Durch Gleichstellung zur selbstverantwortlichen Lebensgestaltung

Am 27. September ist Bundestagswahl! Die Mädchenmannschaft erleichtert euch den Blick in die Wahlprogramme und fasst in den folgenden Wochen jeweils die frauenpolitischen Themen der großen Parteien für euch zusammen.
Aber Achtung: Unsere Vorstellung der einzelnen Programme schließt keinerlei Wahlempfehlung mit ein!

48031d9056a92_dprogramm_buttonLos geht es heute mit dem Deutschlandprogramm 2009 der FDP

Die FDP und Frauen – in meiner Vorstellung reicht diese Verbindung kaum über Gesicht und Babybauch Silvana Koch-Mehrins hinaus. Aber was sagen die Kampagnen einer Powermutter und EU-Abgeordneten schon über das frauenpolitische Programm ihrer Partei aus?

Ein Blick ins Wahlprogramm der Liberalen überrascht mit optimistisch formulierten Zielen:

Die FDP setzt sich für eine freie und selbstverantwortliche Lebensgestaltung von Frauen und Männern ein. Wir schaffen hierzu die Rahmenbedingungen. Der Grundsatz der Geschlechtergleichstellung ist uneingeschränkt umzusetzen.

Für die Familienpolitik bedeutet das:

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist Voraussetzung für eine selbstverantwortliche Lebensgestaltung.Die Lebensplanung der Frau wird immer noch durch die oftmals unfreiwillige Entscheidung zwischen Familie und Beruf
eingeschränkt. Es sind daher nach wie vor eher Mütter, die die Elternzeit in Anspruch nehmen. Erfreulicherweise besteht der Wunsch nach Elternzeit auch vermehrt bei den Vätern. {…} Die FDP fordert einen bedarfsgerechten Ausbau qualitativ hochwertiger Betreuungsangebote für Kinder ab dem ersten Lebensjahr und die Schaffung von flexiblen Arbeitszeitmodellen. Damit können die Beschäftigungsfähigkeit und der schnelle Wiedereinstieg ins Berufsleben für junge Eltern sichergestellt werden. Ähnliche Problemstellungen sind auch bei der Pflege von Angehörigen zu lösen. Auch hier tragen in der Regel Frauen die Hauptlast.

Sowohl Pflege- als auch Kinderbetreuungskosten sollen daher mit bis zu 12.000 Euro jährlich von der Steuer absetzbar sein. Mit der Abschaffung der Elternfreibeträge, wäre Kinderbetreuung dann keine Frage mehr des Einkommens und des Dann-doch-zuhause-bleibens der Mutter, weil ihr Gehalt sowieso für Kita oder Tagesmutter drauf geht.

Hier machen wir einen kleinen Schlenker zur Steuerpolitik, denn wer ein ernsthaftes Interesse an gerecht verteilter Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen und Männer hat, der kommt nicht umhin, das geltende Steuerrecht zu überdenken. Auch für Ehefrauen muss sich der Job finanziell auszahlen. Deshalb verspricht die FDP die Abschaffung des Ehegattensplittings durch Aufhebung der Steuerklasse V.

Eine gerechte Steuerpolitik soll aber nicht nur Ehepaare betreffen, sondern Lebenspartnerschaften generell. Diese sollen mit Ehen gleichgestellt werden, unter anderem auch in Fragen der Adoption.

Die Gleichstellung von Lebenspartnerschaften betrifft noch mehr Bereiche:

Ein gemeinsames Sorgerecht ist bei nicht verheirateten Paaren heute nur möglich, wenn die Mutter zustimmt. Dem Vater soll jedoch nach Ansicht der FDP im Einzelfall eine gerichtliche Entscheidung zur Erlangung des gemeinsamen Sorgerechts offenstehen, wenn dies dem Kindeswohl entspricht. Eine Benachteiligung von Vätern in Sorgerechtsangelegenheiten darf es nicht geben.

Außerdem sollen auch nicht verheirateten Frauen reproduktionsmedizinische Angebote, wie der künstlichen Befruchtung, nutzen dürfen.

