Aktivismus, Bravo, Sex, Kinderbekleidung, schwule Männer, Rabenmütter und Steinigung im Iran

Dieser Text ist Teil 64 von 395 der Serie Kurz notiert

Jessica Valenti schreibt über ein wichtiges Thema: Wie viel ist uns feministischer Aktivismus wert?

Die Jungle World hat eine Analyse zur Darstellung von Homosexualität in der Jugendzeitschrift „Bravo“.

Schwule Männer sind auch heute noch vom Blutspenden ausgeschlossen, weil sie zu einer HIV-Risikogruppe gehören, berichtet Tagesschau.

Auf feministe findet ihr einen ausführlichen und persönlichen Beitrag zum Thema „sluthood“ („Schlampentum“), der mit vielen der gängigen Mythen und Vorurteilen aufräumt.

Auf Heise gibt es einen Bericht zum Thema „Rabenmütter

Eine amerikanische Studie nimmt arbeitenden Müttern von Kleinkindern das schlechte Gewissen: Selbst wenn Kinder schon unter einem Jahr außerhalb betreut werden, gebe es keine nachteiligen Effekte auf die Entwicklung.

Anne Roth macht auf eine Kolumne von Mely Kiyak aufmerksam, die sich in die Situation einer Frau versetzt, die zur Steinigung verurteilt worden ist. Es geht um Sakineh Ashtiani, der im Iran Ehebruch vorgeworfen wird, wofür sie im Mai 2006 erstmalig verurteilt wurde. Eine weltweite Protestkampagne hatte die Hinrichtung im Juli 2010 verhindert. Das Todesurteil wurde jedoch noch nicht aufgehoben – die Petition könnt ihr hier unterschreiben.

Sociological Images freut sich über ein Geschäft, das geschlechtsneutrale Kleidung für Kinder anbietet.

31 Kommentare zu „Aktivismus, Bravo, Sex, Kinderbekleidung, schwule Männer, Rabenmütter und Steinigung im Iran

  1. Dieses Label für Kinderkleidung bietet aber nicht nur geschlechtsneutrale Kleidung an, sondern auch Mädchen- und Jungenkleidung. Außerdem werden außer den Kindern lediglich die Mütter angesprochen. Es gibt die Kategorie „Mamas“ auf der Seite, dazu dann Produkte, wie Schwangerenbekleidung – aber auch Geschenkideen, was die „Papas“ ja vielleicht auch interessieren könnte. Das finde ich schade.

  2. @Mademoiselle Nocturne:
    Die extra Kategorien für Jungen und Mädchen gibt es im amerikanischen Store http://www.polarnopyretusa.com – wie die Kommentator_innen auf Sociological Images bemerken, ist es dort wahrscheinlich noch sehr schwierig, komplett auf Unisex umzusteigen.

    Die schwedische Webseite (da kommt die Firma ja her) http://www.polarnopyret.se verzichtet auf die Unterscheidung m/f tatsächlich komplett, von Umstandskleidung einmal abgesehen.

  3. Schön, dass es das Thema in die Tagesschau gebracht hat… Den Bericht fand ich allerdings unterirdisch.
    Immer ist die Rede von „Homosexuellen“ oder „Schwulen“, dabei geht es bei der Regelung darum, Männer, die Sex mit Männern haben generell von der Spende auszuschließen. Und das sind längst nicht nur Schwule…
    Dann noch dieses Interview, wo der verantwortungsbewusste Monogame gegen die verlotterte Schlampe ausgespielt wird… pfui!

    Btw. Auch wenn diese Regelung abgeschafft würde, dürfte ich immernochnicht Spenden. KonsumentInnen illegalisierter Drogen, und dazu zählt (laut den Beraterinnen mit denen ich gesprochen habe,) auch gelegentliches Kiffen, sind nämlich ebenfalls von der Spende ausgeschlossen.

