Wenns nicht mal für eine Quotenfrau reicht

Es gibt so Artikel, bei denen frau sich fragt, warum frau die im Jahr 2011 eigentlich noch schreiben muss. Weil frau auch klar ist, dass es die üblichen drei Ausreden geben wird („keine Frau hatte Zeit, das hat sich einfach so ergeben, wir sind halt post-gender“) und dass sie wieder als die ewige Nörglerin beschimpft werden wird.

Aber jetzt mal ehrlich liebe Konferenzorganisator_innen von SuMa e.V. und PolitCamp e.V. – keine einzige Frau dabei zu haben ist ne reife Leistung. Gerade findet in Berlin der „SuMa-eV-Kongress 2011: Geld verdienen im Internet?“ statt. Mit dabei sind 22 Männer (darunter auch Feministen) und 0 Frauen. Gibt es wirklich keine einzige Frau, die im Internet Geld verdient? Oder dann wenigstens eine, die darüber redet, warum das so schwer ist?

Geradezu grotesk wirkt es bei der Diskussionsrunde „Demokratie und Staat“ des PolitCamps, die im Oktober stattfinden wird. Sechs studierte weiße Männer, die meisten in der (Netz-)Politik und in Führungspositionen, debattieren über die folgende Fragestellung:

Politische Beteiligungsmöglichkeiten dehnen sich immer mehr auf das Netz aus. Dabei liegen oftmals nicht technische Probleme im Vordergrund, sondern mangelt es oft noch an einer zu geringen Reichweite oder eine enttäuschende Beteiligung des Angebots. Läuft solch eine Beteiligung Gefahr verschiedene Bevölkerungsgruppen von Anfang an auszuschliessen? Kommt es zur Diktatur der Aktiven?

Anke Domscheit-Berg fragte dazu auf Twitter: Warum sagen moderne Männer nicht einfach bei solchen Konferenz ab, die weibliche Kompetenz ignorieren?

Tweet von @fraeulein_tessa (teresa m. bücker): Wer es nicht schafft ausreichend* weibliche Speaker zu gewinnen, ist schlecht vernetzt und sollte den Job wechseln. /cc @anked @annnalist

Und damit auch wirklich niemand mehr eine Ausrede hat: Erst nachdenken, wieviele Frauen man tatsächlich kennt, denn auch bei Netz- und Technikthemen sind es manchmal mehr als erwartet. Und dann konsequent nachfragen, bis man seinen Bekanntenkreis erweitert hat – irgendwo stand mal die Regel, für jede Absage einer Frau nach fünf weiteren Kontakten zu fragen. Im Sinne eines Bewußtseinwandels sollten aber auch ruhig alle männlichen Experten auf ihre Kolleginnen befragt und so vielleicht auch ein Stück weit für das Thema sensibilisiert werden.

69 Kommentare zu „Wenns nicht mal für eine Quotenfrau reicht

  1. Auf die Frage von Anke Domscheit-Berg: Ich glaube, die Männer merken noch nicht einmal, dass keine Frau auf dem Panel sitzt. Und was ich nicht bemerke, kann ich auch nicht boykottieren. Bzw. wenn sie es bemerken sollten, hinterfragen die das schlicht nicht. Privilegiert sein ist eben auch bequem. Hinzu kommt wahrscheinlich auch noch, dass man sich natürlich auch geehrt fühlt, dass man zu der Veranstaltung eingeladen wurde und sowas sagt man dann doch nicht ab, nur weil es mal wieder die immergleichen männlichen weißen Akademiker sind, die da diskutieren…

  2. Also nicht, dass ich auf übermäßig viele Veranstaltungen eingeladen werde, aber die Dominanz mittelalter weißer Männer halte ich für vollkommen falsch, weil sie weder repräsentativ noch intelligent ist.

  3. „Anke Domscheit-Berg fragte dazu auf Twitter: Warum sagen moderne Männer nicht einfach bei solchen Konferenz ab, die weibliche Kompetenz ignorieren?“

    Als einer, der auf dem SUMA-Dingens gleich auf einem Podium sitzt, kann ich mich ja mal an einer Antwort versuchen: Das Problem ist mir bewusst, aber kein ausreichend starker Faktor für eine persönliche Absage des eigenen Beitrags.

    Es gibt ja mehrere mögliche, sich vielleicht überlagernde Gründe, auf eine solche Podiums-Anfrage zuzusagen: Man kriegt Geld bezahlt und freut sich auf kostenlose Schnittchen. Man will sich vermarkten / wichtig machen. Man hält die eigene Position für einen notwendigen Debattenbeitrag, den man selbst am Besten zu formulieren weiß. Um trotzdem abzusagen, muss man die allgegenwärtige Erfüllung einer Frauenquote für ein hinreichend zwingendes / hochprioritäres Prinzip halten, gegen das diese Faktoren abstinken. Kann und will ich es mir leisten, für dieses Prinzip auf Einkommen, auf persönlichen Marktwert, auf Auslassung meiner Debattenposition (die ich ja vielleicht für politisch sehr viel drängender halte als eine bestimmte Gleichstellungspolitik) zu verzichten? Reine Abwägungs-Frage.

    Will ich mich natürlich als Feminist profilieren, kann mir eine solche Absage, öffentlich breitgetreten, sogar zum Vorteil gereichen: taugt an sich schon als Debattenbeitrag, assoziiert meinen Namen damit, bringt mir vielleicht sogar geldwerte Einladungen anderswo (was weiß ich, eine „GenderKompetenz im Sektor xy“-Tagung beispielsweise), die den finanziellen Verlust durch die vorangehende Absage ausgleichen. Mache ich die Frauenquote zu meinem eigentlichen Thema, gewinnt sie selbstverständlich an Priorität in meinen Abwägungen. Also warum sollte ich nicht genau das tun?

    In einer Spezialisten-Ökonomie fokussiert man seinen Namen aber vor allem auf wenige bestimmte, eng miteinander verwobene Themen. Liegen diese Themen in einem Spektrum, dessen Konferenzen ohne große Sorge „weibliche Kompetenz ignorieren“ (z.B., häufig, IT/Hackerkultur), ist die Chance groß, dass das Thema „Frauenquote“ vom eigenen Profilierungs-Schwerpunkt ziemlich weit entfernt liegt. Auf welcher IT-Veranstaltung, außer auf einer Veranstaltung „IT und Frauenförderung“ beispielsweise, lade ich einen IT-Speaker für seine Genderkompetenz ein? Wenn ich super gut x programmieren kann, was bringt es mir, durch Absagen von Veranstaltungen zu x (Absagen, die für mich ja erstmal erhebliche Kosten in den oben genannten Faktoren bedeuten) mich zu profilieren als „kennt sich aus in x und Frauenquote“? (Mag sein, dass es eine Nische für diese Spezialisierung gibt; die wird aber höchstwahrscheinlich schon ausgefüllt durch die in der x-Programmierer-Gemeinde nur minderheitlich vertretenen Frauen, weil diesen in der x-Szene qua Geschlecht ein nur mit erheblichem Mehr-Aufwand zu überholender Frauenthemen-Spezialisten-Status zuerkannt wird.)

    Abseits dieser egoistischen „wie komme ich persönlich voran“-Überlegungen können natürlich immer noch solche des politischen Idealismus und der Solidarität eine Rolle spielen. Aber auch hier steht ein Thema wie „Frauenquote“ in Konkurrenz zu anderen politischen Themen, die in meiner Entscheidungsfindung in unterschiedlicher Priorisierung miteinander Kämpfe austragen. Da man stets am Meisten von der Richtigkeit und Dringlichkeit der eigenen politischen Ansichten und ihres Mischverhältnisses überzeugt ist (könnte z.B. sein: Asylpolitik, Kapitalismuskritik, Israelsolidarität), wird man gerade als politischer Idealist die höchste Priorität der Verbreitung und Darstellung dieses Mischverhältnisses zuweisen; bildet die „Frauenquote“ keinen unveräußerlichen und zentralen Schwerpunkt dieses Mischverhältnisses, unterliegt sie leicht in gerade auch den politischen Abwägungen zur Podiums-Teilnahme.

