Ich stille nicht. Da steckt noch nicht einmal eine feministische Motivation dahinter. Aber meine Erfahrungen in den letzten sechs Monaten haben mir deutlich gezeigt, dass Stillen durchaus ein Politikum ist.
Feminismus bedeutet für mich in erster Linie, dass ich mein Leben selbstbestimmt gestalten kann und mich vor allem nicht irgendwelchen Rollenklischees (egal ob feministischen oder reaktionären) zu unterwerfen habe. Auf dieser Ebene erscheint mir die Diskussion „Stillen – Pro oder Contra“ deshalb auch müßig.
Aber wenn wir mal ehrlich sind, dann ist Feminismus ja nun leider nicht gerade der Mainstream in unserer Gesellschaft. Stillen hingegen ist heutzutage eine Selbstverständlichkeit. Und so kommt es, dass ich mich anfangs fast täglich, nach sechs Monaten noch wöchentlich dafür rechtfertigen muss, dass ich nicht stille und auch nie gestillt habe. Privatsphäre? Fehlanzeige. Meist läuft es folgendermaßen ab:
Frage: „Und, wie klappt es mit dem Stillen?“
Antwort: „Ich stille nicht.“
Frage: „Warum das denn nicht?!?“
Antwort: „Weil ich nicht kann.“
Frage: „Warum?“
Natürlich sind das nur Fragen, so schlimm kann das ja wohl nicht sein, mag sich vielleicht der/die einE oder andere LeserIn denken. Wenn ich meine rationalen Tage habe, kann ich damit auch ganz locker umgehen, aber als Eltern hat man plötzlich mit sehr starken Gefühlen zu tun und Emotionen sind selten rational. Landauf landab ist man der Meinung, dass Stillen das Beste für das Kind sei und das enthält man seinem Kind nun vor. Das penetrante Fragen unterfüttert die bohrenden Zweifel und/oder die Schuldgefühle. Hinzu kommt, dass die Entscheidung „Stillen oder nicht?“, im Gegensatz zu den meisten anderen familiären Entscheidungen, von mir alleine getroffen werden musste (mein Körper, meine Entscheidung).
Nicht jede Frau kann stillen, sei es aus physiologischen oder psychologischen Gründen. Die Gründe sind vielfältig und die Entscheidung gegen das Stillen sind in der heutigen Stimmung sicher nicht leichtfertig gefallen. Genau das impliziert aber das penetrante Nachfragen flüchtiger Bekannter. Keine Frau muss sich dafür rechtfertigen, dass sie stillt, stillt sie nicht, wird allerorten eine Begründung verlangt. Und an der Stelle frage ich mich dann, ob hinter dieser Selbstverständlichkeit zu Stillen nicht auch wieder der Masterplan steckt, um die Frauen beschäftigt und abhängig zu halten. Denn mir begegnen immer wieder Menschen, die nicht glauben wollen, dass ich mein Kind guten Gewissens dem Vater anvertraue. Die Argumentation geht immer folgendermaßen: Allein die Mutter ist in der Lage, das Kind zu ernähren, also sind sie und das Kind in den ersten Lebensmonaten ständig zusammen, also ist sie die Hauptbezugsperson, also ist es vollkommen natürlich, dass sie auch später diejenige ist, die sich um das Kind kümmert, weil sie es einfach besser kann.
Natürlich ist diese Argumentation Quatsch und natürlich kann man stillen und trotzdem in der Lage sein, das Kind dem Vater oder dem Babysitter zu überlassen. Die Vor- und Nachteile des Stillens wurden ja bereits hinreichend diskutiert, und ich denke, es wurde klar, dass es sehr individuell ist, ob man Stillen als mehr oder weniger Unabhängigkeit empfindet. Wenn aber Frauen, bei denen es mit dem Stillen nicht so recht klappen will, sich und ihrem Kind tagein tagaus einen Kampf ums trinken an der Brust liefern, weil sie, wenn sie mit Flaschennahrung zufüttern würden, das Gefühl hätten, als Mutter versagt zu haben, dann läuft etwas gewaltig schief. Und auch an mir beobachte ich, dass ich insgeheim etwas erleichtert bin, wenn ein gestilltes Kind mit drei Monaten erkältet ist, mein Sohn aber mit sechs Monaten die erste Erkältung hatte. Oder wenn das gestillte Nachbarskind Neurodermitis hat, mein Sohn aber eine Haut so weich wie ein Babypopo. Oder wenn der Kinderarzt felsenfest davon überzeugt ist, dass das Kind gestillt wird, so prächtig, wie es sich entwickelt. Ja, ich bin manchmal neidisch auf das leichte Gepäck, mit dem die stillende Mama unterwegs sein kann, ohne den Psychostress, ob sie genug zu Essen eingepackt hat, dass sie sich um abgekochtes Wasser und saubere Flaschen keine Gedanken machen muss. Dafür sind aber die stillenden Mamas neidisch auf mich, weil bei mir auch mehrtägige Reisen ohne Kind problemlos möglich sind und dass ich Alkohol, Koffein, Knoblauch, scharfes Essen, frische Tomaten usw. zu mir nehmen kann.
