Verbale Aufgeschlossenheit bei weitgehender Verhaltensstarre

Dieser Text ist Teil 35 von 45 der Serie Muttiblog

Die Frauenquote findet ja immer mehr AngängerInnen, wie es gerade so scheint. Auch meine Arbeitgeberin hat dieses Thema als etwas entdeckt, worüber man mal reden sollte und sich das Ziel gesteckt, bis 2015 30% Frauen in Führungs­positionen zu beschäftigen. Erreicht werden soll dieses Ziel mit mehr Kinder­betreuungs­möglichkeiten, flexibleren Arbeits­zeiten und Heim­arbeits­plätzen. Klingt erstmal toll und modern. Allerdings merkt man an den Maßnahmen sehr deutlich, wer sich das ausgedacht hat: weiße verheiratete Männer Mitte 50 mit durch­schnittlich 2.1 Kindern, die davon ausgehen, dass Frauen diejenigen sind, die Familie und Beruf vereinbaren müssen.

Frau in High Heels und Bluse, Minirock und Leggins, die eine Aktentasche, Pfanne und Staubwedel mit drei Armen hält, sowie ein Baby in einem kleinen Wagen hinter sich herzieht

(C) Eva Hillreiner, www.evahillreiner.de

Wegen der Wohnsitzproblematik blieb für uns letztendlich nur die Option „Betriebs­kinder­garten“. Aber auch dort sind die Plätze heiß begehrt und es be­durfte eines Wutausbruchs im Büro meines Chefs und mehrerer emotional sehr auf­ge­ladener Gespräche mit oberen Führungskräften, um nach einem Jahr Warte­zeit nun endlich ab Sommer das Kind an meinem Arbeitsort in den Kinder­garten schicken zu können und damit den Status „Wochenendmama zu beenden.

Jetzt haben diese Männer also erkannt, dass sie das Potential ihres Führungs­nachwuchses nicht voll ausschöpfen, weil ein Teil des Potentials ganz offen­sichtlich nicht beachtet wird. Und woran liegt das? Daran, dass die weiblichen High Potentials mit Kindern Beruf und Familie vereinbaren müssen. Da helfen wir denen doch mal ein bisschen und spendieren denen Kindergärten, flexible Arbeitszeiten und Heimarbeitsplätze. Nur: Die außertariflich Angestellten werden schon heute nicht nach Anwesenheitszeit bezahlt. Die somit bereits realisierten flexiblen Arbeitszeiten bedeuten in dem Zusammenhang hauptsächlich „Über­stunden sind mit dem Lohn bereits abgegolten“. Und auch der Laptop, Zugang von einem externen Internetanschluss via VPN zum Firmennetzwerk und der Blackberry gehören zum Standard, so dass das Arbeiten von zu Hause aus bereits jetzt schon problemlos möglich ist. Diese vollmundig versprochenen Maßnahmen, größtenteils bereits etabliert, werden wahrscheinlich einfach nicht reichen, solange die männlichen Konkurrenten eben nicht das Problem haben, Karriere und Familie zu vereinbaren.

Die übernehmen nämlich das Modell der derzeitigen Führungskräfte und müssen sich deshalb keine Gedanken darüber machen, ob sie es schaffen, das Kind um 17:30 Uhr aus dem Kindergarten abzuholen, wie der Füllstand des Kühlschrankes ist, ob man als nächstes besser die Hemden oder die Unterwäsche wäscht. In den Gesprächen mit den oberen Führungskräften ist mir immer wieder bewusst ge­worden, wie wenig Problembewusstsein auf dieser Seite vorhanden ist, weil diese Männer einfach in ihrer Biographie die Erfahrung gemacht haben: Meine Frau kümmert sich um das Thema. Die Kinder seien mit 3 Jahren für 5 Stunden in den Kinder­garten gegangen, und es war überhaupt kein Problem, den Kinder­garten­platz zu bekommen. Wo jetzt genau mein Problem liege? Das Problem ist, dass das Kind noch keine 3 Jahre alt ist und bis zu 10 Stunden am Tag betreut werden muss.