    Kurzum: Damit ich politisch motiviert die Teilnahme an Veranstaltungen absage, weil sie eine bestimmte Frauenquote nicht erfüllen, müsste man mich schon davon überzeugen, dass die Frauenquote zu den dringlichsten Themen überhaupt gehört, gegenüber denen ich meine anderen politischen Missionierungs-Triebe hinten-an stellen muss. (Persönlich neige ich zu einer eher piratischen Position, wonach die Frauenquote bürokratische Herrschaft stärkt, ohne groß emanzipative Leistungen zu erbringen. Mangel an Frauen auf einem Podium ist meines Erachtens ein sexistisches Symptom, dessen Wurzeln durch Quoten-Druck nicht in Angriff genommen werden.)

  4. Ich war schon mal auf einer zweitägigen Fachtagung über Bauphysik zu Gast, bei der immerhin einige Frauen referierten.

    Es geht nicht darum, dass immer und überall mindestens 50 Prozent Frauen auf dem Podium sitzen oder eine Frauenquote das wichtigste politische Anliegen aller Menschen werden soll, sondern darum, dass eine reine Männerrunde bei Demokratie- und Internetthemen ziemlich peinlich ist.

  5. Und dieser Satz

    Mangel an Frauen auf einem Podium ist meines Erachtens ein sexistisches Symptom, dessen Wurzeln durch Quoten-Druck nicht in Angriff genommen werden.

    … erinnert mich an Kommunisten, die jeden Vorschlag damit abwürgen, dass das im Kapitalismus nicht funktioniert und das System als ganzes verschwinden muss. Was natürlich nie passieren wird.

  6. @Plom: Bei dir klingt es, als ob die Forderung nach der Praesenz von Frauen ueberhaupt , bzw. das Anprangern der Peinlichkeit ihrer Abwesenheit, mit der politischen Forderung nach festen Quoten identisch waere. But that’s two different issues.

    Andere Frage: Schonmal darueber nachgedacht, dass die Teilnahme an so einer blatant sexistischen Veranstaltung (denn um nichts anderes handelt es sich) deinem Image als Experten und der Praesentation deiner Themen schaden koennte, weil nun mit so einem Bloedmist assoziiert?

    Von wegen Ursache, Wirkung und Effektivitaet: Wenn sich nichts aendert, dann aendert sich natuerlich nichts, ist schon klar. Aber gerade bei Konferenzen und derartigem wuerde ich eine wiederholte Absage mehrerer Kerle fuer ein recht wirksames Mittel halten, rasch eine Verhaltensmodifikation herbeizufuehren. Dass damit das Patriarchat nicht abgeschafft wird ist auch klar, aber das heisst nicht, dass eine solche Aenderung nicht trotzdem helfen wuerde.

    Und ehrlich gesagt stoert es mich nicht, wenn das dem ein oder anderen zur Profilierung beitraegt. Und Postprivacy hat ja nun auch stark gegenderte Implikationen…

  7. Ich meine, dass Alles-oder-Nichts-Denken nicht viel taugt.

    Und Du hast die Polarität freiheitlich-piratisches Männerpodium versus bürokratische Quotenherrschaft in den Raum gestellt. Darauf beziehe ich mich.

  8. @plomlompom:
    Ich kann einige deiner Gedanken zum altbekannten Dilemma „möglichst jede Plattform für die eigenen Anliegen nutzen“ vs. aus prinzipiellen Erwägungen sagen „macht euren Scheiß ohne mich“ nachvollziehen, wenn ich mir in vielen Fällen dieser Abwägung auch ein anderes Ergebnis wünschen würde. Was mir allerdings nicht klar ist, ist, warum du den vermeintlichen „Quotendruck“ so betonst – wie Helga, Irene, scrupeda und Teresa ja schon geschrieben bzw. right to the point getwittert haben, ist hier doch nicht die Forderung nach einer konkreten quantitativen und qualitativen demographischen Struktur entsprechender Panels zentral, die es vordringlich auf regularisch-bürokratischem Wege zu erreichen gelte, sondern die fast schon realsatirische Anmaßung, Themen wie Demokratie (!) oder Netzkram überhaupt in derartig homogenen, nichtrepräsentativen Settings zu verhandeln, sich dabei trotzdem total ernst zu nehmen – und das noch nicht mal zu bemerken geschweigedenn zu problematisieren. Da könnte mensch jetzt eigentlich auch von einer 100%-Männerquote reden…

    Und mit diesem Symptom-Wurzel-Ding machst du es dir, finde ich, ein bisschen einfach (genauso wie mit der implizierten Abtrennung von „Frauenthemen“ von anderen „politischen Themen“, die du nennst – als wären z.b. ernsthafte Kapitalismuskritik und Antisexismus nicht eng verknüpft): Die Gesamtheit aller Symptome macht doch das Problem aus, deshalb ist Symptombekämpfung wichtig, auch weil über das Symptom die Ursache verhandelt wird. Wenn ich mich hier im Blog z.B. über sexy Frauenfotos in Werbeanzeigen für irgendwelche Werkstoffe ärgere, geht es dabei ja nicht darum, dass ich grundsätzlich keine Frauen in Unterwäsche sehen mag, sondern dass der Kontext den Einsatz solcher Bilder sexistisch macht. Was deshalb ein Problem ist, weil wir in einem sexistischen Gesamtsystem leben. Sexistische Werbung ist also wesentlich mehr als „nur“ ein Symptom – genauso wie die Abwesenheit von relevanten Bevölkerungsgruppen bei gewissen Veranstaltungen. Letztendlich kann mensch jedes Strukturproblem je nach Gusto auf ein „Symptom“ reduzieren, das es sich nicht lohne zu bekämpfen, so lange die abstrakte „Ursache“ noch existiere. Mir erscheint das nicht sonderlich weiterführend.

  9. Ich finde PlomPlom hat sehr erfrischend dargelegt, warum es für ihn als Mann nicht besonders attraktiv ist, für Frauenthemen einzutreten. Da muss man erstmal dankbar sein, dass ein Kerl ehrlich ist, das sind nämlich die wenigsten. Sehr interessant finde ich auch den fröhlichen „Ätsch“-Unterton, mit dem er sich auf seine männliche Bastion, die Bühne verzieht. Also, wer auf männliche Solidaritätsadressen wartet, kann sich auf ein paar gemütliche Jahrhunderte einrichten. So wird das nix. Warum sollte man auch als Mann seine Privilegien freiwillig aufgeben, um von ein paar Frauen in den Hintergrund gedrängt zu werden? Das widerspricht allen Impulsen, den biologischen (Ich falle auf und bekomme ein Weibchen), als auch den materiellen (es gibt Geld), als auch den karrieristischen (Wenn das Weibchen und ich Kinder bekommen, kann ich meine Brut ernähren). So alt, so bekannt und leider immer noch so aktuell. Mir ist eigentlich wurscht, ob die patriarchale Impertinenz als Pirat oder Spinat um die Ecke kommt.

    Leider hat mich SUMA nicht gefragt, ich bin eine biologische Frau und verdiene mein Geld zu circa 50% im Internet und kenne noch so ein paar andere, die das tun. Man muss es sich einfach mal klar machen. Wir haben BACKLASH und es wird nicht BESSER, sondern RÜCKWÄRTSGEWANDTER.