Nichts würde mir ferner liegen als eine (werdende) Mutter vom Stillen abhalten zu wollen. Warum nur meint alle Welt, sie müsse meine Entscheidung nicht zu stillen kommentieren?
Das ist auch zeitabhängig. Meine Mutter musste sich noch dafür rechtfertigen, dass sie nicht nach 3 Monaten zufütterte.
Kindererziehung ist ganz stark Moden unterworfen. Was heute als das Nonplusultra gilt wird in der Generation unserer Kinder belächelt oder entsetzt betrachtet werden.
Und es gibt so viele Themen: Stillen, Sauberkeitserziehung, Fremdbetreuung.
@ Bettina: Eben, Säuglingspflege ist Cargo-Kult-Wissenschaft. Da werden Zusammenhänge hergestellt, die gar keine sind, irgendwer behauptet einfach mal, dass es so sei und irgendwer anderes schreibt das dann ab und nach endlicher Wiederholung liest sich der Pseudo-Zusammenhang dann wie ein unverrückbares Paradigma.
Gerade bei gut ausgebildeten Mittelschicht-Eltern beobachte ich, dass da ein Ratgeber nach dem anderen verschlungen wird, sie wollen alles richtig machen und es scheinbar auch jedem Recht machen.
Es ist aber auch schwierig, sich frei zu machen von dem Druck, der in Krabbelgruppen und Co. aufgebaut wird, denn natürlich will man als Elternteil dem Kind nichts falsches zu essen geben, den kleinen zerbrechlichen Körper überfordern,…
Emanzipation ist für mich in erster Linie Selbstbestimmung.
Ich alleine (okay meine Frau alleine..) bestimmt ob sie stillen möchte,
oder eben nicht. Und nicht der Nachbar, Arbeitgeber usw..
Emanzipation ist für mich in erster Linie Selbstbestimmung.
Aber das Stillen ein Masterplan sein soll, um die Frau beschäftigt zu
halten!? Nun Stillen ist einfach ziemlich natürlich. Das Stillen überall
akzeptiert sein soll, Flaschennahrung nicht, hat mich überrascht.
Ich dachte Stillen wird immer seltener und sei zb in der Öffentlichkeit
inzwischen „schon wieder“ ein Tabu.
Ja, die Mode mit dem Stillen nervt. Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen stillende Mütter. Aber wenn eine das nicht will, bzw. nicht kann, ist es ihre Sache. Ich wurde nur ganz kurz gestillt, damals war es eben Mode, die Frau so schnell wie möglich abzustillen und Ersatzprodukte zu bekommen. Damals hätte man eine Frau sofort in die Reaktionäre Ecke gestellt, wenn sie stillt.
Ähnlich ist es mit der Kinderbetreuung. So wichtig es auch ist, Frauen, welche arbeiten wollen/müssen (ja, müssen, heute sind es auch wirtschaftliche Zwänge) eine Kinderbetreuung anzubieten, so achte ich auch Frauen, die wegen ihren Kindern mehrere Jahre oder für immer aus ihrem Berufsleben aussteigen. Wenn das der von ihnen gewählte Weg ist und sie damit glücklich werden, dann achte ich sie sehr.
Leider geht die Selbstbestimmung der Frau in der Mainstream-Feminismus-Bewegung häufig unter. Eine moderne Frau tut dies und das. Alles andere ist entweder rücksichtslos, reaktionär, kommunistisch oder hinterwäldlerisch. Das geht bis hin zur Bestimmung der Kinderzahlen. Eine kinderlose Frau ist egoistisch, eine Mutter von 12 Kindern dagegen rücksichtslos und wahrscheinlich Sympathisantin des Opus Dei.
Kinder soll man gefälligst zwischen 22 und 38 bekommen, 1-3 Stück, sie müssen mindestens drei Monate gestillt werden und maximal nach 6 Monaten gehören sie fremdbetreut. Das geforderte Ideal ändert sich immer (im Westen waren es vor 20 Jahren maximal 2 Kinder für Mittelstandsfamilien und die Frau gehörte an den Herd und Dank Firmen mit Sitz an einem schönen See in der Schweiz stillten nur noch Frauen, die in ihrem Denken dem Mittelalter verhaftet waren), die grundsätzliche Forderung, was eine Frau familienmäßig zu tun und lassen hat bleibt aber erhalten. Jeder die aus dem geforderten Muster ausbricht ist suspekt.