  4. Habe heute mehrere Beiträge in der taz zu Frauen in der taz gelesen. Mich würde mal Eure Haltung interessieren. Besonders fruchtbar war das nicht, oder? Im Eismann-Text steht beispielsweise, nur Musikerinnen würden übers Aussehen definiert. Das ist doch Quatsch, man schaue sich jede jugendliche Subkultur an, das ist doch Humbug. Oder warum nennt sich ein Girls Rock Camp ausgerechnet Ruby Tuesday? Nach einem Groupie? Das Gipsabdrücke von Hendrix Penis als Trophäe ausgestellt hat. Ich finds wenig weiterführend, sondern nur zum Aufregen.

    Links hier:
    http://www.taz.de/1/leben/musik/artikel/1/in-der-dieterfreien-zone/
    http://www.taz.de/1/leben/musik/artikel/1/sexismus-auf-der-buehne/

  5. Frauen in der Musik meinst Du wohl? Die Texte bringen einen nicht sonderlich weiter, weil nichts wirklich überzeugendes zur Frage: Warum ist das bei Frauen so? zu sagen haben. Im Eismann-Text werden halt Klischees wiedergegeben, etwas mehr sagt einem da schon das Buch „Frontfrauen“, eine der wenigen deutschen Publikationen zum Thema.

  6. @ Terence, @ brunswick

    Ich mache seit knapp 10 Jahren Musik und kann viele Aspekte des Eismann-Texts bestätigen. Da bin ich übrigens nicht allein: Ich kenne einige Musikerinnen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben – ich kann die Liste sogar erweitern: Musiker erklären Musikerinnen, wo sie genau das Kabel in den Amp zu stecken haben, von Tontechnikern möchte ich gar nicht erst anfangen… Eismann bedient auch nicht „Klischees“, sondern zitiert aus Studien, die häufig übrigens deckungsleich mit meinen Erfahrungen als Musikerin sind.

    PS: Ich empfehle: Bayton, Mavis (1998): Frock Rock. Women Performing Popular Music. Oxford University Press.

  7. @Magda

    Diese angeblich „herablassende“ Haltung hinsichtlich weiblicher Technikkenntnisse könnte auch einen ganz anderen Beweggrund haben als eine generell sexistische Grundhaltung.

    Ich habe anlässlich einer Wohnungsrenovierung mal einer Frau einen Phasenprüfer überlassen und dachte, dass – im Zeitalter der Emanzipation und im 21., dem Jahrhundert der Frauen – diese schon wüsste, wie man das Ding benutzt, zumal sie nicht nachfragte.

    Das hätte um ein Haar einen Toten zur Folge gehabt, da der Dame zwar bekannt war, dass man das Ding in die Steckdose stecken (das hatte sie ja gesehen und meinte, damit wäre es getan), aber nicht, dass man auch einen Fingerkontakt herstellen muss, damit das Lämpchen ggfs. leuchtet.

    Es hat also nicht unbedingt etwas mit Herablassung zu tun, wenn ich nun auch einfache, aber eben wichtige technische Dinge breit erklären zu müssen meine, wenn ich es mit einer Frau zu tun habe. Da reagiert die eine oder andere schon mal genervt (erst recht, wenn sie erst meinte, genau Bescheid zu wissen und genau das dann aber nicht der Fall war), aber man bedenke mal die Alternative.

    Alles andere wäre fahrlässig, oder?

  8. @Ershrekt:.. und alle Männer kennen sich super mit ALLEN technischen Gerätschaten aus. *ironie off*

  9. @ Ershrekt

    Weil du mal einer Frau ein technisches Gerät erklären musstest, weiss ich jetzt nicht, was das mit mir (als Frau) zu tun hat. Ist nämlich genauso, als würde ich sagen: Ich habe einen schlechten Schlagzeuger gesehen, dem ich erst mal alle Basics am Schlagzeug erklären musste. Und immer wenn ich jetzt einen Schlagzeuger sehe, erkläre ich ihm ganz selbstverständlich, wie er zu spielen hat. Alles andere wäre ja vielleicht ein Ärgernis für die Ohren.

    Und fahrlässig ist nur dein Sexismus.

    PS: Und, siehe steve, the pirate.

