Geeks aus der ganzen Welt tragen heute ihre Fankleidung zu Star Wars und in einer Grundschule in Evanstan, Illinois in den USA ist “Proud To Be Me Day” – der „Stolz, ich zu sein“-Tag. Wie das zusammenhängt? Der Grund ist Katie, eine 7-jährige Schülerin, deren Liebe zu Star Wars große Wellen schlug, bis auf cnn.com.
Zum Beginn des Schuljahres hatte die Erstklässlerin, passend zu ihrem Star Wars-Schulranzen eine Star Wars-Wasserflasche bekommen. Nach den ersten Wochen Begeisterung tauschte sie die Flasche eines Tages gegen eine rosafarbene ein. Auf Nachfragen ihrer Mutter erklärte sie schließlich unter Tränen, dass die Jungen in ihrer Klasse sie hänselten, denn „Star Wars sei nur für Jungen“.
Katies Mutter versuchte zuerst, ihr Mut zu machen, nicht alle Mädchen müssten aus rosa Flaschen trinken. Doch als adoptiertes Kind, noch dazu mit Brille und Augenpflaster sei sie schon anders genug, befand Katie. Ganz Bloggerin schrieb ihre Mutter darüber im Internet und suchte nach weiblichen Star Wars-Fans, die Katie ein Vorbild sein könnten. Ein Blogeintrag der sich mit Lichtgeschwindigkeit in den nerdigen Quadranten der Blogosphäre verbreitete!
Am Ende meldeten sich unzählige Star Wars Fans, Nerds und Geeks und zeigten ihre Unterstützung, auf Twitter etwa mit dem Hashtag #maytheforcebewithkatie (Möge die Macht mit Dir sein Katie). Auch die Sprecher_innen der Cartoon-Serie „Star Wars: The Clone Wars“ wurden auf die Aktion aufmerksam, begleiteten Katie ins Kino und schenkten ihr Fan-Shirts. An ihrer Schule wird nun an einem Anti-Mobbing-Programm gearbeitet, Eltern und Lehrer_innen setzen sich mit den Schüler_innen über „Anders sein“ auseinander.
Mit ihren gerade einmal 7 Jahren erfuhr Katie bereits den unheimlichen Druck nach gutem Aussehen, heiler Familie und den passenden Hobbies, der in der Gesellschaft herrscht. Wer genau ihren Peinigern mitgab, Star Wars sei nur für Jungen, wird sich kaum klären lassen, vermutlich spielen Sprüche und Meinungen aus Medien, Kaufhäusern, Familie und Freundeskreis zusammen. Die Auswirkungen ihrer Sprüche erfassen die Jungen sicher auch nicht, die meisten von ihnen spielen gerne mit Katie. Doch hier werden die Grundsteine gelegt für ein Klima, in dem schon Kinder unglücklich sind, weil sie gesellschaftliche Vorgaben einfach nicht erfüllen können und zwischen Hänseleien oder Aufgabe ihrer Indiviualität wählen müssen.
Für Nachwuchsnerdin Katie entspann sich zum Glück eine schöne Geschichte – sie dient gleichzeitig als Erinnerung, dass schon Erstklässler_innen Diskriminierung ausgesetzt sind und wir alle daran arbeiten müssen, wenn wir eine gerechtere Welt wollen.
Gibt es Ähnliches in Deutschland?
@Hakan Tee: Anti-Mobbing-Programme oder ein Star Wars/Geek Pride Day? Bei letzterem hält Dich sicher niemand ab, heute ein Star Wars-Shirt zu tragen, aber offiziell ist das sowieso nicht gewesen.
was für eine nette Geschichte!
Ich meinte: Aus der selben Motivation heraus gestartete Anti-Mobbing-Initiativen. Gegen Sexismus im Kindergarten z.B.?
Was für eine hilflose Mutter, die jedes kleine Problem direkt im Internet diskutieren muß statt selbst mal den Gehirnkasten einzuschalten
@Ilona: Vor weiteren Kommentare bitte die Netiquette lesen. Es ist absolut überflüssig und unangebracht, Katies Mutter als Person anzugreifen.