@ Jörn: Natürlich ist das übertrieben mit dem Masterplan, wie gesagt, wenn ich für Verschwörungstheorien anfällig wäre, dann könnte man darin Teil des Masterplans sehen ;-)
Da ich nie gestillt habe, kann ich nicht beurteilen, ob es in der Öffentlichkeit schon wieder tabu ist, aber bei mir wird wirklich nach wie vor vollkommen selbstverständlich davon ausgegangen, dass ich stille (am Samstag erst wieder bei der Anprobe eines Kleides, welches geändert werden musste und die Schneiderin meinte, dass meine Oberweite ja weniger würde, wenn ich abgestillt hätte…).
Am meisten ärgert es mich, wenn Männer meinen, sie müssten sich mit Kommentaren nach dem Motto „Stillen ist doch so praktisch“ in die Diskussion einmischen. Ich möchte hier den Männern nicht den Mund verbieten, aber wenn ich von einem Mann höre, dass er Stillen praktisch findet, dann kann ich mich nicht des Verdachts erwehren, dass es vor allem für ihn praktisch ist.
Wenn Frauen es praktisch finden, dann ist das für mich auch akzeptabel, jede empfindet andere Dinge als praktisch, aber ein Mann wird nun mal nie in die Verlegenheit kommen, am eigenen Leib zu erfahren, was es heißt, rund um die Uhr verfügbar sein zu müssen oder schlussendlich entscheiden zu müssen, ob man stillt oder nicht.
Woher kommt denn dein Essen? Aus dem eigenen Garten? Selbstgejagt? Oder wurde es im Gewächshaus in Spanien oder in einem Großmastbetrieb im Landkreis Höxter produziert, maschinell verarbeitet und mit dem LKW zum Supermarkt gebracht?
Egal, wie sich die Eltern entscheiden -stillen, Flasche geben, zuhausebleiben (egal wer), Fremdbetreuung, etc etc… für 80% der Neu-Eltern gestalten sich die ersten Monate als einzige Kette von selbst- und fremdgesteuerten Schuldtrips, denn irgendwer hat immer was dagegen. Irgendwie leben wir halt in einer sehr urteilsfreudigen Zeit, in der das Internet vielleicht etwas dazu beigetragen hat, daß jeder meint, sich kommentarfreudig und mit qabschließender Urteilsverkündung in die Privatsphäre anderer Leute einzumischen. Nur das Schultern der Erziehungsarbeit, das sollen wir dann gefälligst alleine. Es wäre schön, utopisch, aber schön, wenn sich weite Teile der Gesellschaft -voran die Eltern selber, denn die müßten es eigentlich wissen- darauf besinnen könnten, daß uns nicht umsonst eine breitere Palette von Möglichkeiten zu Verfügung steht als vor 60 Jahren – damit man ohne mehr Druck als nötig Elternsein mit den unterschiedlichsten Ideen und Lebensentwürfen unter einen Hut bringen kann. Nicht, weil man Spaß daran hat, und keine Lust, Kompromisse zu machen, sondern weil nur so ein Klima entsteht, in dem man überhaupt Kinder groß ziehen kann, ohne sich den üblichen drei oder vier vorgestanzten Lebenentwürfen unterwerfen zu müssen.
Ja, ich habe auch den Eindruck, dass hier langsam aber sicher ein Still-Kult Überhand nimmt. Gleich vorweg, ich habe meine 2 Kinder gestillt. Aber wenn ich immer noch lese das Stillen angeblich Allergien vorbeugt oder gestillte Kinder intelligenter werden (beides wissenschaftlich null nachgewiesen) wird mir nur noch schlecht. Von den PCB’s in der Muttermilch wird ja auch nicht gesprochen, gestillte Kinder haben davon übrigens deutlich erhöhte Konzentrationen im Blut im Vergleich zu nichtgestillten. Und Stillen ist natürlich praktisch, besonders für den Papa.
Naja, aber so wie ich das mitbekomme ist spätestens nach 6 Monaten eine absolute Kehrtwende in den Bemerkungen zu hören- die da wäre „warum stillst du NOCH?“
Mir hat eine Frau letztens erzählt, gestillte Kinder hätten ein besseres Immunsystem. Keine Ahnung, ob das stimmt – wollte ich noch prüfen, bezweifle es aber irgendwie –, aber das wäre wenigstens ein Grund für Stilldruck, den ich nachvollziehen könnte. Ansonsten finde ich es auch wieder etwas einfach: Kinder müssen gestillt werden, nur Mütter können stillen, also ist klar, wer die Kinder übernimmt.
Hört sich fast so an, als ob alle ungestillten Kinder später ein schlechtes Gebiss, geringeren IQ und die Aussicht einer Karriere als Berufsverbrecher hätten. lol … jede Kleinigkeit scheint über den späteren Lebensweg eines Kindes zu entscheiden.
