Seit der Entstehung der SlutWalk Gruppen in Grrrlmany (eine liebevolle Umbezeichnung für Deutschland), erfreuen sich die SlutWalks großer medialer Aufmerksamkeit. Neben zahlreichen Interviews und Artikeln zum Thema, die wir in den letzten Wochen zum Beispiel in der taz oder in der Jungle World lesen oder auf Motor FM hören konnten, freuen sich die Organisator_innen des Berliner SlutWalk schon über 1800 potentielle Teilnehmer_innen. Andere Städte zogen nach und planen ebenfalls am 13. August einen SlutWalk, damit deutschlandweit an diesem Tag Demonstrationen stattfinden. Ob ein SlutWalk in deiner Stadt stattfindet, kannst du auf slutwalkberlin.de nachlesen.
Im Zuge der Berichterstattung zu Jörg Kachelmann und Dominque Strauss-Kahn, die den sexistischen und biologistischen Diskurs zum Thema sexuelle Gewalt an zwei konkreten Beispielen offenbarte, etablieren sich die SlutWalks in Deutschland genau zur rechten Zeit: Viele haben die Nase voll dem immer wieder aufgewärmten Mythos der rachsüchtigen Frau/Freundin und den gängigen Vergewaltigungsentschuldigungen.
Die Slut Walks haben aber auch einige kontroverse Debatten angestoßen, die sich einerseits um den Namen, aber auch um die Inhalte und Botschaften drehen, die ein feministischer Aktivismus in Form von SlutWalks in den Mainstream trägt. Viele dieser Diskussionen habe ich in den letzten Wochen privat oder online geführt; einige davon würde ich auch gerne hier zur Diskussion stellen:
- „Es macht keinen Sinn, ein sexistisches Wort wie ‚Slut‘ positiv zu besetzen“
- „SlutWalk spricht eher jüngere Frauen an (und schließt daher ältere Frauen und sich nicht als Frauen definierende Menschen aus)“
- „Bei den SlutWalks geht es um Sexyness (und nicht etwa um die Bekämpfung von Sexismus).“
„Es macht keinen Sinn, ein sexistisches Wort wie ‚Slut‘ positiv zu besetzen“
Zu dieser Diskussion gibt es verschiedenste Ansichten von „Doch, es ist möglich diskriminierende Wörter neu zu besetzen“ (so wie das bereits mit queer erfolgreich geschah) bis zu „Nein, dieses Wort ist so stark in einer sexistischen Tradition verhaftet, dass eine Aneignung unmöglich ist“. Hier offenbart sich m.E. der größte konzeptionelle Makel der SlutWalks, der sich in Anlehnung an den Namen auch in vielen Statements der Organisator_innen in Kanada oder in den USA niederschlägt: Die Fokussierung auf die Aneignung des Wortes ‚Slut‘ stellte sich als relativ dominant raus, was zur Folge hatte, dass die anderen Ziele – nämlich gegen Vergewaltigungsmythen und Victim Blaiming auf die Straße zu gehen – teilweise überschattet wurden.
Dass der Name bei einigen Unwohlsein oder Irritation auslöst, merkte ich auch, als ich eine kurze Konversation mit @jawoxxx auf twitter führte
In diesem Kommentar zeigt sich, dass das Wort ‚Slut‘ nicht für alle automatisch mit der Botschaft „Nein ist Nein“ zusammengeht. Auch scheint der Name zu implizieren, dass ein bestimmter Kleidungsstil von nöten sei, um an der Demonstration teilzunehmen (diesen Punkt diskutiere ich noch weiter unten).