Mobbing und Sexismus sind auch keine kleinen Probleme, die einfach zu lösen wären, wenn „man nur endlich sein Gehirn benutzen“ würde. Sich öffentlich für die Interessen seiner Tochter einzusetzen und für sie Vorbilder(_innen) zu suchen ist eine tolle Sache. Außerdem hat sie so tatsächlich unglaublich viel angestoßen.
Insgesamt glaube ich das hier das „nur für Jungen“ aus feministischer Sicht hier ziemlich übertrieben wird. Wie schon im Blog gesagt – Nachwuchsnerdin. Die stehn immer irgendwie aufgrund ausgefallener (und sehr fokusierter) Interessen am Rand.
Ich kann mich noch gut an ein Mädchen aus meiner damaligen Klasse (15 Jahre her) erinnern die voll auf Michael Jackson abging und in ihrer Kleidung, ihren Gesprächsthemen nichts anderes kannte. Wurde auch entsprechend gemieden, weil dieses „nerdige“ den meisten nunmal irgendwann gewaltig auf den Zeiger geht.
@ Hundi
es geht in dem Artikel nicht darum, dass Katie als Nerdin gehänselt wurde, sondern weil sie ein Mädchen ist, besser gesagt: weil sie kein Junge ist und trotzdem Star Wars mag
Richtig geile Aktion!
Schön, dass so viele Menschen daran teilhaben und der Kleinen Mut zugesprochen haben.
Solche Berichte verschönen mir Tag :)
Ich beobachte bei meinem Neffen und seinen Freunden (knapp vier Jahre alt), dass sie öfters Sachen als „nur für Jungs“ reklamieren, einfach um mal zu sehen, ob sie damit durchkommen und Spielzeug usw. für sich reservieren können. Allerdings ist es (noch) ziemlich einfach, sie davon abzubringen. Im Prinzip ist zumindest meinem Neffen auch klar, dass es „nur für Jungs“ nicht gibt, aber versuchen tut er’s trotzdem. Also eine Aufgabe für Eltern/Erwachsene. NICHT für die Eltern von MobbingOPFERN, wohlgemerkt.
Übrigens ist auch seine pinke Puppenkarre „nur für Jungs“, wenn er seine Freundin nicht damit spielen lassen will. Da hat er sich dem Druck der gesellschaftlichen Erwartung (noch?) nicht gebeugt; pink ist weiterhin seine Lieblingsfarbe. Damit hat er übrigens bei Altersgenossen keine Probleme, Sprüche kommen bisher nur von Erwachsenen.
Äh, ja. Entschuldigt die Abschweifung!
@Helga :
Ein klasse Beitrag!
„Auf Nachfragen ihrer Mutter erklärte sie schließlich unter Tränen, dass die Jungen in ihrer Klasse sie hänselten, denn „Star Wars sei nur für Jungen“.“
Diese Geschlechtersegregation in den Grundschulen gibt es m.E. mehr als genug in den unterschiedlichsten Facetten. Meine Tochter erzählte kürzlich, dass ein Mitschüler im Unterricht ständig über Star-Wars redete und sie deshalb nicht richtig mitbekam, was die Lehrerin sagte, zeigt auch, wie wenig sich manche Lehrerinnen – die gem. Einzelmeinungen ja angeblich die Jungs so diskriminieren – sich im Unterricht durchzusetzen trauen.
„Mit ihren gerade einmal 7 Jahren erfuhr Katie bereits den unheimlichen Druck nach gutem Aussehen, heiler Familie und den passenden Hobbies, der in der Gesellschaft herrscht. Wer genau ihren Peinigern mitgab, Star Wars sei nur für Jungen, …“
Genau das kenne ich als Tochtervater auch. Und ich muß zum großen Teil mitspielen, weil ich nicht möchte dass sich meine Tochter als Außenseiterin outet. Also fahre ich die gleiche Strategie wie die örtliche Gleichstellungsbeauftragte : eine Abholung bei der „Prädisposition“ – wo auch immer diese herkommt – mit gelebter Anreicherungsstrategie.