  10. also ich hatte mal einen männlichen (und hetero, falls das erwähnenswert ist) Mitbewohner, der – und das ist mein voller Ernst! – nicht wusste, wie man eine Glühbirne wechselt. Genaugenommen hat er sich nicht getraut die Glühbirne zu wechseln, weil er nicht wusste wo der Sicherungskasten ist, „weil den muss man doch vorher ausstecken, oder?“. Gut, dass er mich am Handy erreicht hat. Gerade noch mal gut gegangen. Puh.
    Halte ich es seitdem für fahrlässig einem beliebigen anderen Mitglied der Männerwelt technische Dinge zu überlassen und sehe ich mich seitdem im Recht Männer generell in technischen Fragen herablassend zu behandeln?

    Ich hab mal im Internet einen Kommentar eines männlichen Users gelesen, der sich rausgenommen hat von einer Erfahrung mit einer Frau mit einem Phasenprüfer auf die Technikkenntnisse der Frauenwelt im Allgemeinen zu schließen. Spreche ich deswegen Männern im allgemeinen die Fähigkeit zum logischen Denken ab? Hmm.

  11. Keine Sorge, eine Einzelbeobachtung war das ganz sicher nicht… eine andere Frau etwa meinte, von wegzuwerfenden Elektrogeräten die Stecker abschneiden und diese in der Reichweite von kleinen (männlichen) Kindern und in der Nähe von Steckdosen rum liegen lassen zu müssen, die Narbe habe ich heute noch… :)

    Und wo habe ich behauptet, dass Männer sich mit allen technischen Gerätschaften super auskennen? Es gibt Elektrikerinnen, die kennen sich mit Elektrik besser aus als ich als Nicht-Elektriker. Ich kann auch nicht Schlagzeug oder Maultrommel spielen, mir fehlt schlicht das Interesse (ich spiele Klavier).

    Aber welche Affinität Frauen gemeinhi zu Technik haben, erschließt sich aus der Wahl etwa ihrer Studienfächer, guckt doch selber nach. Oder ist allein diese Beobachtung und Feststellung auch schon sexistisch?

    Könnte es nicht sein, dass sich all das dergestalt im Alltag wieder spiegelt, dass Männer nicht etwa aus sexistischer Herablassung, sondern einfach aus Erfahrungswerten heraus unterstellen, dass Frauen mit etwa Technik eher wenig am Hut haben?

    Darum geht’s hier. Hier wird Sexismus unterstellt, wo tatsächlich gar keiner vorliegt.

  12. @Ershrekt: Auch wenn Du 1000 Frauen kennst die sich mit Technik nicht auskennen ist es Sexismus, wenn Du nun jeder Frau unterstellst, mit Phasenprüfern nicht umgehen zu können. Dass es bis heute mehr Männer gibt als Frauen, die technische Fächer studieren oder sich in einigen technischen Belangen besser auskennen, kommt ja aus genau diesem, sich selbst perpetuierenden Stereotyp. Der auf der anderen Seite eben dazu führt, dass sich Männer nicht trauen es zuzugeben, wenn sie auch keine Ahnung von Elektrotechnik haben.

  13. Wo habe ich so was denn unterstellt?

    Ich habe lediglich Verständnis dafür, dass Männer aus gewissen Erfahrungswerten und eben nicht etwa aus Sexismus heraus unterstellen, dass Frauen weniger Interesse an Technik haben als Männer und sich das eben in ihrem Verhalten zeigt.

    Das führt z.B. dazu, dass Männer anhalten, wenn sie etwa die „klassische Frau“ mit geplatztem Reifen am Straßenrand stehen sehen, was sie bei einem Mann eher nicht tun würden. Ist anhalten und Hilfe anbieten dann auch sexistisch und herablassend? Oder eher ein Ausdruck von gesundem Sozialverhalten, weil auf gewisse möglicherweise geschlechtsspezifische Eigenarten Rücksicht genommen wird?

    Und ich z.B. habe durchaus die Traute zuzugeben, dass ich etwa nicht Schlagzeug spielen kann. Weil es mich nicht interessiert.

