Frau wegen Autofahrens verhaftet – Kurz Notiert

Eine saudische Frau hat sich „erdreistet“ Auto zu fahren, was in Saudi-Arabien immer noch verboten ist. Nachdem sie eine Facebook-Kampagne startete, die Frauen aufforderte, sich an einem bestimmten Tag selbst ans Steuer zu setzen, wurde sie verhaftet.

Die New York Times hat eine Serie über LGBT*-Jugendliche (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender) gestartet, die von ihrem „Coming Out“ erzählen.

Französische Feministinnen protestieren gegen den grassierenden Sexismus im Land – und sind empört, dass sich so wenig geändert hat seit Simone de Beauvoir, berichtet der Freitag.

Ein kanadisches Paar zieht ihr Kind „gender-los“ auf – welche Konsequenzen das haben könnte, wird im englischsprachigen Blog von Forbes diskutiert.

Vor 17 Jahren schrieb Ingeborg Stadelmann die „Hebammensprechstunde“. Inzwischen ist das Buch über eine halbe Million Mal gekauft worden. Im Magazin der Süddeutschen erklärt sie nun, welcher Druck auf Müttern heute lastet.

In einer US-amerikanischen Sendung wurde mit versteckter Kamera getestet, wie Menschen auf homophobe Kommentare reagieren, die in ihrem unmittelbaren Umfeld getätigt werden, z.B. wenn die Kellnerin das lesbische Paar und ihre Kinder öffentlich beschimpft. Die Ergebnisse sind zwar nicht repräsentativ, das Video allerdings sehenswert.

27 Kommentare zu „Frau wegen Autofahrens verhaftet – Kurz Notiert

  1. sorry, aber bei der Hebamme kann ich nur denken Kopf –> Tischkante. Wirklose Zuckerkugeln propagieren, aber Geburtsschmerzen als „von unschätzbarem Wert“ betiteln. Realisiert die gute Frau denn nicht, dass sie mit so einer Einstellung werdende Mütter ebenso unter Druck setzt?

  2. Realisiert sie nicht, denn sie ist vermutlich der festen Überzeugung, dass sie in die richtige Richtung Druck ausübt.
    Der Kommentar von Janne Fredriksen unter dem Artikel fasst das nochmal beißend zusammen. Nach dem, was die Kommentatorin aus dem Buch zitiert, macht eine Schwangere besser einen großen Bogen darum.

  3. Ich habe das „Kultbuch“ von Frau Stadelmann zwar nicht gelesen, kann aber die von euch und von Janne Fredriksen geäußerte Kritik gut nachvollziehen. Aus eigener Erfahrung und in einer gewissen Verteidigung der Stadelmannschen Herangehensweise möchte ich trotzdem zu bedenken geben, dass es auch zwischen „Druck in Richtung sog. ’natürliche Geburt‘ aufbauen“ und „eine Schwangere zur sog. ’natürlichen Geburt‘ ermutigen“ ein Kontinuum gibt. Der Grat ist sicher schmal. Damit meine ich: Ich persönlich habe es als sehr ermutigend und bestärkend empfunden, angesichts des unverhohlenen, nahezu ans Entmündigende und Panikmachende grenzenden Drucks, den meine Frauenärztin während der Schwangerschaft auf mich ausgeübt hat, von meinen Hebammen zu anderen Sicht- und Herangehensweisen ermutigt zu werden. Und ja, für mich (eine der unspirituellsten und unesoterischsten Personen, die ich kenne) war das „Geburtserlebnis“ als solches tatsächlich von prägender Bedeutung und ich bin froh, dass ich mich dazu gegen den ein oder anderen Widerstand durchgesetzt habe. Ohne die entsprechende Begleitung hätte ich mich das wohl nicht getraut.

  4. Das stimmt natürlich, Druck zur Klinisierung oder ein unnötiger Kaiserschnitt ist auch nicht besser.
    Und selbstverständlich ist eine Geburt ein prägendes Erlebnis, es handelt sich um eine körperliche Extremsituation und die Folgen ändern die Lebenssituation in der Regel drastisch.
    Ich krieg aber einen unglaublichen Hals, wenn – zum Teil unnötige – Schmerzen zur Verbesserung der Persönlichkeit verklärt werden oder gar eine Hierarchie von Geburtsvarianten aufgebaut wird.
    Vielleicht ist eine natürliche Geburt ohne Medikamente oder PDA ja wirklich insgesamt das beste für die Gesundheit von Frau und Baby, weil z.B. mit PDA die Wehen an Kraft verlieren und die Geburt in die Länge gezogen wird. (Disclaimer: diese Info beruht auf der Erzählung einer einzelnen Frau.)
    Aber warum wird das dann nicht mit sachlichen Argumenten vorgetragen, sondern lieber was von Natürlichkeit geschwafelt und den Frauen Schuldgefühlen eingeredet. (mal wieder.)