Und die Konsequenzen, die sich aus oben geschildertem Fall ergaben wie Anti-Mobbing u.a., das finde ich mehr als vorbildlich!
Weiter so!
Mir fällt bei dieser Gelegenheit noch ein, dass einige Klassenkameraden meiner Tochter gerne Kochen und auch ein entsprechendes Wahlfach wählen wollten, es sich aber nicht trauten, weil sie sonst als „keine richtigen Jungs“ geoutet werden könnten.
Ein schöner Artikel, aber ist wirklich jede/r der/die Star Wars mag auch gleich ein „Nerd“? Ist das nicht die nächste Schublade? LG
@Annina: Wer einfach nur Star Wars mag, nicht unbedingt. Wer sogar einen Schulranzen und eine Trinkflasche hat, ist aber auf dem besten Weg zur Nerdhood ;)
Hast du nicht die Befürchtung, dass deine Tochter eine unkritische Mitläuferin wird, die Außenseitertum negativ bewertet?
ist keine relativierungt der sache im artikel, aber weil es so gut das kontrastiert:also ich arbeite mit kindern in einem schülerladen und da gibts auch so drei mädchen die voll auf star wars abfahren, und mit anderen jungs sind die darüber noch nie in konflikt geraten. im gegenteil: das wurde eher begrüßt und hat dazu geführt dass die jetzt zusammen lichschwerter bauen und raumschiffe aus kartons usw.
also es geht auch anderes.
die mädchen/jungen linie wird aber insgesamt noch viel krasser gezogen (von eltern/erzieher_innen und kindern), als vor so ca. 10 jahren und da würde ich auf jeden fall sagen dass es voll den backlash gibt.
Dieses „nur für Jungs“ ist auch irgendwie eine seltsame Aussage – man fragt sich, woher diese Suche nach äusseren Symbolen für die geschlechtliche Identität, die es ja naturgemäss gar nicht geben kann, kommt.
Erinnert mich z.B. an einen „Fall“ mit meiner Tochter, die – sie ist im Fußballverein – sehr gut Fußball spielt; und den meisten Jungen aus ihrer Klasse eben auch locker den Ball vom Fuß wegnimmt, wie man z.B. bei Klassenturnieren sieht.
Manch einem Jungen war das so unglaublich peinlich, dass er sich darüber gar nicht mehr einkriegte – und diese Sorte Jungen wird denn auch von meiner Tochter, die es natürlich als beleidigend auffasst, wenn jemand glaubt, sie hätte schlechter zu spielen, weil sie ein Mädchen ist, und die das gekünstelte und aufgesetzte dieser Sorte Aufregung erkennt, als Idiot eingestuft.
Am besten sind dann immer noch die Kommentare mancher Mütter: „Ja, für den armen Jungen ist es ja auch wirklich schlimm, wenn ein Mädchen ihn besiegt!“
Hä – wieso ist es schlimm, dass ein Mädchen mehr fußballerische Begabung hat, beim Training fleissiger ist und viel mehr Spielpraxis hat?
Aber offenbar versagen die Jungen bei der Erfüllung einer – von wem auch immer geschriebenen – Norm, die besagt, dass sie als Jungen im Fußball besser zu sein haben als Mädchen. Entsetzlich!
Die Frage beantwortest du doch selbst:
.. Väter, Umfeld, Medien usw., wäre zu ergänzen. Von allein kommen die Kinder da nicht drauf.
@Paolo :
„Am besten sind dann immer noch die Kommentare mancher Mütter: “Ja, für den armen Jungen ist es ja auch wirklich schlimm, wenn ein Mädchen ihn besiegt!“
Damit hast Du ein praktisches Beispiel für die klassische Weiblichkeitsabwertung angeführt. „Du Mädchen“, „Du Opfer“, „Mopfer“, alles Begriffe die diese subtile Geschlechterhierarchie eindrucksvoll demonstrieren.
