Niederländische Frauen in Top-Positionen

Das Niederländische Parlament hat ein Gesetz entworfen, das die Unternehmen dazu verpflichten soll, Vorstands- und Aufsichtsratsposten zu mindestens 30 Prozent mit Frauen zu besetzen. Das berichtete heute die Süddeutsche Zeitung. Sowohl die Regierungsparteien, die Christ- und Sozialdemokraten sowie die Christen-Union, als auch die oppositionellen Liberalen unterstützen das Vorhaben.

Demnach sollen Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeiter_innen bis 2015 erst einmal freiwillig mehr Führungsposten mit Frauen besetzen. Wenn dann die 30-Prozentquote immer noch nicht erfüllt ist, wollen die Parteien mit einer gesetzlich vorgeschriebenen Quote nachhelfen.

Damit sind die Niederlande das erste Land, das das Problem der niedrigen Frauenquoten in Vorständen anpackt. In Norwegen sind bisher nur die Aufsichtsräte quotiert. In Deutschland hat die neue schwarz-gelbe Regierung zwar im Koalitionsvertrag pflichtgemäß den geringen Frauenanteil im Top-Management als Missstand erwähnt, doch gesetzliche Verpflichtungen wird es hierzulande deshalb nicht geben.

16 Kommentare zu „Niederländische Frauen in Top-Positionen

  1. Na toll, jetzt werden die ganzen top ausgebildeten Männer von schlecht ausgebildeten Frauen verdrängt. 2017 kaufen wir dann die Niederlande.

    [/sarcasm]

  2. Jetzt klingt die chose absolut überzeugend: Vorstand, nicht Aufsichtsrat, ergo exekutiv.

    @Patrick: Es dürfte genügend Frauen geben, die BWL oder VWL o. ä. studiert haben- auch wenn Frauen im allgemeinen Fächer studieren, die sie kaum für einen Vorstand qualifiezieren. Auch die 30 Prozent finde ich durchaus realistisch.

    Das könnte noch hinhauen.

  3. @Marcel „auch wenn Frauen im allgemeinen Fächer studieren, die sie kaum für einen Vorstand qualifiezieren“

    Auch bei Studentinnen ist das meistgewählte Studienfach BWL. Ob nun Informatik oder Germanistik mehr für einen Vorstandsposten qualifizieren, darüber kann man sicher trefflich streiten.

    http://www.bmfsfj.de/Publikationen/genderreport/1-Bildung-ausbildung-und-weiterbildung/1-7-Studium/1-7-2-studienfachwahl,did=54102,render=renderPrint.html

  4. Nicht zu vergessen dass man mit einem Bachelor „Pädagogik“ zum Unternehmensberater werden / mastern kann. Das ist ja nicht gerade ein „unweibliches“ Fach.

  5. „Nicht zu vergessen dass man mit einem Bachelor “Pädagogik” zum Unternehmensberater werden / mastern kann. Das ist ja nicht gerade ein “unweibliches” Fach.“

    Jeder kann sich als Unternehmensberater bezeichnen, dafür braucht es kein Studium, die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt. Nur Aufträge bekommt man so in der Regel nicht.

    Sollen die Holländer mal so ne Quote einführen, werden schon sehen was sie davon haben.

  6. „werden schon sehen, was sie davon haben“

    Wenn man sich die Studien (z.B. hier, PDF) zum diversity management anschaut, werden sie davon eine bessere Unternehmenskultur, höhere Renditen und mehr Stabilität in der Wirtschaftlichkeit ihrer Unternehmen haben.

  7. @Helga: Danke für den Link, abgespeichert!

    @Susanne: Gemischte Vorstände erzielen durchs Band die besserern Geschäftsergebnisse, das zeigen auch internationale Studien.

    Die 30 Prozent sind absolut realistisch.

    Diese Quote würde voraussichtlich auch ich befürworten- und wenn’s sein müsste, an der Urne (die Schweiz hat eine direkte Demokratie, über soas könnten wir also tatsächlich abstimmen!).

    Das hat- im Gegensatz zu den Ausfsichtsratsposten- eine Zukunft!

  8. „(…) werden sie davon eine bessere Unternehmenskultur, höhere Renditen und mehr Stabilität in der Wirtschaftlichkeit ihrer Unternehmen haben.“

    Susanne, ist das so sicher? In der verlinkten Studie heißt es an einer Stelle „Correlation is not necessarily cause, but the correlation between organisational excellence and women’s participation in management bodies is nonetheless striking.“ Auch eine „striking correlation“ ist immer noch eine Korrelation und darf nicht – so sehr man sich das manchmal auch wünschen würde – ohne Weiteres mit einer Ursache-Wirkung-Beziehung gleichgesetzt werden.

    Wie wichtig diese Unterscheidung ist, zeigt sich spätestens dann, wenn Korrelationen gefunden werden, die einem u.U. gar nicht gefallen – wie etwa letztens in der Diskussion um die angeblich schädlichen Auswirkungen der väterlichen Abwesenheit für ein Kind.