  10. @Lesbomat
    „das widerspricht allen Impulsen, den biologischen (Ich falle auf und bekomme ein Weibchen),“

    Sexistischer Kackscheiß, und stumpfer Biologismus (wie der Rest des Beitrags)

  11. Moin,

    Wir haben natürlich auch bei weiblichen Expertinnen angefragt, aber leider aus terminlichen Gründen eine Absage erhalten.

    Da unsere Diskussionen aber immer sehr offen gehalten sind wird per se schon mal niemand von dieser ausgeschlossen. In der Regel zeigte sich dass die Panelteilnehmer nur ein kurzes Statement geben und dann mit und vor allem auch untereinander diskutiert wird.

    Grundsätzlich halte ich es für gut und richtig nicht nur Männer auf dem Panel sitzen zu haben aber halte auch persönlich eine alleinige Qualifikation „Frau“ nicht für ausreichend ein gut besetztes Panel inhaltlich zu verwässern. Das funktioniert natürlich auch in die andere Richtung.

  12. @Valentin: Wer auf dem Panel sitzt ist eine starke Aussage, die Betreffenden profitieren von der Aufmerksamkeit, werden wieder bekannter, noch öfter eingeladen etc. Dass alle anderen „mitdiskutieren“ dürfen ist natürlich nett, aber nicht das gleiche. Und gerade wenn man darüber reden will, wie man außerhalb bestimmter Kreise Menschen zu Partizipation bewegen kann, ist es doch sehr bezeichnend, ausschließlich Teilnehmer aus diesem Kreis einzuladen.

    PS: Gratulation zur Nennung von gleich 2 der 3 o.a. Ausreden.

  13. Bin zurück vom SuMa-Podium zum Klarnamenzwang. Ich fragte vor Ort beim Organisator der Konferenz nach der Frauenquote und bekam erzählt, man habe insgesamt 4 Frauen eingeladen (allesamt übrigens in, würd ich mal sagen, unserer Diskursblase auf die eine oder andere Weise recht profiliert), die aber alle nicht wollten/konnten. Ich selbst war auch die zweite männliche Wahl nach einer ursprünglich weiblichen. Von einem Ignorieren weiblicher Kompetenz würde ich da nicht unbedingt sprechen; ich sehe auch nicht, was ich daran als „blatant sexistisch“ (Scrupeda) interpretieren soll.

    Scrupeda: Ich wollte nicht den Eindruck erwecken, als sei es falsch, sich als feministischer Speaker zu profilieren. Ich wollte nur darlegen, warum das unter Umständen als Spezialisierung für denjenigen, der vor der Wahl steht, überaus unattraktiv sein kann; vor allem wenn es mit Teilnahme-Entsagungen einher geht.

    Insgesamt failt mein Kommentar oben wohl darin, dass ich nicht hinreichend zwischen empirischer und normativer Frauenquote differenziere. Für mich ist eine niedrige (bis nullige) *empirische* Frauenquote bei einer Veranstaltung an sich noch kein gewichtiger Grund, dieser Veranstaltung fernzubleiben; würde ich alle Veranstaltungen aus meinem Leben abschneiden, wo das zutrifft, müsste ich auf ziemlich vieles (z.B. aus dem Kontext Hacker-Kultur) verzichten. Erst meine in-Klammern-gesetzte Schlussbemerkung („piratischen Position“) bezieht sich auf die Frauenquote als normatives Instrument im Sinne von bspw. Gesetzgebung. Dass das Symptom-vs-Ursache-Argument in dieser Frage seine Angreifbarkeiten hat, ja, da stimme ich zu; ich wollte an der Stelle nur skizzieren, welcher Denkrichtung ich mehr zuneige (und daraus meine Priorisierungen herleite), nicht diese Denkrichtung durch-argumentieren.

  14. @plomlompom: Hm. Aber vier angefragte Expertinnen bei 22 Teilnehmenden? Klingt auch eher nach Ausrede 1 und Alibiquote, nicht nach ernsthaftem Interesse an weiblicher Partizipation oder gar „postgenderigem“ Von-Gleich-zu-Gleich…

  15. Vom Nicht-Hinterfragen antifeministischer Klischees mal ganz abgesehen…

    Vielleicht wäre es auch hilfreich, nicht alle Menschen, die auf Podien sprechen dürfen, in einen Topf zu werfen. Natürlich können es sich die meisten leisten, eine Teilnahme abzusagen, denn welche Menschen werden schließlich gefragt, auf Podien zu sprechen? Politische Arbeit, besonders öffentlichkeitswirksam, ist privilegierte Arbeit in erster Linie, die Menschen ausführen können, die dafür Zeit, einen gewissen Bildungsgrad und Geld haben. Sozialer Status ftw! Auch wenn manche nicht gerade Großverdiener_innen sind, die meisten könnten auch gut ohne die Publikumswirksamkeit auskommen. Von daher sind es doch wohl nur das eigene Ego, das „Nichtsehen“-Wollen des Problems verbunden mit ansozialisiertem sexistischem Normalzustand. Und um Quote geht’s hier irgendwie auch nicht, sondern um das gleiche Problem wie immer: Wie bilde ich Gesellschaft ab, wenn ich über sie spreche?

  16. @ plomplom

    „Für mich ist eine niedrige (bis nullige) *empirische* Frauenquote bei einer Veranstaltung an sich noch kein gewichtiger Grund, dieser Veranstaltung fernzubleiben; würde ich alle Veranstaltungen aus meinem Leben abschneiden, wo das zutrifft, müsste ich auf ziemlich vieles (z.B. aus dem Kontext Hacker-Kultur) verzichten.“

    Ganz genau. Exakt das ist ja das Problem, sehr schön prägnant auf den Punkt gebracht. Und jetzt stell Dir vor, Du wärst Mitglied der Gruppe, die einfach nie dabei ist (und demenstprechend nicht wirklich die Wahl zwischen Verzicht und Nichtverzicht hat oder mit anderen Worten: die nicht privilegiert ist) – da kommt man dann schonmal zu Forderungen wie die hier vertretenen. Und vielleicht wäre es ja eben auch mal ein Weg, wenn mehr Mitglieder der privilegierten Gruppe, die das ganze für gewöhnlich unter sich ausmacht, öfter mal darauf aufmerksam machen würden, vielleicht sogar durch Handlung (wie eben nicht hingehen).

    Ich sehe schon die dem entgegenstehenden persönlichen Hindernisse und ich persönlich finde, Du hast Deinen Standpunkt auch erfreulich differenziert dargestellt. Dennoch bleibt die (völlig richtige) Erkenntnis „wenn ich alles streiche, wo Frauen nicht vorkommen, bleibt aber wenig übrig“ doch ein zum Himmel schreiender und keinesfalls hinzunehmender Zustand! Und es MUSS dementsprechend eine legitime Forderung sein, dass es nicht nur Sache der Nicht-Privilegierten ist, diesen Zustand zu ändern. Wenn mehr Mitglieder der privilegierten Gruppe (in dem Falle: die Männer) bereit wären, ihre privilegierte Situation zu reflektieren und zu problematisieren, bräuchte man vielleicht auch gar nicht über normative Quoten reden… So lange das nicht der Fall ist, wird man da anscheinend nicht drumrumkommen.