Herausgearbeitet und fundiert in mehreren Literaturquellen wie „Männliche Identität“ (Dammasch) oder Prof. Hollstein, „Geschlechterdemokratie“, S.92 u.v.a.m. Das ist das, was ich kritisiere, und ich denke, das ist das, was in der Vergangenheit und heute mit dem Synonym patriarchal begriffen wurde und wird.
@Vorsicht :
„..dass deine Tochter eine unkritische Mitläuferin…“
Ich arbeite dran, aber mit Augenmaß, damit sie ihre Kindheit und Jugend nicht als belastend erlebt.
@vorsicht:
Na ja, ich weiss nicht so recht – worauf kommen die Kinder allein? Immerhin gibt es ja sowas wie die „zwei Kulturen der Kindheit“, womit gemeint ist, dass Kinder, und hier zuerst die Mädchen, anfangen, gleichgeschlechtliche Spielgefährten zu wählen, und zwar ungefähr mit zwei dabei in einem Alter, in dem sie das Geschlecht als Kategorie noch nicht kennen oder einordnen können. Jungen fangen entsprechend mit drei an, lassen aber anscheinend eher Mädchen mitspielen, als umgekehrt.
Und das ist ein Phänomen, welches weltweit auftritt ( es sei denn, die Erwachsenen steuern etwa aus Gleichberechtigungsmotiven erzieherisch dagegen ) und von Entwicklungspsychologen/-biologen an der „Kompatibilität der Verhaltensstile“ festgemacht wird: Z.B. sind Mädchen zwar genauso bewegungsorientiert wie Jungen, aber spielerisches Raufen ist ein Phänomen, das weltweit praktisch nur bei Jungen, bei denen aber massiv, auftritt.
Insofern – wer weiss schon, ob nicht die Jungen „star wars“ mit seiner Attitüde von Kampf und Heldentum gem. ihrer Erfahrungen als typisch für Jungen eingestuft haben und die Eltern da einfach nur verstärken, was sie vorfinden?
In den Medien finde ich nämlich oft das Gegenteil – eine absurde Gleichmacherei, die keinerlei Grundlage in der Realität hat, so etwa, wenn sich Held (muskelbepackt hoch zehn ) und Heldin ( modisch-dürres Klappergestell ) in einigen Filmen schlagen ( bevor sie sich aus anderen Gründen in die Arme fallen), und die Sache natürlich unentschieden ausgeht – z.B. „Mr. and Mrs. Smith“, ein ziemlicher Schinken.
Eine solche Gleichmacherei ist ja nun genauso wie eine übertriebene Segregation … schlecht für die Indiviudalität.
PS. Den Kram oben habe ich aus dem Buch der Entwicklungspsychologin Doris Bischof-Köhler.
@Thomas:
Weiblichkeitsabwertung … ich weiss nicht, ob es das trifft. Weil ja weder die sich so anstellenden Jungen noch die zitierten Mütter wirklich meine Tochter abwerten wollen, zumindest nicht bewußt; die ist nämlich eigentlich sehr beliebt bei den Jungens.
Und selbst wenn – es wäre ja eine „Abwertung“, die eher ziemlich ohnmächtig und zweitens ein ziemliches Damoklesschwert ist: Denn die Jungen können es nun einmal ganz praktisch nicht schaffen, genauso gut zu sein ( im Fußball, woanders ) wie ein Mädchen, wenn sie nicht auch die entsprechende Förderung erhalten.
Der Frust ist ja vorprogrammiert – vielleicht muss man ja die Geschichte von Katie mit dieser doch etwas seltsam schroffen Aggressivität der Jungen, die ja über die normale Unterschiedlichkeit der Kulturen der Kindheit hinauszugehen scheint, vor dem Hintergrund solchen Frustes von Jungen lesen?