Den männlichen Talenten wird durch die Verknüpfung von Frauenförderung und Kinderbetreuung wieder einmal signalisiert: Um Vereinbarkeit von Beruf und Familie braucht ihr euch nicht zu scheren, diese Problematik haben wir als Karriere­hemmnis für die Frauen identifiziert. Das Problem sind nicht starre Anwesenheitszeiten oder dass man nur arbeiten kann, wenn man im Büro ist. Das Problem ambitionierter Frauen ist, dass sie eine gleichberechtigte Partnerschaft leben, in der beide Seiten für 50 % des Einkommens, aber auch für 50 % der Familienorganisation zuständig sind. Im karrieretechnischen Sinne belohnt wird nach wie vor das Lebensmodell, in dem der/die eine PartnerIn dem/der anderen PartnerIn den Rücken frei hält.

Ehrlich gesagt bin ich etwas ratlos, wie man diesen Mechanismus aus mangelndem Problembewusstsein und Belohnen des Replizierens des eigenen Lebens­modells durchbrechen kann. Und dennoch bin ich hoffnungsvoll, dass dadurch, dass dieses Thema gerade sehr heiß diskutiert wird im KollegInnenkreis, überhaupt erst einmal konkret darüber nachgedacht wird, warum es denn erstrebenswert sein kann für das Unternehmen, dass die Führungskräfteriege diverser besetzt ist. Und dass es vielleicht durch die angekündigten Maßnahmen auch den beruflich ambitionierten Männern, die eine gleichberechtigte Partnerschaft leben möchten, zugute kommt und so schlussendlich für alle ArbeitnehmerInnen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie vereinfacht und echtes Problembewusstsein mit der Beförderung nach oben transportiert wird.

31 Kommentare zu „Verbale Aufgeschlossenheit bei weitgehender Verhaltensstarre

  1. Im Großen und Ganzem gut auf den Punkt gebracht. Warum allerdings nicht erwähnt wird, dass das nur einer kleinen Elite von Frauen und nicht den „normal“ arbeitenden Frauen was nützt, bleibt genauso unerwähnt wie die Tatsache, dass mit der privilegierten Partizipierung das System gestärkt anstatt abgeschafft wird, verstehe, wer will. Zumal die kapitalistische Formel – je billiger produziert wird umso größer der Profit – auch für weibliche Führungskräfte gelten wird. Das bedeutet ja außerdem noch, dass die Arbeitskraft dieser Frauen sowohl im Haushalt als auch arbeitstechnisch noch besser ausgenutzt werden wird. Wobei die Arbeit im Haushalt nach wie vor unbezahlt bleibt.

    Fazit: Die Quotenregelung nützt nur dem kapitalistischen Patriarchat, indem es die weibliche Gebärfähigkeit sowie Haushaltsarbeit auch weiterhin kostenlos zur schlechteren Bezahlung gibt. Besser kann die billige Ressource Frau wohl nicht ausgenutzt werden.

    LG,
    Lucia

  2. dass das nur einer kleinen Elite von Frauen und nicht den “normal” arbeitenden Frauen was nützt, bleibt genauso unerwähnt wie die Tatsache, dass mit der privilegierten Partizipierung das System gestärkt anstatt abgeschafft wird,

    Das ist ein Aspekt, der erwähnenswert ist, keine Frage. Allerdings wollte ich in meinem Beitrag hier mehr die Randbedingungen, die für das Erreichen der Quote geschaffen werden sollen, näher beleuchten. Alle Aspekte in so einem Text unterzubringen, ist einfach schwierig und macht den Text nicht unbedingt einfacher zu lesen. Außerdem gibt es durchaus Untersuchungen, die nahelegen, dass Frauen in Führungspositionen durchaus Einfluss auf die Arbeitsbedingungen aller Angestellten haben.

    In einem anderen Beitrag des Muttiblogs (Ellbogenkapitalismus im Schlafzimmer) habe ich mich auch damit auseinandergesetzt, dass Führungspositionen nur für einen kleinen Teil der ArbeitnehmerInnen relevant sind.

