Die Politikerin, Feministin, Sozialdemokratin, Kommunistin und Ikone der proletarischen Frauenbewegung Clara Zetkin, geb. Eißner, gilt als Initiatorin des Internationalen Frauentages, der heute seinen 100. Geburtstag feiert.
Die junge Clara Eißner, geboren 1857 im sächsischen Wiederau, wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Die Tochter des Dorflehrers und einer Hausfrau konnte durch die Beziehungen der Mutter als eine der ersten deutschen Frauen eine Ausbildung zur Lehrerin erhalten und besuchte Seminare der Frauenrechtlerin Auguste Schmidt in Leipzig. Dort traf sie auf eine Gruppe sozialistischer Student_innen und ihren späteren Lebensgefährten Ossip Zetkin, ein russischer Revolutionär und Sozialist.
Als Ossip Zetkin des Landes verwiesen wurde, folgte ihm die 26jährige Clara Eißner nach Paris. Sie nahm zwar seinen Namen an, heiratete ihn aber nicht. Sie bekamen zwei Kinder und lebten in bescheidensten Verhältnissen, unterstützt von Freund_innen, die sich ebenfalls politisch engagierten. Während ihrer Pariser Jahre arbeitete Zetkin als Journalistin und Übersetzerin. Als Zetkins Lebensgefährte schwer erkrankte, pflegte sie ihn bis zu seinem Tode 1889.
Im gleichen Jahr referierte sie auf dem von ihr mitorganisierten Gründungskongress der Zweiten Internationale in Paris über die proletarische Frauenbewegung und erörterte, wie diese noch stärker in sozialistische Kämpfe einbezogen werden können. Zwei Jahre später kehrte sie mit ihren Söhnen nach Deutschland zurück, wo sie in Stuttgart die Herausgabe der sozialdemokratischen Frauenzeitung „Die Gleichheit“ übernimmt.
Zetkin avancierte zu einer der Leitfiguren in der wachsenden proletarischen Frauenbewegung. Ihre Forderungen gingen über die der bürgerlichen Frauenbewegung hinaus: Sie kämpfte für das Frauenwahlrecht und setzte sich für Frauenerwerbsarbeit bei gleichzeitiger gewerkschaftlicher Organisation ein, forderte gleichen Lohn für gleiche Arbeit, plädierte für die Teilung der Familien- und Hausarbeit zwischen Männern und Frauen, war für die Abschaffung des §218 und befürwortete das Recht auf freie Liebe ohne ehelichen Zwang.
Zetkin initiierte ab 1900 parallel zu den SPD-Parteitagen Frauenkonferenzen, die heftig von der sozialdemokratischen Führung kritisiert wurden. Während des 1. Weltkrieges organisierte sie in Bern eine Internationale Sozialistische Frauenkonferenz, wofür sie eine viermonatige Haftstrafe bekam.
Als die Führungsspitze der SPD im August 1914 Kriegskredite bewilligte, trat Zetkin aus der Partei aus und gründete u.a. mit Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht die Unabhängige Sozialdemokratische Partei (USPD). Später wurde sie Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), für die sie 1920 bis 1933 Mitglied des Reichstags war. Im August 1932 eröffnete die 75jährige Zetkin als Alterspräsidentin den neugewählten Reichstag mit ihrer berühmt gewordenen Rede, in der sie für eine Einheitsfront gegen den drohenden Faschismus plädiert.
Die letzten neun Jahre hatte Clara Zetkin ihren ständigen Wohnsitz in Moskau, wo sie politisch aktiv blieb. Im Juni 1933 starb sie nach schwerer Krankheit in der Nähe von Moskau und wurde an der Kremlmauer beigesetzt.
Ausgewählte Werke von und über Clara Zetkin:
- Zetkin (1889): „Die Arbeiterinnen- und Frauenfrage der Gegenwart“ (PDF von FES)
- Zetkin (1907): „Zur Frage des Frauenwahlrechts“ (PDF von FES)
- Diverse Reden und Schriften
- Zetkins Biographie auf der Homepage des Deutschen Historischen Museums
immerhin, endlich wird sie auch bei feministing zum heutigen 8.3. erwähnt (englisch) :
http://feministing.com/2011/03/08/happy-international-womens-day/
Sie hätte es gute 100 Jahre früher auch schon sein können: Olympe de Gouges mit ihrer Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin. Vielleicht ein Vorbild? Sie ist unsere Titelheldin zum Frauentag: http://schoenschrift.org/artikel/100-internationaler-frauentag-olympe-de-gouges/
Glückwunsch zum 100.!!
Laut ner Sendung, die ich heut zufällig geguckt hab, war sie keine Feministin…
aber ich find ihre Courage total bewundernswert!