@Paolo :
„eine absurde Gleichmacherei,…“
Genau dies habe ich in der Praxis nicht gefunden, weder in den Schulen, nicht bei den Gleichstellungsbeauftragten – wie aus gewissen Ecken behauptet. Das sog. und gern kritisierte „gender-mainstreaming“ definiert sich ja im eigentlichen Sinne, die besonderen Lebensumstände von Männern und Frauen zu berücksichtigen. Genauso geht das Diversity-Management von einer hohen Unterschiedlichkeit von Männern und Frauen aus und forciert Erfolgskonzepte durch Variation sog. weiblicher und männlicher Kernkompetenzen.
Von daher ist die Feststellung einer „Gleichmacherei“ in der Praxis und im Alltag nicht gegeben und wurde von Leuten publiziert, die m.E. aufgrund der Erfolge der Mädchen und Frauen erheblich in ihrer Identität gefährdet sehen. Dies nur nebenbei.
Auch das Star-Wars-Beispiel oben zeigt die Folgen, wenn Mädchen in vermeintlich Männerdomänen eindringen. Derselbe Effekte wurde von Ute Scheub beschrieben, wie sexualisiert Frauen diffamiert wurden, weil sie in die vermeintliche Mänhnerdomäne der Elitepiloten eindrangen.
Dies sind weitere Indikatoren, die Geschlechterhierarchien und -segregationen zementieren, psychoanalytisch erklärt durch Weiblichkeitsabgrenzungs- und -abwertungsidentitäten.
Ein intergratives modernes Konzept von Männlichkeit würde es dann vermeiden helfen, dass „arme Jungs“ sich gedemütigt fühlen wenn ein Mädchen besser Fußball spielt.
http://streit-wert.boellblog.org/grune-feministen-und-%e2%80%9emannerrechtler%e2%80%9c-fordern-frauen-und-geschlechterpolitik-heraus-was-ist-der-streit-wert/comment-page-2/#comment-486
„Eine stabile männliche Identität braucht die eigene Weiblichkeit nicht zu fürchten.Im Gegenteil:….“
Ich habe weitere Beispiele aus der Praxis gesammelt, was vermeintlich Sache „richtiger Jungs“ ist und Mädchen doch bitteschön zu lassen haben.
Vor dem Hintergrund kann ich die Verärgerung von Frauenbewegten verstehen – ich ärgere mich darüber nämlich auch.
„…dem Hintergrund solchen Frustes von Jungen lesen?“
Der Frust rührt meinen Recherchen zufolge daher, dass mit überkommenen Männlichkeitsphantasien und „Jungs zu Helden machen“ Lebenserwartungen geweckt werden, die in unserer heutigen Zeit nicht erfüllbar sind und daher zwangsläufig Versagenserlebnisse begründen müssen – mit Nebeneffekten wie Fluchten in virtuelle (Computer)-welten, Agressivität, Aussteigertum, Verweigerung etc.
Auch aus diesem Grunde sind die Verlautbarungen gewisser Männerecken, die manchmal durch Sekundärmedien geistern, nicht nur dilettantisch, sondern grundsätzlich falsch.
@Thomas:
Ich weiss nicht so richtig Deine Anspielungen auf „gewisse Männerecken“ oder „in Ihrer Identität gefährdete Männer einzuschätzen“ – ich stimme ja, wie gesagt, mit Deiner Meinung auch nicht überein, dass es primär um Weiblichkeitsabwertung ginge.
Wie gesagt, die primär abgewerteten Personen sind ja die Jungen, und das auch noch an Hand unerfüllbarer und schlicht extrem unfairer Normen.
Klar, aus Sicht meiner Tochter sind die Jungs Blödmänner und ich ärgere mich mit ihr – aber der Grund ist ja nur der, dass die Jungs sozusagen dem Druck, den sie erfahren, nicht widersprechen, sondern ihn weitergeben.
Und damit sind sie in der Regel nicht alleine – es stellen sich ja auch nicht die Lehrerinnen hin und sagen zu den Müttern, hey, quatschen sie doch nicht so blöd die Jungen voll, sondern das genaue Gegenteil passiert, die Jungen werden, wenn sie Pech haben, noch verhöhnt, a la „Hey, siehst Du, die Mädchen haben es doch ganz schön drauf, ne, da kommst Du wohl nicht mit.“ usw. usf.