Aber Frauenpolitik ist nicht nur Familienpolitik. Auch im Einkommensgefälle zwischen Frauen und Männern, nennt die FDP Handlungsbedarf:

Noch immer erhalten Frauen im Gegensatz zu Männern bei gleicher Arbeit deutlich weniger Lohn. Die FDP setzt sich dafür ein, dass Frauen und Männer für gleiche Arbeit am gleichen Ort gleich bezahlt werden. Teilzeitlösungen auch für Führungskräfte sollten möglich werden, um sie nicht automatisch vom beruflichen Aufstieg auszuschließen. In Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Leben sind Frauen nach wie vor unterrepräsentiert. Um leistungsbereite und engagierte Frauen auf ihrem Berufsweg zu unterstützen, gilt es, erfolgreiche Instrumente wie das „Mentoring“ bereitzustellen.

Gleiche Bezahlung bei gleicher Arbeit am gleichen Ort klingt gut, erreicht aber leider nicht die per se GeringverdienerInnen wie ErzieherInnen, VerkäuferInnen und ähnliche, vor allem von Frauen ausgeübte, Tätigkeitsfelder.
Um Frauen verstärkt in Männerdomänen zu etablieren, zieht die FDP ein weiteres Wahlprogramm aus dem Ärmel, wenn Mädchen und junge Frauen schon in der Schule in Naturwissenschaften gefördert werden sollen, denn

Deutschland kann es sich nicht leisten, das Potenzial weiblichen Nachwuchs nicht auszuschöpfen. Wissenschaftlerinnen und Forscherinnen sollten in ihrer beruflichen Entwicklung spezifisch unterstützt werden und die Barrieren, die sie bei einer weiteren Karriereplanung behindern, durch konkrete Angebote abgebaut werden.

Auf die Angebote bin ich gespannt – denn ein paar Mentorenprogramme mehr bringt zwangsläufig keine Frau in eine Führungsposition, wenn die Vorstände nicht mitziehen. Die Einrichtung einer Quote hätte da mehr Potenzial.

Mehr Infos zu den Liberalen und der der FDP als Bundespartei gibt es hier und hier. Dort könnt ihr auch das Deutschlandprogramm 2009 der Partei nachlesen. Oder ihr guckt mal, was die Liberalen Frauen selber zu sagen haben.

22 Kommentare zu „Durch Gleichstellung zur selbstverantwortlichen Lebensgestaltung

  1. Ein gemeinsames Sorgerecht ist bei nicht verheirateten Paaren heute nur möglich, wenn die Mutter zustimmt. Dem Vater soll jedoch nach Ansicht der FDP im Einzelfall eine gerichtliche Entscheidung zur Erlangung des gemeinsamen Sorgerechts offenstehen, wenn dies dem Kindeswohl entspricht. Eine Benachteiligung von Vätern in Sorgerechtsangelegenheiten darf es nicht geben.

    Heißt das, dass der Mann dann auch ein Mitspracherecht bei der Frage nach einer Abtreibung bekommen soll und eine solche so gerichtlich unterbinden kann?

    Würde passen, den das was sich auf der Homepage zu dem Thema finden lässt klingt dann so:

    Ina Lenke warb dafür, die Situation von betroffenen Frauen und ungeborenen Kindern zu verbessern und damit die Zahl von Abbrüchen so gering wie möglich zu halten.
    […]
    Zum Schutz des ungeborenen Lebens und der Schwangeren gehöre auch das Angebot vielfältiger Hilfen für ein Leben mit einem behinderten Kind.
    […]
    Die FDP-Bundestagsfraktion unterstützt die Forderungen der Union. Die Liberalen setzen sich dafür ein, dass bei der Diagnose einer schwerwiegenden Erkrankung des Fötus eine weitere medizinische und auch psychosoziale Beratung erfolgen muss. Auch die Bedenkzeit zwischen Diagnose und Abbruch von mindestens drei Tagen sei wichtig. So könne das Risiko verringert werden, dass eine Frau unter Druck eine falsche Entscheidung fällt.

