Was letzte Woche so geblogged wurde:
Nele Tabler schreibt über ihre Erfahrungen mit anonymen Todesdrohungen im Internet bzw. das völlig ignorante Verhalten der Behörden dem Thema gegenüber:
Im Jahre 2004 wurde es so heftig, dass ich zum ersten Mal versuchte, Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Der Kleinkleckersdorfer Sheriff schickte mich weg, weil ich kurz vor seinem Feierabend erschienen war, und gab mir einen Termin für den übernächsten Tag. Da erklärte er mir dann, dass Frauen, die sich wie ich öffentlich als Lesbe zu erkennen geben, nicht anderes zu erwarten hätten und empfahl mir, die Webseite zu schließen und aufzuhören, die Männer zu ärgern. Würde ich seinem Rat nicht folgen, sei ich ja wohl selbst an diesen Belästigungen interessiert und sollte dann auch nicht zur Polizei rennen und Anzeige erstatten wollen.
Ihr Fazit: Frauen werden im Netz bedroht, seitdem sie es nutzen – aber der polizeiliche Umgang damit verbessert sich immerhin langsam.
Und auch im EMMA-Blog wird über Technologie-Terror gegen Feministinnen berichtet: Die Amazon-Rezensentin Helga König wird offenbar massiv gemobbt, weil sie regelmäßig feministische Bücher bespricht und, wenn es ist, positiv bewertet.
Wer mal einen klugen, reflektierten und ausführlichen Text zum Thema Frauenkörper in der westlichen Welt und die Burka lesen will, sollte das Blog 3 Bewohner der Er.de besuchen.
Das Anti-1000-Kreuze-Blog meldet, dass das US-Militär frauenfreundlicherweise schon sehr bald eine Notfallration der „Pille danach“ bereit halten will. Und queernews weist auf eine Umfrage der New York Times hin, die ergab, dass viele Amerikaner damit einverstanden sind, „gays and lesbians“ offen im Militär zuzulassen, deutlich weniger aber die Zulassung „homosexueller“ Soldaten befürworten. Ach, ja. Da wird den Foucaultianer_innen unter uns ganz feuchtwarm, was?!
Antje Schrupp hat den (meiner Ansicht nach wunderbaren) Film „Up in the Air“ gesehen und fragt sich, ob das zukünftige Rollenvorbild für Frauen eine hypermobile Blackberrybesitzerin ist, die den Vater ihrer Kinder mit George Clooney betrügt. Ich meine: Bitte, gerne.
Sehenswert: Rochus Wolff hat einen geschlechtsklischierten Werbespot für Dodge und die sehr lustige Antwort darauf.
Der Fall des türkischen Mädchens Medine, den wir Anfang der Woche erwähnt hatten, wächst sich zu einem Politikum aus, meldet dieStandard.at. Unklar ist wohl nach wie vor, ob es sich tatsächlich um einen so genannten Ehrenmord handelte, oder ob die Familie Medine dafür bestraft hatte, dass sie wegen der Gewalt, die ihr von Vater und Großvater angetan wurde, zur Polizei gegangen war. Angeblich wurde Medine dreimal von Polizisten zurück nach Hause gebracht hatte, nachdem sie um Hilfe gebeten hatte.
Für eine bessere Vernetzung der (weiblichen) Websphäre listen wir jede Woche auf, was unsere deutschsprachigen Kolleginnen und Kollegen über die Woche so melden und tun. Wenn du selbst ein Blog zu Gender- und Feminismusthemen hast, sag unter mannschaftspost(at)web.de Bescheid.
Und gerade erst gelesen: Die Facebook-Gruppe Kill your Hooker so you don’t have to pay her. Passt irgendwie zum Thema virtuelle Gewalt gegen Frauen, auch wenn ich Neles Beitrag am schockierendsten und den bei der Emma am sinnlosesten finde – nicht von Emma aus, aber: warum mobbt man eine Rezensentin? Hä? Nele zeigt, dass es mit der Offenheit in Deutschland doch nicht immer so weit her ist, was auch meine lesbische beste Freundin oft bestätigt. So eine Polizeistelle müsste eigentlich zur Rechenschaft gezogen werden.