Und da sonnen sich die einen im Feminismus, die anderen in ihrer Mütterlichkeit und alle fühlen sich super.
Aber aus Sicht der Jungen kann man nur feststellen, dass die Erwachsenen ein gerüttelt Maß Aggressivität gegenüber den Jungen in ihrem Verhalten an den Tag legen und die vermittelten Normen wohl eher eine Funktionalisierung der Jungen, bzw. des späteren Mannes, darstellen, als eine Erziehung zur Unabhängigkeit.
Eventuell finden die von Dir genannten „Männerecken“ den Aspekt – nämlich die Funktionalisierung von Männlichkeit zugunsten Dritter – spannender, als nun gerade den sekundären Aspekt der „Unterdrückung Andersdenkender bzw. Frauen“ ? Vor allem, weil es ja manchmal sehr schwer ist, die Unterdrückten von den Gewinnern zu unterscheiden?
vielleicht ganz passend an dieser stelle die geschichte von adrian, der mit leidenschaft ballett tanzt (und seinen eltern, die von den klischees und rollenvorstellungen berichten, mit denen sie ihr kind konfrontiert sehen): http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1197184/Adrians-grosser-Traum?setTime=436#/beitrag/video/1197184/Adrians-grosser-Traum
@ helga
Es macht mich schon ein bisschen traurig, das Du meinen Kommentar nicht ernst nimmst. Mit meiner Meinung über katies Mutter haben ich übrigens keinesfalls gegen die Netiquette verstoßen.
Wieso sollte ich das Verhalten von Katies Mutter nicht kritisieren. Sie ist keinem von uns persönlich bekannt, es gibt keinen Nachnamen, keine Angaben, die sie identifizierbar machen. Es ist einfach nur ein Name und ein Sachverhalt.
Vielleicht solltest Du einfach eine andere Denkweise akzeptieren !
Ich bleibe einfach bei der Meinung, dass Katie sich besser mit personen aus dem Umfeld beraten hätte, die gesunden Menschenverstand besitzen, als sich dem Internet anzuvertrauen….
@Ilona: Genau das ist mein Punkt. Du kennst die Frau gar nicht, weißt aber schon, dass sie keinen gesunden Menschenverstand habe. Eine Frau, deren Blogeintrag verlinkt ist und auf derem persönlichen Blog ihr Name und sehr viel mehr persönliches steht. Das muss man nicht selbst so machen, aber ihre Entscheidung respektieren.
Außerdem sagt mir mein Menschenverstand dass das ne super Idee war, Mobbing und Sexismus öffentlich zu machen. Die Klappe zu halten oder „bitte bitte“ zu sagen hat meiner Erfahrung nach leider nie was gebracht.
@Paolo :
„..nämlich die Funktionalisierung von Männlichkeit zugunsten Dritter – spannender, als nun gerade den sekundären Aspekt der “Unterdrückung Andersdenkender bzw. Frauen” ? “
1. Wir können dies sehr einfach ändern.
2. Um hier die Sichtweisen vor dem Hintergrund vergangener Zeiten mal etwas zu relativieren :
Vor ein paar Jahren kritisierte ein Lehrer den gegenwärtigen Kuschelkurs der Sozialpädogogen und den Verlust der Lehrerautorität, der Jungen dazu bringe zu machen was sie wollen.
1973 habe ich im Matheunterricht noch eine geknallt gekriegt, nur weil ich den Mathelehrer mit Mandarinenschalen beworfen habe.
Vor dem Hintergrund dieser alten und autoritären Zeiten ist es für mich ein Witz, wenn eben diese besagten femiphoben Grüppchen in den Mainstream transportieren wollen, dass Jungs feminisiert oder gar diskriminiert werden und dies zu „Gemeinwissen“ mutiert.
