NOISEAUX ist die musikalische Performance der deutsch-französischen Künstlerin, Autorin und Aktivistin Noah Sow. Im Interview erzählt sie über ihren inneren Macker, ihre Arbeit beim Rock and Hip Hop Camp und ihr neues Album. Wer sie gerne live erleben möchte, schaut bei unserer Jubiläumsfeier am kommenden Samstag in Berlin vorbei.
Du machst schon seit vielen Jahren Musik, lange Zeit in einer fünfköpfigen Band, dann als Duo mit einer Schlagzeugerin. In letzter Zeit sehe ich dich öfter allein auf der Bühne. Liebst du die Abwechslung oder sind das musikalische Entscheidungen, ab und zu die Anzahl der Bandmitglieder zu wechseln?
Das sind letztendlich Lebensentscheidungen, die dann zu kreativen Entscheidungen werden, die wiederum in Konzeptions- und Besetzungsentscheidungen münden. Ich staune über diese Wirkungskette selber noch. Obwohl das eigentlich alles ganz naheliegend ist, habe ich erst vor kurzem angefangen zu verstehen wie es funktioniert. Sehr aufregend! In der Bandgeschichte war ich sehr in touch with my inner Macker, durch die realen Macker aber doch eher eingeschränkt.
Noah Sow ist nicht nur als Musikerin, sondern auch als Aktivistin und Autorin bekannt. Inwiefern spiegeln sich deine politischen Inhalte auch in deiner Musik?
Meine Themen, auch die, über die ich schreibe oder vortrage, sind für mich nicht in erster Linie „politische“ Inhalte, worin ja immer auch eine theoretische, abstrakte Betrachtungsweise mitschwingt, sondern meine ganz unmittelbare Lebensrealität. Politisch werden Dinge erst durch eine Deutung durch Dritte. Die brauche ich jedoch gar nicht dafür, mit meinem Umfeld in einen Austausch zu treten. Mit Musik tue ich das auch.
Du bist in diesem Jahr beim Berliner Ruby Tuesday Rock und Hip Hop Camp aufgetreten. Wie waren deine Erfahrungen?
Die Kids waren gut drauf. Ich hatte zuerst Angst vor der in dem Alter doch weit verbreiteten großen Coolnesswurschtigkeit, aber das Gegenteil war der Fall. Viele haben ganz offen Fragen gestellt, ihre eigenen Sachen vorgestellt, viele hatten auch Bock, sich mein Elektro Set-up genauer anzuschauen, ich war sehr positiv überrascht. Die Ruby Tuesday Gruppe sollte nur mal ein ordentliches Einstiegs-Coaching machen, was sprachliche Gewalt bezüglich Rassismus und Weißsein angeht, es nicht nur bei der Thematisierung von Gender belassen, denn da kamen einige unschöne Ahnungslosigkeiten und Ausdrücke um die Ecke, die mich für das Jahr 2012 schon erschrocken haben.
Welche anderen Künstler_innen kannst du empfehlen?
Hunderte? Zum Beispiel Msoke für alle, die auf Bewegen, Tanzen, Abgehen stehen! Früher waren wir zusammen mit anderen Schwarzen Frauen in einem Projekt namens „Sisters“ – und heute gastiert er auf dem neuen NOISEAUX Album. Msoke ist der Toasterkönig, und das meine ich ganz ohne Weizenbrötchen!
Und natürlich meine geschätzte Kollegin DEM (Honeychild Coleman). Wir sind Freundinnen seitdem ich 2002 in Brooklyn aufgeschlagen bin, haben schwer Rock, Alternative und Punk gemacht, und nun ist sie zufällig gleichzeitig mit mir ebenfalls vor kurzem vom Gitarren- ins Live-Loop-Analogsynthie-Lager übergewechselt. Wir haben gerade im August Konzerte an der Ostküste gespielt und touren ab Oktober zusammen durch Europa. Yay!
Wo kann mensch dich als nächstes auftreten sehen?
Im Oktober kommt auch mein neues Album „SPECTRUM“ raus, und ich freue mich schon sehr darauf, es allen live vorzustellen. Und natürlich mit meiner Elektro-Loop-Sister DEM auf Tour zu gehen. Releasekonzerte sind am 26. Oktober in Hamburg und am 3. November in Berlin. Neben vielen weiteren Tourterminen, die ihr auf der Homepage findet.