Der Papst in Deutschland? What the Fuck!

Vom 22. bis 25. September 2011 wird der Papst, Joseph Aloisius Ratzinger, in Deutschland zu Besuch sein. Anlässlich des Besuches haben sich in Berlin, Freiburg und Erfurt Bündnisse gebildet, die neben Gegen-Aktionen am Tag des Papstbesuches im Vorfeld auch Veranstaltungen zum Thema organisieren. Im Aufruf des Berliner Bündnisses „Der Papst in Berlin? What the Fuck!“ schreiben die Organisator_innen:

Wir nehmen den Besuch dieses Menschen zum Anlass, unsere grundsätzliche Kritik an Religion, an der Katholischen Kirche im Speziellen und an diesem Papst im Besonderen Ausdruck zu verleihen und rufen hiermit dazu auf, diese Kritik auf der Straße und bei den verschiedenen Veranstaltungen zu verdeutlichen. Denn Joseph Ratzinger ist ein Mensch, dessen Denken und Äußerungen sich großzügig aus dem Pool reaktionärer Ideologien speisen. Antisemitismus, Sexismus, Homophobie und Rassismus sind die tragenden Pfeiler seines erzreaktionären Weltbildes.


Mobilisierungsvideo des Berliner Bündnisses „Der Papst in Berlin? What the Fuck!
Es gibt noch zwei weitere Berliner Gruppen, die gegen den Papstbesuch mobilisieren: Der Papst kommt! (auch auf Facebook) und Not welcome! Papst Bündnis aus Berlin.

15 Kommentare zu „Der Papst in Deutschland? What the Fuck!

  1. Die Facebookseite ist ja wohl mal selten blöd. Sie heißt schlicht „Der Papst kommt“ und dann soll man da auf gefällt mir klicken damit dann allen angezeigt wird „XY gefällt Der Papst kommt“…ja, nee, is klar, mach ich dann mal…NICHT!

  2. @Liesa

    Das habe ich auch gedacht, sehr unglücklich gewählt. Leider hat das Berliner Bündnis “Der Papst in Berlin? What the Fuck!“ keine FB-Seite. Das würde mir besser gefallen :)

  3. Ihr betrachtet den Papst hier ziemlich einseitig unter dem „alles was an der katholischen kirche schlecht ist/war“ Blickwinkel.

    für millionen Katholiken in Deutschland und der Welt repräsentiert er nunmal das Oberhaupt ihrer Kirche, der, der Gott am nächstem ist.

    Würdet ihr all diesen Leuten wirklich das vorenthalten was sie als spirituelles Erlebnis wahrnehmen, wenn ihr könntet?

    Ist ja nicht so, das der Papst in Berlin zum lynchen der Schwulen und Lesben und Moslems und Juden und ProChoice AktivistenInnen aufrufen wird, sonder wahrscheinlich eher ne Botschaft des Friedens verbreiten wird.

    Und jetzt überlegt nochmal wie inkonsequent das von euch ist, warum steht ihr nicht jeden Sonntag vor jeder Kirche, Samstags vor den Synagogen und am Freitag vor den Moscheen? Alle monotheistischen Weltreligionen haben ein patriachales System zu Grunde, das im Grunde frauenverachtend ist und Judentum und Islam sind auch nicht zu gut auf Homosexualität und Abtreibung zu sprechen…

    PS: Toleranz wäre, ihr lasst den Papst den Katholiken und welchen Spass sie auch immer daran haben, der Berliner CSD war ja auch nicht von fanatischen Christen gesäumt die „God hates Fags“ proklamierten (die westboro baptist church, auf die ich hier anspiele entspringt übrigens der reformation, sowas geht innerhalb der katholischen kirche nicht, aufgrund ihrer zentralistischen Organisation, das was früher Ursache für viel grausames war ist heute der garant dafür, das sowas nicht mehr passieren kann)

    tolerante Grüße eines Katholiken, dem der Papstbesuch herzlich egal ist :)

  4. Ehrlich gesagt bin ich nicht sicher, wie sinnig ich persönlich es finde, „gegen den Papst“ zu demonstrieren. Ich fürchte, solange es Katholiken gibt, die ihn als ihr Oberhaupt ansehen, müssen wir damt leben, dass er sie besucht und zu ihnen spricht. Wo er absolut nichts verloren hat, sind öffentliche Institutionen, allen voran der Bundestag.