Ach so, den Text zur Burka halte ich allerhöchstens für ausführlich. Weniger klug und reflektiert. Wegen der Burka können Frauen endlich Frauen sein? Und ich hatte mir eine tatsächlich ethisch anspruchsvolle Beleuchtung der Thematik versprochen, und nicht „die sexuelle Revolution hat Frauen zu Sexobjekten gemacht“. Na ja.
hier könnte noch die meldung passen, dass anfang des monats in pakistan ein anschlag auf eine mädchenschule verübt wurde:
http://diestandard.at/1263706673453/Pakistan-Taliban-Anschlag-auf-Maedchenschule
überall auf der welt leben gebildete frauen und solche, die es werden wollen, gefährlich. oder prekär. das erschreckt mich, und ich WILL das nicht verstehen müssen.
ob es wohl irgendwann aufkleber geben wird für (schul-)bücher, die an frauen verkauft werden: „achtung, bildung kann für frauen tödlich sein“ – oder buttons auf klugen frauenfreundlichen internetseiten: „für die folgen einer eigenen meinung übernehmen wir keine haftung“?!
och menno. blöde gedanken an einem sonntag.
@Patrick: naja, ich glaube, da missverstehst du den autor. aber du hast schon recht, es sollte vielleicht eher „bemüht“ als „klug“ heißen.
Zu Antje Schrupp und ihrem Text „I´m just like you. Only with a vagina.“ Ich denke, dass genau da der Denkfehler bei jungen feministischen Seite wie der Mächenmannschaft liegt. Die Frau ist eben nicht genau so wie ein Mann nur eben von ihm zusätzlich noch „fuckable“. (=Vagina) Bitte also den Text von Antje noch mal genau durchlesen, denn sie hat eben NICHT: „ob das zukünftige Rollenvorbild für Frauen eine hypermobile Blackberrybesitzerin ist, die den Vater ihrer Kinder mit George Clooney betrügt. Ich meine: Bitte, gerne. „geschrieben. Sie hat eher „voll den Horror“ auf die dem Manne völlig gleichende Frau bekommen, siehe Zitat:
„Tauschen möchte man, wenn überhaupt, eben mit Alex. Mit der, die zu ihrem männlichen Geliebten jenen Schlüsselsatz sagt, der die ganze traurige Bilanz der Frauenemanzipation auf den Punkt bringt: „I’m just like you. Only with a vagina.“ Und genau das ist sie: Alex lebt genau jene patriarchale Männerlebensform, die die Feministinnen früher mal abschaffen wollten, und die sie jetzt tragischerweise offenbar selbst verkörpern. Sie sind die Löwinnen im Beruf und in der Öffentlichkeit, und werden emotional gestützt von einer Familie, die im Privaten abgeschottet ist und von einer unsichtbaren Hausarbeitskraft am Leben gehalten wird. Und die ihr, der strahlenden Heldin und ihren Ambitionen, weder Arbeit macht noch sonst wie im Weg steht.
Wie gesagt. Ich bin etwas ratlos. Mal abgesehen davon, wie realistisch es ist, sich so etwas einzurichten: Ist das tatsächlich das neue Rolemodel, das das der Mainstream für mich vorgesehen hat?“
@ Claudia: Du schreibst
Stimmt, traurige Bilanz der Frauenemanzipation: Frauen können weitestgehend über sich, ihren Körper und ihr Lebensmodell selbst entscheiden. (/Ironie)
@Juli_K:
Das schreibt Antje Schrupp und nicht ich ;) Aber ich komme zu einem ähnlichem Fazit. D. h. die europäischen und amerikanischen Frauen haben zwar mehr Freiheiten und dürfen endlich über ihren Körper entscheiden (sind zb nicht ihr ganzes Leben lang schwanger wie heute noch in manchen arabischen oder afrikanischen Ländern der Fall) – aber dafür müssen sie (geistige) Männer werden. Das ist auch nicht die perfekte Lösung und daher denke ich, dass der Gleichheitsfeminismus (Frauen sind wie Männer und die männlich symbolische Ordung mit all ihren Nachteilen ist weltbestimmend) nur eine vorübergehende Lösung ist von der aus dann weitergedacht werden muss….
Aber es klingt so, als sei diese „Mannwerdung“, die ihr da seht, eine direkte Folge des Feminismus. Für mich ist es eher eine Baustelle, die immer noch nicht geschafft ist: dass das Frausein noch immer abgewertet wird. Und genau dagegen sollte Feminismus auch weiter kämpfen. Aber wie gesagt: Für mich ist es konstantes Symptom eines Patriarchats und keine Folge der feministischen Bewegung – jedenfalls nicht so pauschal.