  5. Vielleicht ist eine natürliche Geburt ohne Medikamente oder PDA ja wirklich insgesamt das beste für die Gesundheit von Frau und Baby,

    Das kommt darauf an… Wie Janne Fredsiksen schon schrieb:

    Die Geburt als brutale Grenzsituation, die Frauen und Kinder früher häufig nicht überlebten (denn ja, auch das zählt zur so ärgerlich romantisierten „Natürlichkeit“)

    Schmerzen können einen auch so erschöpfen, dass es zum Geburtsstillstand kommt, schlicht und einfach, weil man nicht mehr kann. Und in solchen Situationen verlegen auch Geburtshäuser oder Hebammen, die die Hausgeburt betreuen, ins Krankenhaus, um kein Risiko einzugehen. Wenn man den Frauen im Vorfeld allerdings einredet, dass das Geburtserlebnis nur dann ein vollwertiges ist, wenn man die Schmerzen aushalten kann, dann kann das für diese Frauen, die sich so unbedingt eine ’natürliche‘ Geburt gewünscht haben, ein ziemlich großes Problem darstellen, da sie es eben nicht geschafft haben.

  6. das video hat mich zum heulen gebracht, es ist schön zu sehen, dass es auch leute gibt, die etwas tun, wenn sie so was erleben…

  7. @Miriam
    Ich habe da mit Absicht das Wörtchen „Vielleicht“ davorgeschrieben, in dem Sinne, dass ich diese Idee nicht sofort ablehne, sofern sie einigermaßen evidenzbasiert belegt wird. Klinische Doppelblindstudien kann man zu dem Thema wohl schlecht durchführen.
    Und es ist natürlich genausogut möglich, die Gebärende durch Schmerzen so zu traumatisieren, dass sie Probleme hat eine Bindung zum Kind aufzubauen, selbst wenn es physisch gut ging.
    Persönlich bin ich unbedingt dafür, Schmerzen oder andere Beschwerden so effektiv wie möglich zu verhindern, solange nicht medizinische Gründe dagegensprechen. „Es ist unnatürlich“ ist definitiv kein medizinischer Grund und „Wir mussten da auch durch“ auch nicht.

  8. Neeva, ich bin total d’accord mit dir. Ich möchte nur noch hinzufügen, dass es außer medizinischen auch noch andere legitime Gründe dagegen geben mag, Schmerzen oder andere Beschwerden in jedem Fall und grundsätzlich so effektiv wie möglich zu verhindern – und manchmal kann vielleicht die Alternative auch sein, Ressourcen bereit zu stellen, die es ermöglichen, diese Beschwerden trotz allem zu ertragen. Was NICHT bedeuten darf, diese Gründe zu verabsolutieren und, am besten noch unter Heranziehung eines fragwürdigen Naturbegriffs, für alle zur Quasi-Religion inklusive Schuldgefühlgenerator zu machen (ebenso wenig wie das Diktum, medizinisch generell immer alles machen zu müssen, was technisch geht).

  9. @Neeva: Ich glaube, wir sind uns da einigermaßen einig.

    Meine Erfahrung ist, dass man durchaus auch in großen Geburtskliniken genug Raum und Zeit für eine ’natürliche‘ Geburt hat. Wenn eine Klinik eine Kaiserschnittrate von 40% hat, heißt das mitnichten, dass die bei der kleinsten Komplikation direkt das Skalpell zücken. Solche Kliniken sind einfach häufig auf Problemschwangerschaften spezialisiert und interessanterweise kann man dort auch noch versuchen, spontan zu entbinden, wenn kleinere Krankenhäuser sich nur einen geplanten Kaiserschnitt zutrauen… Soll heißen: Wenn solche Kliniken bereit sind, zu riskieren auch eine Beckenendlage spontan zu entbinden, wird eben auch das Risiko für einen Kaiserschnitt höher. Eine Kaiserschnittrate von 40% bedeutet nicht, dass bei einer vollkommen komplikationfrei verlaufenden Schwangerschaft das Kaiserschnittrisiko bei 40% liegt. Ich würde sogar behaupten, dass man in solchen Kliniken so erfahrenes Personal antrifft, dass die auch noch eher komplizierte Geburten spontan entbinden.

