Die ultimative Anleitung für Stereotypen-Bullshit

Unsere Leserin Julia ist bei Tchibo über die Buch-Reihe „So macht man das! Das ultimative Anleitungsbuch“ gestolpert.

Gruselig, was sich so alles zwischen Kaffeebohnen versteckt

Jawohl – gestolpert, denn, wie sie mit Recht auf Empörung schreibt, solche Bücher schaffen bei all denen Abhilfe, die das richtige Frau- oder Mannsein noch nicht drauf haben…

Die Grundaussage: Die rosa-herzige Damenwelt wünscht sich nichts sehnlicher, als sich zu stylen und fit zu halten (gerne mittels Kamelreiten), damit sie letzten Endes als heiratswert befunden wird. In der kühlblauen Technikwelt der Herren hingegen dreht sich alles darum, in Helden- und Player-Manier das riskante Leben zu meistern (Lawinen! Hitzewellen!) und mittels Zimmern von Baumhäusern oder Basteln von Kartoffeluhren Eindruck zu schinden.

36 Kommentare zu „Die ultimative Anleitung für Stereotypen-Bullshit

  1. „Mit wenigen Worten und viel Illustrationen“ – die Aussage allein sagt mehr über die angepeilte Zielgruppe aus, als tausend Worte :-)

  2. Gekonnt, wie schon die einfachst gestalteten Figuren auf dem Titel das ausdrücken: Er heldenhaft-männlich die Arme in Siegerpose erhoben, Sie einen Arm in der Hüfte abgestützt und das Bein wahlweise mädchenhaft oder kokett (oder beides) eingedreht.

    Das ist irgendwie ziemlich typisch für Tchibo, wo es auch immer rosa und hellblau für Babys gibt und pink und dunkelblau bzw. Herzchen und Piratentotenköpfe für Kinder verkauft wird. Oder „Teddyplüschfutter“-Jacke für Sie und „High-Tech-Beschichtung“-Jacke für Ihn – ich mach da so eine Langzeitstudie :)
    Hier ist es aber echt am eindeutigsten!

  3. Ganz wunderschön ist doch auch die Tatsache, dass es für SIE „Liebe & Lifestyle“ gibt für IHN hingegen „Tipps & Tricks“. Man müsste kleine Aufkleber anbringen: „Sterotypen-Bastelkasten“.

  4. Na, wo bleiben denn die Stimmen, die verkünden, dass das alles ein harmloser Gag und doch bitte nicht humorlos überzubewerten sei? Na? Naaaaa?!? ;)

  5. Ja, die Posen sind mir auch direkt aufgefallen. Tchibo steht bei mir aber auch schon länger auf ’ner roten Sexismus-Liste.

  6. Hm. Ich wäre an dieser Stelle für Gender-Sabotage: ein täuschend ähnliches, aber genau umgekehrtes Paar von Büchern machen und bei Tchibo vor diese Bücher stellen.

  7. Als ich gestern die Broschüre in den Händen hielt, dachte ich auch, ich sehe nicht richtig. Die Idee von Ben finde ich Klasse. %)

  8. Und wer kauft das vor allem? – Kinder/Jugendliche (Tschibo ist billig, und Kinder und Jugendliche wollen sehr viel stärker wissen, was Mann/Frau als solche auszeichnet)

    Ich glaube, es gab vor kurzem eine Befragung unter Kindern, warum sie denn gerne Junge bzw. Mädchen seien. Die Antworten waren extrem stereotyp und bei den Mädchen fiel auf, dass sich ihre Antworten sehr viel mehr auf ihr Äußeres bezogen als dies bei einer früheren Befragung noch der Fall gewesen war. Seinerzeit handelten die Antworten noch mehr von Haushaltsführung und Kinderkriegen. Auch nicht gerade einfallsreich ;-)

    Es gibt wirklich noch viel zu tun.

  9. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich als Jugendlicher alles „Definierende“ verschlungen habe (ist unter uns gesagt auch nicht gerade Äonen her), Kamy. Das hat meine emanzipative Entwicklung um Jahre zurückgeworfen, denn ansonsten hatte ich eher Glück mit meinem Umfeld. Solche Bücher sind genau deshalb wirklich gefährlich.

  10. Es gibt Leute, die glauben, Geschlechterpolitik sei ein „Umerziehungsprogramm“. Dabei haben wir „Erziehungsprogramme“,
    die viel umfassender und tiefgreifender wirken :

    Das Ehegattensplitting, o.g. Bilderbuchschematik u.a.