Ich finde auch jede Form von Kult und Zwang ist kontraproduktiv und das Pro- und Contra Stillen ist eine endlose Diskussion.
Ich habe auch zwei Kinder jeweils 6 und 9 Monate gestillt und kann mich nur anschließen, du musst dich als Mutter immer rechtfertigen. Und zwar egal ob du nun stillst oder nicht.
Wenn du stillst wirst du von Omas/Tanten/Fremden ständig gefragt ob das „arme Kind“ denn auch wirklich satt würde? Wann es denn was „Vernünftiges“ bekommt und warum in Gottes Namen ich auf die Idee komme in der Öffentlichkeit zu stillen? Mein Mann wurde bemitleidet weil ich ihn aus der Elternbeziehung auschließen würde (völliger Blödsinn, er hat immer ein enges Verhältnis zum Kind gehabt und auch abgepumpte Milch gefüttert) und ich würde jetzt wohl zum Heimchen am Herd (bin nach 4 bzw. 6 Monaten wieder arbeiten gegangen). Aber der Druck sich zu rechtfertigen war auch bei mir da. Und in Müttergruppen ist der Konkurenzkampf unglaublich. Warum machen sich Frauen untereinander eigentlich immer viel mehr fertig als jeder Mann. Denn von deren Seite wurde das Stillen eigentlich weder als besonders positiv noch negativ beurteilt, sondern einfach zu Kenntniss genommen.
Und zum Thema die Mutter als heiliger Gral der Gesundheit des Kindes habe ich mit Entsetzen den aktuellen Spiegel gelesen. Dort sind wir jetzt nicht nur für die falsche Erziehung zuständig, nein wir schädigen sogar unser Kind schon pränatal wenn wir während der Schwangerschaft gestresst sind, nicht „Normmaß oder Grippe haben. Ich glaube manchmal der Zeite Name einer Mutter ist „personifiziertes schlechtes Gewissen“.
Also ich versuche bei allem was mir geraten und erzählt wird auf Durchzug zu schalten.
Was hab ich Schuldgefühle gehabt, weil ich nach 14 Tagen abgestillt habe. Ich hab mir die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber es ging halt nicht mehr. Keine Ahnung, wie oft ich erzählen musste warum und wieso meine Kleine nicht gestillt wird. Immer mit einem Blick dazu, der wohl andeuten soll, dass jede Frau stillen kann und wenn es bei ihr nicht geklappt hat, dann wohl, weil sie zu wehleidig ist oder weil frau es falsch gemacht hat.
Eine Zeit lang hat mich das total fertig gemacht. Ich wollte stillen, hatte aber solche Schmerzen, dass ich Angst hatte, wenn die Kleine wach wird. Ich hab vor Schmerzen geheult und habe mich selbst plus Mann und Kind total fertig gemacht. Ich bin froh, dass meine Hebamme damals gesagt hat, wenn es mich fertig macht hat das keinen Sinn und Flaschenkinder werden auch groß.
Was soll ich sagen, sie hat recht!
Nach 6 Monaten lach ich darüber und gebe auf all die Kommentare nichts mehr.
In den 6 Monaten musste ich mir ja schon ne Menge anhören. „Was macht ihr? Ihr puckt die Kleine? Das ist doch Quelerei?“ oder „Du fütterst Gläschen? Kochst du nicht selbst?“ oder „Geht ihr nicht zum Babyschwimmen, Krabbelgruppe? Kein Pekip?“ und vieles mehr.
Ich diskutier da seit einiger Zeit gar nicht mehr. Jeder so, wie er es für richtig hält. Unsere Kleine wächst und gedeiht prächtig. War bis jetzt noch nicht krank und verhält sich auch sonst wie ein normales Baby.
Es gibt mehrere Themen rund ums Baby/Kleinkind, die solche starken Reaktionen auslösen. Das sind neben dem Stilen / Nicht-Stillen noch
1. das Schlafen – wo schläft das Kind? Bei den Eltern im Zimmer oder nicht, im eigenen Bett, im Bett der Eltern…
2. die Windeln – Wegwerfwindeln oder Stoffwindeln, Selberwaschen oder Windeldienst
3. Fremdbetreuung – ja oder nein, ab wann, Kinderkrippe oder Tagesmutter
4. Frühförderung – mit Babyschwimmen, Pekip usw
5. Impfen – wogegen und wann
Ich habe mich am Anfang bei jeder dieser Reaktionen (und wenn man darauf eingeht- Diskussionen) gefragt, warum das so hart zur Sache geht. Meine Erklärung ist, dass Babies und Kleinkinder viele Emotionen auslösen. Die Eltern wollen alles richtig machen. Deshalb machen sie sich viele Gedanken und finden eine Lösung, die zu ihnen und ihrem Lebensstil passt. Dabei sind sie aber prinzipiell unsicher, denn auch hier gibt es Moden (die aber als neue Erkenntnisse verbrämt werden) und sich deshalb ändern. Zur Zeit ist in manchen Bereichen, z. B. Stillen gerade das Gegenteil von dem Mode, was bei der Großelterngeneration von heute Mode war. Deshalb gibt es auch so viele potentielle Konflikte mit den Großeltern.