Bin allerdings auch keine Differenzfeministin wie Antje Schrupp, deswegen könnte die Ursache in der unterschiedlichen Sicht auch darin liegen, dass ich nicht das Gefühl habe, Frauen seien per se Frauen (Definition?) und würden per se zu Männern (Definition?) gemacht, wenn sie sich emanzipieren. Wenn man natürlich sagt, Frauen waren früher weich (schwach) und das sei das Wesen der Frau, Männer seien stark (mächtig) und das sei der Wesen des Mannes – dann kann ich nachvollziehen, warum im Wandel der Geschlechterverhältnisse eine Vermännlichung gesehen wird. Aber wie gesagt, das ist nicht meine Sicht. Das, was als Klischee-Frau und -Mann definiert wird, sind für mich nur die beiden Extreme, zwischen denen es unendlich viele Abstufungen von Geschlechtsidentität gibt. Zum Glück.
@Juli_K
Jetzt beginnt es etwas kompliziert zu werden… Also ich denken nicht, das Frauen pauschal als weich und Männer als stark definiert werden können und Feministinnen sind auch nicht an allem schuld und so… Das Problem ist aber, dass an dieser Stelle (und um die Geschlechterrollen besser zu begreifen) die Gegensätze Homo und Hetero aufgelöst werden müssen…
Juli_Ka
Das Frausein wird abgewertet, weil Frauen sich selbst abwerten. Wenn Frauen sich immer nur an ihrem Freund/Ehemann/Arbeitgeber, der Meinung der Gesellschaft, und nicht an ihrer eigenen Lebenserfahrung und der anderer Frauen orientieren, dann bleiben sie und ihre Bedürfnisse unsichtbar.
Meredith: Zitat aus dem Text:
„Ich fasse zusammen: Durch die sexuelle Revolution wurde die Frau zwar unabhängiger, was das gebären von Kindern und somit ihre Lebensgestaltung angeht, aber wurde dafür mehr oder weniger zum Sexobjekt degradiert, das perfekt gestylt, schlank und gut aussehend sein muss. (Das ist jetzt natürlich extrem dargestellt, aber man kann es nicht gänzlich bestreiten).“
Nach dem Motto: „eigentlich meine ich das nicht, aber irgendwie schon, also doch“ steht da: Durch die Sexuelle Revolution wurde die Frau … mehr oder weniger zum Sexobjekt degradiert…
Ich werde versuchen, diese Woche mal einen Gegenversuch zu diesem Beitrag zu schreiben, also rechtzeitig für den nächsten Selbermachsonntag :)
Und früher(TM) konnten Frauen natürlich aussehen wie sie wollen
und wurden als eigenständige Persönlichkeit statt als Sex- (bzw.
Heirats-) Objekt angesehen.
Bitte Patrick, schreib mal was dagegen, selbst bin ich zu faul.
Und übrigens, zu der Diskussion oben: Ich lebe wie ein Mann und
besetze bewusst viele der Eigenschaften und Rechte von Männern,
wie: unordentlich sein und nur gelegentlich das Bad putzen, viel
Geld verdienen, rational sein, muskulös sein und Raum einnehmen.
Resultat: Ich fühle mich schon lange nicht mehr besonders
‚weiblich‘, sondern eher neutral. Und das fühlt sich verdammt
gut an. Aus eigener Anschauung komme ich also zu dem Schluss,
dass Differenzfeminismus Quatsch ist. Frauen sind zwar nicht
genauso wie Männer, sie können es aber sein (und umgekehrt,
natürlich). Und das nenne ich Freiheit.
Sophia: Ich orientiere mich natürlich an meinem Mann. Wir sind uns
ähnlich, deshalb bin ich mit ihm zusammen. Warum soll ich mich an
irgendwelchen Frauen orientieren, die ich gar nicht kenne?
@Katharina:
Dann bestätigst du mit deinem Lebengefühl/Einstellung doch genau Antjes Befürchtungen in dem Artikel: “I´m just like you. Only with a vagina.”
@ Claudia: Na ja, für Antje Schrupp ist es vielleicht eine Befürchtung, für mich ist es 1. ein Witz, 2. einfach eine Charakterbeschreibung. Ich habe den Film nicht gesehen, aber das Buch gelesen und Alex ist tatsächlich einfach das weibliche Pendent zu Ryan. In dieser Szene will sie ihm nur klarmachen, dass sie absolut der gleiche Typ Mensch sind – „only with a vagina“ bezieht sich (so verstehe ich es jedenfalls) einfach darauf, dass die beiden miteinander ins Bett gehen. Finde ich jetzt, wo ich mir mal mehr Gedanken über diese Szene mache, eigentlich gar nicht mehr so interpretierenswert. Es geht da nämlich nicht um Geschlechterrollen, sondern um ihren Lebensstil und ihren Sex miteinander.