  5. @Matty

    Nochmal aus dem Aufruf des Berliner Bündnisses zitiert (steht auch so oben im Blogeintrag):

    „Wir nehmen den Besuch dieses Menschen zum Anlass, unsere grundsätzliche Kritik an Religion, an der Katholischen Kirche im Speziellen und an diesem Papst im Besonderen Ausdruck zu verleihen und rufen hiermit dazu auf, diese Kritik auf der Straße und bei den verschiedenen Veranstaltungen zu verdeutlichen. (…)“

    Wie ziehst Du daraus den Schluss, dass Leuten etwas vorenthalten werden soll? Es fordert doch niemand ein staatliches Einreiseverbot für den Papst oder das die Veranstaltungen sabortiert werden sollen.

    Und zum Vorwurf der Einseitigkeit: Es geht hier um die systematische Diskrimineriung von Menschen die gar nichts, aber auch wirklich gar nichts dafür können, dass sie sich den Hass und die Vorurteile ihrer Mitmenschen auf sich ziehen.

    Und das ist etwas was man nicht einfach so mit einem Schulterzucken bei Seite schieben kann. Diese Diskriminierung sorgt dafür, dass die Betroffenen Teile ihrer wertvollen Lebenszeit damit verbringen müssen sich gegen Mobbing und Ausgrenzung zu wehren oder auch daran kaputt gehen.

    In dem Sinne finde es völlig berechtigt, wenn dieser Teil des päpstlichen Wirkens im speziellen herausgegriffen und kritisiert wird.

  6. @Cassandra:

    das beantwortet nicht wirklich meine Fragen bzw. geht nicht darauf ein was ich gesagt habe.

    Gut es geht also um Kritik an Religion, kath.Kirche und Papst.

    Und die „systematische Diskriminierung“ ist ja auch ein recht diffuser Kampfbegriff. Nimmt man katholisches Dogma für bare Münze, landen alle nicht-katholen und alle sündigen, reuelosen katholen in der Hölle…meinst du das mit systematischer Diskriminierung?

    Wie ich schon sagte mich stört die inkonsequenz. so ein papst besuch eignet sich natürlich um sich medial in szene zu setzen, ändert aber nichts daran dass wie ich schon sagte ALLE monotheistischen weltreligionen patriachal organisiert, eher frauenfeindlich und homophop sind. Da passiert aber nichts, wer traut sich schon vor ner synagoge oder moschee zu demonstrieren?

    Dann fehlt mir ein wenig einsicht bezüglich des von mir angedeuteten Perspektivenwechsel, stell dir vor beim CSD stehen Christen-Grüppchen und skandieren Bibelverse zum Untergang Sodoms und Ghomorrahs, oder veranstalten an anderen Orten der Stadt „Aufklärungsrunden“ in der die Sünde Homosexualität erläutert wird und wie man sich durch viel beten und mit Jesu Hilfe von ihr befreien kann…

    das geschrei wäre berechtigterweise groß, es würde aber nichts daran ändern, dass denen ihre meinungen zustehen (genau wie ihr gegen den papst sein dürft)

    Von einem gewissen Standtpunkt her diskriminiert ihr die Katholiken denen der Papstbesuch wichtig ist indem ihr sie als Teil eines systems bezeichnet das „systematisch diskriminiert“, diese Leute glauben aber einfach bloß an ihren Gott und Papst. Und die universelle Botschaft der katholischen Kirche ist „Liebe deinen nächsten“, den Katholiken vorzuwerfen Hass zu schüren ist absurd, da Hass eine der 7 Todsünden ist, also das garantierte ticket abwärts.

    Auch äusserst du dich nicht dazu, das der Papst für gwöhnlich ne friedliche Message dabei hat wenn er zu seinen Schäfchen spricht.

    Was nicht heißt, das man nicht den Papst doof finden darf und was auch nicht heißt das sich das Amt oder die Kirche dem Öffentlichen Diskurs entzihen sollen, aber wer Toleranz fordert muss sie auch geben können.

  7. @Matty (du beziehst dich zwar auf Cassandra, aber ich würde gerne auf ein paar deiner Aussagen eingehen)

    Dann fehlt mir ein wenig einsicht bezüglich des von mir angedeuteten Perspektivenwechsel, stell dir vor beim CSD stehen Christen-Grüppchen und skandieren Bibelverse zum Untergang Sodoms und Ghomorrahs, oder veranstalten an anderen Orten der Stadt “Aufklärungsrunden” in der die Sünde Homosexualität erläutert wird und wie man sich durch viel beten und mit Jesu Hilfe von ihr befreien kann…

    Ich finde, dass es einen deutlichen Unterschied macht, ob ich für oder gegen Homophobie und Sexismus auf die Straße gehe. Auf der Mädchenmannschaft-Seite vertreten wir die Meinung, dass es grundsätzlich doof ist, für Sexismus und Homophobie zu sein. Ich möchte mir einfach keine Perspektive annehmen, die diese Formen der Unterdrückung ok findet.