Interessanterweise wirkte es auf mich zuerst so, als ob die Organisator_innen des ersten SlutWalks in Toronto den Namen mit einer ironischen Bezugnahme auf ein inakzeptables Statement eines Polizeibeamten wählten. Daraus wuchs allerdings in der Folge auch eines der formulierten Ziele in der nordamerikanischen Bewegung – die subversive Aneignung des Begriffes – um ihn mit neuen, positiveren Konnotationen zu füllen. Diese Art feministischer Aktivismus ist absolut legitim: Die Aneignung eines despektierlichen Wortes zum Zwecke des Empowerments kann eine wirkmächtige Widerstandsstrategie sein.
Dennoch kann die Frage gestellt werden, ob die relativ starke Fokussierung auf dieses eine Wort nicht auch hinderlich sein kann: Nicht alle Menschen wollen sich ‚Slut‘ (oder Schlampe) nennen, nicht alle Menschen verbindet die gleiche Geschichte mit diesem Wort. So verdeutlicht Crunk Feminist Collective, dass der Begriff ‚Slut‘ keineswegs eine universelle Kategorie weiblicher Erfahrung darstellt. Es ist ein Begriff, der auf die spezifischen Erfahrungen weißer Frauen zurückgeführt werden kann. Auch People of Color Organize! betont, dass SlutWalks in einer Tradition eines feministischen Aktivismus stehen, der die Erfahrungen weißer Frauen universalisiert und nicht alle Unterdrückungsverhältnisse reflektiert.
Bevor diese (US-amerikanischen) Kritik allerdings die Bemühungen der Aktivist_innen hierzulande delegitimiert, sollten wir lieber genau hinzuschauen: Wie rahmen die in Deutschland entstandenen SlutWalk-Gruppen ihre Demonstrationen, welche Ziele werden formuliert, welche Gruppen angesprochen, welche Unterdrückungsverhältnisse thematisiert? Die Idee des SlutWalks ist kein fertiges Konzept, das einfach gedankenlos auf jeden Kontext rübergestülpt werden kann. Feministischer Aktivismus ist niemals starr, sondern wird (und muss!) in neuen Kontexten immer wieder neu ausgehandelt werden. Bevor mensch also Kritik äußert, müssen die hiesigen Konzepte analysiert werden. Der Name kann, muss aber nicht Programm sein – getreu dem Motto: Du musst keine Schlampe sein (wollen), um die Ziele von SlutWalk zu unterstützen. Diskussion um den Sinn und Unsinn eines Aneignungsgedanken können auch von den Kernthemen der Bewegung ablenken.
Einen ersten Eindruck, wie das Konzept in Deutschland verhandelt wird, bekommt mensch übrigens auf der Seite des Berliner SlutWalks. Hier kommt der Aneignungsgedanke gar nicht mehr vor. Eine wichtige Forderung der Organisator_innen zielt ab auf das „Recht auf Selbstbestimmung hinsichtlich Körper, Gender, Sexualität und Begehren“. Fett gedruckt wird folgender Punkt hervorgehoben:
Wir haben es satt in einem System zu leben, das sexualisierte Übergriffe, Gewalt und Belästigungen verharmlost, legitimiert und den Opfern die Schuld gibt!
Der Aufruf ist betont offen und richtet sich an alle sich solidarisch zeigenden Menschen. Dass dies sehr wichtig ist, zeigt sich daran, dass SlutWalk oftmals als Bewegung gesehen wird, die sich nur an bestimmte Menschen richtet. So ist einer der häufig genannten Kritikpunkte:
„SlutWalk spricht eher jüngere Frauen an (und schließt daher ältere Frauen und sich nicht als Frauen definierende Menschen aus)“
Wenn ich mir anschaue, welche Bilder medial von den Slut Walks übermittelt werden, komme ich zu einer ähnlichen Einschätzung: Ich sehe in der Überzahl leicht bekleidete Frauen, die sich in einem Altersspektrum von 20 bis 35 bewegen und oftmals eine Ästhetik bedienen, die wohl als ‚bunt‘, ‚hip‘ und ’sexy‘ kategorisiert würde. Das heißt nicht, dass ältere Feminist_innen diese Ästhetik nicht ansprechend finden oder gar selbst bedienen, die Konnotation geht dennoch stark in die Richtung „jüngere Frauen“. So schreibt L-Talk:
Spannend [am SlutWalk] ist nicht nur die Wiederkehr der Deutungshoheit, sondern auch die neue Sprache und überhaupt, dass junge Frauen die Verantwortung für die Kampagnen haben und wir Alten einfach mitgehen und uns ganz auf unsere eigenen Banner und Sprüche konzentrieren dürfen. Jubel!