  17. Betti, „alles, wo Frauen nicht vorkommen“ sind aber nicht zwangsläufig Sachen, die Frauen aus Mangel an Privileg, Einladung, Information o.Ä. versperrt sind, sondern auch Sachen, zu denen Frauen ausdrücklich aufgefordert werden, aber dann u.a. auch aus Desinteresse fernbleiben. Ich weiß nicht, ob man Deine Position auch vom Mannes- aufs Jungenalter übertragen kann, ich tu’s einfach mal: Ich leite eine Lego-Robotik-AG an einer Gesamtschule; die Teilnahme an der AG ist weitgehend freiwillig (die SchülerInnen können eine Rangliste ihrer AG-Wünsche für den Nachmittagsunterricht erstellen und werden fast ausnahmslos ihren Wunsch-AGs zugewiesen), und wir haben bisher in jedem Kurs nur männliche Teilnehmer gehabt. Obwohl ich selber weiblich bin und mich bei der AG-Vorstellung jedes Mal ausdrücklich an die Mädchen wende und sie ermuntere, sich doch bei uns anzumelden – Fehlanzeige. Nach Deiner Auffassung sind also die teilnehmenden Jungs dort privilegiert und die Mädchen nicht, oder? Würdest Du die AG (als Leiter oder als Teilnehmer) jetzt ausfallen lassen, weil die Mädchen keine Lust auf das Zeug haben?

  18. @Al Da verweise ich gleich mal auf den alten Text 4 Wege, Frauen und Technik zusammen zu bringen. Daraus: „1. Talente finden und fördern“. In dem Beispiel gab es einen Test, um Talente zu finden, damit haben die Mädchen gleich Sicherheit, dass sie dafür doch begabt sind. Wenn sowas nicht geht: Weibliche Vorbilder zeigen und Mädchen z.B. mit einem Schnuppertag daran heranführen. Während viele Jungen da ja schon seit Jahren technisches Spielzeug geschenkt bekommen haben, fehlt Barbiepuppen-überschütteten Mädchen der Zugang, andere trauen sich vielleicht nicht. Und aufpassen, dass wirklich niemand irgendwo „Lego ist aber nur für Jungen“ propagiert.

  19. @Al: Ich bin zwar nicht Betti, möchte aber trotzdem kurz was dazu sagen: Ich finde die Haltung „Wir sind doch offen für alle – die, die dann nicht kommen, wollen halt nicht bzw. sind selbst Schuld, wenn sie nicht bei uns vorkommen“ ziemlich bequem und am Problem vorbei gehend – womit ich nicht unterstellen will, dass eure AG schlecht aufgestellt ist, und ich kann mir vorstellen, dass es unter Umständen ziemlich frustrierend sein kann, wenn mensch seine angestrebte Zielgruppe trotz allen guten Willens nicht erreicht. Aber wenn sich bestimmte relevante Bevölkerungsgruppen, in deinem Beispiel also Mädchen, nicht angesprochen und eingeladen fühlen, sollte sich jede/r Anbieter_in eines „Angebots“ mal fragen, wie er/sie sein Angebot partizipativer gestalten kann. Es kann nicht immer ausschließlich zum Problem der Marginalisierten gemacht werden („Ihr wollt ja gar nicht!“), wenn sie sich nicht angemessen in bestimmten „Angeboten“ wiederfinden. Die Haltung „Ich mach doch was für alle, und wenn dann eben doch nur bestimmte Leute kommen, ist das auch ok, weil die anderen hätten ja auch gekonnt“ ist ein Ausdruck von Privilegiertheit (da geht es ja nicht nur um die Frage, wer mitmachen darf, sondern vor allem, wer die Strukturen gestaltet und vorgibt, in denen sich beteiligt wird oder eben nicht) – anscheinend besteht kein besonders starke Motivation, tatsächlich Angebote für „alle“ zu schaffen, solang es so auch scheinbar prima läuft….

  20. @ Al

    Das meiste, das ich Dir geantwortet hätte, haben Helga und Anna-Sarah schon geschrieben (danke dafür an Euch beide!).

    Von meiner Seite noch eine Ergänzung: Das, worum es oben in dem Text ging und worauf es mir im wesentlichen ankam, war ja das „awareness-building“ bei bestimmten privilegierten Gruppen (hier: Männer) hinsichtlich ihrer Privilegiertheit und deren Auswirkungen auf die nicht privilegierte Gruppe. Ich denke schon, dass erwachsenen Männer hier mehr eigener Handlungsspielraum zur Verfügung steht als Jungen und sie dementsprechend auch eher gefordert sind, sich ein entsprechendes Bewusstsein über Reflektion und Fortbildung anzueignen und sich entsprechend zu verhalten. Dennoch kann man das natürlich auch auf Kinder übertragen. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass man versucht, Jungs stärker für bestimmte Prozesse zu sensibilisieren und sie ermutigt, selbst auch dabei mitzuhelfen, Mädchen zu bestimmten Dingen zu motivieren (quasi in Analogie zum oben diskutierten Veranstaltungsboykott). Vielleicht macht Ihr das ja auch schon, aber vielleicht könnte man ja mal mit den Jungs darüber reden, warum sie glauben, dass die Mädchen aus ihrer Klasse sich nicht so interessieren oder sie ermutigen, mal Mädchen zu einem Treffen einzuladen. Oder irgendwie sowas… Bin keine Lehrerin oder Jugendarbeiterin, deswegen rollt die Praktikerin bei solchen Vorstellungen ja vielleicht mit den Augen oder Ihr macht sowas schon längst, aber wie gesagt: Ich glaub schon, dass man sowas wie „awareness-building“ schon auch relativ früh anfangen kann.

  21. Falls das nicht deutlich geworden ist: Im Kern gehts mir darum, in solchen Situationen von Anfang an auch die Jungs selbst in die Reflektionsprozesse und die Entwicklung von Handlungsoptionen einzubinden, statt sich darauf zu beschränken, Mädchen zu bestimmten Dingen aufzufordern. DAS wäre in meinen Augen die Parallele zum oben geforderten Veranstaltungsboykott – eher nicht das Ausfallenlassen der AG, glaub ich.

    PS: Natürlich gilt Vergleichbares in meinen Augen auch für typische „Mädchen“-AGs, falls es solche auch gibt…

  22. So Extra-Einladungen und Appelle an Mädchen hören sich bei manchen Leuten an, als stünden Mädchen defizitärerweise in irgendeiner Bringschuld, doch endlich auch mal was Technisches oder sonstwie Emanzipiertes zu machen. Sowas kann auch Widerstand auslösen. Jungs wollen ja wahrscheinlich auch nicht mit Appellen in die Kochgruppe reinmanipuliert werden. Vielleicht bringt bei manchen Gruppen das stundenweise Ausprobieren wirklich am meisten.

  23. Wobei das hier aus der Ferne (nicht Berlin) den Anschein macht, als ob im Gegensatz zu einer Schüler-AG diese Gelaberblase NetzpolitikWeb2.0Socialtralala mit den immer gleichen Protagonisten schon eine ganz andere Qualität von Kekswichsen ist. Es ist oft schon sehr schwer erträglich dabei zuzuschauen, wie sich da ein paar Möchtegernphilosophen mit ihren kruden Thesen und selbstverliebt herausgeschrieenen Plattheiten ein Zitierkartell aufbauen, obwohl die Inhalte eigentlich auch den „Longtail“ betreffen. Daß gleichermaßen natürlich auch mal wieder die Frauen exkludiert werden aus dieser Selbstdarstellerrunde, ist dermaßen bezeichnend, daß man am liebsten schreiend den Rechner an die Wand werfen möchte. Da können noch hunderte dieser selbsternannten Netzapologeten kommen und mir mit glänzenden Augen etwas über das revolutionäre Potenzial der neuen Medien erzählen, sie können mir blühende, kollaborative, egalisierende Landschaften versprechen oder sich postprivacygendersonstwas nennen – ich glaube das alles nicht solange diese Selbsbeweihräucherer immer wieder die alten, verkrusteten Strukturen zu ihrem eigenen Wohlgefallen und Nutzen zementieren. Aber wie man hört gibt es ja Schnittchen.