    Auch äusserst du dich nicht dazu, das der Papst für gwöhnlich ne friedliche Message dabei hat wenn er zu seinen Schäfchen spricht. Was nicht heißt, das man nicht den Papst doof finden darf und was auch nicht heißt das sich das Amt oder die Kirche dem Öffentlichen Diskurs entzihen sollen, aber wer Toleranz fordert muss sie auch geben können.

    Es ist mir egal, ob ein Mensch neben seinen menschenverachtenden Äußerungen ein paar „friedliche“ Botschaften für all diejenigen Menschen übrig hat, die nicht von seinen diskriminierenden Äußerungen betroffen sind. Eine einfach Google-Suche offenbart eine Vielzahl an sexistischen, homophoben, rassistischen und antisemitischen Äußerungen, die ich kaum mit „friedlichen Botschaften“ vereinen kann. „Friedlich“ liegt da wohl im Auge des_r Betrachter_in.

  8. @Matty

    Ich geh‘ mail auf den letzten Satz deines Kommentars ein und arbeite mich dann weiter.

    Meine Meinung: Der Pappstbesuch wird toleriert, ich weiß also nicht woher dein Gedanke kommt, es gebe keine Toleranz gegenüber dem Papst.
    Der Papst wird hier in dieses Land kommen, er wird seine Veranstaltungen, Besuche und Medienauftritte machen und tausende von Menschen können dabei sein.

    Und ich wiedermole jetzt einfach meinen ersten Kommentar: Niemand fordert ein staatliches Verbot des Papstbesuch, niemand in der Protestbewegung will die Besuche sabortieren, Fernsehübertragungen störe oder Ähnliches.

    Der Papst kann hier also sein Ding durchziehen, er wird toleriert.

    Zweiter Gedanke zu deinem Toleranzeinwurf: Das stimmt so einfach nicht. Ich muss nicht allem in jeder Form tolerant sein. Aus dem einfachen Grund weil manche Dinge nachweislich falsch sind und Toleranz nicht bedeutet das ich aller überall in jeder Form einfach so hinnehmen muss.

    Ich hätte beispielsweise kein Problem damit die Lehre, das Homosexuealitäz eine sündhafte Tat ist, an staatlichen Schulen zu verbieten, sie also aus dem Lehrplan zu streichen, falls sie dort irgenwie reingeraten sein sollte.

    Ich hätte allerdings ein Problem damit, wenn die Aussage „Homosexuelle sind alle krank“, in aller Öffentlichkeit von einer Person getätigt, dazu führen würde, dass diese Person dann verhaftet werden würde. Nicht weil die Aussage richtig wäre, dass ist sie nicht, sondern weil das für mich von der Meinungsfreiheit fallen würde.

    Und um mein Beispiel noch komplexer zu machen: Ich hätte wiederum kein Problem damit, dieser Person, der ich Meinungsfreiheit zustehe, lautstark meine Freundschaft zu entziehen.

    Was ich damit verdeutlichen will: Es gibt soviele Ebenen wie wir miteinander umgehen (privat, öffentlich, beruflich etc.), dass ich durchaus auf quasi staatlicher Ebene etwas tolerien kann (Stichwort Meinungsfreiheit) und auf auf privater Ebene das gleiche ablehnen kann (Stichwort Freundschaft aufkündigen)

    Und weil diese ganzen Beziehungen in denen wir zueinander stehen so komplex sind, wird man mit einer einfachen Aussage wie „… aber wer Toleranz fordert muss sie auch geben können.“ dem ganzen einfach nicht gerecht.

    Du sagst ja auch selber das sich Papst und Kirche nicht dem öffentlichen Diskurs entziehen sollen. Dann versteh ich aber auch nicht mehr, wo nun das Problem am Papstprotest sein soll. Wie soll der Diskurs deiner Meinung nach denn aussehen?