  2. Als bekennende FDP-Wählerin war ich von der Haltung der Liberalen Abgeordneten (inkl. Ina Lenke) in der Debatte zum Schwangerschaftskonfliktgesetz ziemlich entsetzt – muss aber zur Verteidigung der Partei einwenden, dass diese in der Entscheidung vom Fraktionszwang freigestellt wurden, da es sich ja um eine Gewissensentscheidung handelte.

    Und zu deiner ersten Frage: Der Absatz bezieht sich ja ausdrücklich auf Sorgerechtsbestimmungen. Gerade die „Liberalen Frauen“ legen Wert auf Respekt vor den „Wünsche[n] junger Frauen auf eine freie, selbstverantwortete Lebensgestaltung“. Dazu gehört ja auch das Recht auf Abtreibung, und Männer/Väter, die das gerichtlich einschränken lassen wollen (solche Versuche gab es ja bereits), würden das Recht auf die freie Lebensgestaltung ja offensiv angreifen.

    Hoffe, das hilft weiter :)
    Morjanne.

  3. Naturwissenschaften bereits in der Schule zu fördern klingt zunächst gut. Aber gerade hier halte ich den alleinigen Frauen bzw. Mädchenfokus für nicht richtig. Es währe viel wichtiger – und vor allem sinnvoll – dieses Thema allgemein in den Schulen zu stärken. Davon haben Mädchen wie Jungen gleichermaßen etwas.

    Gleichberechtigung durch Ungleichbehandlung erreichen zu wollen ist für mich noch nie ein plausibler Weg gewesen. Bereits in der Schule eine Bildungsdifferenzierung zugunsten von Mädchen aufzubauen, führt sicher nicht zu einer späteren Begegnung auf Augenhöhe.

    Wenn unbedingt bei Themenförderung differenziert werden muss, dann doch besser nach Eignung und/oder Neigung, als nach Geschlecht. Klingt natürlich nicht mehr so besonders populär und verfehlt dann auch wiederum das Ziel unbedingt mehr Frauen in Führungspositionen bringen zu wollen.

  4. Meiner Meinung nach sollte weniger Geld in Mentoring- und sontige Programme gesteckt, sondern das Geld leiber dazu verwendet werden, um die doch wichtigen „Frauenberufe“ in Erziehung, Pflege etc. gesellschaftlich und finanziell aufzuwerten.
    Betrachtet man sich nämlich einmal beispielsweise die Untersuchungen zum Girls‘ Day, so ist seit dessen Einführung die Frauenquote bei den „Männerberufen“ sogar rückläufig.

  5. @Andreas .. das wird nur leider wirschaftlich nicht so viel bringen, denn unser Land leidet nicht an einem Mangel Erziehrinnen und Pflegerinnen (noch nicht) sondern an Qualifiezierten, zumeisst Technischen Fachkraeften.

    Die Foerderung von Frauen aus diesem Bereich erfolgt deswegen auch nicht aus der Liebe zur Gleichstellung heraus sondern schlicht und einfach aus dem Grund, dass man glaubt, bei den Frauen noch unentdeckete Potentiale, um dieses Loch an Fachkraeften zu fuellen, zu finden.

    Von Mentoren – Programmen halte ich auch nicht sonderlich viel, zumindest von der Art, wie sie durchgefuehrt werden.
    Viel wichtiger finde ich, wie man jungen Menschen naeher bringen kann, welch Fazination von Technischen Berufen ausgehen kann – und dass es, auch in diesem Bereich durchaus moeglich ist, dem Bedurefnis, Sozial was leisten zu koennen, durchaus moeglich ist.
    Denn genau diese Leute fehlen am meissten, Menschen die es schaffen, die Bruecke zwischen den Beduerfnissen der Menschen, zum Beispiel in der Alten und Krankenpflege und den Technischen Moeglichkeiten, die es heute gibt um es zu erleichtern, zu schlagen.

    Ich will damit nicht bestreiten, dass Pflegeberufe dringend auch Finanziell aufgewertet werden muessen .. dennoch wird das unserer Wirtschaftskraft nicht unbedingt wohl tun.