  10. @Anna-Sarah
    Rein aus Neugier: Was wären das für andere Gründe? Fällt dir da ein Beispiel ein?

    In meiner natürlichen Bequemlichkeit kann ich mir im Moment nur vorstellen, mir erstmal mehr Schmerzen einzuhandeln, wenn ich dafür spätere Schmerzen oder Gesundheitsprobleme vermeide. Und natürlich sollte die Schmerzbehandlung keine gravierenden Nebenwirkungen haben oder gar Schäden anrichten.

    Die Entscheidung trifft natürlich stets die betroffene Person, in dem Fall also die Frau.

  11. Neeva, ich finde zum Beispiel sowas wie „an unangenehmen Erfahrungen (bzw. dem Durchstehen dieser) wachsen“, Selbstvertrauen durch das Erleben der eigenen Stärke zu erfahren, durchaus ein legitimes Motiv für das bewusste Inkaufnehmen von Schmerzen, oder auch den Wert der Erfahrung, dass es nicht immer nur im strengeren Sinne medizinische Mittel sind, die Leid erträglich machen können – solange man nicht unterstellt, dass sowas wie „Persönlichkeitsbildung“ nur so funktionieren kann und dass alle, die einen anderen Weg wählen, zwangsläufig was verpassen.

  12. P.S. Ich persönlich bevorzuge allerdings grundsätzlich von allen Dingen die schmerzärmste Option. Die Geburt meines Kindes stellte da sowas von die Ausnahme dar… Und da trifft es „bevorzugen“ irgendwie auch nicht so ganz…

  13. Das mit dem Kind was „genderless“ aufgezogen wird sehe ich eher kritisch.
    Das kein „richtiger“ Unterschied zwischen den Geschlechtern herrscht ist klar, aber ob das Altersgenossen auch so sehen?
    Spätestens wenn das Kind in die Schule kommt (wo bei Kindern oft nich das Credo „Mädchen/Jungs sind doof“ herrscht) wird es schwer für „es“ sich in die Gesellschaft einzufinden. In diesem Alter sind Kinder noch nicht in der Lage außerhalb der „Kiste“ ihrer Eltern zu denken (behaupte ich mal…-korrigiert mich bitte wenn ich falsch liege!), was es für sie schwer machen wird, ein „geschlechtsloses“ Kind zu akzeptieren oder sich mit ihm anzufreunden.

  14. @Printmedium
    Also dass Du „richtiger“ und „es“ in Anführungszeichen setzt impliziert doch irgendwie dass Du eben der Meinung bist, dass ein richtiger Unterschied besteht und das Kind für Dich doch ein klar definiertes Geschlecht hat?

    Dein Argument selber sehe ich ehrlich gesagt „eher kritisch“. Es macht mich sogar ziemlich wütend, weil ich darin eine gewisse Systematik erkenne. Die besteht darin dass Menschen Menschen die andersartig sind unter Druck setzen und dann noch scheinheilig behaupten das wäre zu deren eigenem Schutz. Sie selber seien zwar tolerant aber die Gesellschaft eben nicht.
    Dabei sind sie es doch die (gerade damit) die Repression ausüben…

  15. Also dass Du “richtiger” und “es” in Anführungszeichen setzt impliziert doch irgendwie dass Du eben der Meinung bist, dass ein richtiger Unterschied besteht und das Kind für Dich doch ein klar definiertes Geschlecht hat?

    Da das Kind kein Hermaphrodit ist ( “while there’s nothing ambiguous about Storm’s genitalia[…]“) hat es für mich ein (biologisches) Geschlecht. Natürlich bestimmt das biologische Geschlecht nicht das richtige (seelische?) Geschlecht aber ein Geschlecht hat es schon. Das meinte ich auch mit dem „richtigen“ und dem „es“ in Anführungszeichen. Denn ein Penis oder Vagina ist ja schon ein Unterschied, nur halt nicht in dem Sinne wo es wichtig wäre (charakterlich/seelisch).