    Und wir können gerne wetten, ob sich die Ausbildungs- und Studienwahl von Männern und Frauen künftig merklich ändern wird. :)

  14. Also ehrlich gesagt, ich halte einen Phasenprüfer nicht unbedingt für so altäglich wie das Auswechseln einer Glühbirne. Ich würde jeder Person (egal, ob nun männlich oder weiblich) zuerst einmal den Umgang damit erklären.

    Ich habe auch nicht den Eindruck, dass Ershrekt das wirklich sexistisch meint. Ich selber denke auch eher, dass ich gerade wenn es um teilweise „gefähliche“ Dinge geht lieber einmal zu viel als einmal zu wenig etwas erkläre und wenn die andere Person dann meint, ich behandel sie herablassend, ist das ihr Problem.

    Ich selbst bin übrigens weiblich und studiere Elektrotechnik, so etwas solls auch geben.

  15. Es ist völlig egal, ob es an gewissen Erfahrungswerten liegt, Annahmen über Biologie oder böse Absicht ist – Menschen alleine aufgrund ihres Geschlechts unterschiedlich zu behandeln ist die Definition von Sexismus.

    Spekulationen über Studien- und Ausbildungsplatzwahl sind müßig. In Ländern, in denen Mathe und Technik nicht männlich konnotiert sind, gibt es aber sehr viele Frauen in diesen Bereichen. In Südostasien wird die Einteilung in Männer- und Frauenberufe z.B. nach dem Arbeitsort vorgenommen. So gibt es dort viele Informatikerinnen, weil das als Schreibtischjob total was für Frauen ist.

  16. Ich finde es eher sexistisch, (nur) Männern aufgrund mancher Verhaltensweisen per se ständig Sexismus zu unterstellen, obwohl sie in Wirklichkeit womöglich ganz anders motiviert sind…

    Zu deiner Sexismus-Definition: Wie können dann etwa Frauenquoten gerechtfertigt werden? Das wäre nach deiner Definition doch Sexismus pur.

    Und was sind das für Länder?

  17. Immer wieder passend:
    http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,629727,00.html

    Streuung lautet das Zauberwort. Und die Studie stammt von zwei Frauen, also bitte jetzt kein Vorwurf, man wäre sexistisch oder würde entsprechende Stereotype bedienen, ja? Wird sogar explizit darauf hingewiesen, dass keinesfalls irgendwelche angeborenen Unterschiede zwischen Mann und Frau für die Verteilung ursächlich sein sollen.

  18. „Das führt z.B. dazu, dass Männer anhalten, wenn sie etwa die “klassische Frau” mit geplatztem Reifen am Straßenrand stehen sehen, was sie bei einem Mann eher nicht tun würden. Ist anhalten und Hilfe anbieten dann auch sexistisch und herablassend? Oder eher ein Ausdruck von gesundem Sozialverhalten, weil auf gewisse möglicherweise geschlechtsspezifische Eigenarten Rücksicht genommen wird? “

    genau das bezeichne ich als Sexismus, wenn nicht als bösegemeinten, aber es gibt doch auch positiven Sexismus, z.B. davon auszugehen, dass eine Frau, die in deinen Augen, also äußerlich „klassisch“ ist, eher Hilfe braucht und ihr dann auch zu helfen, aber einen Mann am Strassenrand mit seinem Problem alleine zulassen, was auch nicht mehr positiv, sozial und rücksichtsvoll ist. Aber nach ershrekts letztem Kommentar ist eigentlich jede Diskussion überflüssig.

  19. „Aber nach ershrekts letztem Kommentar ist eigentlich jede Diskussion überflüssig.“

    Komisch, wie schnell, schnell die Diskussion immer eingestellt werden muss, wenn es spannend zu werden beginnt. :)

    Naja, so gesehen ist es auch diskriminierend, Kurzsichtigen Brillen zur Verfügung zu stellen, während man „Normalsichtigen“ gemeinerweise keine zur Verfügung stellt.

    Man unterstellt also stattdessen einfach, sie wären gleich, was eine exakt gleiche Behandlung erfordert.

    Naja, ich schätze, ich muss das nicht verstehen…

  20. Die möglicherweise unterschiedliche Verteilung von Extrembegabungen hat mit den Technikkenntnissen in der Breite überhaupt nichts zu tun.