  6. @Lena
    Nicht um Lücken zu Füllen sondern um Löhne zu drücken. Die Wirtschaft braucht deswegen mehr qualifizierte Techniker um das Lohnniveau bei Facharbeitern und Ingenieuren noch weiter zu drücken, der Lohn von einem studierten Ingenieur und einem Facharbeiter unterscheiden sich nicht so, in den USA z.B. kann man wesentlich mehr als Ing oder Inf verdienen, würden die Absolventen noch weiter steigen hätte das noch weitere drückende Auswirkungen.

    Allerdings hat das den 60ern bei den Bürojobs funktioniert und würde auch hier funktionieren, doch komischerweise haben die ganze Fördermillionen für die MINT-Berufe nichts gebracht, es werden eher noch weniger. Ich studiere derzeit Informatik, arbeite seit 99 in dem Sektor und kann weder ein besonders hohes Maß an Frauenfeindlichkeiten, noch an Diskriminierung feststellen, man ist eher dankbar für jede Frau die in dem Sektor arbeitet.

    Erklär es mir doch mal einer, es geht hier rein um den Grips, eine zusätzliche körperliche Anstrengung wie bei Mechanikern oder Handwerkern fällt doch weg.

  7. @Michael
    Ich habe auch Elektrotechnik Stuidert und habe auch selten Frauenfeindlichkeit erlebt, wohl aber fuehlte und fuehle ich mich sehr oft als Exotin, was auch kein tolles Gefuehl ist.
    .. und mein Gehalt liegt deutlich ueber dem der Facharbeiter und noch einmal deutlich ueber dem von vielen Leuten im Pfelgesektor… aber warum studieren / trotz immer noch bester Jobaussichten/ kaum mehr Leute, vor allem keine Frauen MINT-Faecher?

    Beginnen wir mal bei der Studienentscheidung.
    Ich habe mit Mathe und Physik Leistungskurs, 13 und 15 Punkte, Abitur gemacht.
    Ich gehe also zur Studienberatung… was wird mir geraten ( und das nicht nur an einer Uni) Mathe und Physik auf Lehramt!
    Den Jungen mit aehnlichen Faechern wie mir wurde grundsaetzlich zum Ingeneur geraten, mir kein einziges mal .. ich gebe zu, ich hatte keine Vorerfahrungen wie Loeten oder sonderlich viel Programmieren .. geschadet hat es mir auch nicht. Die meissten Menschen werden, weil sei ein voellig falsches Bild von den Studiengaengen haben, schon vorher abgeschreckt..

    Aber das ist nur ein Punkt.. ich glaube, die meissten – auch Maenner – brechen schon viel frueher weg.
    Der Unterricht von Naturwissenschaften in der Schule leitet nun nicht wirklich dazu an, sich naeher damit zu beschaeftigen, wenn, muessen die Impulse von wo anders her kommen… und da sprechen die meissten Angebote von ihrer Aufmachung nun mal zunaechst Jungen an.

    Naturwissenschaften sind uncool, Leute die den Computer zu mehr als nur zum surfen nutzen. Freaks… so ist es leider immer noch.

    Hier ist der Punkt, an dem man was aendern muss. Zeigen, dass Programmieren z.B. toll ist und Spass machen kann… dass Physik ein grosses Abentuer sein kann… das Zahlen auch Kunst sein koennen… und und und…

  8. @Lena: „Ich will damit nicht bestreiten, dass Pflegeberufe dringend auch finanziell aufgewertet werden muessen .. dennoch wird das unserer Wirtschaftskraft nicht unbedingt wohl tun.“

    Das ist der ganz grosse Haken an der ganzen Sache. Typische Frauenberufe (ja, es gibt sie, auch wenn’s nicht angenehm ist) finanziell aufzuwerten, das habe ich hier auch schon einmal ins Feld geführt (ich glaube mit einem Vergleich zum Salär eines Bankers). Aber ob sich das ökonomisch auch sinnvoll umsetzen liesse? Dafür müsste man unser ganzes Gesellschaftsmodell auf den Kopf stellen. Gut, es wurde ja bereits auf den Kopf gestellt- durch die Finanzkrise- aber noch nicht genug…