Und wie gesagt, das Bedrohende, das Antje Schrupp da raushört, habe ich aus dieser Szene nicht herausgelesen. Alex hätte auch sagen können: „You’re just like me, only with a penis.“
@Katharina:
Zu deinem Kommentar:
„Und übrigens, zu der Diskussion oben: Ich lebe wie ein Mann und
besetze bewusst viele der Eigenschaften und Rechte von Männern,
wie: unordentlich sein und nur gelegentlich das Bad putzen, viel
Geld verdienen, rational sein, muskulös sein und Raum einnehmen.
Resultat: Ich fühle mich schon lange nicht mehr besonders
‘weiblich’, sondern eher neutral. Und das fühlt sich verdammt
gut an. Aus eigener Anschauung komme ich also zu dem Schluss,
dass Differenzfeminismus Quatsch ist. Frauen sind zwar nicht
genauso wie Männer, sie können es aber sein (und umgekehrt,
natürlich). Und das nenne ich Freiheit.“
Das schockiert mich ehrlich gesagt… das ist doch eine totale Klischeemännlichkeit, die du da lebst, warum sollen Eigenschaften wie „unordentlich sein“ typisch männlich sein? Damit verfestigst du doch die Vorstellungen, was typisch „männlich“ und typisch „weiblich“ sein soll.
Ich bin weich, weiblich, sensibel aber durchhaltefähig und stark. Ich nehme Raum ein als Frau, ich mag meinen Körper so wie er ist, einen weiblichen Körper und nix zwischen den tausend Geschlechtern… Ich höre auf andere Frauen, die mich auf einer subtilen Ebene erotisch anziehen und die mir in meinem Denken und fühlen ähnlich sind, suche Seelenverwandtschaft und Mütterlichkeit und bin auf weibliche Beratung in einer männlich geprägten Berufswelt dringend angewiesen, damit ich irgendwann meine eigenen Regeln durchsetzen kann.
Ich versuche nicht Männern zu gefallen und flirte nicht mit ihnen, habe mit ihnen privat nichts zu tun, deswegen werde ich von ihnen als Mensch ernst genommen und auch wenn ich attraktiv bin nicht zum Sexualobjekt degradiert.
Ich liebe weibliche Frauen, d. h. Frauen, die nicht der Klischeevorstellung von Weiblichkeit entsprechen und nicht stutenbissig sind, die eine eigene Meinung haben und ein eigenes Begehren.
Ich muss nicht die ganze Zeit „cool“ sein, meine Gefühle verdrängen, den Männern es beweisen und sie nachäffen, ohne Ende Komplexe wegen meinem Körper schieben und mich deswegen als neutral definieren.
Juli_K, danke für die Antwort, die hätte ich ähnlich gegeben. Wenn
Antje Schrupp das Angst macht, dass ich mich hauptsächlich als Mensch,
dann noch eine Reihe anderer Sachen und erst ganz hintendran auch ein
bisschen als Frau fühle, dann ist das ihr Problem.
Sophia: Ich bin doch nicht unordentlich, um männlich zu sein! Ich
nehme mir das Recht, meine natürliche Unordentlichkeit (und den
anderen Kram) auszuleben, obwohl ich eine Frau bin. Und dabei
verstärke ich eben nicht die ‚Klischeemännlichkeit‘, denn ich bin ja
kein Mann. Im Gegenteil, ich dekonstruiere die Klischeefraulichkeit.
Was aber nur ein angenehmes Nebenprodukt ist – ich mache das
ja nicht aus politischen Gründen, sondern weil ich halt so bin. Dass
du mir unterschwellig vorwirfst, ich würde Männer nachäffen, finde
ich übrigens extrem daneben. Ist ja schön für dich, wenn du dem
Klischeebild der Weiblichkeit sowieso entsprichst, und ich würde
auch nie von dir verlangen, das nicht auszuleben (wie du es mir
gegenüber offensichtlich tust). Aber als Frau ‚weiblich‘ zu sein, das
ist doch nicht so schwierig. Da hast du tausend andere, die genauso
sind, und alle freuen sich, mal wieder eine ‚richtige Frau‘ zu sehen –
aber wenn man von sich aus als Frau eher in die klischeemännliche
Richtung tendiert, dann ist es teilweise gar nicht witzig, das auszuleben.