Die Bewegung wird auch bei L-Talk als eine definiert, die nicht nur in der Ästhetik, sondern auch in der Sprache in der Tendenz jüngere Frauen repräsentiert. Ein wichtiger Aspekt ist in diesem Kontext folgender Punkt, über den ich bereits im letzten Jahr bloggte: Mehr Frauen als Männer und Jüngere eher als Ältere neigen dazu, Botschaften zu verinnerlichen, die die Eigenverantwortung im Kontext sexueller Gewalt betonen. So könnte es durchaus eine wirkmächtige Strategie sein, besonders jene Menschen anzusprechen, die Vergewaltigungsentschuldigungen im besonderen Maße übernehmen.
Um allerdings zu verdeutlichen, dass Vergewaltigungsentschuldigungen ein gesamtgesellschaftliches Thema sind und deren Bekämpfung auf die politische Agenda gehört, sollten alle Menschen angesprochen werden – und sich auch angesprochen fühlen. Jüngere Frauen sind zwar anscheinend besonders anfällig für bestimmte Botschaften, aber nicht jene Frauen selbst, sondern das gesellschaftliche Klima und die breite Akzeptanz von Vergewaltigungsentschuldigen gehören in den Blickpunkt dieser Bewegung.
So überrascht es nicht, dass die hiesigen SlutWalk-Gruppen explizit alle (solidarisch gestimmten) Menschen ansprechen. Im FAQ auf der SlutWalk Seite des Ruhrgebiets antworten die Organisator_innen auf die Frage „Sind nur Frauen angesprochen?“ wie folgt
Nein! Es ist egal ob du dich als Frau, Mann, irgendwas dazwischen oder einfach nur Mensch definierst – du bist hier in jedem Fall richtig! Geschlechter spielen bei uns keine Rolle.
Auch die Berliner SlutWalk Seite betont:
Alle Gender und sich solidarisch Zeigende sind willkommen.
Das heißt: Wer von Vergewaltigungsentschuldigungen und -verharmlosungen genug hat, geht am 13. August demonstrieren, und zwar unabhängig von Gender, Alter oder Klamottenwahl. Dieses Thema betrifft alle Menschen, denn der herrschende Vergewaltigungsdiskurs beruht auf biologistischen, gewaltverherrlichenden und sexistischen Argumentationslinien. Schnell wird deutlich: Die Idee, dass es bei SlutWalk lediglich um das Recht auf Sexyness geht (wie z.B. im Freitag oder auf SpiegelOnline impliziert), ist Unfug. Dies bringt mich zu einem häufig geäußerten Kritikpunkt:
„Bei den SlutWalks geht es um Sexyness (und nicht etwa um die Bekämpfung von Sexismus).“
Man muss die Selbstverständnisse der Organisator_innen und die Schilder der Demonstrierenden schon geflissentlich ignorieren, um zu dieser Einschätzung zu gelangen. Es zeigt auch, dass Menschen, die sich äußerst spärlich anziehen, gleich weniger ernst genommen werden, getreu dem Motto: sexy und politisch gehen ja gar nicht zusammen. Wenn in den Medien nur bestimmte normgerechte Körper abgebildet werden, die die gängige Vorstellung von ’sexy‘ reproduzieren, dann hat das wenig mit einem sexy Einheits-Look der SlutWalks zu tun, sondern eher mit dem Sexismus der Medien.
