Die mexikanisch-amerikanische Schriftstellerin, Kulturwissenschaftlerin und Aktivistin Gloria Evangelina Anzaldúa wurde 1942 in Texas (USA) geboren und gilt als eine der populärsten Vertreter_innen der Queer Theorien und der Chican@-Literatur in den USA. Sie forschte insbesondere zu den Verknüpfungen von Geschlecht, Kultur und Sexualität und prägte auf neue Art den Begriff ‚mestizaje’, welcher einen Zustand fernab eines binären entweder/oder Konzepts beschreibt und Raum für eine Vielzahl an (widersprüchlichen) Identitäten schafft.
Anzaldúa veröffentlichte zahlreiche Essays, Gedichte, Kurzgeschichten und Kinderbücher, unterrichtete an verschiedenen Universitäten in den USA und war Mitherausgeberin der 1981 erschienenen Anthologie This Bridge Called My Back: Writings by Radical Women of Color, in der auch Audre Lorde vertreten ist.
Ein oft zitiertes Werk ist Borderlands / La Frontera: The New Mestiza (1987). In diesem Buch werden eine Vielzahl an Grenzen thematisiert und überschritten – literarische, spirituelle, sexuelle, sprachliche sowie sozio-politische Grenzziehungen. Durch einen Mix aus mehreren Variationen von Englisch und Spanisch sowie die Verbindung von autobiographischen und theoretischen Elementen werden so konventionelle Form-, Genre- und Sprachkategorien in Frage gestellt. Aus diesem Buch stammt auch das berühmte Zitat von Anzaldúa: „Wild tongues can’t be tamed, they can only be cut out“, welches übersetzt so viel heißt wie: „Wilde Zungen können nicht gezähmt, sondern nur rausgeschnitten werden“.
Kurz vor Erhalt ihres Doktortitels an der University of California in Santa Cruz starb Gloria Anzaldúa 2004 im Alter von 62 Jahren.