Umso wichtiger, dass auch dieser Lebensbereich für Frauen geöffnet
wird, und indem ich meine Eigenschaften nicht verstecke, sondern
auslebe, wird es vielleicht für die anderen ‚Mannweiber‘ einfacher.
@Katahrina: Das mit dem sich als „Mensch“ sehen birgt so einige Tücken in sich, da der Mensch immer gleich der Mann ist. Der Mann hat halt die ganze Kultur geschaffen und daher auf seine Bedürfnisse ausgerichtet. Die Frau ist mehr oder weniger ein Störfaktor darin und wird entweder als Kindergebärerin und Haushaltshilfe inkl. Sexualobjekt gesehen, oder darf eben als eine Art „Pseudoman“ oder „schwächerer Bruder“ im System mitmischen. (Müsste mal recherchieren seit wann historisch gesehen die Frau aus vollwertiger Mensch gilt und eine Seele hat…)
Daher sollte man sich vielleicht mal überlegen, ob die Frau als „Menschin“ bzw. „FrauMensch“ eine neue Sicht auf die Realität mitbringt und die Welt somit anders gestalten würde. Denn viele Frauen spüren, wenn sie älter werden und ihre entsprechenden Erfahrungen mit Familie und der Berufswelt gemacht haben, dass da irgendwas nicht stimmt. Sie werden latent unzufrieden und fühlen sich nicht wohl mit der ganzen Situation wie sie sich heute für Frauen so darstellt.
„Ich bin weich, weiblich, sensibel“
„Ich liebe weibliche Frauen, d. h. Frauen, die nicht der Klischeevorstellung von Weiblichkeit entsprechen“
Also wie jetzt? Inwiefern entsprichst du nicht der Klischeevorstellung
von Weiblichkeit? Und der zweite Satz ist paradox. Ohne Erklärung,
was du damit meinst, sagt der gar nichts aus.
@Katharina,
Irgendwie erinnert mich die ganze Diskussion an die, die wir in der Lesbenszene auch hatten – maskulin versus feminin. Da haben uns die maskulinen Frauen vorgeworfen, dass wir heteronormative Tussis seien, obwohl wir ja frauenliebend sind, d. h. eben nicht Männern gefallen wollen und einen für sie auf „Bitch“ machen. Sie haben, so wie Du, gar nicht verstanden, dass es noch etwas „Drittes“ gibt, eine Weiblichkeit jenseits der Klischees, die sich durch sich selbst definiert, total unabhängig vom männlichen Weltbild. Ich kann Deine Denkweise etwas verstehen – Du willst dich von den Tussis abgrenzen, aber Du läufst dadurch in eine andere Falle indem Du dich mit der „Kumpelmasche“ genauso den Männern anbiederst. „Gegen“ etwas sein ist keine Lösung, da man sich trotzdem daran orientiert, verstehst Du was ich damit meine? Der Mann definiert die Frau, indem er von sich ausgeht und sie als das ihn ergänzende „Gegenstück“ von sich abgrenzt. Die Frau defniert sich aber nicht selbst. Das ist das Problem.
@ Sophia & Claudia: OK, man merkt an euren Kommentaren, dass ihr mit einer ganz bestimmten Mission unterwegs seid – geschenkt. Aber allen heterosexuellen Frauen vorzuwerfen, sie würden sich dem Männlichen anbiedern, nur weil eben nicht alle Koordinaten ihres Lebens weiblich sind, das finde ich ein starkes Stück, anmaßend und für eine konstruktive Diskussion absolut tödlich.
Katharina definiert doch für sich gerade das „Dritte“, eben ein Wesen, einen Charakter (oder wie immer man es nennen will), dass keiner Klischeeweiblichkeit entspricht. Deswegen ist sie aber auch nicht gleich eine „maskuline Frau“. Sie ist sie. Ihr arbeitet ganz schön viel mit Definitionen, an denen ihr auch nicht rütteln lasst, und das macht das Diskutieren echt schwer.
@Juli_K, es gibt zwischen „heterosexuellen“ und „lesbischen“ Frauen weniger Unterschiede als zwischen Männer und Frauen. Es gibt allerdings Frauen mit eigenem Begehren und einem weiblichen Bewusstsein- und es gibt Frauen, die wenig Begehren haben und sich männlich identifizieren. Und das in beiden „Gruppierungen“, denn was Sophia damit zu sagen versuchte ist, das es eben in der Argumentation und im Lebensgefühl kaum Unterschiede gibt…
Juli_K nimmt mir gerade die Worte aus den Fingern, sozusagen.
