In diesem Essay schreibt Dr. Kirsten Armbruster der Schwedin Maria Sveland zu ihrem Bestseller „Bitterfotze“, der 2009 in Deutschland erschien. Dr. Kirsten Armbruster, geb. 1956 in Dortmund, aufgewachsen in Ägypten und in Fürstenfeldbruck hat Agrarwissenschaften studiert und promovert. Mit ihrem Verlag edition.courage veröffentlicht die vierfache Mutter ihre Denkansätze in Büchern, Artikel und Vorträgen. Ihr aktuelles Buch „Das Muttertabu oder der Beginn von Religion“ ist 2010 erschienen.
Liebe Bitterfotze,
wie gut verstehe ich deine Bitterfotzigkeit. Dieses diffuse Gefühl, als Mutter im Patriarchat, die Arschkarte gezogen zu haben. Und wie genial die Wahl des Begriffs Bitterfotzigkeit, um eben dieses Gefühl auszudrücken! Hier im katholisch-konservativen Bayern, wo die Bedingungen für Mütter besonders zum Himmel schreien, hat Bitterfotze noch dazu eine wunderbare Mehrdeutigkeit, denn Fotze ist nicht nur ein anderes vulgäres Wort für Möse. „Halt´dei Fotzen“! heißt auch „Halt den Mund“, im Sinne von „Halt dein Maul!“ Und das Wort Fotze, existiert im Bayerischen noch in einer weiteren Wortkombination: „Du kriegst glei´ a Fotz´n“ bedeutet „Du kriegst gleich eine Ohrfeige“. So bedeutet Bitterfotzigkeit also: Wenn du als Mutter, dein Maul aufmachst, um bittere Wahrheiten auszusprechen, die aber im Patriarchat niemand hören will, kriegst du eine auf´s Maul.
Mütter, die unsichtbare Macht hinter allem Leben! Denn kommt durch unsere Fotze nicht das neue Leben in die Welt und nähren wir mit unseren Titten nicht eben dieses neue Leben? Diese Diskrepanz zwischen der wahren Lebensmacht von Müttern und ihrer gleichzeitigen Machtlosigkeit im Patriarchat, das ist das, was uns zu Recht bitter macht! Müssen wir also zu vulgären Ausdrücken greifen, um auf unseren Zorn, unsere Wut aufmerksam zu machen? Sei´s drum, benutzen wir ruhig die vulgäre Sprache unserer Zeit, denn letztendlich ist alles Muttersprache!
Mütter und Macht, scheint das nicht ein Widerspruch an sich? Ach wie gut, dass keine weiß, dass Macht ursprünglich ein altes Wort für Scheide, also Fotze ist. Wir kennen diese alte Bedeutung kaum mehr, und nur noch indirekt begegnen wir sprachlich dieser uralten Müttermacht, nämlich in dem Wort Gemächte für das männliche Glied. Das Gemächte ist grammatikalisch, das, was gemacht worden ist. Es hat als Partizip Perfekt eine passive Bedeutung. Das Gemächte ist folglich das, was von der Macht, der Fotze, gemacht worden ist, und hier können wir die alte Lebensmacht der Mütter aus vorpatriarchalen Zeiten noch deutlich spüren.
Macht in unserer Gesellschaft ist allgemein verbunden mit Ansehen, Position und Geld, und all dies haben Männer. Macht im Patriarchat ist männlich! Und die Mütter haben tatsächlich nichts von alle dem, kein Ansehen, keine Position und vor allem kein Geld. Mütter arbeiten rund um die Uhr, ohne Feierabend, ohne Wochenende, ohne Urlaub, aber ihre Arbeit ist unsichtbar. Das Patriarchat behauptet, dass die Caring-Arbeit von Müttern gar keine richtige Arbeit ist, und deshalb wird diese Arbeit in der patriarchalen Logik auch nicht bezahlt. Jede Hausfrau hat diese patriarchale Kröte geschluckt und antwortet brav, wenn man sie nach ihrer Arbeit fragt: „Ich arbeite nicht“!
Mütter haben im Patriarchat kein Geld, und die stark gestiegene Kinderarmut der letzten Jahre ist weniger eine Kinderarmut, sondern vor allem eine Mütterarmut. Kein Geld zu bekommen für die Mütterarbeit, bedeutet im Alter, in der Folge, kaum eine Rente zu bekommen, obwohl es ja gerade die Mütter sind, die durch ihre Mütterarbeit die Generationenrente der Jungen für die Alten ermöglichen. Und was ist mit dem Ansehen von Müttern im Patriarchat? Sie gelten als nicht arbeitende und damit im heutigen geldwerten Kapitalismus – der Caringkomponenten als unwert erachtet – nichts nutze, überflüssige Wesen. Denn ansehen wollen wir die Arbeit von Müttern keinesfalls! Würden wir diese Arbeit ansehen und in geldwerte Leistung umrechnen, kämen nämlich schwindelerregende Zahlen heraus. Im BIP, in der die Summe der Wertschöpfung einer Volkswirtschaft zusammengefasst wird, taucht diese Caring-Arbeit deshalb auch vorsichtshalber nicht auf.
