Brandstiftung in Duisburg-Hochheide – Gedanken an Lichtenhagen

Dass die antiromaistische Stimmung (nicht nur) in Duisburg mehr und mehr hochkocht, ist schon länger bekannt. Spätestens nachdem sich in Duisburg Nachwachen bildeten, um die Bewohner*innen der Häuser In den Peschen zu schützen, berichteten auch Mainstreammedien darüber. Die bei den Nachtwachen aktiven Menschen fürchteten ein zweites Rostock-Lichtenhagen, nachdem Gewaltandrohungen und tatsächliche Übergriffe gegen die dort untergebrachten Menschen Alltag geworden waren.

Nun ist das erste Haus, in dem überwiegend Roma-Familien leben, in Brand gesteckt worden. Es steht nicht in Duisburg-Rheinhausen wie die Häuserreihe In den Peschen, sondern im Stadtteil Hochheide, aber die Gründe für die Brandstiftung könnten dieselben sein. Die 42 Menschen, die sich zu Brandzeitpunkt in dem Haus befanden, mussten sich auf das Dach retten – 28 von ihnen sind noch Kinder. Sechs Erwachsene und elf Kinder erlitten dabei Rauchvergiftungen und Verbrennungen ersten Grades. Einen Hinweis auf einen „fremdenfeindlichen“ (sic!) Hintergrund sieht die Polizei laut eigenen Angaben derzeit nicht. Es werde aber „wie üblich […] in allen Richtungen ermittelt“, so die Polizeisprecherin Daniela Krasch. Dass dies tatsächlich geschieht, bezweifelt die Initiative gegen Duisburger Zustände jedoch:

Nach den bisher ergebnislosen und offenbar mit peinlich wenig Begeisterung geführten Ermittlungen der Duisburger Polizei gegen geistige Brandstifter_innen im Internet, aber auch gegen die Schmierer_innen von rassistischen Parolen In den Peschen, darf bezweifelt werden, dass dieses Mal ernsthaft und tatsächlich in alle Richtungen gefahndet wird.

Wovon weitaus eher auszugehen ist, ist dass der Vorfall, sofern er Erwähnung findet, von Seiten der Politik sowie der Medien erneut zur antiromaistischen Stimmungsmache genutzt werden wird. Eine perfide Täter-Opfer-Umkehr zieht sich ohnehin durch einen Großteil der bundesdeutschen Berichterstattung, sobald in irgendeiner Form über Roma berichtet wird. In einer ausführlichen Analyse der Duisburger Zustände schrieb das Migazin bereits vor einiger Zeit:

Die Zuwanderer werden zu Tätern gemacht, obwohl sie – sozial marginalisiert – von extremer Armut betroffen sind. Die Sichtweise, dass sie Probleme haben und nicht machen, wird nicht thematisiert. Die Tatsache, dass Roma besonders in Ungarn, Rumänien und Bulgarien aus rassistischen Gründen diskriminiert, verfolgt oder gar umgebracht werden, findet fast keine Erwähnung.

Der Artikel schließt mit einem Fazit, das sich auch jetzt wieder in Erinnerung gerufen werden sollte:

Duisburg ist eine Einwanderungsstadt mit über 100 Jahren Migrationsgeschichte. Die eingewanderten Gruppen reichen von den „Ruhrpolen“ um 1900 über die Vertriebenen nach dem 2. Weltkrieg, die Arbeitsmigranten ab den 1950er Jahren bis hin zu Asylsuchenden, Spätaussiedlern und Kontingentflüchtlingen kurz vor der Jahrtausendwende. Man könnte sagen, dass Migration in Duisburg zur Tradition geworden ist. Diese Tradition wird nun von Menschen aus Südosteuropa fortgesetzt und zum wiederholten Male wird daraus ein Problem konstruiert. Duisburg scheint aus seiner Geschichte nicht viel gelernt zu haben.

Und Deutschland auch nicht.

5 Kommentare zu „Brandstiftung in Duisburg-Hochheide – Gedanken an Lichtenhagen

  1. Liebe viruletta,
    zwar finde ich es gut dass du darüber berichtest, finde es aber ausgesprochen blöde was für links du reinsetzt , ich schau mir nicht alle an, aber dieser hier alleine reicht schon : http://www.migazin.de/2013/07/23/antiziganistische-realitaeten-das-beispiel/ ich finde wenn du in deinen text , der hier von zig leuten gelesen wird links einfügst bist du schon auch einw enig verantwortlich dafür was in dem text steht, zumindest solltest du dich davon (von gewissen begrifflichkeiten klar disatanzieren wie z:B. dem wort „antiziganismus“. zudem finde ich es sehrs chade udn traurig , spiegelt aber evtl auch dein weiss seinw ieder das du ausgerechnet einen text zur –detaliert(eren) erläuterung heranziehst der sich sehr wohlwollen auf markus end bezieht, und derw eidermal von weissen geschrieben wurde, die uns studiern. es ist ärgerlich das so ein text heir verlinkt wird, ohne eine sehr deutliche gegenposition zu beziehn. gerade was markus end angeht!!! gut das argument kommt jetzt sicherlich sofort, ja aber es geht doch um den höhern zweck, also um die information über die rassistischen zustände. ich will dazu nur sagen, in dem man weisse männer hier verlinkt, die extrem gewaltvolle udn rassitische sprache benutzen, verteidigen udn bücher über uns rausbringen, ist dieser versuch , in emienn augen misslungen. schade denn es gibt nun wirklich unzzzääähhhligge berichte über die aktuelle rroma hetze die von usn geschrieben sind. schade das jene nicht verlinkt werden, die vonw eissen /studierten/Cis*männlichen aber schon… gruß nadi

  2. Hallo Nadi,

    danke für deinen Hinweis. Du hast natürlich Recht damit, dass ich als Autorin auch mit für die Quellen verantwortlich bin, die ich verlinke. Ich habe das Migazin bisher als verlinkenswerte – und im diesen Fall mit Bezug auf die Situation in Duisburg sehr detailierte – Quelle wahrgenommen, und bin deshalb etwas nachlässig geworden, was das gegenchecken angeht. Der Name Markus End hat mir bisher nichts gesagt, was, wie du schreibst, sicher auch etwas mit meinen weißen Privilegien zu tun hat. Beim googlen bin ich dann ziemlich schnell auf diesen Artikel hier gestoßen: http://derparia.wordpress.com/2013/03/26/wer-spricht-in-der-antiziganismusforschung/

    Es tut mir leid, dass ich durch meine Verlinkungen dazu beigetragen habe, dass Rassismus reproduziert wird. Ich bin dir wirklich dankbar für deinen Input.

Kommentare sind geschlossen.

Betrieben von WordPress | Theme: Baskerville 2 von Anders Noren.

Nach oben ↑