    Wie sieht die Historie aus?

    http://de.wikipedia.org/wiki/Rosa_(Farbe)

    „Rosa wirkt sanft und weich, weshalb es seit den 1920er Jahren allgemein mit Weiblichkeit assoziiert wird. Vorher galt Rosa als männlicher Babyfarbton. (Birgit Schwaner: Feen, Vamps und Babypuppen, wienerzeitung.at, 23. Dezember 2005.) Rot hat die Assoziationen Leidenschaft, Blut, aktiver Eros und Kampf.Blau dagegen ist in der christlichen Tradition die Farbe von Maria. Somit war Hellblau, das „kleine Blau“, den Mädchen vorbehalten….Nach dem Ersten Weltkrieg fand ein Umbruch der Auffassungen statt, die Farbe Blau wurde zum Symbol für die Arbeits- und Männerwelt. Die Blautöne der Marineuniform, blaue Arbeitsanzüge, der Blaumann förderte die Symbolik von Hellblau der Jungen. Jungen trugen die zu Anfang des 20. Jahrhunderts modischen (marineblauen) Matrosenanzüge. Für die weiblichen Babys blieb als traditioneller Kontrast das Rosa.“

    Na ja, die Zigarette mit dem Mann auf dem Pferd war ja auch ursprünglich eine Frauenzigarette.

    Diese vermeintlich „naturgegebenen“ Farbvorgaben sind also gerade erstmal 90 Jahre alt….

    Ich glaube, Helga hatte dies schonmal so erwähnt.

  11. also ich würd ja männern wie frauen das blaue buch schenken, hitzewellen überleben klingt nach wunderbar überflüssigem quatsch, entertainent, mit dem lifestyle kann doch überhaupt kein mensch etwas anfangen oder??
    außerdem muß ich man tchibo in schutz nehmen, die verticken das zeug ja nich auf diese art und weise, weil sie aus dem mittelalter kommen, sondern weil sie ihre kunden genau kennen. (ich weiß, daß sich da die katze in den schwanz beißt, aber kapitalismus ist eben kein ponyhof (auch so ein spruch, übrigens…))

  12. Erst einmal: Ich bin via F!XMBR und euren Artikel über Julian Assange auf dieses Blog aufmerksam geworden und muss sagen, meine Damen: Hut ab!

    Nun zu Tchibos Fehltritt: Entweder ist denen nach aktueller Farbenlehre etwas verrutscht oder die sind wirklich so traditionell, wie Thomas herausgefunden hat. In meinem Bekanntenkreis sind es die Damen, die auch mal ganz gerne etwas selbst machen statt immer mit rehäugigem Dackelblick die Herren der Schöpfung um Hilfe fragen – und das ist auch gut so! Und umgekehrt beschwert sich die Damenwelt über die mangelnde Sozialkompetenz des männlichen Geschlechts ihnen gegenüber – daran müssen wir arbeiten, Männer! Jo, diese Bücher »braucht kein Mensch«, da gehe ich mit der Autorin Verena d’accord.

  13. Ah, dachte ich mir doch, dass es ein „männliches“ Pendant zu der pinken Pflichtlektüre für Frauen gibt. Bei uns im Supermarkt war dies nämlich schon ausverkauft und das Frauenbuch war der Ladenhüter. Ich hoffe mal das war deswegen, weil auch einige Frauen eingesehen haben, dass die Tipps und Tricks in der blauen Version doch sinnvoller sind, als Schminktipps.

    Tchibo ist denke ich aber nicht selbst auf so ein Buch gekommen, diese Bücher sind einfach nach dem Prinzip von dem uralten Klassiker „A Dangerous Book for Boys“ gestaltet, in denen alles steht, was ein Vater seinem Sohn beibringen sollte. Dazu gab es dann später das Pendant für die Mädchen und über die Zeit noch viel mehr Abklatsche davon, die sich auch damit befassen, was ein „Mann“ und eine „Frau“ können muss. Hab mich schon immer geärgter, dass ein Mann sämtliche Kartenspiele wie Poker und Black Jack beherrschen soll und eine Frau dagegen wissen muss, wieviele Getränke man für eine Party mit so und soviel Gästen besorgen sollte.