Wenn dann jemand anderes einen anderen Weg findet, dann müssen sich manche Leute in ihrem eigenen Weg bestärken, indem sie den Weg des Anderen in Frage stellen. Viele denken, dass die Balance, in der sie sich befinden, die Alleinseeligmachende ist. Dass andere Menschen zu anderen Lösungen kommen, die für deren Kinder genauso gut sind, das können sie nicht anerkennen. Ich habe das Wort „seelig“ absichtlich verwendet, denn oft haftet den Diskussionen etwas Religiöses an – und leider eher etwas Fundamentalistisches.
Ich hoffe, dass die Eltern mit zunehmendem Alter ihrer Kinder sicherer werden und damit auch toleranter.
Stillen wird mMn nicht überbewertet. Es wird immer noch als umständig und lästig abgetan. In der Öffentlichkeit ist Stillen immer noch ein Tabu-Thema. Selbst Ärzte und enge Familienangehörige reagieren mit offener Ablehnung wenn man sein Kind mit 6 Monaten noch stillt. Es wird als schick empfunden wenn man ein Baby in einen Wagen legt und das Fläschchen mit Kissen so hin drapiert dass man es bloß nicht halten muss. Ich finde das schlimm. Und es ist auch schlecht für die Entwicklkung der Kinder, die die Nähe beim Stillen so sehr brauchen. Besser wäre es sein Kind dann wirklich an sich zu halten als würde man es stillen. Aber dann gibt man ja gleich seine Selbstbestimmung auf, oder wie?
99% aller Frauen können stillen. Sie verstecken ihre Ablehnung und ihre von der Gesellschaft anerzogene Scham hinter dem Argument, sie können aus mysteriösen Gründen nicht stillen oder frei nach der Devise: mein Busen gehört mir und deshalb will ich es nicht. Das finde ich verlogen. Wer ein Kind möchte, der sollte sich auch richtig darum kümmern. Ich mache etwas ganz oder gar nicht.
Ich habe noch nie eine Frau kennen gelernt, die nicht stillen konnte (und ich habe verdammt viele kennen gelernt). Sie wollten es alle nur nicht. Die, die nicht hätte stillen dürfen, weil sie starke Medis nehmen muss, hat 6 Monate lang auf diese Medis verzichtet um ihr Kind stillen zu können. So lange, bis ihre Ärzte streikten.
Seid wenigstens ehrlich zu euch selbst. Gebt zu, dass ihr nicht stillen wollt und horcht in euch hinein woran das liegt! Auch emanzipierte Frauen können Stillmütter sein. Man muss sich nicht dafür schämen. Und es disqualifiziert niemanden. Ich bin auch eine „Karrierefrau“ obwohl ich gestillt habe.
Trolle bitte nicht füttern.
@Muriel: Ich habe trotz aller Härten ein Jahr gestillt, und alles in allem gerne, das vorweg. Aber bei Deinem Kommentar stehen einem die Haare zu Berge. Ist das jetzt schon „trolling“? Denn wenn nicht…
„Wer ein Kind möchte, der sollte sich auch richtig darum kümmern. Ich mache etwas ganz oder gar nicht. “ Und wer nicht stillt, macht es garnicht? Harter Tobak, und ein klassisches Geschoss von der Sorte: Wer es anders als ich macht, macht es schlecht, schlecht, schlecht.
„Ich habe noch nie eine Frau kennen gelernt, die nicht stillen konnte (und ich habe verdammt viele kennen gelernt). “ Also, bei allen, die sagen sie konnten nicht, weißt Du es besser als sie? Und sie belügen Dich und sich selbst, wohingegen Du den Durchblick hast? Super.