@vor allem Sophia und Claudia: Wir lesen hier ungern Diskussionsbeiträge, die mit „Männer sind so und Frauen sind so“ argumentieren. Außerdem geht es in diesem Blog nicht darum, sich „gegen die Männer“ abzugrenzen oder das angebliche „Anbiedern“ an diese zu brandmarken.
Bitte haltet auch ihr euch daran.
Ihr müsst euch nur mal eine andere Kultur als die westliche anschauen, dann werdet ihr sehen, dass die Vorstellung, dass Frauen und Männer gleich sind (was so viel bedeutet wie: Die Frau ist wie der Mann und seine Vorstellung von Weiblichkeit) nicht universal ist. Im arabischen Raum ist die Frau das gänzlich Andere, da dort der öffentliche und private Raum noch stark getrennt sind. Es gibt eine Männerwelt und eine Frauenwelt mit ihren jeweils eigenen auf das Geschlecht bezogenen Regeln. Es existieren dort auch nicht die Kategorien Heterosexualität und Homosexualität – aber Männer und Frauen führen untereinander homoerotische Freundschaften, die als normal gelten und nichts Anrüchiges haben.
Vor ca. 100 Jahren war das in Europa etwa so ähnlich, es gab romantische Frauenfreundschaften und die Liebe war etwas, was eher auf das gleiche Geschlecht bezogen war, da es damals ja nur die Zwangsehe (Frau als materieller Besitz) gab und keine Ehe aus Liebe.
Hier im Westen wurden die Liebe in Homo- und Heterosexualität kategorisiert, damit Frauen, die in die männliche öffentliche Welt eindrangen ihre sehr tiefen und erotisch gefärbten Frauenfreundschaften nicht mehr weiter führen konnten, sonst hätten sie das ganze System gestürzt.
@ Sophia: Aber wir reden doch hier gerade nicht über den arabischen Raum oder über die Zeit vor hundert Jahren, sondern im Gegenteil darüber, ob – wie von Antje Schrupp befürchtet – die Zukunft der Frauen eine „männliche“ ist.
@Juli_K
Die westliche Welt verleugnet die (symbolische) Existenz von Frauen, da sie dort berufstätig sind und deswegen eine von Männern unabhängige Existenz führen könnten (und die könnte so ähnlich aussehen wie die romantischen Frauenfreundschaften, nur ohne Ehemann). Es herrscht deswegen ein Zustand der Zwangsheterosexualität, die in den Medien ohne Ende propagiert wird. Der Traumprinz und die Große Liebe ist das, was den Frauen versprochen wird, damit sie passiv bleiben und sich gegen die extreme berufliche Diskriminierung, die zur Zeit herrscht, nicht wehren. Sie warten ihr ganzes Leben auf den „Richtigen“ und verbleiben am Ende desillusioniert, geschieden, alleinerziehend, in emotionalen oder finanziellen Abhängigkeitsverhältnissen.
@ Sophia: Hä? Was ist das denn für ein pauschaler Quark? Ich sehe zwar ein, dass homosexuelle Menschen in unseren Medien unterrepräsentiert sind, dass Frauenrollen oft stupide und auf bestimmte Faktoren (Haus, Kinder, Aussehen) beschränkt werden. Aber niemand verleugnet Frauen.
Also, mir wird die Diskussion zu blöd. Ich bin raus.
Sophia: „Im arabischen Raum (…) existieren dort auch nicht die Kategorien Heterosexualität und Homosexualität – aber Männer und Frauen führen untereinander homoerotische Freundschaften, die als normal gelten und nichts Anrüchiges haben.“
Und welche Homosexualität ist es dann, die in einigen arabischen Ländern unter Todesstrafe steht? Die „arabische“ oder die „westliche“?
@Al
Das ist die männliche Homosexualität, wenn sie auf irgendeine Art und Weise öffentlich wird. Und soweit ich weiß wird auch meistens der, der sich „ficken lässt“ bestraft, da er die Rolle einer Frau annimmt.
Aber die stärkere körperliche Nähe der Männer untereinander und der Frauen untereinander ist dort etwas ganz normales. Hier im Westen wird dort direkt „schwul“ und „lesbisch“ daraus, wenn man auf das eigene Geschlecht körperlich mehr eingeht. Dadurch werden die ganzen Zwischenstufen, die es zwischen Freundschaft und Liebe (Beziehung) gibt geleugnet.