  14. Gemäß Zwischenbescheid von Tchibo wurde mein freundlicher Hinweis an die zuständige Fachabteilung weitergeleitet. Ich habe auch immer wieder den Eindruck, viele Akteure in den Marketingabteilungen und Medien sind mit der Geschlechterthematik wenig vertraut und bedienen der Einfachheit halber Althergebrachtes, vermeintlich Vertrautes und eben auch Stereotypes, weil es ihnen „normal“ erscheint. Ich denke, es ist noch viel Aufklärungs- und Erweiterungsarbeit zu leisten, damit der Mainstream etwas weniger klischeebesetzt, dafür vielseitiger und bunter wird.

  15. @korbinian: Pink ist doch nicht schlecht, die Abwertung einer Farbe, weil sie eine „Frauenfarbe“ ist, ist scheiße. Scheiße ist es auch, Frauen immer wieder einzuhämmern, ihre Ziele im Leben seien gutes Aussehen und schnelle Heirat. Falls wir damit anfangen, kannste uns gerne kritisieren – wegen der Links und dem Megaphon auf uns rumzuhacken, äh, naja…

  16. ich finde pink toll. wenn dieses blog z.b. blau wäre und der kussmund da oben wäre ein turnschuh, das würde doch gar nicht passen. ist doch kein männerblog. also weiter so!

  17. du meinst, es geht gar nicht darum, ob man pink mag, sondern es geht um das transportierte rosa-mädchen-stereotyp-klischee? darum, dass ein frauenblog, genauer gesagt ein feministisches blog, dass sich mädchenblog nennt und texte gegen stereotype veröffentlicht, selbst aber ganz „mädchenhaft“ in rosa daherkommt, selbst stereotype perpetuiert?

    du bist ja ein schlingel, korbinian.

  18. ja genau, das meine ich. ich nehme hier keine wertung vor. ich will nur wissen wie das gemeint ist, evtl hat sich da ja eine mal gedanken zu gemacht. ein schlingel bin ich gerne :)

  19. @vorsicht und korbinian: Mädchenmannschaft, soviel Zeit muss sein. Und außer dem pink sind wir auch total klischeehaft, immer diese Schminktipps und wie wir nun endlich alle an unsere heterosexuelle Traumhochzeit kommen…

    So, genug getrollt.

  20. jo, ich trolle hier grad echt. schade nur dass ich keine antwort bekommen hab. ich bin da nicht so tief drin. vielleicht hat jmd ein paar links zu entsprechenden postings wo solche fragen behandelt werden. ist hier definitiv nicht die richtige stelle. btw: vote for antje schrupp!

  21. inwiefern man als feminist(in) nicht die gleiche stereotypische scheiße reproduziert wenn man „klassisch“ „anerzogene“ bildsprache verwendet. ich hab dazu noch keine meinung, würde mir aber gerne eine bilden. dazu gibts bestimmt massig artikel, also immer her damit. ich bin designer – deswegen interessiert mich das grad.

  22. @korbinian: Der Anfang ist, einen Blog mit pinken Links zu haben, in dem es nicht um Schminke geht, sondern um Politik oder Kultur. Das zum Nachdenken und Diskutieren aufruft, statt zum kaufen, kaufen, kaufen.

    Und konsequent blau oder eine andere Farbe zu verwenden, macht es ja nicht besser – als ob pink und weiblich konnotierte Dinge einfach schlechter seien. Meiner Erfahrung ist nach ist es am Ende auch total egal, ob frau nun ein rosa Design hat oder blau, ob das Blog was mädchenhaftes im Namen hat oder nicht. Wer Frauen nicht ernst nehmen will, tut das nicht und wenn rosa nicht als Grund dienen kann, dann irgendwas anderes. Da kann frau dann entweder zurückweichen und versuchen, keine Angriffsfläche mehr zu bieten oder einzufordern, dass sie so respektiert wird, wie sie ist.

    Einen Einstieg liefern die folgenden Texte:
    http://maedchenmannschaft.net/blos-kein-madchen/
    http://maedchenmannschaft.net/jungs-entwickeln-madchen-konsumieren/
    http://maedchenmannschaft.net/mama-glitzer/

  23. @korbinian: Es hat ja auch niemand gesagt, die Welt sei nur blau/rosa. Und einfach EOD zu erklären ist hier aus zwei Gründen unhöflich: Zum einen sind nicht alle Kommentator_innen mit Internetjargon vertraut, zum anderen ist es gerade in diesem Kontext eine Reproduktion männlichen Privilegs. Du hast erst rumgetrollt, statt verständlich nachzufragen, lässt Du Dir einige Grundlagen des Feminismus erklären, statt Google zu benutzen und selbst zu recherchieren, erklärst dann, du sähest das trotzdem anders, aber die Diskussion sei nun beendet. Nicht für dich beendet, allgemein beendet. Du hättest auch einfach darauf verzichten können, weiter zu diskutieren.