    Was den Teil mit der Ausnutzung der Arbeitskraft der Frau für Hausarbeit betrifft: Ich denke, da war ich eindeutig, dass ich da klar für eine 50/50-Aufteilung bin, ohne wenn und aber. Dass die Arbeitskraft von ArbeitnehmerInnen ausgenutzt wird, ist durch unser Wirtschaftssystem bedingt, welches ich auch nicht auf diesem grundsätzlichen Level in Frage stelle.

  3. @ Lucia: Wenn es nicht um Führungskräfte und sonstige Akademikerinnen geht, sondern um andere Frauen, dann sind die 400-Euro-Jobs ein großes Problem. Vielen Frauen erscheint es nicht attraktiv, über die 400 Euro hinaus zu kommen, weil dann mehr Sozialabgaben und Steuern fällig wären.

    Auf dem Land wäre es schon ein großer Erfolg, wenn mehr Frauen regulär und sozialversichert Teilzeit arbeiten würden.

    Und das hätte sicher auch einen gewissen Einfluss auf die Vorstellungen, welchen Beitrag Frauen im Arbeitsleben und zum Familieneinkommen leisten können.

  4. @Adele

    Alle Aspekte in so einem Text unterzubringen, ist einfach schwierig und macht den Text nicht unbedingt einfacher zu lesen.

    Ja klar, das kenne ich ja selbst auch. :)
    Ich halte es aber für einen erwähnenswerten Punkt.

    Außerdem gibt es durchaus Untersuchungen, die nahelegen, dass Frauen in Führungspositionen durchaus Einfluss auf die Arbeitsbedingungen aller Angestellten haben.

    Okay, das denke ich auch, aber für eine wirkliche Effektivität müsste das auch für alle Betriebe gelten. Und die kann wohl nur qua Gesetz erreicht werden. Da aber das System auf Ungleichheit beruht, wird es dazu wohl nicht kommen.
    Und deswegen muss es ganz verschwinden. xD

    LG,
    Lucia

  5. @Irene

    Vielen Frauen erscheint es nicht attraktiv, über die 400 Euro hinaus zu kommen, weil dann mehr Sozialabgaben und Steuern fällig wären.

    Öhm ja, das stimmt wohl. Nur wie soll dann bspw. auch gleicher Lohn für gleiche Arbeit zustande kommen? Da wären ja dann auch mehr Abgaben fällig.

    Und das hätte sicher auch einen gewissen Einfluss auf die Vorstellungen, welchen Beitrag Frauen im Arbeitsleben und zum Familieneinkommen leisten können.

    Das dürfte ob den unterschiedlichen Lebens- wie Rahmenbedingen von verheirateten Frauen schwierig herauszufinden sein. Mir fällt auch grad nix ein, wozu das nützlich sein könnte.

    LG,
    Lucia

  6. „Das System“… Wenn ich das schon höre! Es gibt mittlerweile verschiedene Unternehmensformen, die entsprechend ihrer Art unterschiedlich am Markt agieren können. Ich bin beispielsweise in einer regulären Firma die natürlich Gewinn erwirtschaften muss, andernsfalls wäre ja die Arbeit schlechthin sinnlos. Diese gehört aber keiner aktienorientierten Holding an, sondern einer Stiftung, welche Gewinne den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen in vielerlei Hinsicht zu gute kommen lässt (Altersteilzeit, Krippenplätze, etc.), ohne dabei aber eine Erhöhung des Kapitalstocks außen vor zu lassen. Faire Bedingungen lassen sich ohne weiteres innerhalb des „Systems“ realisieren, die gesetzlichen Bestimmungen dafür müssten nurnoch verfeinert werden damit sich solche Unternehmensformen verfielfältigen können, ohne aber an sozial orientierte Firmen Geschenke zu verteilen.

    Was ich sagen will: Es braucht keine Revolutionsphantasien um Gerechtigkeit zu schaffen, vielmehr zeigt sogar die Geschichte das jeder wirkliche Wandel nur über einen langen Zeitraum realisierbar ist, so wie das mit der schrittweisen Einführung von Frauenquoten jetzt ja auch geschieht. Vernünftig. Eine Hoppla-HierBinIch Umwälzung ist gefährlich und destabilisierend, was dann meist zu einer Rückwärtsrolle und zu konservativem Denken führt, und das wollen wir doch wirklich nicht.