    Du triffst ja keine Annahmen über mathematische Spitzenbegabung, sondern um die Fähigkeit einen Phasenprüfer zu bedienen. Und weil Du eine Person weiblichen Geschlechts kennengelernt hast, die keinen Phasenprüfer bedienen kann, schließt Du – ohne weitere Evidenz – nicht etwa, dass Personen das nicht können, sondern dass Frauen das nicht können.
    Das ist – um Dein Beispiel aufzugreifen – etwa so, als ob Du allen Frauen eine Brille verpassen willst, weil Du mal ein paar kurzsichtige Frauen kennengelernt hast.

    Aber – um mal zum Thema zurückzukommen! – Magda hat noch etwas ganz anderes kritisiert: Nämlich dass ausgebildeten Fachleuten weiblichen Geschlechts, nämlich Musikerinnen und Tontechnikerinnen, unterstellt wird, sie verstünden ihr Handwerk nicht, weil sie Frauen sind.
    Und dann kommst Du und schließt qua Geschlecht munter von Laiinnen auf Expertinnen.

    Jetzt endlich verstanden?

  21. Die Quote ist eine Behelfskonstruktion, um dem strukturellen Sexismus zu begegnen. Sexistische Einstellungen haben auch nicht nur Männer, durchaus aus Frauen. Der Spiegel-Artikel sagt auch nicht zwangsläufig, dass Frauen in Mathe unbegabter sind, sondern bringt es sehr schön auf den Punkt:

    Der Schlüssel zu Veränderungen liegt laut Schwank auch in der vorschulischen Bildung. „Es kommt darauf an, an welchen Stellen man die positive Verstärkung gibt“, sagt die Didaktik-Expertin. Sie hofft, dass sie eines Tages nicht mehr den Satz zu hören bekommt, den ihr Grundschullehrer schon öfter gesagt haben: „Mädchen sind fleißig, Jungs können denken.“

    Welche Länder das sind? Google ist Dein Freund, genauso wie unsere Suchfunktion:
    http://maedchenmannschaft.net/?s=informatik+frauen ->
    http://maedchenmannschaft.net/programmieren-ist-frauensache/

    Spannend ist hier vor allem, dass Ershrekt wahrscheinlich ein Mann ist, der Frauen erklärt, dass seiner Erfahrung nach Frauen nun mal weniger Ahnung von Technik haben, Ungleichbehandlung also völlig gerechtfertigt ist und für jedes Gegenargument eine lückenlose Erklärung einfordert.

  22. „Die Quote ist eine Behelfskonstruktion, um dem strukturellen Sexismus zu begegnen.“

    Was bitte ist „struktureller Sexismus“? Wir leben im Jahr 2010.

    Der erste Link ist eine Stellungnahme von dir mit einem Verweis auf das Heise Forum. Ok:

    http://www.komm-mach-mint.de/Service/Daten-Fakten/Studienjahr-2008

    Das lässt nicht eben eine sehr „begeisterte“, sondern eher stagnierende Tendenz erkennen, alles in allem, wenn man von Mathe und Chemie mal absieht. Wir reden hier immerhin von bald 35 Jahren… irgendwann zieht das Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen, da kann gefördert werden, soviel man will.

    „Struktureller Sexismus“ dürfte angesichts dessen eine vergleichsweise untergeordnete Rolle spielen. Solange das weibliche Interesse an diesen Fächern derart gering ist, ist es logisch, dass auch an der Spitze mehr Männer ankommen als Frauen, das hat dann mit Sexismus nichts zu tun und rechtfertigt somit keine (sexistische) Quote.

    Dein zweiter Link legt nahe, dass es tatsächlich gesellschaftliche „Zwänge“ sind, die die Arbeitsbereiche von Männern und Frauen manchmal beeinflussen. Zur Erinnerung: Das sind islamische Länder, da gilt auch die Sharia. In den VAE und im Iran studieren auch mehr Frauen als hierzulande, werden mehr Frauen Professor.

