwürdig passend.

  25. @Nadine:

    Aus den Gesprächen in #spackeria (nachlesbar in den Logs, siehe Kommentar oben) habe ich den Eindruck, dass im gesamten Spackeriaden-OrgaTeam Langhans‘ Spende an Assange als unglücklich empfunden wird. Eine konkrete Stellungnahme kann ich natürlich nur für mich selbst abgeben, weil wir keine gemeinsame Position dazu entwickelt/ausformuliert haben (was wir sowieso selten tun):

    Aus meiner Perspektive hat sich Assange in einer paranoiden und sexistischen Erzählung über den CIA, „Feminazis“ und sonst noch was verheddert. Das ist ein Loch, in das ich kein Geld werfen, und auch jedem davon abraten würde. Man kann toll finden, was WikiLeaks gemacht hat; aber das würdigt man IMHO am Ehesten, indem man z.B. an Bradley Manning spendet, während WikiLeaks heute durch die enge Personalisierung auf Assange nicht mehr ernst zu nehmen ist. Ich schätze mal, ungefähr so wird das auch @fasel Langhans direkt auseinander gesetzt haben, aber ich war nicht dabei bei dem Gespräch.

    Aber Langhans hat nun mal gespendet. Aus welchen Gründen auch immer; ist passiert. Nun kann man sich überlegen, ob man aus dem selben SpendenFonds Geld annehmen will oder nicht — aber das ist die Sorge der PiratenPartei Bayern, nicht die der Spackeria. Darüber hinaus ist es nur ein weiteres Kapitel im Buch der Dinge, die man an Langhans problematisieren kann — neben z.B. Zitaten von ihm zu Themen wie dem Nationalsozialismus. Ermahnt das zur Vorsicht in der Bewertung dessen, was er sagt? IMHO ja. Schließt ihn das als Gesprächspartner aus in Bezug auf Themen, mit denen er sich umfassend — sei es nun in Theorie oder persönlicher Erfahrung — beschäftigt hat? IMHO nein.

    Ich habe mir den erwähnten Podcast mit ihm angehört und fand ihn in Bezug auf Spackeria-Themen wie Post-Privacy und Netz-Utopismus sehr interessant. Auch ist die „Kommune 1“ ein beliebtes Mem, wenn z.B. über „Post-Privacy“ geredet wird. Langhans hat qua Lebensgeschichte hierzu viel zu sagen, und sich — siehe Podcast — damit auch selbstkritisch auseinander gesetzt (ob selbstkritisch genug, darüber kann man streiten). Gleichzeitig scheint ihn die Frage der Kontinuität oder Renaissance der Fragen und Ideen von damals im heutigen NetzDiskurs umzutreiben. Darum halte ich ihn für einen naheliegenden Input-Geber in der Debatte. Dass ihn sein Pfad dabei auch an problematische Abzweigungen gebracht haben mag, das gehört dann wohl dazu; soweit man diesen Pfad aber dem eigenen irgendwie verwandt glaubt, ist es umso notwendiger, sich damit zu beschäftigen, wie es dazu kam. Und warum ihn dann nicht direkt fragen?

    Darüber hinaus sind wir es bei der Spackeria gewohnt, mit unseren Statements und Aktionen viel Aufregung, ScheißeStürmerei, Empfindlichkeiten zu triggern. Ob das immer gut und legitim ist, keine Ahnung. Ich hab aber den Eindruck, wir sind bisher ganz gut damit gefahren, was das Fördern wichtiger Diskussionen betraf. Damit mögliche Interessenten und Diskussionsteilnehmer auszugrenzen, ist IMHO nicht unsere Absicht. Aber bestimmte Positionen nicht zu Wort kommen zu lassen, mit denen sich auseinanderzusetzen wir für wichtig und/oder informativ halten, weil assoziierte Positionen von anderen für indiskutabel oder unerträglich gehalten werden, finde ich den falschen Weg.