    Dein Argument selber sehe ich ehrlich gesagt “eher kritisch”. […] Die besteht darin dass Menschen Menschen die andersartig sind unter Druck setzen und dann noch scheinheilig behaupten das wäre zu deren eigenem Schutz. […]

    Mir ist es eher sauer aufgestoßen, dass hier offenbar die Eltern entscheiden, welches Geschlecht (oder auch kein Geschlecht) das Kind haben soll. Das das Kind von Altersgenossen (bewusst diese, denn einem Kind ist es reichlich egal ob es von der (erwachsenen) Gesellschaft akzeptiert wird.) vielleicht nicht akzeptiert wird und, dass es keine Freunde (die jeder braucht) findet scheint ihnen egal zu sein.
    Wenn ein/e 14-Jährige/r (reines Beispiel, geistige Reife kann auch früher oder später einsetzen) beschließt kein, oder ein anderes Geschlecht zu haben ist, dass etwas völlig anderes, denn in diesem Alter ist
    a): mensch/man/frau selber alt und reif genug um dies zu entscheiden (oder sich darüber klar zu werden)
    b):und die Altersgenossen sich genügend von der repressiven Gesellschaft distanziert haben und ihr eigenes Werturteil fällen können.
    In diesem Fall wäre so ein Schritt nur zu begrüßen.

  16. @let: Nachdem die Mädchenmannschaft kürzlich auf Lukas‘ „Genderbefreit“-Blog verlinkt hatte, habe ich dort und in sonstigen Trans*-Zusammenhängen quergelesen. Was auffällt, ist, dass diesen Menschen allen gemein ist, dass sie „schon immer“ wussten, dass sie dem … Geschlecht angehören. Geschlechtsidentität ist angeboren. Insofern wird der Versuch des Paares, ihr Kind genderlos aufwachsen zu lassen, vermutlich spätestens in sechs Jahren, wenn nicht schon früher, scheitern. Trotzdem: mutig und interessant.

  17. Und was das Interview mit Ingeborg Stadelmann betrifft: Ich verstehe gar nicht, wo hier der Grund ist, sich zu mokieren. Sie sagt doch ganz klar, dass jede das für sich selbst entscheiden muss usw.

    Übrigens, von wegen „Homöopathie sind nicht wirksame Zuckerkügelchen“: irgendwann in den vergangenen sechs Jahren haben Forscher die Wirksamkeit eines spasmolytischen Homöopathikums an Darmschleimhaut belegt. Wie diese sich die Wirksamkeit herbeireden und/oder einbilden soll, möge mir bitte eine_r erklären.

    Ich habe selbst meine Tochter zu Hause zur Welt gebracht. Ja, es hat auch wehgetan, aber das war eine elementare Erfahrung. Ich habe gemerkt, was ich im Stande bin auszuhalten.

    Im Übrigen gibt es auch Frauen, welche die Geburt ihres Kindes mit der entsprechenden Einstellung schmerzfrei bis orgastisch erlebt haben. Ich selbst habe, bis ich diese Bilder gesehen habe, es nie auch nur in Erwägung gezogen, dass eine Geburt auch schmerzfrei sein k ö n n t e, denn es wird ja überall erzählt, dass eine Geburt i m m e r weh tut. Weiteres hier: http://www.unassistedchildbirth.com/, und von dort aus auf eigenen Wegen.

  18. @stepone und Printmedium

    Bitte nicht alles durcheinander werfen. Geschlecht ist nicht gleich Gender. Das eigene Kind „genderlos“ zu erziehen, heißt zunächst, es nicht mit vergeschlechtlichten Rollenklischees zuzurichten. Sondern dem Kind möglichst viel Freiraum in der Ausprägung seines_ihres Genders zu lassen. Außerdem wäre es doch interessant sich zu fragen, warum eine sexistische Gesellschaft die Definitionsmacht darüber haben sollte, wie Eltern ihre Kinder aufziehen. Wieso ist Diskriminierung das Problem (potenziell) Betroffener?

    Darüber hinaus darf es auf einem feministischen Blog wohl erlaubt sein, die vermeintliche „Natürlichkeit“ und Normalität eines bipolar gekennzeichneten biologischen Geschlechts und die eindeutige, nicht wechselbare Zuordnung von Menschen in „Mann“ oder „Frau“ in Frage zu stellen.

