Politik als Teil des Lebens – und der Musik

Dieser Text ist Teil 8 von 19 der Serie Wanna Disco? Listen Up!

M’bala und Akosua machen seit ca. 2,5 Jahren zusammen als Rising Thoughts Musik. Hauptsächlich spielt M’bala Gitarre und Akosua Djembe. Neuer­dings ist auch Percussion dabei, weil das den Sound „voller und rhythmischer“ macht. Privat hören die beiden so gut wie alles von Dubstep bis Bikutsi, Jazz, Raggae und HipHop. Akosua ist Mit­begründerin des Künstler_innenkollektivs Label Noir in Berlin. Im Interview mit der Mädchenmannschaft sprechen M’bala und Akosua über ihren politischen Anspruch, Poesie und ihre Pläne für ein neues Album.

Rising Thoughts - Photo Credits: Cassius Prudent

Ihr seid beide nicht nur musikalisch unterwegs, sondern nehmt auch an Poetry Slams und Open Mics teil. Seid ihr quasi vom Sprechen zum Singen ge­kommen?

M’bala: Wir haben uns bei der Poetry Veranstaltung „Outspoken 2007“ kennengelernt und waren zum ersten Mal gemein­sam auf der Poetry Bühne des Black History Month in Hamburg. Wir sind also durch die Poesie über­haupt ent­standen. Ich war bis vor unserer Be­gegnung keine Sängerin und habe nur ab und zu was geschrieben – und eigent­lich nur für mich. Durch Rising Thoughts fing ich an regelmäßig zu singen und zu schreiben.

Akosua: Ich bin vom Rappen zum Sprechen gekommen. Ich habe mich früher auch mal am Rap aus­probiert, doch fühlte mich dabei nicht besonders wohl. Manchmal schreibe ich aber Texte, die aufgrund ihrer Aussage nicht gesungen werden können.. so kam ich dann zum „Spoken Word“.

In euren Kurzbiographien auf eurer Homepage schreibt Akosua, dass sie die Er­fahrungen, die sie als einziges Schwarzes Mädchen an ihrer Schule ge­macht hat, sehr beein­flusst hat. In euren Liedern thematisiert ihr Rassismen und andere Unter­drückungs­erfahrungen. Ist Politik ganz selbst­verständlich mit eurem Schaffen verbunden oder sind die politischen Bot­schaften eher zweitrangig?

M’bala: Politik ist Teil des Lebens. Wer lebt und Ent­scheidungen trifft über was er oder sie isst, denkt oder wo er oder sie hingeht, ist politisch aktiv. Wir als Musikerinnen tun genau das in unseren Liedern: Wir ver­arbeiten, was wir sehen und erleben. Politik ist nun einmal ein großer Teil davon.

Akosua: Politik ist Teil jeder noch so kleinen Form von Gemein­schaft. Wenn bestimmte Themen dich in deinem sozialen Umfeld immer wieder verfolgen, wird es irgendwann ganz selbst­ver­ständlich Teil deiner Realität – ob du willst oder nicht.

Einige der Künstlerinnen, die ich bisher interviewt habe, erzählen davon, wie sie z.B. von Ton­techniker(_inne)n weniger ernst ge­nommen werden, weil sie Musikerinnen sind oder von Journalist_innen gleich in eine Schublade ge­steckt werden. Habt ihr ähnliche Er­fahrungen gemacht?

M’bala: Ich erlebe eher, dass Frauen wie Männer ein­geschüchtert sind, wenn sie uns auf der Bühne er­leben und auf unsere Texte achten, aber die Resonanz bleibt immer positiv.

Akosua: Bisher noch nicht so extrem. Ich finde aller­dings den Überraschungs­effekt sehr interessant und höre immer wieder, wie wir privat ganz anders seien, als wir auf den ersten Blick oder während einer Performance erscheinen.

Habt ihr das Gefühl, dass ihr euch als Schwarze Künstlerinnen ständig zu Rassismus und Sexismus äußern müsst, obwohl ihr das gar nicht immer wollt?

Akosua: Es liegt nahe darüber zu reden, da es Teil unserer Lebens­realität und der vieler anderer Menschen ist. Wir thematisieren es in unserer Musik und setzen so ein Zeichen, dass es wichtig ist darüber zu reden. Es gibt natürlich noch viele andere Dinge, die uns beschäftigen und uns aus­machen… Wäre schon schön, wenn das nicht ver­gessen wird.

Gerade wart ihr auf der Tour „Kampf afrikanischer Frauen für die Freiheit“ in fünf deutschen Städten. Welche Programm­punkte gab es? Ist eine weitere Tour geplant?

Die Idee dahinter war Information über schwarze Freiheits­kämpferinnen unter die Menschen zu bringen und afro-deutschen Künstlerinnen eine Platt­form zu geben sich aus­zudrücken. Kunst gibt Menschen die Macht sich aus­zudrücken. Es ist die Macht zu sagen, zu machen und darzustellen was man will. Dieser Aus­druck von Freiheit zu Ehren der Freiheitskämpferinnen war bunt gemischt, wir hatten Poetessen, Sängerinnen (Zouk, Gospel, Soul, etc.), Rapperinen, Tänzerinnen, Bratschistin und eine Malerin aus unter­schiedlichen Altersklassen und kulturellen Hintergründen und aus den verschiedensten Genres, z.B. Comedy und Akrobatik. Darüber hinaus war unser Ziel eine Ver­bindung zwischen den Künstlerinnen und Künsten zu schaffen. Wir arbeiten an der nächsten Tour, sie wird mit dem Album Release statt­finden – mehr verraten wir noch nicht!

Welche anderen, weniger bekannten Künstlerinnen könnt ihr empfehlen?

Wir hatten die Chance mit wundervollen Künstlerinnen zu arbeiten: Einige davon waren Baby Shoo aus Frankfurt, Carmolina aus Heidelberg, MaSeHo aus Hamburg oder Daria von den Bahamas!

Wo kann mensch euch in nächster Zeit hören, sehen und bestaunen?

Wir sind demnächst eher im Internet zu sehen, da wir das Album aufnehmen und viel unterwegs sein werden. Wir bleiben aber im Netz präsent auf risingthoughts.comFacebook, auf Myspace und auf Youtube.

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