1991 Hoyerswerda. 2015 Heidenau. Und noch immer keine Lösung in Sicht.
Nazis, „besorgte Bürger“, „Asylkritiker“ versammeln sich vor Unterkünften und Wohnungen von Menschen, die in Deutschland Asyl suchen, fliehen mussten aus ihrem Herkunftsland und nun in Deutschland leben wollen bzw. hierzulande nach Möglichkeiten suchen zu überleben. Die Besorgten, Verängstigten und Völkischen grölen nicht nur rassistische Parolen, zeigen ab und zu ganz unverhohlen mit ausgestreckter Handfläche und Arm gen Himmel oder schimpfen auf „die da oben“, die völlig an den Bedürfnissen der „einfachen und guten“ Deutschen (arbeitsam, pünktlich, fressehaltend, weiß) vorbei planen und Trilliarden von Menschen ins Land lassen, die gar nicht „hier her gehören“. Sie schmeißen auch Flaschen, Steine (aber nicht auf Deutsche, deswegen okay!!!111), Brandsätze, lauern auf, schlagen zusammen, morden. Der rassistische Mob, der sich schnell zusammenfindet (gerne auch mit Beteiligung aus anderen Städten und Umgebungen, der gute Deutsche hilft schließlich aus), um am Ende mit der Hitler-Hand und dem ausgestreckten Zeigefinger ganz schnell von sich weg zu zeigen. Dumpf daneben zu stehen, zu schweigen, zuzusehen und grummelig in Fernsehkameras zu gucken wie das Kind, das Mittagsschlaf machen muss, obwohl es viel lieber draußen spielen möchte. Unverhohlen jubeln war schließlich gestern, als die Presse, Antifaschist_innen, Aktivist_innen und Gutmenschen den weißdeutschen Einheitstaumel vor den Unterkünften noch nicht störten. Als die Stadt, die Kommune, die Gemeinde noch nicht öffentlich überfordert tat, sondern hinter vorgehaltener Hand entschied, die Unterkunft an der städtischen Peripherie oder ganz abseits von Sozialleben bereitzustellen, weil Sicherheit und Ängste ernstnehmen eben in erster Linie für den weißdeutschen Volkskörper gilt. Öffentliche Überforderung wird dann zelebriert, wenn die Unterkünfte brennen und die Polizei nur zusieht oder Aktivist_innen festnimmt (Rechts-Links, Links-Rechts, da kann mensch sich halt total leicht vertun), wenn die „Ängste der Bürger“ sich bereits in die Steine geschrieben haben, die fliegen oder mit einem einig „Wir sind das Volk“ bereinigt werden. So wie die Unterkunft, aus der die Menschen, sollten sie noch unversehrt sein, dann ausziehen müssen, irgendwo hingebracht werden, irgendwo anders abgeladen werden, einfach weil diese Stadt… so… überfordert ist mit dem Rassismusproblem ihrer Alteingesessenen. Schwierig.
1991 Hoyerswerda. 2015 Heidenau. Und noch immer keine Lösung in Sicht.
Obwohl die Tatsachen seit Jahrhunderten für sich sprechen (weiße Deutsche haben ein Rassismusproblem), wird mit den immergleichen Mustern und Abläufen darauf nicht_reagiert. Stur wie ein Esel verschärft, schafft ab, gewaltet Deutschland vor sich hin. Versenkt Milliarden Steuergelder in noch mehr Bürokratie für noch mehr Abschiebung, Menschenrechtsverletzung und Rassismus. Wo ein Formular ist, kann die Empathielosigkeit und Menschenverachtung nicht weit sein.
Vor 24 Jahren schaffte es Hoyerswerda mit tagelangen rassistischen Ausschreitungen nicht nur in die internationale Öffentlichkeit, sondern entledigte sich aller geflüchteten Menschen und ehemaligen Vertragsarbeiter_innen auf einen Schlag – zu wessen Schutz eigentlich ist nach wie vor nicht abschließend geklärt, denn die örtliche Polizeibehörde kapituliert weiterhin vor den Nazis, die mittlerweile weiße Leute aus der Stadt jagen müssen. Damals wurde der Rassismus der Bevölkerung mit Abstiegsängsten, allgemeiner Verunsicherung nach dem Mauerfall und Arbeitslosigkeit gerechtfertigt. 24 Jahre später passiert 1:1 das gleiche jeden Tag in vielen anderen Städten Deutschlands und die vorgeschobene „Einheitsproblematik“ von damals weicht der unverblümten Affirmation weißdeutscher Einigkeit von heute, dass Platz 1 in der Europa League einfach nicht mit anderen teilbar ist. Hey, und außerdem wollen 25 Jahre 3. Oktober schließlich angemessen gefeiert werden.
1991 Hoyerswerda. 2015 Heidenau. Und noch immer keine Lösung in Sicht.