  7. @Nandoo:

    Apropos vernünftig:

    Der Club of Rom wurde 1968 von dem Fiat-Manger Aurelio Peccei und dem OECD-Generaldirektor Alexander King in Rom ins Leben gerufen, mit dem Ziel, sich für eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft der Menschheit einzusetzen. Die Weltöffentlichkeit kennt den Club of Rome seit 1972 durch den viel diskutierten Bericht Limits to Growth (Die Grenzen des Wachstums) Dieser Grundsatz ist im Ausdruck Global denken – lokal handeln zusammengefasst worden.

    Und wer treibt die Globalsisierung zwecks Wachstums heutzutage unaufhältich voran?
    Das System der Industrienationen, oder? Von lokal handeln keine Spur.

    Unter vernünftig verstehe ich zumindest was anderes. Und mit abwarten abwarten wird nix erreicht.

  8. Lucia, den Sonderstatus für 400-Euro-Jobs könnte man ja wieder abschaffen oder zumindest einschränken. Ging ja früher auch ohne.

  9. @Irene, Lucia

    Das müsste dann aber in erster Linie die Konzerne betreffen, die vollausgebildete Kräfte grundsätzlich nur auf 400-Euro Basis beschäftigen.
    (Schlecker, KIK, ich schau in eure Richtung)

    Da darf dann nicht die Menschen betreffen, die neben ihrer Familie grade so nen 400er Job geschaukelt bekommen, oder Schüler/Studenten, die sich was zum knappen BAFÖG dazuverdienen.

  10. @Lucia:
    Reden wir noch von der Gleichstellung der Geschlechter oder vom sog. „militärisch-industriellen Komplex“? Ziemlich wüstes vermixen der Themen finde ich. Wenn wir erstmal so anfangen drehn wir uns zwangsläufig im Kreis.
    Ansonsten würd ich mir mal anstelle von umstürzlerischem Unsinn lieber die DemocraticPeaceTheory reinziehn, die ist wenigstens empirisch belegt und erweist sich nicht immerwieder als Hirngespinst.

  11. Warum bekommt man eigentlich Kinder, um diese dann so schnell wie möglich 10-12 Stunden am Tag zwecks Karriere irgendwo abzustellen?

    Ich kann nicht wirklich nachvollziehen, dass Mainstream-Feminismus im Grunde nur über planwirtschaftliche Funk-/Sanktionen das System so anpassen will, dass es Frauen mit Kindern erlaubt, ebendiese maximal reibungsarm und so früh wie möglich abzuschieben, um selbst bestmöglich in der Tretmühle zu funktionieren.

    Nicht gerade revolutionär, oder?

  12. „Warum bekommt man eigentlich Kinder, um diese dann so schnell wie möglich 10-12 Stunden am Tag zwecks Karriere irgendwo abzustellen?“

    Ja, warum? Vielleicht solltest du das mal die Männer fragen. Die machen das schon seit Jahrhunderten.

  13. @Chris: Was Katharina sagt. Außerdem gibt es etwa noch die Möglichkeit, dass Eltern sich die Kindererziehung teilen – nur dass es heute immer noch selten möglich ist, weil es bei Männern ungern gesehen wird. Oder wie bereits im Text steht: Daran dass auch Väter sich um ihre Kinder kümmern könnten, denkt in den Chefetagen niemand!

  14. Und davon abgesehen finde ich es nicht so abwegig, Kinder haben zu wollen, aber sie nicht den ganzen Tag um sich haben zu wollen. Kinder sind was Tolles, aber sie sind auch anstrengend. Ich will ja nicht mal meinen Liebsten 24h am Tag um mich haben (und er mich auch nicht), obwohl er lange nicht so anstrengend ist.