Wieder lohnt ein Blick auf die SlutWalk-Seiten in Deutschland. Im FAQ auf SlutWalkRuhr antworten die Organisator_innen auf die Frage „Gibt es bei euch einen Dresscode?“ wie folgt
Nein! Da der SlutWalk sich explizit gegen Dresscodes richtet, wird es selbstverständlich auch bei unserem Aufmarsch keinen geben. Du kannst kommen, wie du willst – ob als Frau im Kartoffelsack, als Mann im Minirock, geschlechtlos im weiten Pullover oder einfach ganz bequem in deiner Jogginghose. Die Hauptsache ist, du kommst!
Die Berliner SlutWalk Seite schreibt kurz und knapp:
Zeigt, was ihr zeigen möchtet und seid laut.
Bei der SlutWalk Bewegung geht es nicht darum, endlich mal halbnackt durch die Stadt laufen zu dürfen. Es geht darum, Menschen nicht die Schuld an sexuellen Übergriffen zu geben – selbst wenn sie halbnackt durch die Stadt laufen.
Ich kann dennoch verstehen, warum einige Menschen Zweifel bekommen, wenn die Demonstrierenden – in der Vielzahl Frauen – knapp bekleidet auf die Straße gehen. Die Angst vor dem Zwang zu Stoffknappheit und Körpernormierungen wird schnell wach. Im Mädchenblog stellt Leonie die Frage, ob „High-Heels, Miniröcke und Netzstrümpfe für Frauenbefreiung wirklich notwendig [sind]?“, denn vorschnell wird die Bewegung als eine klassifiziert, die für das Recht kämpft, sexy zu sein. Das dem nicht so ist, habe ich (hoffentlich) in diesem Beitrag deutlich gemacht.
Warum ich SlutWalk trotz der Kritik unterstütze
Um ganz ehrlich zu sein: Ich will nicht bauchfrei durch die Stadt laufen, um Missstände anzuprangern. Ich finde es auch nicht wichtig, mir das Wort Schlampe anzueignen. Aber ich möchte solidarisch mit allen Menschen demonstrieren, denen Vergewaltigungsentschuldigen und -verharmlosungen zuwider sind. Was sie dabei tragen und wie sie sich dabei nennen, ist für mich zweitrangig, denn aufreizende Kleidung heißt weder, dass die Person Sex will, noch dass sie unpolitisch ist. Es gilt nicht zu vergessen:
Der SlutWalk Berlin hat übrigens auch ein FAQ, in dem die allgemeinen Fragen zum SlutWalk etwas ausführlicher beantwortet werden, als es hier wirkt. :) http://slutwalkberlin.de/faq
Super Artikel ansonsten, endlich mal wieder reflektierte Zeilen zum Thema!
Dazu fällt mir bei München auf: Dort ist der Aufruf fast komplett deckungsgleich mit dem aus Berlin, hat nur am Anfang den Kontext etwas ausführlicher und formuliert die offene Einladung am Ende anders: „Alle Geschlechter und Kleidungsstile sind willkommen.“
(um da mal ein bisschen kritisch nachzufragen, wo ist der Unterschied zwischen „alle Gender“ und „sich solidarisch Zeigende“?)
Und auf den Flyern wird neben dem Titel „Slutwalk“ auch nochmal explizit „NEIN heißt NEIN!“ als Motto und damit inhaltlichen Bezugspunkt betont.
http://asabm.blogsport.de/images/Flyer_WEB.jpg
Großartig!!!!
habe übrigens vernommen, dass das new yorker hotel als reaktion auf die DSK-Angelegenheit dem weiblichen Hotelpersonal Hosen statt Rücke verordnet hat.
Macht also tatsächlich sehr viel sinn, dieser Slutwalk.
Hmmm… „Slut“ ist als englisches Wort in Deutschland nicht so negativ belegt; vielleicht ist der Aspekt von sexueller Selbstbestimmung, Promiskuität, sexy Klamotten deswegen nicht so dominant. Allerdings bin ich mir nicht so sicher, ob man mit der Verallgemeinerung auf No means No nicht genau den Knackpunkt der Diskussion unter den Tisch fallen läßt – nämlich das Minirock-Argument.