    Ich hab mir mal die Autobiografie von Langhans kommen lassen und werde sie über die nächsten ein zwei Wochen lesen. Vielleicht stellt sich mir dann Langhans ja auch als total unerträglich dar; bisher allerdings reicht mir das, was ich weiß (neben der Assange-Sache vor allem diverse stark dekontextualisierte Zitate), nicht aus, um ihn als Gesprächspartner zu disqualifizieren.

    @accalmie:

    „denn die Vorwürfe wiegen zu schwer“ — welche Vorwürfe denn, ganz konkret? Ich höre von dir bisher nur Versuche, assoziativ x und y und z irgendwie miteinander zu verschwurbeln, ohne konkret zu benennen, wie das eine mit dem anderen kausal zusammenhängen soll.

  26. „Wer in einem Verfahren aufgrund sexueller Gewalt von einer Verschwörung ausgeht, stellt die Opfer als Lügner_innen dar.“

    Nein, er stellt die Anklägerinnen als Lügner_innen dar. Sehr wichtiger Unterschied.

    Verstehe ich das richtig, dass eurer Meinung nach in einem Vergewaltigungsverfahren der Angeklagte kein Recht auf Verteidigung hat?

    Wow.

  27. Ich empfinde Assanges Verhalten extrem kritisch und halte ihn für schuldig. Aber ihm das Recht auf Verteidigung zu ermöglichen, ist ein Akt, der jemanden nicht zum automatisch Frauenfeind macht.

  28. @milhouse: „Verstehe ich das richtig, dass eurer Meinung nach in einem Vergewaltigungsverfahren der Angeklagte kein Recht auf Verteidigung hat?“ Nein, das steht da auch nirgendwo. Es ist aber fragwürdig, für diesen Verteidigungsfonds zu spenden und das mit Whistleblowingschutz zu begründen. Außerdem wird soweit ich weiß auch in Schweden ggf. die Verteidigung gestellt und es gibt Prozesskostenbeihilfe.

  29. Fragwürdig ist wirklich ein schönes und sogar berechtigtes Wort für so eine Spende. Idiotisch würde ich auch akzeptieren.

    Aber deswegen jeden, der in Zukunft mit Langhans zusammenarbeitet zum Frauenfeind erklären? Nicht okay.

  30. @plomlompom: Das ist jetzt wieder eine Menge blabla am Anfang.

    Damit mögliche Interessenten und Diskussionsteilnehmer auszugrenzen, ist IMHO nicht unsere Absicht.

    Absicht ≠ dem was dann passiert.

    Aber bestimmte Positionen nicht zu Wort kommen zu lassen, mit denen sich auseinanderzusetzen wir für wichtig und/oder informativ halten, weil assoziierte Positionen von anderen für indiskutabel oder unerträglich gehalten werden, finde ich den falschen Weg.

    Ist schon am ehesten ein Eingehen auf die Kritik. Zum einen ist das für einige Menschen der „richtige“ Weg. Zum anderen ändert es nichts daran, dass bis auf das zaghafte „Kontroversen“ vom Spackeriadenteam keine Stellung dazu kam. Der Verweis auf interne Diskussionen, die zu durchsuchen nicht jeder/jedem ohne weiteres möglich ist, und die immer noch etwas anderes sind, als Blogbeiträge, ist da wirklich dünn.

  31. @milhouse: „Aber deswegen jeden, der in Zukunft mit Langhans zusammenarbeitet zum Frauenfeind erklären? Nicht okay.“ Von „Frauenfeind“ sprichst hier ausschließlich du. Von weiteren Unterstellungen bitte ich abzusehen!

  32. @angelika

    Der Link macht nur Sinn, wenn du auch sagst, wo mein Fehlschluss liegt.

    @helga

    Du schreibst: „Auch 2011 kommt männliche Solidarität vor „Frauengedöns“.“ Du benutzt das Wort frauenfeindlich nicht, aber ich sehe da keinen großen Unterschied.

  33. Ich sehe nicht wo ich die Netiquette verletzt hätte. Ich kann nur auf der von dir verlinkte Seite keine Verbindung zu deinem Vorwurf des Fehlschlusses erkennen.

    Darum die höfliche Bitte ihn zu erläutern.