  15. Die Abschaffung der Mini-Jobs ist gleichstellungspolitisch enorm wichtig. Denn die Mini-Jobs sind sowohl individuell von Nachteil (bei der Rente zum Beispiel), werden häufig auch unter Verletzung geltenden Arbeitsrechts von Arbeitgebern angeboten und, weil viele Mini-JobberInnen mit „Hartz IV“ Leistungen „aufstocken“ müssen, zahlt dann quasi der Staat einen Kombilohn für Niedriglöhne. Das betrifft vor allem Frauen, die so einen Verdienst erzielen, von dem sie nicht leben können, also abhängig sind von zusätzlichen Leistungen vom Staat oder PartnerIn.

    Der Sachverständigenbericht zum Gleichstellungsbericht der Bundesregierung (http://www.fraunhofer.de/Images/110509_Gleichstellungsbericht_final_tcm7-78851.pdf
    S. 92)
    bringt das schön auf den Punkt:

    gerade für Frauen handelt es sich dabei häufig
    um das einzige Erwerbseinkommen. Allein zwischen 2001 und 2006
    stieg die Zahl der ausschließlich geringfügig Beschäftigten um 1,13 Millionen
    Personen an, 715.000 von ihnen (63 %) waren Frauen. Gleichzeitig
    gingen 1,63 Millionen Vollzeitarbeitsplätze verloren – 670.000 von
    Frauen (41 %) (Mikrozensus-Daten, eigene Berechnungen). Munz et al.
    (2007) stellten in einer lebenslaufbezogenen Studie für das Bundesland
    Nordrhein-Westfalen fest, dass 2005 abhängig erwerbstätige Frauen in
    der Lebensmitte nur noch zu 45,4 % in Vollzeit arbeiteten, während es
    1997 noch 56,2 % waren. Dies ist fast ausschließlich auf die wachsende
    Bedeutung der geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse zurückzuführen.

    Zu den Arbeitsbedingungen der Mini-JobberInnen (ebd. S. 92):

    finden sich Minijobs mitunter ganz ohne vertraglich festgelegte Arbeitszeit.
    Die starke Zunahme der Minijobs spricht dafür, dass die Betriebe
    seit der Gesetzesänderung 2003 Personaleinsatzstrategien nutzen, die
    vermehrt auf Minijobber und Minijobberinnen setzen. Dabei sind Niedriglöhne
    sowie Arbeitsrechtsverletzungen verbreitet.

    Gerade Mini-Jobberinnen würden von einem gesetzlichen Mindestlohn profitieren, weil ihre Stundenlöhne häufig so niedrig sind. Außerdem werden in den Betrieben die Frauen auch noch gegeneinander ausgespielt, den sozialversicherungspflichtig in Teilzeit (häufig in der schlechten Lohnsteuerklasse V) Beschäftigten werden die „Vorteile“ eines Mini-Jobs vorgerechnet… In manchen Branchen, wie Hotel und Gaststättengewerbe sind das ohnehin die häufigsten Beschäftigungsverhältnisse.

    Leider ist es aber so, dass noch nicht einmal alle Gewerkschaften sich zu einer deutlichen Kritik an den Mini-Jobs durchringen können. Weil beispielsweise die IG Metall das Privileg für ihre „Facharbeiter“ erhalten will, neben der Vollzeitstelle noch einen Mini-Job zu machen. Das verstehe wer will. In der letzten Legislaturperiode haben es die SPD-Frauen als Erfolg verkauft, dass der Arbeitgeberbeitrag für Mini-Jobs erhöht wurde, weil so die Anreize, diese Jobs anzubieten, sinken würden. Das ist natürlich Quatsch und bringt vor allem den Betroffenen nichts, weil aus diesen Beiträgen keine Ansprüche auf Sozialleistungen entstehen.
    In dieser Legislaturperiode hat das Bundesfamilienministerium eine Regelung vorgeschlagen, die dazu geführt hätte, dass die Mini-Jobs bei der Elterngeldberechnung nicht zählen. Das wäre fatal gewesen für viele Mütter, die ohnehin ein niedriges Elterngeld bekommen, ihr Elterngeldanspruch wäre dann um 1/4 gesunken. Zum Glück konnte das durch öffentlichen Protest verhindert werden.

    Es ist jedenfalls kein Privileg, diese Jobs zu machen und es hat vor allem gar nichts mit Entgeltgleichheit zu tun, eher im Gegenteil. So werden Frauenlöhne weiter gesenkt und dafür gesorgt, dass trotz Arbeit nicht genug zum Leben (jetzt und auch im Alter!) übrig bleibt.