Ich bin da selber irgendwie ambivalent. Natürlich steht völlig außer Frage, daß die Idee, Frauen würden mit zu freizügiger Kleidung Übergriffe provozieren, völliger Blödsinn ist. Allerdings gehört dazu auch die gesellschaftliche Umcodierung von Kleidung, die das Signal „sexy“ senden soll, auf „neutral“, also Klamotte wie jede andere. Entsprechend kann man das IMO nicht so einfach ausklammern.
… Äh… Gedankenkuddelmuddel.
Danke jedenfalls für den langen und informativen Beitrag. :)
Full Ack.
Ich habe auch das Gefühl, mich nicht wirklich beteiligen zu dürfen, wenn ich nur auf die Rezeption in den Medien schaue… Das was die einzelnen Veranstalter sagen, klingt anderen Gruppierungen gegenüber schon offener – Das allgemein vermittelte Bild hemmt aber irgendwie.
@Medium
Dazu kann ich als Beteiligte beim SlutWalk Berlin vielleicht was sagen: Natürlich schließen sich beide Begrifflichkeiten nicht aus, adressieren aber unterschiedliche Dinge. Zunächst einmal ist es aus meiner Sicht wichtig deutlich zu machen, dass sexualisierte Gewalt eben kein reines „Frauenproblem“ ist, sondern auch Trans* davon betroffen sind. Und Solidarität braucht der Kampf gegen sexualisierte Gewalt von allen Mitgliedern der Gesellschaft, eben auch von jenen, die nicht direkt davon betroffen sind.
Für alle, die es interessiert, hier nochmal ein Link >>
http://kopfwehstattrausch.wordpress.com/2011/07/12/slutwalk/
Nun ja, aber wenn sich die Bewegung einen Namen gibt, der genau diese Diskussion nötig macht, ist das vielleicht auch eine taktisch unglückliche Entscheidung?
Ich finde das Thema sehr komplex und schwierig und bin mit meinen Gedanken darüber noch völlig am Anfang, aber die Diskussion auf The Crunk Feminist Collective finde ich sehr anregend, danke für den Link!
crunktastic
Denn dem Argument
wurde schon von WoC-Seite aus geantwortet – und die Frage, ob die Bewegung eine weiß zentrierte ist, ist für Deutschland genauso relevant wie für die USA.
Grossartige Initiative!
Bei dem Begriff Slut und dem Thema sexualisierte Gewalt geht es aus meiner Sicht auch um die Wahrnehmung. Die universelle „Schlampe“ gibt es nicht. Das Wort „Schlampe“ ist erstmal ein Schimpfwort, das zur Herabsetzung und Beleidigung einer Person dient. Schlampe kann mit „Hure“ gleichgesetzt werden und signalisiert: „ich respektiere dich nicht, du bist ein Objekt und deshalb habe ich ein Recht darauf deinen Körper als solches zu benutzen“. Es geht um Macht und konfrontiert mit dieser Macht werden in unserer Gesellschaft eine ganze Reihe von Menschen, die „Minderheitsgruppen“ angehören: Frauen, Homosexuelle, Trans*, Migranten usw.
Nun ist das Klischee einer „Schlampe“ eine leicht bekleidete, geschminkte Frau, eine „Aufreisserin“ – die Person, die ’selbst schuld ist‘. Darauf in den Slutwalks aufmerksam zu machen, finde ich wichtig und ein kontroverser Aufhänger generiert mehr Buzz.
Die Slutwalks bringen die Message in die Öffentlichkeit, aber wenn sie dort erstmal ist, ist es wichtig, alle Menschen mit einzubeziehen und klarzustellen, dass kein Mensch von anderen missbraucht werden darf – ganz unabhängig von Kleidung, sozialem Status, Hautfarbe, Geschlecht, Alter etc. etc.