/sarkasmus/Ich finde auch, daß man andere Mütter, die eh schon mit den ähnlichen Hindernissen einer Mütter-Väter- und Kinderfeindlichen Gesellschaft hadern dürfen, öfter mal verurteilen sollte. Sie machen was falsch, und daß muß ich, die ich es richtig mache, sie auch wissen lassen. Wo kämen wir auch hin, wenn man sich gegenseitig wie erwachsene Menschen behandeln und die Entscheidung des anderen einfach ihr/ihm selbst überlassen würden./sarkasmus/
„Die, die nicht hätte stillen dürfen, weil sie starke Medis nehmen muss, hat 6 Monate lang auf diese Medis verzichtet um ihr Kind stillen zu können. So lange, bis ihre Ärzte streikten. “ Und die, die lieber ihre Gesundheit NICHT gefährdet hätte, sondern das Risikio vermieden hätte um auf jeden Fall fit und langlebig für ihr armes Flaschenkind zu bleiben, hätte sozusagen weniger Achtung verdient? Obwohl man sagen kann, daß es eine verantwortungsbewußte Entscheidung gegenüber sich und dem Kind war? Hey, krass. Ich muss irgendwie an die Geschichte von der brustamputierten Frau denken, die im Supermarkt wegen ihrem Flaschenkind angepöbelt wurde und stumm ihren Pulli hochzog. Ist wirklich passiert. Ich habe mich immer gefragt, wie die pöbelnde Frau drauf war.
„Seid wenigstens ehrlich zu euch selbst. Gebt zu, dass ihr nicht stillen wollt und horcht in euch hinein woran das liegt! “ Na, weil die ihre Kinder nicht lieben – oder was? Viele Glückwünsche zu Deinem Erfolgreichen Stillerlebnis, jetzt ohne jeden Sarkasmus, aber komm mal runter von Deinem Sockel.
Dein
B) gefühlsvernachlässigtes und von seiner Mama ungeliebtes sowie immungeschwächtes Flaschenkind
B) begeistertes Stillmama.
@Houtsiplou – sorry, kann dann mitgelöscht werden.
Ich möchte Muriels Beitrag (und auch die Antwort darauf) gerne stehen lassen, weil dadurch auch für Außenstehende verdeutlicht wird, wie die „Fronten“ bei dieser Frage verlaufen und wie viel mehr als nur „Nahrungsaufnahme“ an dieser Frage dran hängt.
Gleichzeitig möchte ich aber schon mal vorsorglich alle Diskutant_innen daran erinnern, nicht beleidigend, übermäßig sarkastisch oder abfällig gegenüber anderen Lebensmodellen zu werden.
Danke.
Ich habe ein Jahr gestillt und wurde nie komisch angemacht oder angeschaut. Kann also wirklich nicht bestätigen, dass die Gesellschaft das nicht tolerieren würde.
Ich habe bald festgestellt, dass andere Frauen mir nicht dadurch näher sind weil sie auch Mütter sind. Deswegen habe ich sehr bald bei all den kritischen Themen, die hier schon aufgeführt wurden auf Durchzug gestellt. Diskussionen sind mir da zu heikel, denn das artet ganz schnell und ganz unschön aus (ganz unangenehm finde ich „Impfen“).
Manchmal habe ich Fragen, dann frage ich. Diskussionen erspare ich mir.
Okay, das war wohl eben nicht deutlich genug:
Also, hier sind auch Kommentare mit einem „ich mache es so und so und nur das ist die einzig richtige Lösung, weil … und alle anderen machen es falsch“ – Grundton alles andere als gern gesehen.
Des weiteren dulden wir keinerlei Kommentare, die für ein irgendein angebliches Grundübel der Welt (oder in Deutschland) den Feminismus oder die Emanzipation der Frau verantwortlich machen.
Wer es gerade bei so einem emotionalen Thema nicht schafft, seine Meinung zu formulieren ohne dabei andere zu beleidigen, beschränkt sich bitte auf’s reine Mitlesen.
Danke.
(Diese Anmerkung bezieht sich auf einen gelöschten Kommentar.)
Danke für die klaren Worte zu einem heißumkämpften Thema.
Selbstbestimmung, Respekt für die Entscheidungen anderern.
Feministisch relevant wirds für mich da, wo über Themen wie Stillen oder Fremdbetreuung versucht wird, bestimmte Lebensmuster aufzuzwingen.
Daher nochmal: Danke für den Text
@aupairfamiliernw:
Habe auf deinen Hinweis hin auch den Spiegel-Artikel gelesen. Eine Frechheit, habe mich sehr geärgert.
Glaub mir, wenn man stillt ist es dasselbe. Vor allem, wenn man nicht zum gesellschaftlich vorgesehenen Zeitpunkt abstillt.
Es ist nicht mehr zu zählen, wie oft ich mir schon den Satz „Willst du nicht endlich mal zufüttern? Den stillst du ja wohl noch bis er 18 ist“ anhören durfte. Yeah. Da kommt jedesmal Freude auf.