  19. @steptone: bzgl. Zuckerkügelchen: kannst Du mal eine Quelle posten? Wurde die Studie doppelblind durchgeführt? Wieviele Teilmehmer hatte sie?
    Denn unter doppelblind und einer Mindestanzahl an Probanden kann man über Wirksamkeit im wissenschaftlichen Sinne null Aussage treffen (sondern allenfalls über statistisches Rauschen).

    Über unassisted childbirth habe ich einiges gelesen, das lässt mir vor Horror die Nackenhaare hochstehen. Ich kann wirklich voll und ganz verstehen wenn Frauen sich gegängelt fühlen und selbst entscheiden wollen wie sie gebären, und ja: es ist in der ganzen Schulmedizin und damit sicher auch im Geburtsthilfebereich ein Problem, dass mancherorts auf den Patienten schlichtweg zu wenig eingegangen und über dessen Kopf hinweg entschieden wird.
    Aber: Muss man den gleich übertreiben und versuchen das völllig alleine zu machen? Klar gehts in den meisten Fällen gut, aber was wenn nicht? Was um Himmels willen spricht denn dagegen eine Hebamme dabei zu haben damit diese im Notfall helfen kann? (denn die wird aus Erfahrung einfach besser abschätzen können was los ist).
    Wenn man die Mütter- und Kindersterblichkeit bei der Geburt in Ländern die zwangsläufig meist unassisted childbirth haben mit der bei uns vergleicht, spricht das in meinen Augen deutlich gegen unassisted childbirth.

  20. @ Stepone: „Und was das Interview mit Ingeborg Stadelmann betrifft: Ich verstehe gar nicht, wo hier der Grund ist, sich zu mokieren. Sie sagt doch ganz klar, dass jede das für sich selbst entscheiden muss usw.“ – Natürlich, das wäre toll, wenn jede Frau ihre grundlegenden Lebensentscheidungen total frei und selbstbestimmt treffen könnte. Es führt aber nicht weiter, alles auf eine Frage der individuellen Wahl zu reduzieren – dann gäbe es wenig gesellschaftspolitischen Diskussionsbedarf und man könnte außerdem prima den einzelnen Menschen die Konsequenzen ihrer ja total freiwillig getroffenen Entscheidungen komplett allein aufbürden, dennn sie haben es ja so gewollt (wird ja besonders bei Frauen auch immer gern gemacht)… Davon abgesehen: Für eine möglichst selbstbestimmte Entscheidung sind solide Informationen unerlässlich, und da sollte man die Infoquellen, die so zur Verfügung stehen, schon auch mal kritisch hinterfragen (dürfen). Wenn ein Buch/eine „Lehre“ über Geburt(shilfe) so einflussreich wird wie anscheinend im Fall Stadelmann, ist es durchaus legitim und wichtig, darüber im entsprechenden kulturellen Kontext zu diskutieren. Genauso wie über die verschiedenen Seiten der medizinischen Versorgungsmedaille: Einer Schwangeren lapidar den Rat zu geben: „Hör doch einfach nicht auf die Ärztin sagt, mach doch einfach diese ganzen Untersuchungen nicht, wenn du es nicht willst“, hilft genauo wenig weiter und ignoriert sowas wie die Wechselwirkungen zwischen kulturellem/gesellschaftlichem Klima, konkretem sozialen Umfeld und individuellen Entscheidungsmöglichkeiten.

  21. Ich finde den Freitag Artikel sehr gut. In Frankreich geht es eben immer um alles. Wer die Zivilisation und die heilige Dreifaltigkeit der Modere (Liberté, Égalité, Fraternité) beschwört, unterstellt sich eine prinzipiellen Gerichtsbarkeit, der er kaum entkommen kann. Deshalb wird in diesem Land der menschlichen Alltag entweder bewusst ignoriert (im Dienste der Macht) oder es kommt zu einem fundamentalen Konflikt aller höchster Ordnung.
    Die Krux ist natürlich die politische Aufladung mit einem rechts-links Schema. Aber was zeigt das? Bestimmte Themen transzendieren offensichtlich politische Ausrichtungen, zwingen aber auch in eine Wagenburgmentalität! Und wer leidet darunter? Die normalen Frauen. Deshalb finde ich die Demonstration in Paris sehr wichtig. Es sollte hier mehr darüber berichtet werden.

    Gruß Anke

Kommentare sind geschlossen.

Betrieben von WordPress | Theme: Baskerville 2 von Anders Noren.

Nach oben ↑