    (sollte dieser zugegeben etwas wütend getippte Kommentar hier nicht unter der Schallgrenze der erforderlichen Netiquette fliegen, bitte ich den ggf erforderlichen Löschaufwand zu entschuldigen)

  24. Bei mir gabs damals zwar keine AGs (coole Sache), aber sogenannte Projektwochen wo wir Kinder uns die Kurse selbst aussuchen konnten. Diese waren 3-geteilt. Zum einen der technische, der künstlerische und der sportliche Bereich. Aus jedem musste eines angewählt werden. Soweit ich mich erinnere waren die Geschlechterverhältnisse damals ziemlich ausgeglichen. Natürlich tun die Kinder am liebsten das was sie auch schon in ihrer Freizeit machen, und werden nicht riskieren auf lange Sicht in einen Kurs gehen zu müssen, auf den sie keinen Bock haben. Folglich wird eher bekanntes angewählt und eine vielleicht interessante Alternative nicht erwogen.
    Aber ist natürlich auch immer eine Etatfrage, bringt ja wesentlich mehr Arbeit mit sich.

  25. Da können noch hunderte dieser selbsternannten Netzapologeten kommen und mir mit glänzenden Augen etwas über das revolutionäre Potenzial der neuen Medien erzählen, sie können mir blühende, kollaborative, egalisierende Landschaften versprechen oder sich postprivacygendersonstwas nennen – ich glaube das alles nicht solange diese Selbsbeweihräucherer immer wieder die alten, verkrusteten Strukturen zu ihrem eigenen Wohlgefallen und Nutzen zementieren.

    Jetzt haben wirs – das Internet steckt in der Kohl-Ära fest!

  26. 0% Frauen in einem Podium? Stimmt, da fehlen welche, ganz sicher. Der Veranstalter sagt, er hat Frauen kontaktiert und nur Absagen bekommen? Daraus ergibt sich selbst für einen Veranstalter, der Interesse hat insbesondere auch Frauen einzuladen, ein Problem. Wenn ihm alle ihm bekannten Frauen, von denen er weiß, dass sie aus seiner Sicht dazu passen könnten, abspringen, wird es nicht einfacher und der Aufwand immer größer. Da gibt es dann einfach auch organisatorische Grenzen. (Ob die im konkreten Fall erreicht waren, weiß ich nicht und will es auch nicht betrachten)

    Helft doch einfach den Veranstaltern und alle Netzaktivisten, die absagen müssen können dem Veranstalter doch alternativen Anbieten. Entweder gleich jemand, der Zeit und Lust hat oder eine Liste von Adressen, an die sich der Veranstalter wenden kann. Das sollte das Netzwerk der weiblichen Netzaktivisten hergeben. Es ist sowas wie eine organisierte Solidarität untereinander. So manifestiert sich nicht der Eindruck, dass man aktive Frauen noch aus „ihrer Ecke“ abholen müsste. Frei nach dem Motto: „Ihr seid unzufrieden mit Eurer Repräsentierung auf Veranstaltungen? Helft Euch als erstes untereinander und macht es den Veranstalter geradezu unmöglich keine mehr zu finden, so dass diese blöden Ausreden bzgl. Absage beschämend wird.“

    @Al: Das Problem besteht wahrlich im Desinteressen der Mädchen. Im Schulalter sehe ich es ein, dass man sich Mühe geben sollte die Mädchen erstmal da abzuholen, wo sie sind. Die meisten hatten bisher keinen oder sehr geringen Kontakt mit technischen Hobbies/Themen oder ihnen wurde/wird implizit mitgegeben „Och, das ist nichts für dich.“ Es gilt Interesse zu wecken und diese blöden Rollenklischees aufzubrechen. Als Problem bleibt aber: Wer das zu aggressiv und ungeduldig macht, verfestigt Rollen und Klischees.

  27. Helft doch einfach den Veranstaltern und alle Netzaktivisten, die absagen müssen können dem Veranstalter doch alternativen Anbieten. Entweder gleich jemand, der Zeit und Lust hat oder eine Liste von Adressen, an die sich der Veranstalter wenden kann. Das sollte das Netzwerk der weiblichen Netzaktivisten hergeben. Es ist sowas wie eine organisierte Solidarität untereinander.

    Helfen und den Arsch nachtragen, für lau? Wirklich nicht. Wer für eine eigene Veranstaltung qualifizierte Menschen sucht, muss das selbst leisten, oder jemand dafür bezahlen. Wenn man passende Talkgäste an RTL vermittelt, bekommt man dafür ja auch Geld. Bei Non-Profit-Veranstaltungen mit bescheidenem Budget wäre es vielleicht was anderes.

    Also wenn, dann ein Expertinnen-Verzeichnis, das dem Selbstmarketing dient.

  28. @ Melebert

    „Helft Euch als erstes untereinander und macht es den Veranstalter geradezu unmöglich keine mehr zu finden, so dass diese blöden Ausreden bzgl. Absage beschämend wird.“

    Netzwerke bilden? Aufmerksam machen auf diese Netzweke? Listen und Adressen? Oder, in Irenes etwas drastischeren Worten: Den Arsch nachtragen für lau?

    …Gibts doch alles schon! Längst. Guck doch einfach mal in die Linkliste am rechten Rand dieser Homepage. Nur mal so als Beispiel. Es ist nicht wirklich so, als sei die Sinnhaftigkeit von Netzwerken etwas, das Frauen erst noch erklärt werden müsste…

  29. Ich bin mir auch generell unsicher, ob solche Listen wirklich eine gute Idee sind. Sie verleiten Veranstalter_innen dazu, dann auch wirklich nur noch die dort genannten Personen anzusprechen, und wirken damit im Ergebnis letztlich auch wieder, wenn auch auf einer anderen Ebene, ausgrenzend und erweisen der angestrebten Vielfalt damit letztlich einen Bärendienst. Die Liste von mspro bspw., ohne hier seine sicher vorhandenen guten Absichten in Abrede stellen zu wollen, schließt ebenfalls solche Frauen aus, die, aus welchen Gründen auch immer, keinen Twitter-Account haben.

    Nachdem, was ich so mitbekomme, haben viele Medien ja eben ihre Karteikarten, wo steht, welche Gäste zu welchen Themen einzuladen sind. Mit dem Ergebnis, dass, wenn Maischberger & Co. beispielsweise feministische Themen diskutieren wollen, Alice Schwarzers Anwesenheit so sicher ist, wie das Amen in der Kirche.

  30. @Melebert

    „Helft doch einfach den Veranstaltern und alle Netzaktivisten, die absagen müssen können dem Veranstalter doch alternativen Anbieten. Entweder gleich jemand, der Zeit und Lust hat oder eine Liste von Adressen, an die sich der Veranstalter wenden kann. Das sollte das Netzwerk der weiblichen Netzaktivisten hergeben. Es ist sowas wie eine organisierte Solidarität untereinander. So manifestiert sich nicht der Eindruck, dass man aktive Frauen noch aus “ihrer Ecke” abholen müsste. Frei nach dem Motto: “Ihr seid unzufrieden mit Eurer Repräsentierung auf Veranstaltungen? Helft Euch als erstes untereinander und macht es den Veranstalter geradezu unmöglich keine mehr zu finden, so dass diese blöden Ausreden bzgl. Absage beschämend wird.”“

    Das ist eine wunderbare Idee. Und es wird ja schon gemacht, wenn richtig zugehört und gelesen werden würde. Genau das zeigt meines Erachtens auf, wie wenig die Veranstalter wirklich über die Blogosphäre und die Bewegungen im Internet wissen und auch wie wenig ihnen letztendlich an Fragen von Demokratie, Staatlichkeit in diesem Medium gelegen ist. Denn wenn sie vier Frauen fragen und dann bei Absagen mit ihrem Latein am Ende sind, haben sie sich nicht bemüht und kennen sich nicht sonderlich gut aus. Jede/r, die sich mit Netzaktivismus nur ein wenig beschäftigt haben, stolpern zwangsläufig über mehrere Seiten von Frauen im Netz, inklusiver der hiesigen. Das gilt auch für Kriterien von race, class, gender und age u.a. Dazu ist schon viel geschrieben worden, mensch muss nur genau lesen und nachforschen. Auch müssen die Strukturen vorhanden sein, sich einbringen zu wollen. Es ist die Aufgabe der Veranstaltenden – in diesem Fall Veranstalter – auf Menschen zuzugehen. Das Bewusstsein müssen sie am Ende selbst mitbringen.

