Heute ist Equal Pay Day. Also jener Tag im Jahr, der den Verdienstausfall von Frauen in Deutschland symbolisiert. Vielerorts finden heute Aktionen statt, die alle auf einer Aktionslandkarte der Equal Pay Day-Seite zusammengestellt sind. Dort gibt es gleich auch noch Tipps für unterschiedliche Aktionsformen.
Dinge, über die wir am heutigen Equal Pay Day und allen anderen Tagen nachdenken und diskutieren könnten:
- Gehaltsdiskriminierung findet nicht nur aufgrund von Sexismus statt, sondern auch Rassismus, Ableismus, Cissexismus etc.
- Welche Arbeit wird als Arbeit gewertet und gesellschaftlich anerkannt?
- Wenn diskutiert wird, was getan werden kann, damit Menschen in gleichen beruflichen Positionen gleich viel verdienen, sollte auch darüber gesprochen werden, wie der grundlegende Zugang zu unterschiedlichen Jobs überhaupt gestaltet ist.
- Eine Forderung nach „Gleichem Lohn für gleiche Arbeit“ kann keine Diskussion darüber ersetzen, warum bestimmte Berufe sehr viel besser bezahlt sind als andere.
- Wenn wir über Zugang zu Lohnarbeit sprechen, denken wir dann auch an Geflüchtete, denen dieser Zugang verwehrt wird oder Menschen mit Behinderungen, deren Möglichkeiten zum Verdienst auf unterschiedliche Weise beschränkt und verunmöglicht wird?
- Wie können wir sinnvoll, kritisch über Lohnarbeit, Leistungsdruck und der Maxime von Produktivität sprechen?
Diese Themen und Fragen (und natürlich noch viel mehr) sind nicht neu. Feministische Ökonomiekritik (und andere kritische Ökonomiebetrachtungen) setzen sich damit aus einander. Für einen Leseeinstieg, habe ich hier unsere Equal Pay Day Leseliste von 2014 etwas überarbeitet:
- Zum Equal Pay Day haben wir bereits 2012 ein ganzes Dossier für euch erstellt. Dort findet ihr zum Beispiel Fakten (mit vielen weiterführenden Lesetipps) zum Gender Pay Gap, und den wichtigen Hinweis, dass ungleiches Einkommen nicht ausschließlich eine Frage des Geschlechts ist.
- Auch die Quote ist bei uns immer mal wieder Thema. Auf die Fallstricke dieses Fokus wies Magda in ihrem Text „Für die Feministinnenquote“ hin und ich analysierte, die von der Koalition 2014 beschlossene Frauenquote kritisch.
- Lasst uns stattdessen doch auch einmal über eine Care-Revolution sprechen! Dazu sehr wichtig der Text „Bezahlte Reproduktion: Politische Kämpfe und Organisierung von illegalisierten Arbeiter_innen“ unserer Gastautorin Emilia Roig.
- Für gerechteren Lohn und Arbeitsbedingungen kämpfen jeden Tag Menschen – teils durch Gerichtsverfahren. Einige haben wir hier in den letzten Jahren gewürdigt: die ehemalige Praktikantin, die sich Lohn vom Rewe-Markt erstritt, Barbara Emme, die gegen ihre unverhältnismäßige Kündigung vorging (und in letzter Instanz gewann!) und eine Toilettenaufsicht, die sich das Trinkgeld erstritt.
- Ein weiteres Thema, welches in feministischen Diskussionen oftmals hinten unter fällt: Hartz IV. Anlässlich der Petition zur Abschaffung der Sanktionen, schrieb Magda darüber. Außerdem stellte Magda das Projekt Sanktionsfrei vor. Hannah schrieb zu Hartz4, Leben mit Behinderung und dem Teilhabegesetz.
- „Armutsbericht: Einkommenskluft und Armut trotz Lohnarbeit„, schrieb ich zum Armutsbericht von 2015.
- Die negativen Eigenschaften, die mit Dicksein assoziiert werden, sind fast deckungsgleich mit jenen, die anderen marginalisierten Gruppen zugeschrieben werden, die den Anforderungen der kapitalistischen Leistungsgesellschaft nicht entsprechen (können). Zu dicken Körpern, Lohnarbeit und Kapitalismus schrieb Magda.
- Einige unserer Autorinnen begleiteten Ende 2012 die Tagung „Schneewittchen rechnet ab“ mit der Artikelserie Ökonomie_Kritik. Dort fragte beispielsweise Franca „Was kann feministische Ökonomie leisten?„, Magda „Wie sieht “das gute Leben” aus?“ und Nadine schrieb zu „Wachstumskritik und Alternativen in der Feministischen Ökonomie„.
- Noch mehr Texte findet ihr immer in unserer Rubrik „Ökonomie„. Und falls ihr lieber ein Buch in die Hand nehmen möchtet, da haben wir einige besprochen, zum Beispiel Fleischmarkt von Laurie Penny, Queer und (Anti-)Kapitalismus von Heinz-Jürgen Voß und Salih Alexander Wolter, Schneewittchen rechnet ab. Feministische Ökonomie für anderes Leben, Arbeiten und Produzieren, Masks of Anarchy. The History of a RADICAL POEM, from Percy Shelley to the Triangle Factory Fire von Michael Demson, Das antikapitalistische Buch der Mode von Tansy E. Hoskins.