@Nadine: Danke fürs verlinken!
Genauso wie es Magda in ihrem Artikel schildert, ging es mir auch. Anfangs war ich skeptisch, bin aber zu dem Schluss gekommen, dass der Slutwalk ein willkommener Anlass sein sollte, öffentlich für seine Rechte zu demonstrieren und seinen Unmut über alltägliche Missstände bezüglich „Sexismus, sexualisierter Gewalt, Vergewaltigungsmythen und -verharmlosungen“ (quote SluWalk Berlin) auszudrücken. Daher habe ich einen Aufruf zur Teilnahme gestartet.
@kiturak
Ja, ich denke, dass du da Recht hast. Es war wohl so, dass der Gedanke überwogen hat, die mediale Aufmerksamkeit, die der Name der Bewegung schon generiert hat, ebenfalls hierzulande zu nutzen. Finde das aber auch ambivalent, deshalb meine Kritik an dem Aneignungsgedanken, der ja auch gerade durch den Namen überhaupt so wirkmächtig geworden ist. Mit diesem Namen müssen die Organisator_innen nun aber wohl produktiv umgehen bzw. wie @medium bereits anmerkte, es eine Strategie sein kann, diesen Namen noch mit anderen Botschaften zu verknüpfen (wie z.B. München mit dem bekannten „Nein ist Nein“ Zusatz)
Sehe ich genauso und habe das wohl nicht stark genug gemacht. Von der bereits formulierten Kritik können die Organisator_innen unheimlich viel lernen, auch in Hinblick auf zukünftigen Aktivismus. Ich denke nur, dass die Kritik auch kontextspezifisch formuliert und behandelt werden muss. Auch die queer/feministische Bewegung in Deutschland ist niemals frei von herrschaftlichen Verhältnissen und in weiten Teilen weiß dominiert, was immer Gegenstand von Diskussion sein muss, wenn diese Gruppen agieren (deshalb auch meine Fragen, die ich oben stellte). Selbstverständlich sind diese Strukturen höchst problematisch. Ich finde es aber schade, SlutWalks generell zu verurteilen, als wäre ein herrschaftsfreier Aktivismus jemals möglich. Ich bin da eher für das Sichtbarmachen von bestimmten Strukturen und für einen produktiven Umgang mit den Kritiken und inhärenten Schwierigkeiten dieser Bewegung.
Mindestens so wichtig wie der Name ist m.E. die Wahl der Kanäle, über die so eine Veranstaltung angekündigt wird.
Wer will, dass nicht die üblichen Verdächtigen (ich verallgemeiner das jetzt mal sehr stark auf die Attribute „jung+hip“) kommen, darf eine Veranstaltung nicht nur über Twitter ankündigen. Ich gehe auch davon aus, dass diejenigen Leute, die das in den jeweiligen Städten organisieren, sowieso breiter ankündigen, also auch Printmedien, lokale Radiostationen etc. kontaktieren und hoffen, dass darüber adäquat berichtet wird.
Ich kenne selbst ein paar Leute, die sicher für die Idee zu haben wären, aber eben Twitter nicht nutzen und nur sporadisch bei Facebook reinschauen. Ich finde es aber enorm wichtig, dass dieses Thema als etwas wahrgenommen wird, was wirklich von einer breiten Masse an Menschen getragen wird: Jüngere, Ältere, Leute aus allen möglichen sozialen Schichten…
Wie gesagt, das ist auf keinen Fall eine Kritik an dem Vorgehen der Leute, die das organisieren, sondern einfach nur eine Anmerkung, dass nicht nur der Name entscheidet, wie viele und was für Leute zu einer Veranstaltung kommen.
Ich hab ja bei Deutschland nicht direkt das Bedürfnis, eine „liebevolle“ Umbezeichnung zu finden …