Wenn also eine Frau sich einer anderen Frau körperlich etwas mehr annähert, als es die Konvention will (sie will vielleicht einfach nur etwas Geborgheit hat überhaupt keine Hintergedanken), dann sagt die eine so etwas wie: „Tut mir leid, ich bin hetero.“ Dadurch wird eine nähere Kommunikation unter Frauen zerstört, die über Themen wie „sich über Männer auskotzen“, „Shopping“ und „Berufliches“ hinausgeht.
Genauso ist das auch bei den Männer, nur das der Gruppendruck da noch viel größer ist. Wenn Frauen untereinander körperlicher sind, drückt man ein Auge zu und sagt, sind ja nur Frauen, ist doch normal (hat eben keinen Wert).
Antje Schrupp hat den (meiner Ansicht nach wunderbaren) Film “Up in the Air” gesehen und fragt sich, ob das zukünftige Rollenvorbild für Frauen eine hypermobile Blackberrybesitzerin ist, die den Vater ihrer Kinder mit George Clooney betrügt. Ich meine: Bitte, gerne.
Ist das Dein Ernst? Du findest also ein „Rollenvorbild“ gut, wo die Frau ihren Mann betrügt? Und offenbar sehr karriereorientiert ist.
Wie würdest Du das denn beurteilen, wenn ein Mann seine Frau betrügt und hauptsächlich für den Beruf und die Karriere lebt?
Wäre das dann „chauvinistisch“, ein „patriarchales“ „Rollenbild“?
Findest Du das beschriebene Verhalten bei Frauen cool? Und wie findest Du es bei Männern?
Dann frage ich mich auch noch, was das bedeutet mit dem „Rollenvorbild“.
Glaubst Du ernsthaft, daß sich Frauen oder Männer daran „orientieren“, wie Personen in einem Film oder sonstwo dargestellt werden.
In meinen Augen handelt es sich hier um marxistische Ideologie. Also die Vorstellung, daß Menschen ein bestimmtes Verhalten anerzogen werden soll, das ideologisch positiv bewertet wird. Und ein anderes Verhalten soll abtrainiert werden, weil es „normativ“ ist. Während das „gute“ Verhalten, das gelernt werden soll, natürlich nicht normativ ist. Denn es handelt sich ja um das gute Verhalten, das der „patriarchalen“, „heteronormativen“ Gesellschaft entgegensteht.
Für eine Antwort wäre ich dankbar.
Zitat von James T. Kirk:
„Ist das Dein Ernst? Du findest also ein “Rollenvorbild” gut, wo die Frau ihren Mann betrügt? Und offenbar sehr karriereorientiert ist.
Wie würdest Du das denn beurteilen, wenn ein Mann seine Frau betrügt und hauptsächlich für den Beruf und die Karriere lebt?
Wäre das dann “chauvinistisch”, ein “patriarchales” “Rollenbild”?“
Das bringt es eigentlich auf den Punkt, finde ich. Steckt da nicht eine ziemliche große Portion Verbitterung dahinter?
@ Sophia: Wir schätzen es immer sehr, wenn in den Threads auch zum entsprechenden Thema diskutiert wird. Das Kapern eines Strangs beantworten wir meistens mit Löschen. Von mir an dieser Stelle aber erst mal nur der freundliche Hinweise, dass eigene Themenschwerpunkte gern immer im Selbermach-Sonntag gesetzt werden können.
Sophia: „Das ist die männliche Homosexualität, wenn sie auf irgendeine Art und Weise öffentlich wird. Und soweit ich weiß wird auch meistens der, der sich “ficken lässt” bestraft, da er die Rolle einer Frau annimmt. (…) Hier im Westen (…) werden die ganzen Zwischenstufen, die es zwischen Freundschaft und Liebe (Beziehung) gibt geleugnet.“
Ich frage mich, wer hier das größere Problem mit „Zwischenstufen“ hat: eine Gesellschaft, in der Menschenrechte auch für Homosexuelle gelten oder eine Gesellschaft, in der Homosexualität unter Todesstrafe steht.
@Sophia und Susanne:
Sophia, kannst Du denn mal auf die Fragen eingehen? Bei mir steckt keine Verbitterung dahinter, sondern die Verwunderung über unterschiedliche Maßstäbe, die offenbar von Feministinnen in bezug auf Männer und Frauen angelegt werden. Also Idealisierung von Frauen, Dämonisierung von Männern. Eine ideologische Perspektive.
