Blogs können schützen, gleichzeitig leben Blogger_innen gefährlich. Diese Ambivalenz zeigt sich gerade in Syrien. Dort ist gestern Amina Arraf verschwunden, die das Blog A Gay Girl in Damascus betreibt. Sie hatte in der letzten Zeit von dem sich zuspitzenden Kampf berichtet – inklusive der Auflistung an Sicherheitsmaßnahmen, die sie inzwischen vor dem Freitagsgebet in der Moschee mit ihrem Vater durchführte.
So schrieben sich die beiden gegenseitig ihre Namen auf den Rücken, um identifiziert werden zu können, sollten sie getötet werden. Auch für den Fall, dass sie gefangen genommen und gefoltertet würde, hatte sich Amina Maßnahmen überlegt.
Aus der abstrakten Gefahr ist nun Wirklichkeit geworden. Auf dem Weg zu einem Treffen wurde Amina von drei jungen Männern mit Waffengewalt entführt, wie ihre Cousine nun auf dem Blog postete. Sollte Amina etwas zugestoßen sein, wird sie weitere, von ihr vorbereitete Beiträge posten. Bisher hat ihre Familie aber noch Hoffnung, dass sie „nur“ im Gefängnis gelandet ist.
Über Facebook und Twitter verbreitete die Nachricht sich gleich in Windeseile und erreichte innerhalb kurzer Zeit auch bekannte Medien. So sammelt inzwischen die Facebookseite Free Amina Arraf die internationalen Berichte. Ob sich das syrische Regime davon beeindrucken lässt, ist natürlich fraglich. Unliebsame Stimmen unter den Teppich zu kehren und dann unbehelligt davon zu kommen, ist aber auf jeden Fall deutlich schwieriger geworden.
Auf Avaaz kann man inzwischen auch eine Petition unterzeichnen: http://www.avaaz.org/en/free_amina_arraf/?twi
Wie schön, langsam bekommt Amina Araf etwas mehr Aufmerksamkeit!
Wir haben bei L-talk auch etwas über diese lesbische Stimme aus der syrischen Opposition geschrieben:
Syrische Bloggerin Amina Araf vermisst
danke Helga !
und immer wenn ich sowas lese fühle ich mich zum …
@Annina – hast du oder andere hier mal info/s wo/was dann mit diesen Avaaz-initiativen passiert ?!
oder wird das/Avaaz einfach von den sog. mainstream-medien ignoriert ?
(ich lese/sehe/gucke seit 10 jahren lediglich online)
Es besteht der Verdacht, dass das ganze ein Hoax sein könnte, weil es offenbar niemanden gibt, der Amina persönlich kennt. Das bekannte Foto von ihr zeigt jedenfalls anscheinend jemand ganz anderen (das erinnert ein wenig an das Neda-Foto?).
@ Andi
Einen Hoax würde ich auch nicht ausschließen (danke für den Hinweis mit dem Foto!), zumal die Geschichte mit den gerade erst vorsichtshalber der Cousine übergebenen Postings für den Fall ihres Verschwindens allzu gut passte :-)
Aber es ist auch sehr gut möglich, dass – wieder mal – ein Mensch in großer Gefahr sein könnte. Und, was das betrifft, ist es mir im Zwefelsfall lieber, einmal zuviel in Sorge zu sein (und hinterher über die eigene Gutgläubigkeit zu lachen) als einmal zu wenig.
Ich würde mir jedenfalls wünschen, dass diese Sorge auch der syrischen Botschaft gegenüber zum Ausdruck gebracht wird. Das jedenfalls schadet ganz sicher nicht.
Wir haben bei L-talk die Kontaktadresse der Botschaft und einen Mustertext gepostet.
Im US-amerikanischen Radio kommt u.a. Sandra Bagaria zu Wort, die mit Abdallah übers Internet befreundet war. http://www.npr.org/blogs/thetwo-way/2011/06/09/137071842/gay-girl-in-damascus-a-personal-friend-sifts-through-whats-real
Dass es sich bei dem Namen etwa um ein Pseudonym handeln könnte, halte ich durchaus für realistisch. Die syrischen Teilnehmer_innen am Young Media Summit haben auch von ihren Bedenken und den potenziellen Gefahren berichtet. Eine lebt nicht mehr in Syrien, weil es dort für sie als Aktivistin zu gefährlich ist.
Hoax. http://www.heise.de/tp/blogs/6/149987
tatsächlich hat sich gestern die person der Amina als hoax herausgestellt. http://damascusgaygirl.blogspot.com/2011/06/apology-to-readers.html
Stimmt, und das ist eine ziemlich üble Angelegenheit. Wir haben darüber bei L-talk den Beitrag „Die Amina Araf-Story – Teil 2“ veröffentlicht, wo wir uns nochmal mit dem Thema auseinandersetzen; Tweets unter #Amina .
Männer, die sich als Lesben ausgeben, um Vertrauen zu erwecken, und das auch noch für ein politisches Engagement zu halten.
Was für kranke gestörte Leute, die andere nur in Gefahr bringen und daraus Nutzen ziehen.
@GwenDragon
zumal wenn der Nutzen vor allem darin besteht, dass der Mann sich besser fühlt, wenn er für die blöden unterdrückten Eingeborenen spricht, weil er meint, dass er das einfach kann, im Gegensatz zu ihnen.
Wenn McWannebeLesbian nicht so extrem unangenehm wäre, könnte man sich wenigstens daran freuen, dass jemand Lesben per se vertrauenserweckend zu finden scheint. Also, ich finde das ja auch, irgendwie.
jung, hübsch, sexy, femme, halbamerikanerin, mittelschicht, akademikerin, auf englisch schreibend, (zum beispiel erotische gedichte bei denen auch jeder heteromann ins sabbern kommt http://damascusgaygirl.blogspot.com/2011/06/testimony-of-jasmine.html) gleichzeitig aber ein bisschen exotisch, ein bisschen abenteuerromanitk –
wohl eine bombensichere mischung um die herzen liberaler westler zu erreichen.