In unserer neuen Serie „Wanna Disco? Listen Up!“ (Le Tigre meets Gossip) stellen wir euch (feministische) Musiker_innen vor, die euren Player zum Grooven bringen. Bereits interviewt haben wir djane mithras (Djane Kurse für Mädchen und Frauen), Sookee (HipHop), The Stattmatratzen (Punk) und Zorro Zensur (New Wave/Punk). Heute sprechen die drei Musikerinnen Mel, Inna und Eve von Monsterbeat and the Immigrant neuerdings Stereowoolf (auch auf twitter und facebook) über weibliche Vorbilder, Sexismus in der Musikszene und warum sie nicht auf allen Konzerten spielen.
In einer Welt voll Elektro und Indie haben Monsterbeat and the Immigrant ein neues Genre erschaffen – 21st century riot grrrl rock! Erst Oktober 2010 in Marburg formiert, treffen sie das revolutionäre Herz mit Texten über Themen, über die sich nur wenige Leute zu singen trauen, mal offensiv, mal subtiler – untermalt durch Klänge mit Ohrwurmgarantie! Und das alles D.I.Y!
Ihr kommt aus Marburg. Gibt es dort eine feministische (Musik-)Szene?
Eve: Eine feministische Szene gibt es sehr wohl! Und aus genau der kommen wir auch. Das heißt, sie hat uns den letzten Anstoß gegeben, uns als Band zu formieren.
Inna: Eine Musikszene hat aber erst kürzlich angefangen, sich zu entwickeln. Es gab z.B. im Mai den ersten Schlagzeug- und Gitarren-Workshop für Frauen. Außerdem organisieren wir eine Open Stage, zu der jetzt auch immer mehr Frauen kommen und mitspielen.
Auf eurer Facebook-Seite listet ihr eine Menge Künstlerinnen auf, wie z.B. elcassette, Lady Gaga, Hole, PJ Harvey und Sleater-Kinney. Wie wichtig sind euch weibliche Vorbilder in der Musik?
Mel: Ich hatte nie weibliche Vorbilder, als ich anfing Schlagzeug zu spielen war mein musikalisches Vorbild Ian Paice. Generell ist es mir egal, welches Geschlecht gute Musiker_innen haben.
Inna: Mir war das Geschlecht meiner Vorbilder nie bewusst wichtig. Es waren zufällig eher Frauen, aber nicht weil sie Frauen waren. The Smiths finde ich extraordinär, ich hätte gerne Morrisseys Stimme und Lady Gagas Musik finde ich geil, würde aber trotzdem nicht singend zu einer Choreografie hopsen. Ich finde es aber super wichtig, dass es so tolle Musikerinnen gibt wie Carrie Brownstein, die bewusst machen, dass das Geschlecht musikalisch keinen Unterschied macht, aber scheinbar gesellschaftlich.
Eve: Für mich waren weibliche Vorbilder schon immer wichtig – Hole, L7 oder Sleater-Kinney motivieren einfach dazu, selbst eine Gitarre in die Hand zu nehmen, vor allem eben Musikerinnen, die dem typischen Bild einer Musikerin, meist als trällernde Sängerin, nicht entsprechen. Außerdem nervt es mich, dass so viele Gitarristen zu Gitarrengöttern stilisiert werden. Das heißt nicht, dass ich mir nicht auch ihre Spieltechniken aneigne und mein eigenes Ding draus mache.
Wie geht ihr damit um, dass Musikerinnen und Frauenbands in der Musikszene immer noch einen besonderen Status haben?
Inna: Es ist total nervig, darauf reduziert zu werden. Man erfährt entweder einen benachteiligenden oder bevorzugenden Umgang.
Eve: Auf der einen Seite haben wir das Gefühl, dass manche Tontechniker uns absichtlich schlecht abmischen und uns nichts zutrauen, auf der anderen Seite uns Leute aber einzig und allein aus feministischen Gründen gut finden.
Ist euch Politik in der Musik wichtig?
Mel: Na klar! Wir spielen keine Konzerte, die unserer Einstellung widersprechen. Wir mussten leider auch schon ein paar Angebote ablehnen.
Eve: Wer nicht nur auf unsere Musik achtet, findet auf jeden Fall auch politisch motivierte Texte. Wenn ich z.B. einen Song schreibe, dann meist über eine Alltagserfahrung, die fast immer auch eine politische Dimension besitzt. Es ist uns wichtig, dass wir unsere Botschaften auf verschiedene Weise und vor allem auch durch unsere Musik vermitteln.
Nennt einen guten Grund, um auf ein Monsterbeat and the Immigrant Konzert zu gehen?
Inna: Um etwas Neues zu sehen und zu hören, das sonst niemand macht!
Wo kann mensch euch in nächster Zeit hören, sehen und feiern?
Mel: Am 13. August auf dem LaDIYfest Berlin im SO36 – wie einst The Distillers!