    Existieren diese gesellschaftlich-religiösen Zwänge nicht (wie bei uns), dann sieht es eben auch so aus wie bei uns. Denn hierzulande „müssen“ Männer z.B. nicht outdoor und Frauen nicht indoor arbeiten, oder? Die Folge sind dann die hiesigen Arbeitsverhältnisse. Ich bezweifle, dass es bei uns mehr auch „strukturellen“ Sexismus gibt als bei denen.

  23. Blabla, in welche steinzeitlichen Tiefen ist denn diese Diskussion geraten. Mir geht’s darum, dass Eismann im Bezug auf Musik behauptet, nur Künstlerinnen wären davon betroffen, dass sie vor allem nach ihrem Aussehen beurteilt werden. Was soll der Unsinn? Beatles, Stones, New Kids on the Block, The Hives, bei Musikkultur geht es immer auch um Oberfläche auch bei Männern. Auch dass einem Musiker was Technisches erklären bzw den Besserwisser raushängen lassen, erleben Männer mit Sicherheit genauso oft wie Frauen, weil es diese Erklärbären gibt, die jedem alles erklären, wenn ihnen nur zugehört wird, auch Typen, falls es für diese Alleswisser auch nur den geringsten Anschein hat, der andere hätte weniger Ahnung als sie. Alles selbst erlebt, bzw bei Musikerfreunden gesehen. Klar ist aber, dass diese Welterklärer immer Typen waren, da gibt’s dann wohl echt nen Unterschied.

    Und was „Frontfrauen“ anbetrifft, hab ich gelesen: da sagen dann auch Künstlerinnen, dass Frauen, die sie kennen, oft keinen Bock auf dieses Getingel über Land und durch die Turnhallen der Republik hatten. Und auf dieses Gruppending, reine Jungsbands kommen damit offenbar besser zurecht. Die Frage warum das so ist, finde ich interessant. Und warum es recht viele erfolgreiche Solofrauen von Gaga bis Dito gibt aber keine nicht gecastete Frauenband mit ähnlicher Relevanz.

  24. @Ershrekt Deiner Ansicht nach sind wir heute frei in unserer Wahl – meiner Meinung nach eben nicht. Deiner Ansicht nach sind die Frauen im Iran mehr Zwängen unterworfen als wir – meiner Ansicht nach nicht.

    „Mädchen müssen Mathe nicht können“ oder „Mädchen sind eben schlechter in technischen Dingen” sind Vorurteile, die heute noch existieren und Kinder (und Erwachsene) beeinflußen. Erinnere ein Mädchen vor dem Lösen einer Matheaufgabe daran, dass sie ein Mädchen ist und *bum* löst sie die Aufgabe viel schlechter. Solange wir diese Vorurteile weiter pflegen, werden alle Studienförderprogramme nichts helfen. Um den „bei uns im Westen sind wir so weit”-Gedanken weiterzuspinnen: Wenn die gesellschaftlich-islamischen Zwänge so schlimm wären im Iran, dann müssten die Frauen doch zu Hause bleiben, stattdessen werden sie Professorinnen.

    Natürlich gibt es strukturellen Sexismus, Frauen verdienen bei gleicher Qualifikation im gleichen Beruf in der gleichen Region vom ersten Tag an weniger Geld, sie werden seltener befördert (selbst unter Beamten), selbst in Tarifverträgen ist festgelegt, dass traditionelle Frauenberufe, die eine Ausbildung erfordern, schlechter bezahlt werden als traditionelle Männerberufe ohne Ausbildung. Frauen die bei Gehaltsverhandlungen zu forsch auftreten, müssen mit Nachteilen rechnen. Frisch gebackenen Müttern werden Steine in den Weg gelegt, auch wenn sie arbeiten wollen, frisch gebackene Väter müssen dafür mehr arbeiten. So nimmt der Anteil von Frauen über jede Managementebene ab – das sollen Quoten ändern (und nicht die Zahlen der Studienanfängerinnen).