    Und gerade wenn es um Demokratisierungsprozesse und Potentiale des Internets geht, sollte mensch sich schon mehr Mühe geben, als nur vier Anfragen zu verschicken. Denn das ist und bleibt ein Armutszeugnis. Und endet in der oft beklagten Nabelschau.

  31. Ich ging eher von politischen Veranstaltung und weniger von kommerziellen aus. Wie Irene und Betti es richtig sagten: es ist die Aufgabe der Veranstaltenden, für ihre Penals etc. qualifiziert und bezahlt die Gäste zu suchen bzw. suchen zu lassen.
    (2/3 der Arbeit auf dieser Welt wird von Frauen gemacht und das auch noch größtenteils unentgeltlich, aber das wäre ein anderes Thema.)

  32. Als indirekte Antwort auf Marcel:

    Diese Tendenz, immer dieselben Nasen einzuladen, sehe ich auch bei einigen Kongressen aus Bereichen, die ich im Auge habe. Das hat vermutlich damit zu tun, dass man Leute einlädt, die bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad haben, und damit, dass man nichts riskieren will – Referent X hat letztes Jahr überzeugt, also kann er ja nochmal kommen, und den Referenten Y haben die anderen immer, also wird der auch gut und wichtig sein und muss ins Programm. Und das Resultat ist für das Publikum früher oder später langweilig. Wer will schon mehrmals im Jahr dieselben Leute auf einem Podium sehen?

    Ich glaube eher nicht, dass man diese Wiederholungen und diesen Starkult durch irgendwelche Listen, die ja was Dezentrales sind, noch wesentlich verschlimmern kann. Man kann solche Angebote höchstens als Alibi benutzen (ungefähr so: wir haben doch bei XYZ.de geschaut, da standen zwei Frauen zu unserem Thema, und die hatten keine Zeit).

  33. Würde ich ein Podium zum Thema x besetzen, würde ich zuerst Ausschau halten nach interessanten Redebeiträgen zum Thema x, z.B. in Form von Texten/Veröffentlichungen, Aktivitäten o.ä., und mir die Namen darüber einladen. Eine Expertinnen-Liste wie die hier diskutierte müsste also zuallererst die Interessanz und Originalität ihrer Debatten-Beiträge in Bezug aufs Thema x propagieren. Ein Hinweis der Manier „es gibt auch Frauen, die sich mit dem Thema beschäftigt haben oder in dem Sektor arbeiten“ wäre da eindeutig zu schwach; es gibt sicher noch viel mehr Köpfe, die sich mit dem Thema beschäftigt haben und in dem Sektor arbeiten, aber warum will ich gerade diese?

    IMHO ist ein Podium kein Parlament, das proportional (und nach einem sowieso stets auch problematischen, irgendwen ausgrenzenden Schlüssel) die Gesellschaft repräsentieren soll, sondern bestenfalls ein ergiebiges Scharmützel / eine ergiebige Verzahnung verschiedener Argumente und Sichtweisen. Proporz, Parität, „Gerechtigkeit“ (a.k.a. politische Durchsetzung des eigenen Normierungs-Schlüssels) sind ja auch nicht das, womit interessante Romane, logische Argumente, Kunstwerke oder Ideen entstehen.

    Gleichwohl kann natürlich auch eine Vielfalt von Herkünften die Vielfalt der in einem Podium vertretenen Debatten-Positionen erhöhen. Wer immer nur die gleiche Herkunft einlädt, beraubt sich damit womöglich großer Bereiche der verfügbaren Interessanz, Ideen, Blickrichtungen. Einen Schritt zurückzutreten und zu prüfen, ob man aus der Enge der eigenen Filterblase nur eine inhaltliche Monokultur reproduziert, weil man z.B. nur weiße mittelalte Männer mit gesicherter deutscher Staatsbürgerschaft einlädt, kann sich also durchaus für mich lohnen. Sich die eigenen Privilegien bewusst machen, kann sich für mich lohnen, weil ich so auf eigene blinde Flecken stoße — und sicherlich bringt es weiter, mehr zu sehen als weniger?

    Der Versuch der Mindest-Beteiligung einer bestimmten sozialen Gruppe an z.B. einer Podiums-Diskussion scheint mir so ein mögliches Hilfsmittel, die Vielfalt der inhaltlichen Positionen in diesem Streitgespräch zu erhöhen. Es ist dann aber eben nur dies: ein mögliches Hilfsmittel zu besagtem Endzweck; keine hinreichende und keine notwendige Bedingung. Repräsentativität um der Repräsentativität willen wäre für mich keine Motivation, Angehörige einer bestimmten Gruppe einzuladen, so lange ich kein neues parlamentarisches System einführen will. (Ceterum censeo „Parlamentarismus“ esse delendam usw.)

  34. Eine Expertinnen-Liste wie die hier diskutierte müsste also zuallererst die Interessanz und Originalität ihrer Debatten-Beiträge in Bezug aufs Thema x propagieren. Ein Hinweis der Manier “es gibt auch Frauen, die sich mit dem Thema beschäftigt haben oder in dem Sektor arbeiten” wäre da eindeutig zu schwach

    Solche Dinge wie Expertinnenverzeichnisse gibt oder gab es schon zu diversen Themen, man muss also nicht das Rad neu erfinden.

    Beispiel: http://www.femtech.at/index.php?id=65

  35. Ja, ich war faul und habe mich nicht wirklich informiert, ob es derlei Listen schon gibt.

    Ich war aber auch nicht so naiv davon auszugehen, dass nicht schon jemand anderes darauf gekommen wäre bzw bin ich mir darüber im Klaren, dass jede einmal angefertigte Liste so etwas wie einen Absolutheitsanspruch enthält aber im Vergleich der Entwicklung der Kommunikationsmöglichkeiten und der Themenvielfalt bzw Themendiskussion morgen schon längst überaltert ist. Aber Listen sind wenigstens ein Anfang und eine Hilfe, wenn wirklich mal jemand angesprochenes absagen muss, egal weshalb.

    Ich denke, dass man, sofern man wirklich etwas an der Unterrepräsentierung bestimmter Bevölkerungsteile (Ich meine wirklich nicht nur das Thema, dass in Netzfragen und -diskussionen Frauen unterrepräsentiert sind) ändern will, dem Veranstalter Alternativen anbieten kann, selbst wenn der Veranstalter kommerziell und professionell zu sein vorgibt. Da will ich den Bezug auf Netzwerke sehen. Das „Netzwerk“ weiß selbst viel besser, wer wem bei welchem Thema noch am nächsten wäre und aushelfen könnte, wenn denn einer mal eine Einladung nicht wahrnehmen kann.