  9. Ich bin bei dem Thema Frauenquote immer irgendwie zwiegespalten.
    Einerseits finde ich auch, dass mehr Frauen in Vorständen sitzen sollten bzw. die Möglichkeit dazu haben sollten, wenn sie es wollen. Und ich bezweifle, dass das freiwillig geschehen wird, jedenfalls nicht in naher Zukunft.
    Andererseits frage ich mich, ob eine solche gesetzliche Quote nicht doch irgendwie ungerecht ist. Schließlich wird eine bestimmte Personengruppe einfach so „bevorzugt“. Wie gesagt, hab mir da noch keine abschließende Meinung gebildet.

  10. Ach ja, da habe ich noch ein sehr hübsches Zitat zum Thema gefunden- es bezieht sich zwar auf Aufsichtsräte, ist aber trotzdem sehr schön:

    „(…) Auf der ganzen Welt sind Konzerne ähnlich aufgebaut … Zuoberst thront der Aufsichtsrat (in der Schweiz Verwaltungsrat genannt), der bei grossen Konzernen aus etwa 20 Personen besteht, die sich in der Regel dadurch auszeichnen, dass sie von der betreffenden Branche nichts verstehen, jedoch dafür bekannt sind, dass sie noch in anderen Aufsichtsräten sitzen, wo sie ebenfalls vom betreffenden Geschäft nichts verstehen, aber mit ihrem bekannten Namen dafür bürgen, dass es sich bei Unternehmen um eine bekannte Sache handelt.“

    Soviel zum Thema Qualifikation und Kompetenz… nur weil wir die Diskussion darüber hier schon mehrfach behandelt haben.

    Das kleine Brevet war übrigens 1987 das erste seiner Art- noch weit vor „Nieten in Nadelstreifen“ und ähnlichem.

    „Der kleine Machiavelli, Handhabung der Macht für den alltäglichen Gebrauch“ ist immer noch lesenswert.

  11. Hatte mich eben bei meinem Namen verschrieben, sry

    @Susanne

    „Wenn man sich die Studien (z.B. hier, PDF) zum diversity management anschaut, werden sie davon eine bessere Unternehmenskultur, höhere Renditen und mehr Stabilität in der Wirtschaftlichkeit ihrer Unternehmen haben.“

    Selbst wenn die Daten eine korrekte Ursache Wirkung Beziehung aufweisen, so sind dies nach Leistung zusammengestellte Teams, natürlich gewachsen, und nicht staatlich gemäß Geschlecht zwangsgemischt. Das ist ein RIESEN Unterschied.

    Auf solche natürlich gemischten Teams kann man ja gerne hin arbeiten, da hat kaum jemand etwas gegen.
    Staatliche Zwangsbeförderungen für Frauen mit einer festen prozentualen Zielquote hingegen werden das Unternehmensklima nachhaltig vergiften.

    Allein diese Vorgabe „30% weiblich“ und nicht „Frauen bei gleicher Eignung bevorzugen“ offenbart ja schon das es hier nicht um Chancengleichheit gehen soll.

    —–

    Ich habe aber auch mal eine Frage:

    Als größtes Argument für Frauenquoten wird immer Karriereunterbrechung durch Familiengründung genannt, warum dann nicht konsequent sein und Mütterquoten fordern, Frauen sind ja (gerade in den höheren Bereichen) längst nicht automatisch Mütter. Ich sehe das als einen großen Wiederspruch der bei diesem Thema immer wieder begangen wird.

  12. „Als größtes Argument für Frauenquoten wird immer Karriereunterbrechung durch Familiengründung genannt, warum dann nicht konsequent sein und Mütterquoten fordern, Frauen sind ja (gerade in den höheren Bereichen) längst nicht automatisch Mütter. Ich sehe das als einen großen Wiederspruch der bei diesem Thema immer wieder begangen wird.“

    Das wäre zumindest konsequent. Und wenn schon, dann nicht „Mütterquoten“, sondern „Quoten für diejenigen, die ihre Karriere wg. Kinderbetreuung unterbrechen“..

  13. @Udo:
    „Als größtes Argument für Frauenquoten wird immer Karriereunterbrechung durch Familiengründung genannt, warum dann nicht konsequent sein und Mütterquoten fordern, Frauen sind ja (gerade in den höheren Bereichen) längst nicht automatisch Mütter. Ich sehe das als einen großen Wiederspruch der bei diesem Thema immer wieder begangen wird.“

    Weil es der Politik bei den Frauenquoten nicht um die Verbesserung der Lebenssituation der tatsächlich Betroffenen geht, sondern um das Glattbügeln von Statistiken und die Ruhigstellung einiger Interessengruppen.

  14. … und es geht um die verbände (meist gewerkschaftsnah), die mit hilfe eines solchen gesetzes „ihre“ leute in die aufsichtsräte pushen wollen. Das hat mit gleichstellung nichts zu tun das ist pure machtpolitik. Die nutzen nur die aktuelle feministische welle aus für ihre ziele.

    Wenn die quote für die vorstände und nicht für aufsichtsräte gefordert wird, dann hat das schon weniger ein geschmäckle; die vorstände müssen wirklich was leisten.

    Aber die fachkenntnis ist ganz oben in großen unternehmen auch bei vorständen nicht so wichtig. Da wechseln manager nach 2 jahren Adidas eben mal zu CocaCola. Es kommt in diesen positionen hauptsächlich darauf an, jemand zu sein der ein unternehmensziel gegen widerstände (betriebsrat, politik, etc) durchsetzen kann.

Kommentare sind geschlossen.

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