Manche führen Probleme heutzutage nämlich eher auf diese Kuschelpädagogik zurück und fordern mehr Autorität. Wenn dies gewünscht ist, das Schlagen von Kindern in Schulen wurde hierzulande 1972 abgeschafft. …
https://diegesellschafter.de/diskussion/forum/thread.php?fid=13&nid=185336#n185336
„Müller-Walde: Hier gibt es mehrere Gründe: Zum einen empfinden Jungen das Lesen als »weibisch«. Sie wollen richtige Männer werden und da sie mit zehn Jahren noch nicht wissen, was das ist, vermeiden sie alles, was als weiblich angesehen werden könnte …«
Betont wird auch die Vorbildwirkung der Eltern, um Leselust zu stiften. “
Ich persönlich habe ein Problem mit Lügenmärchen, vor allem, wenn ich in der Praxis Dinge sehe wie sie hier im Thread thematisiert wurden. Das ist nämlich die Praxis.
@Paolo :
Wichtig ist m.E. die Beachtung dieses Aspektes :
https://diegesellschafter.de/diskussion/forum/thread.php?fid=13&nid=185170
»Mit anderen Worten, 100 Jahre bevor der Feminismus zum Massenphänomen wurde, hinkten die Jungen den Mädchen in ihren schulischen Leistungen hinterher, und vierzig Jahre danach tun Sie es immer noch.«
Weiterhin stellt sie fest, dass es kein kurzlebiges Phänomen sein kann, weil Jungen über Jahrhunderte hinweg und in mehreren Ländern auf drei Kontinenten schlechtere Schulleistungen erbringen als Mädchen.
Die Frage, ob aktuell Jungen sich in einer Abwärtsspirale befinden, beantwortet sie verneinend wie folgt :
»Wenn wir uns die Daten aus den ersten beiden Dritteln des 20. Jahrhunderts ansehen, müssten wir uns die Frage aus 2 Gründen VERNEINEN. Erstens schien die männliche Schwäche unsichtbar zu sein, als Frauen allgemein benachteiligt wurden, jung heirateten und früh die Schule verließen,
um Kinder großzuziehen. …“
@Thomas:
Ich sehe jetzt nicht so ganz die Verbindung des Threadthemas zu den schulischen Leistungen von jungen Männern – deswegen gehe ich darauf mal nicht ein.
Zu Deinem
„1. Wir können dies sehr einfach ändern.“
Ob wir das Können – mal sehen; aber einfach ganz sicher nicht.
In Wirklichkeit müßten ja z.B. die Jungens, die sich anstellen, weil meine Tochter besser Fußball spielt, einen richtigen Bruch vollziehen – sie müßten das dumme Gelabber ihrer Mütter und Lehrerinnen von sich weisen und eine relaxte eigene Position finden a la „Die Leistungen von anderen sind jedenfalls anerkennenswert“ , je nachdem, ob mich Fußball interessiert oder nicht, stellt sich die Frage, ob ich den Ehrgeiz habe, Fußball sehr gut zu können und vielleicht in einem Verein zu trainieren, es stellt sich die Frage von anderen, vielleicht auch meiner Tochter, zu lernen ( und umgekehrt ) , um sie eventuell irgendwann sogar zu übertrumpfen, es stellt sich die Frage, ob man vielleicht doch nur ab und zu mal ohne Ehrgeiz mitspielen will usw. usf.
Die Jungen müßten sich völlig ausserhalb des gedanklichen Bezugsrahmens ihrer unmittelbaren Umgebung zu bewegen lernen in einer Weise, in der sie in Konflikt mit der Umgebung kommen.
Das ist ganz sicher keine leichte Aufgabe, sondern eine, mit der der eine oder andere sicher noch mit achtzig kämpft *g*.
Bemerkenswerter Weise erkennen Jungs / Männer die Leistungen ihrer Geschlechtsgenossen an. Das müssen sie nicht lernen. Sondern, dass Mädchen / Frauen eine gleichwertige und ebenbürtige Konkurrenz darstellen, nicht per Geschlecht von vornherein schlechter sind und sie sich durch eine bessere Frau nicht mehr „gedemütigt“ fühlen müssen, wie durch einen besseren Mann.