    Das funktioniert nur nicht, wenn sich jeder im Netz als Einzelkämpfer versteht. Untereinander diskutieren und Meinungen austauschen reicht nicht, es bedarf z.B auch nicht der Solidarität und Einsicht des anderen Geschlechts, doch endlich auch mal richtig darum zu kämpfen ausreichend Frauen aufs Podium zu bekommen, wenn man selbst vernetzt und solidarisiert ist. (Klingt hart, ich weiß. Es entspricht aber meinen ganz persönlichen Erfahrungen aus einem völlig anderen Bereich, dass diese Zusammenarbeit, um Einladungen abdecken zu können, erst erlernt werden muss und gerade dann auf Widerstand stößt, wenn die Einladung eigentlich „Einzelkämpfer“ anspricht/adressiert)

    Dass es für Veranstalter ein Armutszeugnis ist, immer die selben bekannten Gesichter einzuladen bzw andere (aktive) Gruppierungen einfach nicht wahr zu nehmen, ist auch bei mir kein Streitpunkt.

  36. @Plomlompom: Der Punkt war aber genau nicht der Vorteil einer ‚zusaetzlichen“ feministischen Profilierung, sondern dass das ernst nehmen des eigenen Themas bei manchen, z.B. Dir soweit ich das gerade beurteilen kann, eine Einschliessung bestimmter Genderaspekte notwendig machen wuerde. Nicht aus Nettigkeit oder moralischer Verpflichtung, sondern als schlichte Konsequenz aus dem eigenen spezialisierten Erkenntnisinteresse.

  37. Liebe Helga, liebes Team der Mädchenmannschaft,

    vielen Dank für die Kritik an unserem Kongress. Wir bedauern ebenfalls, dass wir keine Frauen mit an Bord hatten. Auf unseren offenen „Call for papers“ hatte sich leider keine weibliche Kandidaten gemeldet, so dass die Vorträge von den Männern kamen. Und auch die insgesamt vier Frauen, die wir für die verschiedenen Panels angefragt hatten, gaben uns alle früher oder später einen Korb.

    Wir werden uns im nächsten Jahr nochmal mehr bemühen. In jedem Fall laden wir auch die Mädchenmannschaft ein, sich im nächsten Jahr auf unserem Kongress mit einem Vortrag einzumischen. Das würde uns freuen!

    Beste Grüße
    Dr. Wolfgang Sander-Beuermann

  38. mhh ich finde die haltung zu warten bis frau/mann/etwas „entdeckt“ wird, auch sehr bequem. etwas eigeninitiative sollte schon dabei sein. die wenigsten veranstaltungen/symposien/konferenzen werden erst bekannt gegeben, wenn alle podiumsplätze schon besetzt sind, sondern schon deutlich früher angekündigt. auch wenn nicht immer explizit dazu aufgefordert wird vorträge/poster/workshops einzureichen, ist es doch üblich sich zu bewerben. wer also bei einem symposium zu seinem fachgebiet nicht signalisiert da mitwirken zu wollen, macht es sich zu einfach (egal welchen geschlechts und sonstiger merkmale) die schuld beim veranstalter, oder gar bei verpflichteten gastrednern zu suchen.

  39. auch wenn nicht immer explizit dazu aufgefordert wird vorträge/poster/workshops einzureichen, ist es doch üblich sich zu bewerben.

    Toljok, sowas kann man nicht so allgemein sagen. In der Wissenschaft gelten z.B. völlig andere Spielregeln als auf Veranstaltungen der Wirtschaft, für die mehr oder weniger angesehene Redner aus der Branche eingekauft werden. In der Politik geht es wieder etwas anders zu.

    Dass man einen nicht vorhandenen Frauenanteil kritisiert, heißt übrigens nicht, dass man in den eigenen Angelegenheiten passiv bleiben will.

  40. @scrupeda: Wo genau aus meinem Themenspektrum liest du die Verantwortung heraus, Veranstaltungen mit ungenügender Frauenquote abzusagen?

    Sicher kann es mir viel für meine Arbeit und meine Projekte bringen, mich mit feministischer Theorie, mit Privilegien usw. zu beschäftigen. Aber sich zur Perspektiven-Öffnung seine Privilegien zu vergegenwärtigen heißt ja noch nicht, an deren Abschaffung zu arbeiten; und sich mit feministischer Theorie auseinanderzusetzen heißt ja noch nicht eine Verpflichtung zum feministischen Aktivismus.

    Tatsächlich finde ich im Feminismus vieles an ergiebiger Analyse und Problembewusstseins-Schaffung. Aber das gilt auch für andere Denkschulen und Perspektiven. Wenn all das am Ende in meine Entscheidungsfindung und Selbstprofilierung einfließt, ist das Ergebnis eben nicht notwendigerweise eine feste Priorisierung des Feminismus, ein demonstratives feministisches Bekenntnis im Sinne etwa von „Ich weigere mich, an Podien teilzunehmen, auf denen nur Männer sitzen“ oder auch nur eine Rolle als explizit feministischer Speaker. Genauso gut könnte ich zum Schluss kommen, dass in dieser oder jener Frage der Feminismus daneben liegt oder nur am Nebenwiderspruch laboriert.

  41. @plomlompom:

    Aber sich zur Perspektiven-Öffnung seine Privilegien zu vergegenwärtigen heißt ja noch nicht, an deren Abschaffung zu arbeiten

    Anscheinend leider nicht. Der Ansatz „Ich habe die freie Auswahl aus einem bunten Potpourri von Politiken und such mir dann eben das aus, was mich am meisten interessiert“, ist nachvollziehbar – aber eben auch ein wunderbarer Ausdruck von Privilegiertheit derjenigen, die sich von manchen „Themen“ eben nicht betroffen fühlen (müssen). Wie eine antidiskriminatorische Haltung und vor allem Politik – innerhalb und außerhalb „des Netzes“ – dabei herauskommen soll, wenn an Privilegien nicht gerüttelt wird, ist mir allerdings schleierhaft.

    Dann wenigstens ehrlich sein. Dann dürfen sich z.B. ausschließlich weiß-männliche besetzte Expertenrunden nicht auf die Fahnen schreiben, untereinander Substantielles zur Demokratiediskussion ausmachen zu können.

  42. Anna-Sarah: Dass eine solche Rundenzusammensetzung erhebliche Probleme nahelegt bezogen auf die hohen allgemein-emanzipatorischen Begriffen, die man sich da vielleicht auf die Fahne schreibt — full ack.

    Bei mir führt das aber eher zum Zweifel an diesen Begriffen selbst als zum Glauben, ein Austausch der Namen oder Gruppenzugehörigkeitszertifikate, die sie diskutieren, würde groß was ändern.

  43. Betr.: „weiß-männliche“

    Liebe Anna-Sarah,
    Du meinst damit sicher Männer mit weißer Hautfarbe, oder? Ich kenne mich mit diesen speziellen Begrifflichkeiten leider nicht so aus, da ich hier nur ganz zufällig vorbei gekommen bin.
    Eine Frage hätte ich zu dem „weiß“: Wieso erwähnst du ausdrücklich das „weiß“? Es gibt ja hier Deutschland gar nicht sooo viele Schwarze. In Amerika würde ich es nachvollziehen können.

    Viele Grüße
    Hannelore M.

  44. Hallo A,

    „sexistischer Kackscheiß, und stumpfer Biologismus (wie der Rest des Beitrags).“
    Ist wirklich lustig, wenn einer Lesbomatin Sexismus vorgeworfen wird. Natürlich begründe ich ein wenig ironisch biologistisch, aber schließlich wird damit auch ständig begründet, dass Frauen sich weniger nach Jobs & Ämtern strecken. Umgekehrt wird auch ein Schuh draus. Allerdings empfinde ich die hierarchisierende und abwertende Art, wie du auf meine Meinungsäußerung reagierst als zutiefst demokratisch und dialogfördernd. Darf ich fragen, ob du ein Mann oder eine Frau bist, damit ich meine biologistische Philosophie weiter untermauern kann?