  16. @Nandoo:

    Ansonsten würd ich mir mal anstelle von umstürzlerischem Unsinn lieber die DemocraticPeaceTheory reinziehn, die ist wenigstens empirisch belegt und erweist sich nicht immerwieder als Hirngespinst.

    Die Theorie beruht mehr oder weniger auf empirisch erfassten Daten, die belegen sollen, dass sich Demokratien gegenseitig als positiv definieren, soll heißen keine Kriege führen. Aber gleichzeitig die nicht demokratischen Staaten als negativ stigmatisieren. Kants „Zum ewigen Frieden“ findet sich ja auch in der Theorie wieder. Da es aber zu Kants Zeiten kaum Demokratien gab, taugt es bestenfalls zur philosophischen Metaebene.

    Völlig außen vor bleiben die heutzutage herrschenden Wirtschaftskriege zwischen den Demokratien, die heuchlerisch freie Marktwirtschaft bzw. neoliberale Globalisierung genannt wird. Aber tatsächlich neofaschistischer Postimperialismus der mächtigsten sogenannten Global Player ist.

    Folglich ist die Theorie mehr ein Hirngespinst als alles andere.
    Außerdem gibt es nämlich keinen wesentlichen Unterschied zwischen den Wirtschaftsbeziehungen von Demokratien untereinander und denen einer Demokratie mit einer Diktatur. Siehe bspw. Merkels Chinapolitik.

    Zurück zum Thema:
    Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist weiblich. Demokratisch definiert ist sie die Mehrheit oder der bestimmende Faktor des Volkes. Tatsächlich sieht es aber so aus, dass die männliche Minderheit der bestimmende Faktor ist, die die Gleichstellung von uns Frauen verhindert. Mal abgesehen davon könnte es in einer Demokratie eigentlich keine geschlechtsmäßig definierten Unterschiede geben. Gibt es aber.

    Also können wir die triviale Feststellung – Das Volk hat die Macht – in der Pfeife rauchen. Zumal die vom Volk gewählten Politiker nicht seine Interessen sondern nur die der Wirtschaft vertreten. Siehe Atompolitik, die zwar den vom Volk gewollten Ausstieg proklamiert aber gleichzeitig Milliarden Steuergelder mit der Weiterführung der Forschung des sogenannten „Schnellen Brüters“ ITER in Südfrankreich vernichtet.

    http://de.wikipedia.org/wiki/ITER

    Außerdem bezahlt der Steuerzahler bzw. das Volk anstatt der Betreiber die Entsorgung des Atommülls.

    Resümee: Unter Demokratie verstehe ich zumindest was anderes.

  17. Bitte nicht Atomkraftwerke mit der Forschung zur Kernfusion in einen Topf werfen. Wenn ein Fusionsreaktor havariert, ist die Strahlung nach ein paar Wochen abgeklungen. Für ITER bezahle ich gern Steuern.

  18. Lucia, bitte bleib beim Thema! In diesem Beitrag geht es weder um das Infragestellen unserer Wirtschaftsordnung noch unseres politischen Systems.
    Dein letzer Kommentar fällt zusätzlich noch durch grobe Uninformiertheit auf, so dass ich mich ehrlich frage, welche Strategie du in dieser Diskussion verfolgst. Vor dem nächsten Kommentar empfehle ich dir die Lektüre der Netiquette