  9. Nur mal allgemein zum Thema Arbeitsmarkt:
    Es ist nun einmal in einem Markt besser für den Käufer wenn es mehrere Anbieter gibt, die sich gegenseitig Konkurrenz machen. Nun hat der Arbeitsmarkt aber einen kleinen Nachteil, die Feststellung des Bedarfs erfolgt nicht durch Unabhängige oder die Anbieter (Arbeiter) sondern durch Veröffentlichung nicht nachprüfbarer Bedarfszahlen der Arbeitngeber. Ob diese jetzt sagen wieviele Stellen sie besetzen wollen oder wieviele Bewerber sie dafür benötigen (Bsp: ich brauche EIN Auto, guck mir aber vorher ein halbes Dutzend an) ist nicht prüf- und nicht belegbar. Das einzige auf dass man sich demnächst im Bereich Arbeitsmarkt verlassen kann ist die Rentenwelle der Babyboomer. Das ist die einzige Konstante im Arbeitsmarkt der nächsten 5-10 Jahre. Aber das wird nie als Argument vorgebracht, obwohl so der Industrie grad altgediente erfahrene Leute flöten gehen. Ist das Arbeitsmarkt also wirklich so hungernd??? Vielleicht sollte auf das Gejammer der Damen und Herren in den Industrielobbys und Politiker/innnen doch nichts geben und einfach studieren/lernen was einem Spass macht und was einen interessiert. Allerdings sollte sich jeder vorher fragen ob ich von meinem Magister der phil. Fakultät oder meinem Germanistenabschluß leben kann (nur Beispiele, ich denke nur ein BWLer oder Ing hat weniger Probleme einen hochbezahlten Job zu kriegen)? 5 Jahre studieren um dann als Taxifahrer zu arbeiten? Und die Verantwortung kann mir keiner abnehmen.

    Noch ne kleine Frage: Der Begriff Gleichstellung, sollte das nicht Gleichberechtigung heißen, Gleichstellung klingt eher nach gleichem Endergebis nicht nach gleichen Voraussetzungen. Oder bezieht sich Gleichstellung hier „nur“ auf die gleichgeschlechtlichen Paare? Oder bezieht sich Gleichstellung z.B. auf die Sache mit den gleichen Gehältern wo versch. Berufe bei versch. Arbeitgebern verglichen wurden (z.B. öffentliche Hand und privat Industrie, Krankenpflege und Mechaniker), und dabei rauskam das die, die bei Kirchen und im öfffentlichen Dienst weniger kriegen als die in der Privatwirtschaft. Mir fehlt für das Thema irgendwo eine Art Vergleichsindex, sich allein für einen Beruf und eine Stelle zu entscheiden nur auf Grund des Gehalts ist widersinnig, Sache wie Jobsicherheit, Risiken am Arbeitsplatz, kolligiale Verhältnisse, etc fallen da gar nicht ins Gewicht sondern nur Cash. Wer hat den besseren Deal gemacht, frag ich mich: Die Krankenschwester die 2000€ Brutto verdient aber Ihr Job nur dann verliert wenn die Klinik jemals Pleite gehen sollte (ich weiß von Bekannten und Verwandten in der ev. Diakonie wie sicher deren Jobs sind, wenn man mal ein paar Jahre dabei ist) oder der Industriemechaniker mit 3000€ bei Siemens der aufgrund einer einzigen Managemententscheidung oder wegen der Finanzkrise auf der Straße stehen kann.
    Oder anders arbeite ich lieber in einem Job mit meinem persönlichen Zufriedenheitsnote 1-2 für 2000 € oder in einem 4- Job für 3000€?

    Sorry wurde etwas lang, aber grad über das Thema stolpern wir in der FH immer wieder. Immer mit der Mädchenmannschaft aus der sozialen Fakultät :-) .

