Die Horrornachrichten aus dem Kongo, ein Land gebeutelt von den Kongokriegen und den bis heute andauernden Konflikten im Ostkongo, überschlugen sich in den letzten Monaten. Die Details zu den Greueltaten von 1993 bis 2003, inklusive der Mittäterschaft anderer afrikanischer Staaten wie Ruanda und Uganda, sind in dem gerade erschienen 550-seitigen UN-Bericht dokumentiert und sparen keine menschliche Untat aus: Folter, brutale sexuelle Gewalt, Mord.
Das Einsetzen von systematischer sexualisierter Gewalt als Kriegswaffe ist kein neues oder seltenes Phänomen (siehe: „Sexuelle Gewalt in Simbabwe„). In Kriegen wie im Kongo werden Frauen wie Kinder – zunehmend auch Männer – systematisch Massenvergewaltigungen ausgesetzt. Ob lokale Milizen oder die nationale Armee, Vergewaltigung wird als Zeichen von Macht und zur Demoralisierung der Bevölkerung eingesetzt. Und es wirkt.
Die scheinbar vergangenen Kriegserfahrungen der 1990er sind auch heute noch bittere Realität. Die Zeit berichtet, dass Ende Juli und Anfang August dieses Jahres in 13 Dörfern in der Provinz Nord-Kivu binnen weniger Tage 242 Frauen und Kinder vergewaltigt wurden. Im Laufe des Augusts wurden 260 weitere Vergewaltigungen in anderen Teilen von Nord-Kivu sowie in der Provinz Süd-Kivu registriert. Aus Angst vor Rache und erneuter Gewalt hatten die Bewohner_innen eines Dorfes in Nord-Kivu die in der Nähe stationierten Blauhelmsoldaten (die Friedenstruppen der UN) nicht zur Hilfe gerufen.
Nun haben die UN Fehler und Versäumnisse im Kongo zugegeben. So sollen nun vermehrt Patrouillen durch die Blauhelmsoldaten stattfinden, um die Kontakte zur Bevölkerung zu verbessern. Laut dieStandard.at wurde ein kongolesischer Milizenführer am Dienstag festgenommen – ein „erster, wenn auch kleiner Erfolg“.
Am 16. Oktober finden in Köln und Berlin Solidaritätsaktionen statt, die den Zusammenhang zwischen Militarisierung, Krieg und sexualisierter Gewalt sichtbar machen sollen. Mehr Informationen gibt es im Aufruf Solidarisch mit Kongo (PDF), unter MarcheMondiale oder info[at]marchemondiale.de.
„Laut dieStandard.at wurde ein kongolesischer Milizenführer am Dienstag festgenommen – ein “erster, wenn auch kleiner Erfolg.“
Man kann nur hoffen, dass es dort weitergeht. Was da passiert, ist unvorstellbar.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,686033,00.html
„Die Mörder kamen von der berüchtigten „Lord’s Resistance Army.
…Zu den Augenzeugen gehörten auch Kinder, die gezwungen worden waren, andere Kinder zu töten, weil diese sich den Anordnungen der LRA widersetzten.“
http://www.kongo-kinshasa.de/dokumente/lekture/safi_0304.pdf
„Ich hatte den Eindruck, daß ich bei einer Szene zuschaute, an der ich nicht beteiligt war. Es war als wäre ich im Kino bei einem schlechten Film. An das Folgende kann ich mich nicht mehr erinnern.“
Es gibt Organisationen von Vätern im Kongo „Ne touche pas mon fille“.
Hab da eigentlich etwas zu recherchieren gesucht, aber andere Berichte gefunden, u.a. das :
„Sicher, es stimmt, dass im Kongo Männer Frauen schon lange vor dem Krieg als minderwertige Geschöpfe behandelten, denen es verboten war, markttaugliche Gewächse wie etwa Kaffee- oder Baumwollpflanzen anzubauen – verboten sogar, nahrhafte Speisen wie Eier oder Hühnerfleisch zu essen. Sicher, es stimmt, dass Männer es gewohnt waren, notfalls Gewalt anzuwenden, um Frauen zu Arbeiten oder sexuellen Diensten zu zwingen. Es stimmt auch, dass unter kongolesischen Männern Vorstellungen kursieren, die zur Vergewaltigung anreizen: etwa dass der Mann durch Sex stärker wird oder dass der Geschlechtsverkehr mit einer Jungfrau gegen Aids immunisiert. Und schließlich stimmt es, dass die Vergewaltigung eines Kindes traditionell lediglich als Verletzung der Rechte des Vaters gilt, dessen Eigentum „verdorben“ wird – ein Vergehen, dem man durch einen Vergleich beikommt, was so viel heißt wie durch eine von Mann zu Mann ausgehandelte Abfindungszahlung des Vergewaltigers an den Vater des Opfers. All diese kulturellen Faktoren gibt es, und doch reichen sie nicht aus, das zahlenmäßige Ausmaß und die Brutalität der Vergewaltigungen in der DRC während des letzten Jahrzehnts zu erklären. Von außen gesehen fällt es schwer, in dem Kriegsgeschehen dort überhaupt etwas anderes zu sehen als einen Feldzug gegen die Frauen. Erst vor wenigen Monaten, als der Krieg offiziell längst vorbei war, erklärte Generalmajor Patrick Cammaert, früher stellvertretender Kommandeur der UN-Truppen dort: „In der östlichen DRC ist es gegenwärtig gefährlicher Frau zu sein als Soldat.“
(Hamburger Fortbildungstage, Ann Jones, PhD, Historikerin und Literaturwissenschaftlerin, Emergency Gender Advisor der UNO.)
Amnesty International berichtete vor ein paar Monaten auch über diese Dinge :
http://www.zeit.de/online/2009/35/kongo-maenner-vergewaltigung
„Viele“, sagte sie schließlich, als wir wieder im Auto saßen, und uns niemand hören könnte, „viele von denen, die in serbischen Gefängnissen waren“. Aber niemand, absolut niemand könne darüber reden. Schon gar nicht die Betroffenen selbst.“
„Vergewaltigung ist das einzige Verbrechen, bei dem die Scham der Tat am Opfer, nicht am Täter hängen bleibt. Gerade deshalb funktioniert sexuelle Gewalt so gut als Waffe im Krieg. Frauen werden nach einer Vergewaltigung oftmals von ihren Männern verstoßen, womit nicht nur das Leben des Opfers, sondern das einer ganzen Familie, eines ganzen Dorfes zerstört werden kann. Mit dem sozialen Tod der Frau verschwindet immer auch eine Mutter, eine Bäuerin – und damit auch die Versorgerin einer ganzen Gruppe.“
Mir reichts für heute.
und aktionen machen, die computer-, handy- und andere hersteller evtl. dazu bringen könnten, den milizen dort weniger coltan abzukaufen. wir sind da alle indirekt dran beteiligt an dem wahnsinn!