P.S. Mein Sohn ist 7 Monate alt. Und es kotzt mich einfach nur generell an, dass alle meinen es besser zu wissen, fast schon egal in welchem Bereich. Wie verunsichert man dadurch wird. Ich habe das Glück, mit einem großen Selbstbewußtsein gesegnet zu sein und sagen zu können: „Meine Sache, danke der Nachfrage.“ Aber bei wie vielen ist das nicht so? Wie viele Frauen quälen sich mit ihren Kindern herum, weil sie es in eine Form zu pressen versuchen, die ihnen von irgendwelchen schlauen Leuten vorgegeben wird?
Da bin ich froh über meine Mütter-Gruppe. Einige stillen, einige nicht, und keine stört es, ob die andere es nun genauso macht oder nicht.
Denn wir alle wollen das Beste für das Kind, und genau das wird einem auf den ersten Blick abgesprochen mit dem ewigen „Wieso machst du das so und nicht so?“
Und zum Thema Stillen an sich:
Ich glaube schon, dass es dem Kind gesundheitliche Vorteile bringt.
Aber:
Ich glaube NICHT, dass es dem Kind Vorteile bringt, wenn die Mutter wider Willen stillt.
Manche brauchen einfach dieses Mehr an Freiraum! Und warum sollen die sich das nicht nehmen können, da es heutzutage hierzulande nun mal möglich ist? Ich erachte eine entspannte Mutter, die ihrem Kind offen und freundlich begegnen kann, für sehr wichtig.
Stillen bringt einen bis an die Grenze. Auch wenn ich es liebe. Ich bin irgendwie dafür gemacht. Aber in meiner Gruppe war auch eine Frau, die es nach wenigen Wochen nicht mehr ausgehalten hat. Sie war genervt von ihrem Baby. Und da glaube ich dann nicht, dass die Vorteile des Stillens das aufwiegen. Gerade weil wir Alternativen haben. Würden wir hier in einem Dritte-Welt-Land ohne sauberes Wasser leben, wäre die Diskussion müßig, dann gäbe es nur das Stillen.
Die Frau hat dann abgestillt, konnte abends mal weggehen und in den Urlaub fahren und begegnet ihrem Baby wieder ganz anders.
Man sollte sich allerdings auch klar machen, dass man trotz Flaschennahrung mit Baby einfach nie mehr wieder so „frei“ sein wird wie vorher. Allein dadurch, dass das Kleine die Gedanken beherrscht. Wer diese Freiheit wieder haben will, der kriegt sie nicht, auch nicht durchs Abstillen. Und auch in der schönsten Stillbeziehung gibt es mal Probleme. Aber in welchem Bereich gibt es die nicht?
Ich finde wirklich dass es an der Zeit ist in der Öffentlichkeit eine Lanze für stillende Mamas zu brechen. Sie werden immer als Extremisten dargestellt und wenn sie sich verteidigen werden sie mundtod gemacht. (So wie hier). Stillen muss wieder selbstverständlich und akzeptiert werden. Deshalb macht es mich traurig, wenn eine Seite wie Mädchenmannschaft sich so positioniert wie hier. Ich habe noch nie einen Artikel von einer engagierten Karrierefrau gelesen, die sich anders äußert als ihr. Lassen wir mal Eva Habermann außen vor. Sie hat sich in der Folge selbst disqualifiziert. Es tut verdammt weh sich als Stillmama immer und überall dafür rechtfertigen zu müssen, warum man stillt. Warum schreibt ihr nicht mal darüber statt immer darüber, wie toll es doch ist selbstbestimmt mit der Flasche zu füttern. Geht denn nicht beides?
@ Muriel
Hier hat dich keine/r mundtot gemacht, sondern lediglich darauf hingewiesen, dass solche Aussagen wie
in dieser Diskussion ziemlich destruktiv seien. Eine nicht-stillende Mutter kümmert sich keinesfalls weniger um das Kind!
Es gibt in diesem Blog in den meisten Fällen auch nicht *nur eine* Meinung. Pauschale Verurteilungen sind also nicht angebracht. Eine andere Perspektive zum Stillen findest du zum Beispiel hier.
Muriel, stillende Mütter werden hier nun wirklich nicht mundtot gemacht:
hier gibt es z.B. einen eigenen Artikel darüber, wie Feminismus und Stillen zusammen gehen. In der Diskussion zu dem Artikel gab es sogar eine Frau, die Stillen als sehr feministisch empfand und diese Meinung wurde auch akzeptiert.
Aber deine pauschalen Aussagen, dass (fast) jede Frau stillen könne und sich selbst was in die Tasche lüge, wenn sie behauptet, dass sie es nicht kann, sind einfach beleidigend. Du verlangst Toleranz gegenüber stillenden Frauen, also sei bitte auch tolerant gegenüber Frauen, die aus welchen Gründen auch immer, es vorziehen, mit der Flasche zu füttern. Nichts anderes fordert mein Beitrag:
Dieser Beitrag ist eine Beschreibung meiner subjektiven Erfahrungen. Und diese sind nun mal, dass Stillen viel selbstverständlicher ist als Füttern mit der Flasche und ändern sich auch nicht dadurch, dass du hier gebetsmühlenartig wiederholst, dass Stillen nicht akzeptiert sei. Vielleicht unterscheiden sich dein und mein Umfeld so sehr, dass wir andere Erfahrungen machen. Deshalb würde ich aber im Traum nicht darauf kommen zu behaupten, dass du dir was vormachst.