    Zum Punkt „… aber andere Religionen tun das doch auch, warum gibts da keinen Protest in ähnlicher Form?“

    Weil die anderen ReligionsvertreterInnen im Herbst nicht zu einem offiziellen Besuch nach Deutschland kommen, nehme ich mal an. Der Papstbesuch wird sicherlich ein großes Medienecho hervorrufen und der Protest ist das Gegenecho.

    Im großen Kontext der Religionskritik und Religionskritikkritik gab man sicherlich die Diskussion führn ob auch alle Religionen gleich behandelt werden. Wenn Du aber hier diese Kritik an einem Protest anbringst, der sich explizit auf eine Veranstaltung eines spezifischen Religionsveretreters bezieht, dann kommt mir deine Kritik verfehlt vor.

    Zu den anderen „Friedensbotschaften“ hat Magda ja schon was geschrieben. Ich würde noch anmerken, dass ich keine Sorge habe, dass der Papst problemlos alles was er sagen will, auch in die verschiedenen Medienkanäle schicken kann.

    Jede Person wird also die Möglichkeit haben, sich ein umfassendes Bild vom Besuch des Papstes und seiner Aussagen zu machen und auch die Gegenproteste werden da nicht Gefahr laufen, die Meinung des Papstes zu unterdrücken.

    Ich seh da die Problematik, die du aufmachst, einfach nicht.

  9. Meinen Beitrag hatte ich vor Mattys geschrieben, auch wenn er erst danach freigeschaltet wurde. So etwas in der Art meinte ich. Ich selbst bin weder katholisch noch sonst irgendwie religiös und recht froh darüber. Die genannten Positionen des Papstes lehne ich genauso sehr ab wie die meisten hier, und genau wie Magda beeindruckt es mich nur mäßig, wenn jemand, der beansprucht, unfehlbar zu sein, gelegentlich auch mal etwas Richtiges sagt. Trotzdem werde ich mich wahrscheinlich nicht an Demonstrationen beteiligen, denn dabei erwarte ich von den „harmlosen“ und toleranten Katholiken (von denen ich einige persönlich kenne) bestenfalls Unverständnis, von den eventuellen Fanatikern eine Verhärtung der Fronten. Also insgesamt wenig Gewinn. Ich bin gespannt, ob ihr mich vom Gegenteil überzeugen könnt.

  10. P. S. Mein Nicht-Protest bezieht sich auf private bzw. rein kirchliche Veranstaltungen. Den Papst (oder sonst ein religiöses Oberhaupt) im Budnestag zu empfangen halte ich für einen Skandal und die Erwartung, wir sollten das vollkommen haltlose Er-ist-aber-doch-Staatsoberhaupt-Argument schlucken, für eine Unverschämtheit.

  11. Hello! I need to start by saying, I read this blog because I’m practicing my German and I like to get another cultural perspective on feminism. My German, although I’m writing in English is pretty good (perfect TestDAF, uni-work, I just want to really be clear with my idea now, thus English right now. sorry I know that’s annoying…), yet, I find myself really hoping that I’ve misunderstood you. While I agree that we can’t tolerate sexism, anti-semitism, etc. etc. the language of this „gegen den Papst“ Demo reeks of Kulturkampf-style anti-Catholicism. There are Catholics on this planet who think that women should be treated equally, that gay people should be allowed to get married. Are they in power in the Church? Unfortunately not. But out of respect for them, and for the fact that a religion is, eben, an act of „faith“ (cannot be proved or disproved and protected as a fundamental human right), can’t we attack *just* sexism– i.e. just specific policies of the Church– instead of the entire Church itself (which is what „what the fuck? gegen den Papst implies…)? Since when is feminism about telling people what they should and should not believe? I thought it was about protecting everyone’s individual rights, freedom, dignity. And believe it or not, that includes the rights, freedom and yes *dignity* of Catholics. This is way too Alice Schwarzer-brand Besserwisser feminism, needlessly anti-religion, and sadly judgmental for me. Sincerely, a woman hoping she’s misunderstood you, and terribly, terribly disappointed if she hasn’t.

  12. thank you, Rosa

    your german is flawless, all your arguments are valid.

    Anti-catholicism is something i already encountered en masse among the german left, you might also call it elitist atheism, because of the „we know better than you“ attitude.

    honestly, i do not care much for either the pope or the catholic church per se, but when i come across catholicism-bashing like this, i cant help but think about the many decent, devout catholics i know, including my grand parents.

    and yeah, this „kulturkampf“ gives me the creeps, makes me wonder, where would i stand if they „win“? guilty by default because i ve been born a catholic?

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