Das 2012 im transcript Verlag erschienene Buch „Feminist Media. Participatory Spaces, Networks and Cultural Citizenship“ von Elke Zobl und Ricarda Drüeke entstand aus einem wissenschaftlichen Projekt, welches sich mit feministischen Medien in Europa befasste, die als wichtiger Motor neuer sozialer Bewegungen charakterisiert werden.
Das englischsprachige Folgeprojekt in Form dieses Buches beschäftigt sich mit den Fragen, welche Inhalte, Formen, Prozesse und Funktionen feministische Medienerzeugnisse in Europa heutzutage ausmachen. Wie werden sie politisch genutzt und welche Potentiale für sozialen Wandel tragen sich in sich?
In der Einleitung erklären die Herausgeberinnen, dass sie mittels eines Aufrufs nach unterschiedlichen Beiträgen für das Buch suchten. Wegen diverser Schwierigkeiten einen passenden Verlag zu finden, entschieden sie sich dafür, die im Buch erschienenen Beiträge auf wissenschaftliche Essays zu beschränken. Das erklärt, warum ich es trotz der lebendigen Thematiken und der Vielzahl an informativen, klugen und kritischen Beiträgen als recht trocken empfand. Viele Beiträge beginnen mit einem seitenlangen Theorieüberblick in das jeweilige wissenschaftliche Teilgebiet (was Liebhaber_innen der Media Studies durchaus beglücken kann), aber wohl nicht immer spannend für alle Interessierten ist, die bisher noch keinen Zugang zu diesen Feldern hatten.
Nachdem ich die ersten Seiten immer öfter übersprang und mich den einzelnen Fallstudien, Interviews und Analysen zu feministischen Medien wie Blogs, Fotoseiten wie flickr.com, Magazine, Zines und Comics widmete, wurde das Buch zu einem Lesevergnügen. Geholfen haben auch einzelne Comics, Bilder und ein paar verbildlichte Statistiken, um die wissenschaftlichen Essays zu visualisieren. Alle Beiträge habe ich nicht gelesen, sondern nur die, die mich inhaltlich auch ansprachen. Dies ist glücklicherweise kein Problem, denn ein von-vorne-nach-hinten Durchlesen ist bei Essay-Sammlungen ja nicht nötig, um einen Einblick zu bekommen.
Schön ist, dass alle Informationen, die im Rechercheprozess gesammelt wurden, auf grassrootsfeminism.net zu finden und jederzeit nachzustöbern sind. Ich glaube, dass sich mit den Daten noch viel anfangen ließe, auch wenn es eine eingeschränkte Sammlung ist (in der Datensammlung befinden sich z.B. lediglich 25 feministische Blogs für Deutschland. Allerdings kann eine Studie wohl nie komplett die stetig wachsende Blogosphäre abbilden).
Auch die Mädchenmannschaft war Teil der Studie und so einige Statements, die damals getätigt und in die Analysen aufgenommen wurden, würden wir heute stark kritisieren. Es bleibt jedoch ein Zeitzeugnis und zeigt umso mehr auf, wie aktuell Fragen bleiben, die sich damit beschäftigen, wer innerhalb feministischer Zusammenhänge spricht, gehört wird und Wissen produziert – Fragen, die auch in einzelnen Beiträgen des Buches deutlicher hätten thematisiert werden können.
Elke Zobl, Ricarda Drüeke (eds.): Feminist Media. Participatory Spaces, Networks and Cultural Citizenship. Transcript Verlag, 2012.