Wanda Walfisch – dick und rund

Dieser Text ist Teil 95 von 140 der Serie Die Feministische Bibliothek

Immer wenn Wanda ins Wasser springt, lachen die anderen Kinder sie aus. So erzählt die entmutigte Wanda ihrem ebenfalls dicken Schwimm­lehrer, dass sie nicht schwimmen und springen kann, da sie dick sei. »Ach was! Nur weil du das denkst. Wir sind das, was wir denken.« antwortet dieser. Wanda probiert es aus, und der Trick funktioniert.

Wanda Walfisch Buchcover

Sie taucht in ihre Phantasiewelt ab, findet sich im Dschungel wieder, wird zum Känguru oder springt ganz hoch beim Turnen. Und beim nächsten Schwimm­unterricht zeigt Wanda den fiesen Kindern, wie mutig und gewitzt sie ist.

Davide Calìs anfangs traurige und dann herz­erwärmende Geschichte verdeutlicht, wie Kinder durch Diskriminierung eingeschränkt werden und wie dies dazu führen kann, dass sie sich selbst nichts mehr zutrauen. Durch die Unter­stützung des Schwimm­lehrers fasst Wanda wieder Selbst­vertrauen und nutzt ihre Vorstellungs­kraft, um das zu schaffen, was sie erreichen möchte. Die Zeichnungen von Sonja Bougaeva begleiten Wanda farbenfroh und lebhaft auf ihrem Weg und machen diese Geschichte besonders: Dicke Protagonist_innen in Kinder­büchern, die lernen, ein positiveres Gefühl zu ihrem Körper aufzubauen (obwohl es ihnen nicht leichtgemacht wird) sind selten.

Zwar liegt die Verantwortung, mit den gehässigen Kommentaren der Mit­schülerinnen umzugehen, auf den Schultern von Wanda (und das ist ziemlich gemein, weil Wanda super stark und phantasie­reich sein muss, um das auszuhalten). Dafür hat die Geschichte ein schönes Ende, bei dem die anderen Kinder letztendlich verdutzt am Becken­rand stehen.

Davide Calì (Text), Sonja Bougaeva (Bild): Wanda Walfisch – dick und rund. Atlantis-Verlag, Zürich 2010Aus dem Französischen von Claudia Steinitz. 32 Seiten, gebunden. Empfohlenes Lesealter: ab fünf Jahre.

9 Kommentare zu „Wanda Walfisch – dick und rund

  1. Hach! Sowas hätte ich in meiner Kindheit gebraucht.
    Und nicht „Dicke Didi, fetter Felix“ (Nöstlinger), wo ganz verständnisvoll geschrieben steht, dass die anderen, die schlanken Kinder nicht mit der dicken Didi spielen, weil „kein Baumstamm so breit war, dass sie sich dahinter verstecken konnte“, „weil sie im Stehen einschliefen, wenn Didi sie fangen sollte“. Ich glaub, die Lösung am Ende des Buches ist, dass das Mädchen abnimmt – indem sie viel schwimmt.
    Wie aufregend ich es fand, dass es überhaupt ein Buch über zwei dicke Kinder gab. Aber gut getan, nein, gut getan hat es mir nicht.

  2. Komischerweise ist es oft in solchen antidiskriminierenden Büchern so, dass die Betroffenen mehr oder weniger allein eine Lösung finden müssen und Hilfreiche nahe Bezugspersonen wie z.B. Eltern oder LehrerInnen sind total passiv. Ist vielleicht realistisch aber irgendwie doof, wenn ich jetzt noch so ein Buch anschleppe dank das Kind irgendwann, dass Erwachsene sich sowieso nicht einmischen, wenns drauf an kommt.
    werde das buch trotzdem besorgen ;-)

  3. Meine Tochter hatte das Buch auch schon mal ausgeliehen. Ich war etwas skeptisch. Eine dicke Protagonistin gibt es nur, wenn dann auch das Dicksein (anders sein) das Thema ist. So wird das Dicksein ja wieder problematisiert. Ich verstehe schon, das ist auch die Realität und das Buch ist auf diese Art empowernd für dicke Kinder. Trotzdem, ich fände es noch toller, wenn es in den Kinderbüchern einfach selbstverständlich Protagonisten in all den Facetten gäbe, die es eben gibt. Alle Geschlechter, Hautfarben, Körperformen, Einschränkungen etc…

  4. @ Nicola

    Da stimme ich dir voll zu. Kennst du andere Kinderbücher, in denen Kinder mit unterschiedlichen Körpern, Hintergründen, Fähigkeiten etc. vorkommen, ohne dass ein oder mehrere dieser Merkmale in den Vordergrund gerückt wird/werden? Mir fällt da nur „Unsa Haus“ ein, was ich aber teilweise auch als etwas „überbemüht“ empfand – als hätten die Autor_innen eine Identitäts-Checklist abgearbeitet.

  5. @ Magda

    Nö.

    Nach 10 Jahren eigene Kindheit und 10 Jahren als Mutter, kann ich dir kein einziges nennen. Bin ja schon froh wenn mal Mädchen und Jungs nicht in stereotypen Rollen stecken und die Bilderbuchmütter auch mal arbeiten und der Vater in einer empathischen Rolle anwesend ist.

    „Unsa Haus“ habe ich nie gelesen, es erschien mir nicht so sehr attraktiv für Kinder, muss ich ehrlich sagen. Ja, es wirkte wie du sagst zu fokussiert auf das Thema Identitäten.

Kommentare sind geschlossen.

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