    Ich finde es im übrigen sehr sinnvoll, Trolle in Diskussionen zu outen, eine minimale Begründung warum jemand des Trollens bezichtigt wird, wäre hilfreich.

    Ich betrachte mich nicht als Troll und fühle mich ehrlich gesagt durch den Vorwurf diffamiert.

  34. @milhouse: Wenn für Dich aus „männliche Solidarität vor ‚Frauengedöns‘“ „Frauenfeind“ folgt, Dein Ding, nicht meine Meinung. Wie gesagt: Keine Unterstellungen. Dazu kommen jetzt noch diverse Taktiken aus Derailing for Dummies – das muss nicht sein.

  35. @fasel
    danke für den kommentar und das offenlegen des austauschs! gut, dass du Langhans gegenüber diese kritikpunkte angesprochen hast.
    für mich ist genau das der springende punkt unseres lebens in einer rape culture. ich kann eben nicht „selbstredend“ davon ausgehen, dass kritik, die vergewaltigungsverharmlosung angeht, geltend gemacht wird bzw. räume dafür offen gehalten werden. deswegen ist es wichtig diese prozesse öffentlich zu machen und derlei rahmenbedingungen klar zu kommunizieren. es ist klar, dass zumindest teile des orga-teams verstehen, wo das problem liegt. und es ist auch deutlich, dass Langhans dies nicht begriffen hat oder/und nicht ernst nimmt. und dass die spackeriade-orga insgesamt diese handlungen für vertretbar hält.

    @plomlompom
    thx für die chatlogs. erhellend. dass eben nicht jede_r überall gleich kritik üben kann und will, kann ich nicht erklären ohne auf konzepte bezug zu nehmen, die du offenbar nicht akzeptierst oder für nicht so wichtig hälst. privilegien, rape culture, safe spaces, trigger… also schwamm drüber.
    mich interessieren mehr inhalte als scheißestürmerei. fands spannend, was die spackeria dazu auf die beine stellen wollt. aber jetzt ist wieder provokation vor inhalt.

    um es nochmal in so many words zu sagen, es ist mir egal, was die beteiligten personen für eine haltung gegenüber frauen oder feminismus haben. keine_r ist ein schlechter mensch. die spackeria stellt einen raum zur diskussion zur verfügung und hat entscheidungen darüber getroffen, wie der aussieht. das erlaubt schlüsse auf die sicherheit und inklusionsfähigkeit dieses raumes, nicht aber auf die qualitäten der beteiligten personen. ja? ja. es wird also jemand die keynote halten, der vergewaltigungsverharmlosend gehandelt hat und sich auch im vollen bewusstsein dessen nicht davon abbringen lässt. das zeigt die größe das salzkorns, das zu schlucken ist um dabei zu sein. bedeutet nicht, dass bei diesem event nicht tolle menschen tolle ideen debattieren können.

  36. @plom

    Verzeih, dass ich deinen langen Kommentar nur überflogen habe, war mir dann doch zu viel des: „Warum Rainer Langhans wertvoll für den Spackenkongress ist“. Leider beziehst du damit ganz eindeutig Stellung für rape culture und Trigger und gegen Safe Spaces und Inklusion, hauptsache ein rape-supporter darf sprechen, weil er in deinen Augen „total interessante Sachen zu sagen hat“. Vielleicht fehlen dir da die Erfahrungen, vielleicht fehlen die Gespräche mit Betroffenen oder Expert_innen. Ich sehe allerdings nicht bei dir, dass du das als wertvoll für deine eigenen Denkprozesse ansiehst. Ok. Das bedarf dann aber auch eigentlich keiner weiteren Diskussion. Bin da ganz bei thinkpunk und accalmie.

  37. Sorry, aber wenn man Julian Assange pauschal als Vertreter einer „rape culture“ bezeichnet, dann kann man das auch mit einer großen Zahl anderer Männer tun. Ihr kennt ja alle den Fall. Eine Anzeige ist angebracht, natürlich, aber: bitte dann auch zur Kenntnis nehmen, dass solche Übergriffe an der Tagesordnung sind („mal schnell Schwanz reinstecken“) und dann bitte auch allgemeiner den Umgang mit Kondomen sowie mit Praktiken, über die zu reden es einem zu „anstrengend“ ist, kritisieren.

