Ein Buch nach dem anderen: Frauen und Kleidung; Genitalien und Meinungen

Auf Papier gelesen

Women in Clothes (Blue Rider Press/ Penguin UK, 2014) wird von Sheila Heti, Heidi Julavits and Leanne Shapton herausgegben und zunächst ist festzustellen: Dieses Buch ist wunderschön, das Cover ist sehr ansprechend, das Papier fässt sich toll an und das gesammte Layout ist überzeugend. In dem Buch soll nicht eine einzige These zur Beziehung von „Frauen“ und „Kleidung“ verfolgt werden, stattdessen lassen die Herausgeberinnen mehr als 600 Personen zu Wort kommen bzw. graphisch etwas beitragen. Es werden mögliche Beziehungen ausgelotet – durch eine Umfrage, Fotoessays, kurze Geschichten und Inteviews. Unter den Beteiligten finden sich auch so prominente Namen wie Roxane Gay, Tavi Gevinson, Cindy Sherman, Kim Gordon, Rachel Kushner, Elif Batuman und Miranda July. Doch besonders lang hängen bleiben Beiträge, wie das Interview mit Reba Skider, einer der Arbeiter_innen, die den Zusammensturz der Rana Plaza Fabrik in Bangladesh überlebte oder das Gespräch mit Juliet Jacques, die über Weiblichkeits-Doppel-Standards für trans Frauen spricht. Einige der weiteren Themen: Religion und Kleidung, ‚unnatürliches‘ Make-up, Erinnerungen, Einkauferlebnisse, Düfte, Politik und Style. Das Buch lässt sich kaum zusammenfassen, aber es lohnt sich auf jedenfall durchzublättern.

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In Love and In War

To my daughter I will say,
‚when the men come, set yourself on fire‘.

In teaching my mother to give birth (Flipped Eye, 2011) schreibt die Dichterin Warsan Shire über Trauma, Liebe, Körper, Gewalt, girlhood und Exil. Die Gedichte sind gleichermaßen direkt und komplex, auf der Oberfläche simpel, unter dieser mit noch vielen Bedeutungsebenen und zu entdeckenden Momenten gespickt.

Im Gegensatz dazu sind die Gedichte von Patricia Lockwood in Motherland Fatherland Homelandsexuals (Penguin Books, 2014) selten direkt, sondern verstricken sich erst einmal in sexuell aufgeladenen mythischen Schilderungen von Animorphen, Rehen und Hornissen. In ihrem direktestem (und bekanntesten) Gedicht „Rape Joke“ heißt es „The rape joke is that if you write a poem called Rape Joke, you’re asking/ for it to become the only thing people remember about you.“ – und würde eine diese Vorhersage wahr werden lassen, wäre das definitiv nicht gerechtfertigt, trotzdem aber sollte auch betont werden, dass „Rape Joke“ tatsächlich eines der stärksten Gedichte in dem Band ist, tief berührend und roh und clever zugleich.

Außerdem las ich endlich Let them talk! What genitals have to say about gender. A graphic survey von Yori Gagarim (edition assemblage, 2014). In diesem kleinen Buch im Hosentaschenformat werden wundervoll, diverse, humorvolle Zeichnungen von Genitalien mit Kommentaren zum Komplex ‚Gender‘ kombiniert. Diese Genitalien haben viele Meinungen und hier bekommen sie eine Stimme, sie stellen fest „The story is great, but it’s completely made up“, fragen „What’s that got to do with me?“ und die Leser_innen können auf jeder Seite neu innehalten. Das Buch ist auf Englisch, am Ende werden aber alle Aussagen und das Nachwort ins Deutsche übersetzt.

Im Netz gelesen

Zu erst ein Video: Ein Zusammenschnitt des Book Launch von „The Most Unsatisfied Town“ von Amy Evans.

Beim LiBeraturpreis werden Autorinnen aus Afrika, Asien und Lateinamerika ausgezeichnet. Die acht nominierten für dieses Jahr werden auf der Webseite vorgestellt. (deutsch)

Und ein weiterer Literaturpreis: Am 03. Juni wird der Bailey’s Women’s Prize for Fiction vergeben. Auf Buzzfeed werden die 20 Bücher präsentiert, die auf der diesjährigen Longlist stehen. (englisch)

Anlässlich des internationalen Frauentags stellte Casey the Canadian Lesbrarian fünf queere Autorinnen of Color vor. Mehr Autorinnen lassen sich auch bei AL Monitor entdecken, wo zehn Autorinnen, „10 Middle Eastern writers you should know„, aufgeführrt werden. (englisch)

Bitch Magazine bespricht „Roller Girl“, eine Graphic Novel um ein Teenager Mädchen und Roller Derby. (englisch)

HOAX veröffentlichte das Gedicht „A Guide To Reading Trans Literature (for Cis People)“ von Joshua Jennifer Espinoza. (englisch)

Eine neue Literaturbesprechungsseite mit Mission am Horizont: Uncovered Classics hat sich eine Liste mit Büchern von Autorinnen, „Klassikerinnen“, vorgenommen und spendiert nebenbei den Werken noch neue Cover-Designs. (englisch)

The Radical Vision of Toni Morrison“ – Rachel Kaadzi Ghansah portaitiert Toni Morrison anlässlich der Veröffentlichung ihres neuesten Romans für die New York Times. (englisch)

Und zum Schluss noch ein Autostraddle-Artikel: „The Vagaries of Love: How Poetry and Queer Movements Give Each Other Names„. (englisch)

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