    @Lena
    Was deinen Exotenstatus angeht, du stichst halt automatisch heraus. Ich würd mir da eher was drauf einbilden an deiner Stelle, viele Frauen (der Anteil wird von Sem zu Sem niedriger) bei uns hatten das Durchhaltevermögen nicht das Studium durchzuziehen und sind abgedampf, die von denen ich weiß sind alle raus aus den mathelastigen Fächern hin zu denen wo es mehr ums Datensammeln, Verarbeiten und Vorstellen geht (ich versuch mich hier mal neutral auszudrücken) :-) .

    Das Problem mit der Studienwahl haben im übrigen aber auch Jungs, nicht nur Mädchen. Könnte nämlich auch nicht schaden ein paar physik- und mathebegabte Jungs als Lehrer herzuholen, ein paar männliche Lehrer mehr könnten vielleicht was für die Abiturzahlen der Jungs tun.

    Du sagst man muss wissen was man studiert bevor man anfängt zu studieren. Die Abbrecherzahlen in Info und Ingenieurswesen bestätigen das ja. Nur warum sinkt seit Einführen des Girls Days der Frauenanteil noch weiter?

    Wg. Physik ja das kann interessant sein, aber am Ende läufts doch wieder aufs Berechnen von Formeln raus :-) .

  10. @ Morjanne du schreibst:
    Und zu deiner ersten Frage: Der Absatz bezieht sich ja ausdrücklich auf Sorgerechtsbestimmungen. Gerade die “Liberalen Frauen” legen Wert auf Respekt vor den “Wünsche[n] junger Frauen auf eine freie, selbstverantwortete Lebensgestaltung”. Dazu gehört ja auch das Recht auf Abtreibung, und Männer/Väter, die das gerichtlich einschränken lassen wollen (solche Versuche gab es ja bereits), würden das Recht auf die freie Lebensgestaltung ja offensiv angreifen.

    Haben Männer/Väter kein Recht auf eine freie, selbstverantwortete Lebensgestaltung?

    Laut den Vereinten Nationen ist es ein grundlegendes Recht von Frauen und Männern, über die Zahl ihrer Kinder und den Zeitpunkt ihrer Geburt frei und verantwortlich zu entscheiden. Das Recht auf Familienplanung begründet sich zum einen vom Wohlergehen des Kindes her, indem es helfen will, dessen Lebenschancen zu verbessern. Zum anderen wurzelt es in dem Grundrecht von Frauen und Männern auf Selbstbestimmung in der Frage, ob sie ihr Leben an das eines oder mehrerer Kinder binden wollen. (Quelle: profamilia http://www.profamilia.de/print/show/1803.html)

    Laut Sozial Gesetz Buch V § 24a Abs.2 haben Mädchen/Frauen bis zum 20 Lebensjahr Anrecht auf kostenlose Verhütungsmittel durch ihre Krankenkasse. Jungen/Männer müssen ihre Verhütungsmittel selber bezahlen!

    Gilt der Artikel 3 des Grundgesetz nicht für Männer/Väter ?

    Gruß
    KaRa

  11. KaRa,

    das Problem ist doch logisch nicht aufzulösen: An einer Schwangerschaft sind immer drei beteiligt, also ist SELBSTbestimmung zwangsläufig nicht hinreichend. Wenn man dem Selbstbestimmungsrecht der Frau die Priorität gibt, werden die Selbstbestimmungsrechte/Schutzrechte der anderen logisch relativ eingeschränkt. Die Abwägung zwischen den unterschiedlichen Rechtspositionen ist kompliziert und nie konfliktfrei zu lösen. Ich finde die Frage nicht unberechtigt, ob ein Mann das Recht zu einer „rechtlichen“ Abtreibung bekommen sollte, wenn sich die Frau gegen seinen Willen für eine Schwangerschaft entscheidet, aber die Rechtsposition des Kindes steht hier dagegen. In dem Bereich gibt es keine Fairness, wenn die Schwangerschaft nicht happy und einvernehmlich erfolgt. Artikel 3 GG besagt nämlich, daß Gleiches gleich aber Ungleiches ungleich behandelt werden muß. Hier ist eine ganze Menge ungleicher als man denkt. Ist halt so.