Susanne, was ist denn an meinem Beitrag nicht okay? Ich gehe auf die Ausführungen der Autorin bezüglich des Films und Antje Schrupp ein. Ich kritisiere dieses ewige Gefasel von „Rollenvorbildern“, das ausschließlich von Konstruktionen lebt, die nicht hinterfragt werden. Dies bezieht sich auch auf die Äußerungen von Meredith. Also, was ist nicht okay?
Ich würde mich freuen, wenn man mal konkret auf meine Fragen und Äußerungen eingeht.
Also ich fand es durchaus interessant, dass in dem Film mit gewissen Rollenerwartungen gespielt wurde. Denn wenn wir alle mal ehrlich sind, dann hat doch wohl jedeR von uns Alexs in die Schublade „Single, keine Kinder“ einsortiert, so wie Ryan es auch gemacht hat. Eben weil taffe Business-Frauen immer so dargestellt werden. Dass sie Mann und Kinder hat, karrikiert in meinen Augen gleich zwei Klischees, nämlich das der taffen Karrierefrau und das des verheiraten Familienvater, der selbstverständlich durch die ganzen USA jettet und eine Geliebte hat.
Dass ihr Mann Hausmann ist, wird übrigens an keiner Stelle im Film behauptet, da ist wohl die Fantasie mit Frau Schrupp durchgegangen…
James: „Ich würde mich freuen, wenn man mal konkret auf meine Fragen und Äußerungen eingeht.“
Bin zwar nicht Meredith, aber ich versuch’s mal.
> Ist das Dein Ernst? Du findest also ein “Rollenvorbild” gut, wo die Frau ihren Mann betrügt?
James, wir reden ja nicht von „Den Mann betrügen“ (wer würde denn sowas tun, tsts), sondern „Den Mann mit George Clooney betrügen“ (wer könnte da widerstehen, hach).
> Wie würdest Du das denn beurteilen, wenn ein Mann seine Frau betrügt und hauptsächlich für den Beruf und die Karriere lebt?
Betrügen: kommt drauf an (siehe oben). Beruf und Karriere: Wenn’s sein muss.
> Wäre das dann “chauvinistisch”, ein “patriarchales” “Rollenbild”?”
Hm. Ich glaube, für ein umfassendes Rollenbild gibt es zu wenige Männer, die ein Leben wie die Frau in dem Film führen und ihre Frauen mit einem weiblichen Pendant von George Clooney betrügen. Das Gleiche gilt natürlich auch für ein entsprechendes weibliches Rollenbild. Das ist doch nur ein Film! Hollywood! Traumfabrik!
> Glaubst Du ernsthaft, daß sich Frauen oder Männer daran “orientieren”, wie Personen in einem Film oder sonstwo dargestellt werden.
Das ist schwer zu sagen. Vielleicht ist es ja auch umgekehrt und die Filmemacher orientieren sich an dem, von dem sie annehmen, dass viele Frauen und Männer es so wünschen, träumen, hoffen und gut, lustig, traurig, rührend finden. Damit viele Frauen und Männer eine Eintrittskarte bezahlen.
@ James T. Kirk: Mein Kommentar richtete sich an Sophia, nicht an dich. Also: Kein Problem mit deinem Beitrag.
@Patrick: ja, bitte, ich freu mich darauf. und du hast ja recht, ich hab mich nur gefreut, dass jemand zumindest mal versucht, sich aus einer nicht gar so islamophoben perpektive mit der burka-thematik auseinander zu setzen. dabei hab ich aber die etwas schlichte argumentation überlesen.
@james: AI hat es schon ganz gut erklärt – und ja: ich kann mir durchaus schlimmmeres vorstellen als meine karriere wichtig zu nehmen, eine familie zu haben und nebenbei wild mit george clooney zu sexen. ich persönlich nehme diese rollen-geschichte auch nicht so ernst, also glaube kaum, dass jetzt alle jungen frauen denken, sie müssten bloß sehr viel fliegen und viele meilen sammeln, um cool genug für clooney zu sein oder den kapitalismus oder was auch immer. insofern finde ich es einfach nur erfrischend, wenn in einer hollywoodproduktion ausnahmsweise die frau abgebrüht ist und alles bekommt und nicht diejenige ist, die mit mitte 30 doch nur mal endlich geliebt werden will. abgesehen davon finde ich blackberrys geil.