Im Jahr 1981 schlug die Schrifstellerin Ángela Hernández auf einem Kongress südamerikanischer und karibischer Feminist_innen vor den 25. November als Aktionstag gegen Gewalt gegen Frauen auszurufen. Mit dem Datum wollte sie an die 1960 ermordeten Schwestern Patria Mercedes Mirabal, María Argentina Minerva Mirabal und Antonia María Teresa Mirabal, die Teil der dominikanischen Oppositionsbewegung „14. Juni“ gewesen waren und für Hernández ein Beispiel waren für das Spektrum häuslicher, sexualisierter, politischer und kultureller Gewalt, die Frauen erfahren. Dann 1999 verabschiedete die UN-Generalversammlung eine Resolution, die den 25. November jährlich zum Internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen erklärte.
Das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben weist auf das Angebot des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“ hin und ruft dieses Jahr zur Aktion #schweigenbrechen auf. Dazu heißt es einleitend:
Jede dritte Frau in Deutschland erlebt mindestens einmal im Laufe ihres Lebens sexuelle und/oder körperliche Gewalt. Die Gewalt findet in der Mitte der Gesellschaft statt – betroffen sind Frauen jeden Alters und jeder sozialen Schicht. Trotz des erschreckenden Ausmaßes zählt Gewalt gegen Frauen noch immer zu den gesellschaftlichen Tabuthemen. Rein statistisch gesehen, gibt es auch in Ihrem persönlichen Umfeld Frauen, die Gewalt erfahren haben. Vermutlich ohne, dass Sie etwas davon wissen.
Doch auch wenn es einerseits stimmt, dass unterschiedlichste Frauen Gewalterfahrungen machen und diese Erfahrungen keine Einzelfälle sind, so verdeckt die hier gewählte Formulierung doch auch die Tatsache, dass nicht alle gleichermaßen von Gewalt betroffen sind. Der Aufruf, der sich auch offensichtlich vor allem an Personen ohne eigene Gewalterfahrungen wendet, spielt gut rein in Rhetoriken um die „guten, respektablen“ Opfer (Frauen aus „Ihrem“ Umfeld, „Mitte der Gesellschaft“).
Wenn an diesem Tag also wirklich Gewalt gegen Frauen in den Blick gerückt werden und dabei das Spektrum an Gewalterfahrungen, welches Hernández hervorhob, nicht vergessen werden soll, scheint ein Hervorheben von Gewalt gegen mehrfach-marginalisierte Frauen nötig (sowie auch das Deutlichmachen, wie auch die Kategorie „Frau“ gewaltvoll wirken kann). Es lohnt sich unter anderem zu lesen, was Weibernetz e.V: – Die politische Interessensvertretung behinderter Frauen schreibt, der darauf hinweist, dass das EU-Parlament davon ausgeht, „dass 80% der Frauen mit Behinderung bereits Gewalt erlebt haben“. Zur spezifischen Situation geflüchteter Frauen erscheint (bewusst )heute das Buch „In unseren eigenen Worten. Geflüchtete Frauen in Deutschland erzählen von ihren Erfahrungen„. Und im Podcast Viele Sein geht es um “ Möglichkeiten der Anonymisierung zum Schutz vor Gewalt und erneutem Zugriff durch frühere Täter_innen es gibt und welche Auswirkungen diese Schritte später im Leben haben“.
Der Bff: Frauen gegen Gewalt e.V. hat zu dem heute die Kampagne „Superheldin gegen Gewalt“ gestartet. Eine Zusammenstellung mit weiteren Organisationen, die ganzjährig in Deutschland Unterstützung für betroffene Frauen anbieten, haben wir hier vor zwei Jahren veröffentlicht.
Ganz ehrlich gesagt bietet der Staat ja auch nicht viel Hilfe, wenn Frauen und andere Opfer das Schweigen brechen. Ich sehe gar nicht so den Sinn darin als Frau das Schweigen zu brechen. Warum werden an solchen Tagen nicht die Täter angesprochen? Sollen wieder die Opfer sich darum kümmern, die welt verbessern. Ich fände mal Aufklärung in der Schule gut. Man sollte Jungs (allen Kindern) schon dort beibringen, dass das überhaupt nicht geht, gewaltätiges Verhalten gegenüber Frauen, Transpersonen, etc. statt den Opfern bei zu bringen nicht zu schweigen oder sich zu verteidigen. Wenn es kein Gewalt gäbe, gäbe es auch nichts worüber geschwiegen werden muss oder wogegen eines sich verteidigen muss. Dort sollte schon frühzeitig gegen Sexismus interveniert werden. Aber daran besteht doch gar kein wirkliches Interesse.