    Versteht mich nicht falsch: der Vorfall ist angezeigt worden, was richtig ist. Aber beim europäischen Haftbefehl für einen solchen Fall halte ich dann doch für unüblich. Das sollte man zur Kenntnis nehmen, wenn man sich ansieht, dass da ein alter Mann, der in den 60ern, 70ern politisch sozialisiert wurde, Geld für einen Menschen gespendet hat, der wohl nicht nur in seinen Augen vom amerikanischen Geheimdienst verfolgt wird.

    Die Titulierung von Langhans als Unterstützer eines Unterstützers der rape culture halte ich deswegen für ganz und gar überzogen. Und auch die daraus abgeleitete Forderung, dass Langhans zu gesellschaftlicher Organisierung on- und offline deswegen nicht mehr gehört werden soll.

  38. Sorry, aber wenn man Julian Assange pauschal als Vertreter einer “rape culture” bezeichnet, dann kann man das auch mit einer großen Zahl anderer Männer tun. Ihr kennt ja alle den Fall. Eine Anzeige ist angebracht, natürlich, aber: bitte dann auch zur Kenntnis nehmen, dass solche Übergriffe an der Tagesordnung sind (“mal schnell Schwanz reinstecken”) und dann bitte auch allgemeiner den Umgang mit Kondomen sowie mit Praktiken, über die zu reden es einem zu “anstrengend” ist, kritisieren.

    Und wer macht das nicht? Es ist sowohl hier als auch auf vielen anderen Blogs eine Menge zu rape culture geschrieben worden – Assange war da oft ein Aufhänger, aber es geht um die weitaus größere Problematik. Dass viele andere Männer (und manche Frauen) auch VertreterInnen von rape culture sind, bestreitet hier niemand – ich kann Deinen Vorwurf daher nicht nachvollziehen. Es geht hier konkret um eine Spende an den Verteidigungsfonds für Assange, damit dieser sich weiterhin beste Anwälte leisten kann und die Auslieferung nach Schweden bekämpfen. Das ist sein gutes Recht, aber es ist auch mein gutes Recht, Leute dafür zur kritisieren, dass sie ihr Geld an einen potentiellen Vergewaltiger überweisen und sich keine besser charity denken können als diese…

    Versteht mich nicht falsch: der Vorfall ist angezeigt worden, was richtig ist. Aber beim europäischen Haftbefehl für einen solchen Fall halte ich dann doch für unüblich. Das sollte man zur Kenntnis nehmen, wenn man sich ansieht, dass da ein alter Mann, der in den 60ern, 70ern politisch sozialisiert wurde, Geld für einen Menschen gespendet hat, der wohl nicht nur in seinen Augen vom amerikanischen Geheimdienst verfolgt wird.

    Klar schwingen auch politische Implikationen bei Assange mit – das macht die Vorwürfe aber nicht weniger glaubwürdig. Aus Schweden geflohen ist er selbst, und bislang hat ihn auch niemand ohne Prozess und Urteil zu 20 Jahren Kerker verurteilt. Das ganze Drama um die gemeine Behandlung von Assange ist mir daher eher ein Rätsel. Oh, nein, warte: ja, das war das mit der rape culture…!
    Ob Menschen alt sind oder nicht hindert mich im übrigen auch nicht daran, ihre Aktionen und Denkweisen zu kritisieren – das wäre gerade ein schlechtes Argument bei deutscher Jugend und Respekt vor Autorität oder so… Wie fasel schon klar gestellt hat, wurde Langhans noch einmal explizit erklärt, welches Signal er damit sendet und wen er da unterstützt. Wenn Langhans also nicht einmal selbst in der Lage ist, sich vorher zu informieren, wer Assange genau ist und was ihm vorgeworfen wird, an welches ähnliche Projekt man statt dessen spenden könnte, und er Assanges pontentielle Vergewaltigungen auf irgendein Festhalten an irdisch-körperlichen Bedürfnissen zurückführt, dann ist eine Kritik sowohl am „enabling“ von rape culture als auch an der platten Esoterik und dem völligen Verkennen des Macht- und Dominanzaspekts von sexueller Nötigung und Vergewaltigung mehr als angebracht. Dass er „anders“ sozialisiert worden ist (ich würde da jetzt ja auch die Frauenbewegung einwerfen, die er hautnah miterlebt hat, quite literally – aber hängen blieb bei ihm wohl nichts…) ist dabei doch kein Argument – wie sonst funktioniert denn bitte Kritik an sozialen Mißständen? Ihr wisst es nicht besser/habt es nicht anders gelernt, also sagen wir auch nichts, weil das unhöflich wäre? Ich hab mir Veränderung anders vorgestellt…