    Wobei es auch kein Wunder ist, dass Frauen keine Ingeneurinnen werden wollen, lange Zeit waren sie in deutlich stärkerem Maße von Arbeitslosigkeit betroffen als Ingenieure und sind häufig irgendwann in andere Branchen gewechselt. Jetzt nach Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund zu rufen, klingt inzwischen leider sehr nach der Hoffnung, diese Gruppen könne man vielleicht billiger anstellen.

    PS: Zu all diesen Themen/Argumenten haben wir bereits was geschrieben. Wenn Du mir nicht glaubst, schau ins Archiv.

  25. Keine Sorge, dass hier zu all diesen Themen reichlich und eifrig geschrieben wird, ist mir bekannt, ich halte das aber nicht eben für eine verlässliche Quelle, auf die man seine Meinung gründen sollte. :)

    Achje, die Gender Pay Gap wieder… und die Old Boys‘ Networks und unsichtbaren, weil gläsernen Decken usw.?

    Wisst ihr, der Witz bei 95 % der hier abgehandelten Themen ist, dass die dabei angeführten Behauptungen hinsichtlich Diskriminierung o.ä. ungefähr so beweisbar sind wie das Monster von Loch Ness. Mehr als quasi ein paar unscharfe Fotos in schwarz-weiß existieren seltsamerweise nie, es scheint sich mehr um eine reine Glaubensfrage zu handeln.

    Trotzdem wird mit entsprechenden Souvenirs viel Geld verdient.

    Naja, für all die Dinge, für die das Vorliegen eines wie auch immer gearteten gegen Frauen gerichteten Sexismus verantwortlich gemacht wird, gibt es stets zig andere und wesentlich überzeugendere mögliche Ursachen.

    Eine davon ist, dass Frauen für ihr Schicksal ganz alleine verantwortlich sind.

    Aber das scheint ein so unvorstellbarer Gedanke zu sein, dass darauf reagiert wird wie ein Kreationist auf einen Saurierknochen.

  26. Ershrekt, vielleicht solltest du dir unter diesen Umständen einfach in den Weiten des Internets einen anderen Blog zum lesen und kommentieren suchen. Hier bei uns scheinst du mir nicht richtig aufgehoben zu sein.

  27. Gleich zweimal mein Senf
    – zu den MusikerInnen: bin zwar mangels talent selber keine, habe aber sehr sehr viele Shows erlebt, als Fahrerin, Veranstalterin und Gast im Pogo mob.
    Und was mir sehr oft aufgefallen ist (und meinen Freundinnen am Mikrofon erstmal), daß Sängerinnen oft viel zu leise abgemischt werden. Und das hat zumindestens bei den Sängerinnen, die ich näher kenne, definitiv nicht den Grund, daß sie zu leise Stimmen hätten oder sonstwas technisches. Also, wenn sogar der Gitarrist, der schüchtern ein bißchen background singt, lauter gemacht wird als die Frontfrau, da stimmt doch was nicht. Ist das schonmal jemandem aufgefallen?

    – wenn ich in einem Laden so penetrante Unterteilung in Mädchen – und Jungen-Kleidung wahrnehme, sage ich IMMER was, das kann zu einer interessanten Diskussion mit den Verkäuferinnen und dem Versprechen, meinen Unmut den Vorgesetzten weiterzugeben, führen. Wenn das Personal sich aber voll dahinterstellt, verlasse ich unter Hähme den Laden mit dem Versprechen, dort niemals was einzukaufen und das auch allen anderen zu empfehlen.
    Es ist unglaublich, wie wichtig viele Leute Gender-typische Kleidung bei kleinen Kindern nehmen und wie sie auf „Abweichung“reagieren. Bei meiner Tochter geht es noch, aber mein Sohn (2), der sich eine seiner meinung nach (danz danz hübsse) BlümchenBluse seiner Schwester angezogen hat und so auch noch in die Öffentlichkeit darf, erregt echt Irritation und arge Bedenken, der müsste ja später schwul werden. Oh oh, ein persönliches rant thema, ich mäßige mich lieber. Jedefalls halte ich es für sinnvoll, diese Ärgerlichkeiten im Alltag zu thematisieren, ist ja nicht schwer und kostet nix und vielleicht hilfts ja.

    Beste Grüße, Sarah Long

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