    Aber bei ProFamilia kann man sich ja mit kostenlosen Kondomen eindecken…

  12. Als erstes eine kleine Anmerkung, Morjanne. Fraktionszwang gibt es nicht, höchstens eine durch die Arbeitsweise des Parlaments bedingte Franktionsdisziplin.

    In Bezug auf Väter und ihr Mitbestimmungsrecht zur Abtreibung muss ich, vielleicht von meinem Status als Frau beeinflusst, sagen, da die Frau nun einmal neun Monate das Kind mit sich herumschleppt, haben Männer eben nicht die gleiche Mitbestimmung. Das mag unfair und sexistisch klingen, aber dieser Diskriminierung bin ich mir bewusst. Im Übrigen müssen Männer Verhütungsmittel ja nicht bezahlen, man kann sich ja auch reinteilen ;).

    Zum Thema Quote bleibt festzustellen, die die FDP als liberale Partei diese eben gerade nicht befürwortet, sondern für andere Wege zur Förderung von Frauen eintritt. Meiner Meinung nach ist das auch gut so, ich möchte meine Position, sollte ich je eine höhere bekommen, jedenfalls nicht einer Mitleidsquote verdanken, sondern meinen eigenen Verdiensten.

  13. Sorry – Aber Wahlwerbung für die FDP hab ich in diesem Blog nicht erwartet!
    Diese neo-liberaler Leistungsfetisch hilft uns mit seiner komplett fehlenden Solidaritätsvorstellungen nun wirklich nicht weiter!

    Die wenigen „Liberalen Frauen“ in der FDP haben wohl nicht wirklich die Möglichkeit aktiv etwas bei der Lage der Frauen zu verbessern…

    Auch wenn die GRÜNEN mit Ihrer Frauenquote dem „alten Feminismus“ näher zu stehen scheinen, gibt es für mich keine(!) Alternative.

    Nicht nur in Fragen von Frauen- und Familienpolitik, sondern auch bei Umweltschutz und sozialen Themen.

    Allein die Vorstellung einer schwarz-gelben regierung ab September lässt mich erschaudern…*fröstel*

  14. Hallo Marie,
    von „Wahlwerbung“ kann wirklich keine Rede sein. Hast du den Artikel und vor allem die Einleitung dazu denn gelesen?

    Die Mädchenmannschaft […] fasst in den folgenden Wochen jeweils die frauenpolitischen Themen der großen Parteien für euch zusammen.
    Aber Achtung: Unsere Vorstellung der einzelnen Programme schließt keinerlei Wahlempfehlung mit ein!

    Ich frage mich gerade ein bisschen, was man daran falsch verstehen kann…? Wie dem auch sei, wir freuen uns auf jeden Fall, dass bisher so sachlich und auch sehr interessant diskutiert wurde. Gerne weiter so!

  15. Sorry, das ist jetzt komplett off topic, aber hat jemand den neuen SpOn-Artikel zu Thema Pflege gelesen?
    http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/0,1518,643301,00.html

    Natürlich zwei junge Frauen, die in den Heiligenstatus erhoben werden, weil sie ihre Eltern pflegen. Nicht dass ich das nicht beeindruckend fände – aber warum nicht mal ein junger Mann? Und dazu vielleicht eine Erwähnung der Tatsache, dass die allermeisten jungen oder auch älteren PflegerInnen in Wirklichkeit Pflegerinnen sind? Oder sollen die beiden eine Vorbildfunktion hauptsächlich für junge Frauen ausüben? Die Männer hätten es da eigentlich nötiger.

  16. jj, bei einer (nicht zu späten) Abtreibung gibt es genau zwei Parteien: den Mann und die Frau. Das sogenannte ‚Kind‘ ist zu dem Zeitpunkt noch kein Kind, sondern ein Fötus. Wo die Grenze zu ziehen ist (sicher nicht zum Zeitpunkt der Geburt, aber auch nicht bei der Befruchtung) muss sicher diskutiert werden. Aber solange es sich um einen Fötus handelt, ist er Teil des Körpers der Frau und untersteht damit ihrem Selbstbestimmungsrecht. Zumindest sehe ich das so.