    Die Titulierung von Langhans als Unterstützer eines Unterstützers der rape culture halte ich deswegen für ganz und gar überzogen. Und auch die daraus abgeleitete Forderung, dass Langhans zu gesellschaftlicher Organisierung on- und offline deswegen nicht mehr gehört werden soll.

    Nochmal: Rainer Langhans findet es sinnvoll, an den Verteidigungsfonds (nicht das Projekt) von Assange zu spenden, weil er Freiheit oder Information oder Transparenz oder was auch immer mit jenem identifiziert. Aha. Zweitens wird ihm dann nochmal angetragen, welche Problematiken das mit sich bringt – man könnte ja z.B. auch an Vereine und Initiativen spenden, die sich um Vergewaltigungsopfer kümmern – das ist aber offenbar zu viel Nebenwiderspruch zu The Greater Good…? Auch nach diesem Gespräch bleibt Langhans dabei, dass das zwar schon doof ist mit Vergewaltigung (so total weltlich und so), aber dass es hier um das Gesamtbild gehe – ergo: potentielle Vergewaltigungsopfer sind nicht so viel wert wie das politische Engagement des potentiellen Vergewaltigers. Zusammen genommen mit den Verteidigungsstrategien Assanges, die ganz konkret darauf abzielen, sich zum einen über die Empfindlichkeit der Frauen lustig zu machen und gleichzeitig deren „Reputation“ zu untergraben (CIA-Honey-Trap, anyone?) sowie dem Mediengedöns um die Todesangst des armen Julian ist das textbook-enabling. Ich habe jedenfalls keine Lust, Langhans zuzuhören, ob er nun von irdischen Trieben oder Nazi-Esoterik faselt. Das steht mir ebenso frei wie Dir und der Spackeria – die Möglichkeit und das Recht, so jemanden zur keynote einzuladen ist aber nicht gleichbedeutend mit dem Recht, dafür nicht kritisiert zu werden. Dafür, dass hier wieder der „zu empfindlich“-Vorwurf in den Raum gestellt wird, bekleckern sich die Langhans-EuphorInnen auch nicht gerade mit Ruhm. Meine Güte…

  39. @Julia Seeliger – ist dir auf deinem blog langweilig, dass du hier jetzt mit masku-position kommentierst ?
    rape culture, androzentrische hetero-status-quo-hackshite u.a. gehört, zumindest für mich, immer noch zu sog. feminism 101.
    da du dies negierst machst du anti-feministisches derailing.

  40. @julia seeliger

    sorry, wer sagt das denn, dass assange vertreter der rape culture wäre? könntest du mir kurz die betreffende stelle rein posten, ich finde sie hier nach nochmaligem lesen nicht. sollte sich keine finden, machen deine ausführungen weiter keinen sinn, deshalb spare ich mir vorerst darauf einzugehen.

