Als nach den Aussagen eines Polizisten, dass Frauen vermeiden sollten, “sich als Schlampen zu kleiden, um nicht Opfer von sexualisierter Gewalt zu werden” in Toronto der erste Slut Walk stattfand, schwappte die Bewegung schnell auch auf andere Städte über. Auch in Deutschland fanden 2011 in einer ganzen Reihe von Städten (u.a. Passau, Berlin, Münster, Leipzig, Bielefeld) Slut Walks statt. Viele tausend Menschen gingen auf die Straße um gegen Vergewaltigungsmythen zu protestieren. Auch die Mädchenmannschaft berichtete fleißig über die Demos, aber auch über die notwendige Kritik. Nachzulesen ist das alles im Dossier zu den Slut Walks.
Wo sich gerade die ersten Demos in Deutschland jähren, kommt die Frage auf, was nun? Geht es weiter? Wenn ja, wird auf die vielfältigen Kritiken reagiert? Eine kleine Übersicht:
Münster – Auf geht’s
In Münster wird der erste Slut Walk in Deutschland dieses Jahres stattfinden. Schon für diesen Samstag steht der Aufruf. Neben der Demo wird es auch im Anschluss eine „After Walk Party“ geben, auf der Platz für Austausch sein soll.
Berlin – Verschobene Weiterführung
Auch in Berlin soll es eine zweite Runde geben. Eine Soli-Party zur Finanzierung hat bereits stattgefunden. Diese war aber sicher kein Erfolg: Bereits am Konzept gab es viel Kritik und dann kam es zu sexualisierten Übergriffen auf der Feier. Nun wurde der Walk, der eigentlich im August stattfinden sollte, erstmal auf den 15. September verschoben.
Hamburg – Neuer Name, neues Konzept
Einen ganz anderen Umgang mit der schon im letzten Jahr deutschland- und weltweit aufgekommen Kritik hat der Walk in Hamburg gewählt. Die Umbenennung in enter_the_gap ist eines der sichtbarsten Zeichen für eine intensive Auseinandersetzung. Auch an diesem Samstag wird eine Kundgebung stattfinden, die auch Solidarisierung mit den Walks in anderen Städten sein soll. Die tatsächliche Demo ist für den 08.09. geplant. Ihr voraus wird eine Aktionswoche voller interessanter Workshops, Lesungen und Diskussionen gehen. Mehr Informationen dazu gibt es auf der Homepage von enter_the_gap.
Und sonst?
In Bielefeld hat sich dieses Jahr kein Organisationsteam gefunden und dem entsprechend wird kein Slut Walk stattfinden. In Leipzig scheint sich bisher ein Team getroffen zu haben, ein Termin steht aber noch nicht.
Ich bin inzwischen an einem Punkt angekommen, wo mich schon der Titel dieses Artikels wütend macht. Ich werde ständig mit gewaltvoller Sprache konfrontiert und soll mich auch noch darüber freuen. There is no bubble.
Liebe Samia, kurze Rückfrage nur: warum? Was macht dich wütend? Ich verstünde das gerne.
@amelia
Die Nutzung bzw. Ausschreiben des Wortes S*** nehme ich mal stark an, obwohl bereits vielfältig Kritik am Reclaiming des Wortes geäußert wurde. Besonders sonderbar im Kontext eines Artikels, der auf enter_the_gap eingeht.
In München war letztes Wochenende einer ( http://www.muenchenonline.net/nachrichten/schlampenmarsch-fordert-recht-auf-sexuelle-selbstbestimmung/159 )!! Finde es gut, dass sich so viele dafür sozialisieren und mitmachen, ist eine prima Sache. Wir Frauen können ja wohl am wenigsten dafür, wenn es zu einer Vergewaltigung kommt!