  19. @Lucia
    Natürlich gibt es derzeit noch den Gendergap, bezweifelt ja auch kein Mensch hier, aber betrachte doch einfach die positive Entwicklung der letzten Jahrzehnte die im Bereich Frauenrechte gemacht wurde. Glaubst du die steht still? Ist es nicht demokratischer Konsens (Mehrheit, nicht alle, das ist nie der Fall) in allen Schichten das Gleichberechtigung herrschen sollte? Nur nochmal: So wie du dir das quasi mit dem Vorschlaghammer vorstellst kannst du nichts erreichen. Das stößt auf Widerstand, und das sogar zurecht! Es ist nicht in Ordnung einen Mann aufgrund seines Geschlechtes aus einer Position zu entfernen nur damit die Quote stimmt, aber irgendwann geht der betreffende in Rente oder wechselt den Job, oder oder oder, dann kann (und sollte) eine Frau an seine Stelle treten um tatsächlich irgendwann auf 50/50 zu kommen. Du aber scheinst zu übersehen das ein Mann in Führungsposition auch ein Mensch ist der seine Lebenspläne hat, die vielleicht nicht mit den deinen übereinstimmen, aber das nennt sich persönliche Freiheit. Feminismus bedeutet eben nicht die Feindschaft von Männern und Frauen, sondern das finden des Ausgleichs. Das aber scheinst du nicht begriffen zu haben.

  20. @ Lucia: Das hat Neeva bereits getan. Google und Wikipedia helfen dir sicher weiter, den Unterschied zwischen einem Fusionsreaktor und einem Brutreaktor klar zu bekommen…
    Jeder weitere Kommentar, der nicht zum Thema „Randbedingungen für das Erfüllen von Frauenquoten“ beiträgt, wird gelöscht.

  21. @Lucia
    Dann kannst du diese Meinung gerne weiterhin haben. Ist ja auch leichter aus der Distanz nur irgendwelche einzelnen Artikel im Netz rauszupicken die in dein Weltbild passen und darüberhinaus alle AktivistInnen als „im Tiefschlaf befindlich“ hinzustellen.

    Übrigens, schon gewusst: Es gibt nen Weg zwischen Inaktivität und radikalisierter Revolte.

  22. Heute in der SZ ein Kommentar zum Thema Frauenquote und Telekom. Natürlich läuft alles zu schnell und zu von oben diktiert und überhaupt gibt es keine qualifizierten Frauen.
    Same old, same old …

  23. @lucia:
    Wäre schön, wenn es „die männliche Minderheit“ wäre, die das Sagen hat, das wäre zumindest demokratischer als der jetzige Zustand, wo eine extreme Minderheit der Männer zusammen mit einer noch etwas extremeren Minderheit der Frauen die Macht in Händen hält.

    ITER ist übrigens kein schneller Brüter, nicht einmal ansatzweise. Schnelle Brüter sind Reaktoren, die Kerne spalten. ITER ist ein Forschungsprojekt zur Kernfusion.

  24. @Nandoo Selbst wenn man wie Du argumentiert, dass der Wandel eben langsam erfolgt und durchaus Erfolge zu verzeichnen sind, es eben Zeit braucht für Veränderungen (Verrentung mächtiger Männer), dann müsste man ja zumindest konkrete Ziele und Maßnahmen zu ihrer Umsetzung definieren. Aber daran fehlt es ja bereits (siehe die 4. Bilanz Chancengleichheit http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Service/Publikationen/publikationen,did=173736.html welche weitgehend ohne beides auskommt). Wenn man politisch auf Gestaltungsanspruch verzichtet, ist das schon ein Armutszeugnis. Außerdem: Für gleiche Rechte wird immer weiter gekämpft werden müssen, von selbst ändert sich leider nichts, das zeigen doch gerade die Kämpfe der Frauenbewegung.

  25. Danke, Adele. Diese Selbstverständlichkeit, mit der erwartet wird, dass es die Frauen sind, die Familie und Beruf unter einen Hut kriegen müssen, ist echt unglaublich.
    Noch unglaublicher, dass sich Prof. Nagl von der RWTH Aachen traut, genau das schwarz auf weiß in „Forschung & Lehre“ zu drucken. Nämlich dass Frauen gefördert werden müssen (das muss ja jeder heute offiziell sagen) und ein paar Sätze später ziemlich unmissverständlich zeigt, dass er nicht im Traum daran denkt, Teilzeitmodelle könnten auch etwas für Männer sein. Hier auf Seite 535:
    http://www.forschung-und-lehre.de/wordpress/Archiv/2011/ful_07-2011.pdf

Kommentare sind geschlossen.

Betrieben von WordPress | Theme: Baskerville 2 von Anders Noren.

Nach oben ↑