  41. Liebe Julia, liebe Mädchenmannschaft,

    mach ich mich halt auch noch mal kurz unbeliebt :-)

    Die Argumentation, dass der Europäische Haftbefehl im Falle Assange missbräuchlich benutzt wurde, stammt aus den Unterstützerblogs von Israel Shamir und seinem Dunstkreis – Assanges erster Anwalt musste beispielsweise während des Prozesses einräumen, dass er in diesem Punkt nicht die Wahrheit gesagt hatte. Insgesamt wird bei dem ganzen Thema entsetzlich viel gelogen, zuletzt tat sich Assanges Mutter mit der Bemerkung hervor, dass eine Menschenrechtsorganisation das Gefängnis von Göteborg zum schlimmsten Europas erklärt habe – was ebenfalls eine glatte Lüge war.
    Vielleicht kann man einem alten Mann, der hauptsächlich um sich selber kreist, keinen Vorwurf daraus machen, dass er nicht in der Lage ist, ordentlich zu recherchieren, sondern das glaubt, was ihm ja selbst von den Mainstream-Medien lange genug vorgesetzt wurde. (Doch, kann man natürlich)
    Mir ist aber ein anderer Punkt sehr wichtig: Langhans hat in zwei aufeinanderfolgenden Jahren, 2010 und 2011, dem Nazimagazin Zuerst! Interviews gegeben und darin extremen Dreck erzählt, und das sollte bei der ganzen Diskussion nicht vergessen werden…

  42. Bei einem Verfahren wegen Sexueller Gewalt von einer Verschwörung auszugehen, ist falsch, dem stimme ich zu. Es ist genauso falsch, wie davon auszugehen, dass der Angeklagte schuldig ist.

  43. @sl80: Das macht hier niemand, und das ist hier nicht das Thema. Dazu haben wir schon diverse andere Male geschrieben (Suchfeld: Julian Assange), bitte erst dort lesen und dann hier beim Thema bleiben.

  44. Eine Spende für die Verteidigung eines Angeklagten ist jedenfalls kein Beweis, dass der Spender von der Unschuld des Angeklagten ausgeht. (wie es im Artikel implizit unterstellt wird). Er kann die Unschuld auch lediglich für möglich halten und dagegen spricht nichts.

  45. Sebastian, es spricht auch nichts dagegen anzunehmen, dass Langhans Assange und die Piratenpartei gezielt ausgewählt hat, weil eine Spende an die beiden Topthemen der letzten Monate mehr Schlagzeilen bringt als eine Überweisung an den Tierschutzverein, den Veganerverband oderoderoder.

    Insgesamt können wir uns jedenfalls darauf einigen, dass niemand, nicht einmal ein ziemlich verpeilter Althippie, Geld an eine Instititution oder Person spendet, mit deren Zielen oder Lebenspholosophien er oder sie nicht übereinstimmt, nicht wahr?

  46. Und ja, das sollte Lebensphilosophien heißen, aber nun sind es dank Typo halt -pholosophien geworden :-)

  47. @sl80: Hast Du eigentlich gelesen worum es geht? Es geht nicht darum, ob Assange schuldig ist oder nicht. Es geht darum, dass der Verteidigungsfonds nichts mit Whistleblowing zu tun hat. Es geht darum, dass Vorwürfe wie „Verschwörung“ oder „erkauftes Verfahren Assange doch noch dran zu kriegen“ von einem Weltbild ausgehen, in dem es unvorstellbar scheint, dass Menschen tatsächlich vergewaltigen oder dass Menschen gegen Vergewaltigungen klagen, weil sie vergewaltigt wurden. Dieses Weltbild ist dann die vielbeschworene rape culture.

  48. Diese sieben gedanklichen Knoten, die ich machen muss, um zu dem Schluss zu kommen, dass eine Spende für den Verteidigungsfonds einer Person nichts damit zu tun hat, wie ich zu dem Fall stehe … ja, das ist mir zu hoch.

    Natürlich sagt das was aus, wenn ich für den Verteidigungsfonds einer Person spende! Und natürlich kann ich diese Person dann auch aufgrund dieser Handlung kritisieren – und ich kann Menschen kritisieren, die diese Person als Redner einladen.

    Heißt alles nicht, dass betreffende Personen schlimme Menschen sind. Heißt nur, sie sind so vollgesogen mit rape culture, dass sie den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen (wollen).

  49. @all

    Sorry, heute gingen viele Dinge drunter und drüber. Wir haben jetzt einen Teil der Konversation gelöscht und bitten um Entschuldigung für triggernde Inhalte.

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