    Die Lesbomatin

  45. @plomlomplom: Deine Haltung nennt man landläufig Opportunismus, dieser zeigt sich jedoch gewöhnlich wesentlich weniger wortreich. Dieser Verbrauch von Sprache deutet daraufhin, dass da doch ein gefühlter Rechtfertigungsdruck besteht, dem du eventuell einmal in einer stillen Minute auf den Grund gehen könntest.

  46. Lesbomat: Klar, alles hier lautes Nachdenken bei mir über meine eigene Position, der Herkunft nach erstmal in deren Verteidigung, man könnte also sagen: Rechtfertigungsdrang. Vielleicht stolpere ich dabei auch noch über meine eigenen Argumente, mal sehn. Wär ich mir meiner Position total sicher, hätte ich vermutlich Besseres zu tun, als sie hier zu sezieren zu versuchen.

  47. Plom: Es besteht noch Hoffnung. Wie gesagt, ich finde es erfrischend, was du sagst und kann deine logischen Schlussfolgerungen nachvollziehen. Am Ende steht dann aber alter Wein in neuen Schläuchen auf dem Tisch. Den mag treinken, wer will. Und Wikipedia hilft dir sicher gerne weiter mit der Opportunismus Definition. : )

  48. @lesbomat: Nein. D. h. fragen darfst Du, aber eine Antwort bekommst Du nicht.

    Wenn die Argumentation ironisch gemeint war, sorry, habe ich nicht verstanden. Die Argumentation ist auch umgekehrt bescheuert. Und auf biologistische und sexistische Argumente wird hier bei der Mädchenmannschaft nunmal in der Regel nicht differenziert eingegangen. Ich hoffe (und rate jetzt einfach mal), dass eine lesbomatin nicht sexistisch sein kann, meinst Du auch nur ironisch, oder? Gruß
    A.

  49. @Plom: „Wo genau aus meinem Themenspektrum liest du die Verantwortung heraus, Veranstaltungen mit ungenügender Frauenquote abzusagen?“

    Gar nicht, das war nur Weiterstrickung von Subplot XYZ.

  50. A.,

    das sind jetzt etwas ungleiche Voraussetzungen, da ich ja immerhin sogar meine Lebensweise preis gebe und deshalb eine Diskussion auf Augenhöhe von vornherein erschwert wird. Wenn man allerdings so selbstgefällig argumentiert wie Herr Plom am Anfang des Freds, dann muss es schon erlaubt sein, diese eingeschränkte Perspektive mit eingeschränkten, oder auch beschränkten Mitteln etwas auf den Boden der Realität zu holen. Ob das dann sexistisch ist, sei einmal dahingestellt. Wenn sich jemand so opportunistisch darstellt und allein mit seinen eigenen persönlichen Vorteilen argumentiert, dann kann man schon ein im biologischen Sinn artgerechtes Verhalten diagnostizieren. Abwehr ist dann erwünscht, relativiert aber im Umkehrschluss auch das vorher von Herrn Plom behauptete.

    Herr Plom hat das Bild ja inzwischen ein bisschen zurechtgerückt. Im Übrigen: Was hier bei der Mädchenmannschaft die Regel ist, weiß ich nicht, aber wer die Argumente ihrer Wertigkeit für den Verlauf der Diskussion nach einstuft, ist mir nun bekannt: Es sind Sie. Wurde der Posten ausgeschrieben oder haben Sie sich selbst ernannt? Da freu ich mich jedenfalls schon auf weitere Diskussionen mit der Argumente-Polizei. (Vorsicht: Ironie, aber nicht so bös gemeint wie es sich liest.)

    Schönen Freitag noch!

    Lesbomatin

  51. Seit mehr als drei Jahren organisiere und moderiere ich regelmäßig Diskussionen und lade überwiegend Frauen ein – weil es dabei viel um „Frauenthemen“ geht und weil ich einen großen Teil davon für den Journalistinnenbund organisiere und wir da gezielt für alle Themen Frauen einladen. Nur ein einziges Mal hat mir eine Frau abgesagt, weil sie sich nicht für die Richtige beim Thema hielt. Nie, weil sich eine nicht für diskussions-geeignet hielt, keine Lust hatte oder sich nicht traute. Selten klappte es mal nicht, weil der Auftritt mit einem anderen Termin kollidierte oder die Gefragte krank wurde. Nun mag das nicht sonderlich repräsentativ sein – aber diese Nummer „Wir haben ja welche gefragt, aber die wollten alle nicht“, kommt mir doch ein wenig billig vor.

  52. Hallo Hannelore,
    weiß benutze ich hier als sozialen/politischen Begriff, der alle einschließt, die sich nicht als People of Colour verstehen. Das sind nicht nur Schwarze Menschen (von denen es in Deutschland schon viele gibt), sondern auch andere, die seitens der Mehrheitsgesellschaft ofmals als „ethnisch anders“ definiert und behandelt werden. Um deutlich zu machen, dass es sich bei Weißen eben nicht um die „neutrale“, „normale“ Standardgruppe handelt, die zwar andere von einem vermeintlich übergeordneten Standpunkt aus irgendwie benennen, selbst aber unmarkiert bleiben darf, sondern um eine Gruppe mit spezifischem Erfahrungshintergrund und privilegierter Lebensrealität, verwende ich diese Bezeichnung. Unter dem Stichwort „kritische Weißseinsforschung“ kannst du dazu mehr finden.

  53. Lustig ist, wie die Teilnehmerin betti hier einerseits Jungen auffordert, Mädchen zur Teilnahme an Technik-AGs zu überreden und andererseits Vorschläge, Veranstalter auf Frauen hinzuweisen, empört als Arsch nachtragen ablehnt. Da ist doch ein heftiger Widerspruch, oder?

  54. @Peter: Absolut nicht. Immer nur den Unterrepräsentierten (in dem Fall Frauen/Mädchen) selbst die Verantwortung für ihr mangelndes Vorkommen in bestimmten Bereichen zuzuschieben („Ihr kümmert euch zu wenig!“) ist was ganz anderes, als die Verantwortlichkeit für eine gerechtere Partizipation verschiedener Bevölkerungsgruppen (in dem Fall Frauen/Mädchen) bei der gesamten Gesellschaft und vor allem den jeweils dominanten Gruppen (in dem Fall Männern/Jungen) zu sehen.

    Es geht auch weniger um „Überreden“.

  55. @ Peter

    Ich glaub, Du hast mich nicht verstanden oder nicht genau gelesen.

    Ich habe erstens gar nichts „empört abgelehnt“, im Gegenteil: Ich habe vielmehr darauf aufmerksam gemacht, dass es das von @Irene ins Spiel gebrachte „Arsch nachtragen“ schon längst gibt. Was ich dagegen empörend finde, ist, wenn so getan wird, als müssten diese Netzwerke und Angebote erst noch erfunden und den Frauen erklärt werden. Ist dann aber halt schon was anderes, nä?!

    Zum zweiten habe ich nicht „Jungs aufgefordert“, Mädchen zu irgendwas zu „überreden“, sondern ich habe mir auf @Als Frage hin Gedanken darüber gemacht, welche Möglichkeiten es vielleicht gäbe, gemeinsam mit Jungens und Mädchen schon frühzeitig darüber nachzudenken, wie man Geschlechterhomogenität in bestimmten Feldern erklären und verändern könnte.

    Wo war da jetzt gleich der Widerspruch?!

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