  17. Die Ziele der Liberalen, wie sie hier formuliert sind, finde ich sehr unterstützenswert. Bleibt nur zu hoffen dass sie auch praktisch realisiert werden können.

    „Ina Lenke warb dafür, die Situation von betroffenen Frauen und ungeborenen Kindern zu verbessern und damit die Zahl von Abbrüchen so gering wie möglich zu halten.
    […]
    Zum Schutz des ungeborenen Lebens und der Schwangeren gehöre auch das Angebot vielfältiger Hilfen für ein Leben mit einem behinderten Kind.“

    Die Situation von betroffenen Frauen zu verbessern ist sicher erwünschenswert. Aber weshalb das Ziel, Abbrüche so gering wie möglich zu halten? Wichtig ist es doch, dass die Frau (und ihr Partner) das tun, was für ihre Situation am besten ist. Ein behindertes Kind ist eine unglaubliche Belastung, und die Mentalität solche Geburten fördern zu wollen führt bei den Frauen selbst auch zu moralischem Druck, welcher mit den eigenen Interessen im Konflikt stehen könnte. Wenn der Beweggrund für eine Beratung vor allem möglichst tiefe Abtreibungsraten sind, wie wird diese wohl gestaltet sein?

    Natürlich ist es eine Abwägung von verschiedenen Rechten, aber ich empfinde die Interessen eines denkenden, entwickelten Menschen als schwerwiegender als die Intressen von etwas, das sich zu einem denkenden Menschen entwickeln KÖNNTE.

    Zitat Klara: „Gleichberechtigung durch Ungleichbehandlung erreichen zu wollen ist für mich noch nie ein plausibler Weg gewesen. Bereits in der Schule eine Bildungsdifferenzierung zugunsten von Mädchen aufzubauen, führt sicher nicht zu einer späteren Begegnung auf Augenhöhe.“

    Genau meine Meinung.. eine noch stärkere Frauenförderung wäre sicher Kontraproduktiv. Auch kann eine Vermehrung der Girls Days und ähnlichem nicht jahrelange gesellschaftliche Konditionierung auslöschen. Aber einmal in der schulischen Laufbahn an so etwas teilzunehmen würde ich weiterführen, zumindest mir hat es damals spass gemacht und Einblick in etwas gegeben, was ich sonst nicht erlebt hätte. Für Jungen sollte es jedoch etwas ähnliches geben.

  18. @Sinamore:
    Es gibt ja auch schon den „Boys Day“, zumindest in unserer Firma wird der ebenfalls einmal im Jahr durchgeführt. Ob es den „überall“ (und unter eben diesem Namen) gibt, und damit auch ebenso vielen Jungen wir umgekehrt Mädchen zu Gute kommt, weiß ich gerade nicht.

    Ich frage mich nur gerade, ob seit der Einführung des „Boys Day“, auch die Männerquote in (sogenannten) Frauenberufen gesunken sein soll… Oder ob diese Männerförderung vielleicht wenigstens schon „messbaren Erfolg“ verbuchen kann… ;-)

  19. P.S: Mir fällt gerade auf, da wir eine äusserst „technologisch“ ausgerichtete Firma sind, macht das mit dem Boys Day bei uns eigentlich gar nicht so viel Sinn…. Außer, die Jungs werden mal in den Sekretariaten / in der Verwaltung rum geführt… Ich werde mich da mal erkundigen.

  20. @Noomi: Bei uns gab es auch ähnliches für Jungs, doch waren diese nicht spezifisch auf „männeruntypische“ Berufe gerichtet. Das würde sich jedenfalls mit deiner Firma decken.

  21. Alles, was die FDP da aufzählt, hilft in erster Linie dabei, dass Frauen länger und besser dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Mehr Teilzeit für alle, niedrigere Löhne für Alle, mehr Entgrenzung für Alle, weniger soziales Netz.

    Die Vorteile für sie, sind da ein nettes Nebenprodukt.

    Die „positive Überraschung“ zeigt höchstens, wie wenig grundlegend die Gesellschaftskritik einiger Feminist_innen ist.

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