@Q: Ja, dass das mit der Akzeptanz des Stillens nach ca. 6 Monaten kippt, habe ich auch schon beobachtet und wundere mich darüber auch… Selbst wenn man dann schon Brei füttert, sind wohl die meisten Mahlzeiten noch Milchmahlzeiten. Warum man die plötzlich mit der Flasche geben soll, wo es doch 2 Monate davor noch vollkommen in Ordnung war, dass das Kind die Brust bekam, ist mir ein Rätsel.
In der Schweiz, wo man nach 3 Monaten Mutterschafts“urlaub“ die Wahl hat, voll in den Job zurück zu kehren oder zu kündigen, scheint es hingegen kein Problem zu sein, trotz Berufstätigkeit das Kind weiter mit Muttermilch zu ernähren. Abpumpen ist da selbstverständlich. Deshalb verstehe ich es noch weniger, dass hier in Deutschland, wo 1 Jahr Elternzeit für die Mutter ja die Regel ist (was ich darüber denke, erzähle ich vielleicht mal zu einem späteren Zeitpunkt), nach 6 Monaten so radikal abgestillt wird
Und nochmal @ Q:
Das glauben viele, aber nachgewiesen ist davon wenig. Und das ist u.a. mein Kritikpunkt: Es wird Druck auf Frauen ausgeübt mit fadenscheinigen Argumenten. Schließlich will keine Mutter dafür verantwortlich sein, wenn das Kind unter Allergien leidet, es weniger intelligent ist, etc. Und neuerdings geht dieser Wahnsinn sogar noch weiter: vorgeburtliche Einflüsse machen krank. Wenn eine werdende Mutter die „falsche“ Einstellung zu ihrer Schwangerschaft hat, dann ist sie Schuld, wenn das kind später unter einer Angstneurose leidet…
Das Elterndasein als eine Reihe von Schuldtrips eben – und egal, wie man sich entscheidet, es ist einfach für Jede/n was im Angebot! Nichts hält einen so sehr davon ab, aufmüpfig zu werden, als die immerwährende Angst, eine der wichtigsten Sachen in seinem Leben falsch zu machen. Das ist nicht nur ein mordsmäßiger Konfromitätsdruck, er kommt auch von allen Seiten, weil man es nie allen recht machen kann. Ich glaube, daher kommt bei vielen jungen Eltern auch dieser Absolutheitsanspruch, daß nur das was sie machen, richtig ist, und alle anderen Babys zu bemitleiden sind – das ist quasi die einzige Taktik, der Unsicherheit erstmal zu entfliehen. Es gibt ja keinen Vorwurf, den es nicht gibt.
Ich habe länger und gerne gestillt und fand es z.B. super, dass ich dadurch so flexibel war. D.h., wenn das Kind Hunger hatte, habe ich mich hingesetzt und gestillt, egal, wo ich gerade war. Da ich Freiberuflerin war, war das natürlich auch kein Problem mit dem Job, denn die Chefin war ja ich. ;-) Und außerdem kann frau ja auch abpumpen, ich konnte also auch ohne Kind das Haus verlassen.
Doofe Kommentare habe ich trotzdem zu Hauf gehört, à la: Soo ein altes Kind und noch stillen (habe 1 1/2 Jahre gestillt). Meine Erfahrung war, dass Mütter, egal was sie mit ihrem Kind anstellen, sozusagen blöde Sprüche abonniert haben und jeder Hänsel meint, mitreden zu können und es besser zu wissen.
Ich finde, die Stillfrage selber sollte nicht überbewertet werden. Es ist allein Sache der Frau – und sie sollte sich nicht reinreden lassen, von niemandem. Aber anscheinend halten viele Menschen Frauen für nicht kompetent genug, hier allein zu entscheiden …
es ist doch wirklich seltsam: die dogmatischen hardcore-stillerinnen ala muriel urteilen hemmungslos und unangebracht über die frauen, die es anders machen als sie.
frauen, die gar nicht oder nicht so gerne stillen hingegen, sagen, zumindest meiner erfahrung nach, gar nichts zu langstillerinnen. wenn frau ihr kind lange stillen will, super. nicht mein ding. aber dann bitte nicht bei frauen, die es anders (und NICHT falsch) machen so tun, als würden sie ihre babys als kindersoldaten verkaufen.