  24. Und konsequent blau oder eine andere Farbe zu verwenden, macht es ja nicht besser – als ob pink und weiblich konnotierte Dinge einfach schlechter seien.

    gut, aber dann muss man auch nicht die bücher von tchibo, die nichts anderes tun, als „pink“ und weilbich konnotiertes zusammenfassend darzustellen, kritisieren.

    bringen wir es doch mal auf den punkt: mädchenmannschaft reproduziert im optischen auftritt klischees. das angesprochen, ist unangenehm und argumentativ nicht zu entkräften.

    und übrigens helga, dein autoritärer diskussionsstil ist nicht emanzipiert, sondern unhöflich. kehr doch bitte erst mal vor der tür deines verhaltens, bevor du anderen das vorwirfst, was du selbst praktiziert: girlssplaining.
    der kant’sche imperativ sagrt dir sicher etwas.

  25. @vorsicht Ich verstehe nicht, was Dein Problem ist. Tchibo schmeißt rosa, Schminktipps und Hochzeitsplanung zusammen, packt ein knicksendes Strichmännchen auf die Seite und vermarktet das explizit an Frauen. Wir haben pinke Links, richten uns an interessierte Feminist_innen und schreiben über alles, was uns wichtig ist. Weil pink eben nicht gleich blöd bedeuten muss. Wer das aufgrund des Aussehens unserer Seite annimmt, bei dem oder der sitzt das Vorurteil schon im Kopf.

    Und nein, auch wenns schwer fällt, nicht alle Frauen sind immer nett. Ihr habt Euch hier als Trolle aufgeführt, das habe ich kritisiert. Girlsplaining? You’re As Bad As They Are!

  26. Hallo Helga.
    Das Probem ist von „Vorsicht“ eindeutig formuliert worden: es geht ihr um das Klischeehafte eures Erscheinungsbildes.
    Nein, Frauen müssen nicht immer nett sein, aber es gelten für sie (und Sie) doch wohl die gleichen Regeln des anständigen Umganges, wie für jeden, und zwar auch im Internet. Trollen ist etwas ganz Anders, als hier passiert ist. Hier wurden nur berechtigte aber unangenehme Fragen aufgeworfen, die Ihnen, Helga, nicht in den Kram passen. Darauf aggressiv und unsachlich zu reagieren, beweist doch nur, dass die angesprochene Problemtik evident ist.

  27. @Thea Kraemer: korbinian und vorsicht haben hier eine Weile rumgetrollt, nach meinem Hinweis das einzustellen hat sich korbinian beschwert, auf seine (nicht ersichtliche) Frage keine Antwort bekommen zu haben. Dass ich dieses Vorgehen kritisiert habe, fand vorsicht nicht in Ordnung und hat mich persönlich angegriffen.

    Die Frage ob ein feministisches Weblog pink als Farbe nutzen sollte (99% der Seite sind dabei ja noch in weiß, schwarz oder grau gehalten), ist am Ende wieder eine der Sachen, bei denen es nur auf „falsch gemacht“ hinausläuft. Wie die Frage Rasieren oder nicht, Schminke oder nicht – entweder frau unterwirft sich dem Patriarchat oder sie riskiert den Ärger für das Sprengen der Genderkonventionen. Dabei kämpft der moderne Feminismus seit Jahren für Wahlfreiheit. Ob und wie frau sich hermacht, ist ihre eigene Entscheidung, die respektiert werden muss. Für die Gestaltung unserer Webseite gilt das genauso.

  28. die diskussion gefällt mir :) mein EOD als ein männliches privileg zu definieren finde ich interessant – dabei war es tatsächlich einfach nur unhöflich von mir. ich finde es überhaupt nicht schlimm klischees zu entsprechen solange diese schubladen einigermaßen feiwillig gewählt sind, und man selbstbewusst damit umgeht. mich als mann nerven ja auch meine vorgelebten rolemodelschubladen und es fällt mich mir nicht leicht mich davon zu emanzipieren.

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