Nun, auf dem Weg zum Postpatriarchat entwickeln wir gerade ein neues Bild von Familie, weg von der Hausfrauenmutter über die Supermutter der letzten Jahre, die die Doppel- und Dreifachbelastung einer Vollzeit-berufstätigen Mutter, mit erfrorenem Burn-out-Lächeln schultert, hin zu einer emanzipierten Partnerschaftsgesellschaft: Vater und Mutter sind beide gleichberechtigt berufstätig und im Caringbereich tätig. Die Kinder werden partnerschaftlich von Frauen und Männern betreut und dabei durch eine qualifizierte Betreuung außerhalb der Kleinfamilie kollektiv bestmöglich entlastet. Wäre da nicht dieser fatale Denkfehler, dass Mütterarbeit doch so praktisch kostenlos war und immer noch ist. Nun plötzlich, wenn die Familienarbeit außerhalb der Familie geleistet werden soll, werden die Kosten sichtbar. Und was kommt da plötzlich nicht alles als Kostenfaktoren zum Vorschein!
Die Kosten für den Kitaplatz, der viele Hundert Euro pro Kind und Monat kostet, wenn er denn überhaupt zu bekommen ist. Die Kosten für gut qualifiziertes, heißt natürlich auch, gut bezahltes Erziehungspersonal, noch dazu in ausreichender Anzahl. Die Kosten für die Ganztagsschule mit zahlreichen Zusatzangeboten, die die unendlichen Fahrten von Müttern ersetzen muss. Dann haben wir noch die Kosten für eine gesunde Schulverpflegung, und nicht zuletzt die Kosten für das Erziehungsgeld, das vorsichtshalber nur ein Jahr gezahlt wird, als entspräche es der menschlichen Realität, dass eine einjährige intensive Betreuung ausreicht für die Reifung eines Menschen. Und schließlich kommen ja zu den Erziehungskosten noch all die Kosten der Altenpflege auf die Gesellschaft zu, denn auch diese „Nichtarbeit“ haben Mütter über Jahrhunderte kostenlos erledigt. Der neue Weg ins Postpatriarchat, mit gut ausgebildeten wirtschaftsrelevanten Frauen, macht also erst einmal deutlich, welche Kostenlawine auf eine Gesellschaft zukommt, weil das Patriarchat die Mütter, die ganze Zeit gezwungen hat, all diese Caring-Arbeit ohne geldwerte Leistung zu erbringen. Aber Frauen verfügen nun mal über das Monopol der Geburt, und gut ausgebildete Frauen mit ihrer Möglichkeit der Wahl, können in Zukunft die Regeln diktieren für das Postpatriarchat. DINKS, die Double Income No Kids Menschen von heute werden sich nämlich gut überlegen, ob sie in die jetzige Armutsfalle der Kleinfamilie tappen werden.
Neben den nun plötzlich sichtbaren Kosten der einst kostenlosen Mütterarbeit, kommen eine ganze Reihe weiterer patriarchaler Probleme auf uns zu, die auf dem Weg ins Postpatriarchat erst einmal gelöst werden wollen: Eines davon mit bisher hohem Stressfaktor für Familien: Wohin mit dem Kind, wenn es krank wird? Denn Kinder sind nun mal keine hochfunktionalen Maschinen! Gibt es da nicht noch eine liebevolle O-Ma im Hintergrund? Zeit müsste sie allerdings haben diese O-Ma! Die O-Mas dieser Generation haben vielleicht noch Zeit, da sie noch der kostenlosen Mütterarbeitgeneration angehören, aber was ist mit den O-Mas der nächsten Generationen? Werden wir in Zukunft ein postpatriarchales Hohelied auf die O-Mas anstimmen, ein Hohelied auf die Großmütter, die Großen Mütter, und mit diesem das patriarchale Hohelied der Kirchen „O, Herr“, ersetzen?
Und der Weg zum Postpatriarchat, dieser Weg birgt noch so manche Stolperfalle. Müssen wir doch dazu erst einmal ein Grundgesetz des Patriarchats abschaffen: das patriarchale Grundgesetz, dass Putz- und Hausarbeit Frauensache ist! Aber hier liebe GestalterInnen des Postpatriarchats eine Sensation: Die Wissenschaft hat bestätigt, dass Frauen auf ihrem X-Chromosom nicht über ein explizites Putzgen verfügen. Es steht also aus wissenschaftlicher Sicht nichts im Weg, dass auch Männer putzen, waschen, bügeln, kochen, einkaufen, Kinderpopos und Altenpopos säubern und zwar schön gerecht: halbe/halbe. So nun hätten wir dies also auch geklärt!
Bleibt noch ein gleichberechtigter Erziehungsurlaub für Väter, aber nicht nur eben mal zwei Monate reinschnuppern, und sich dafür in den neuen Papahimmel loben lassen, sondern auch hier ehrlich: halbe/ halbe. Und natürlich brauchen wir, damit dies überhaupt möglich ist, auch einen arbeitsrechtlichen Väterkündigungsschutz zwecks Diskriminierungsschutz von Vätern gegenüber Nichtvätern.
Und was ist das letztendliche Ende von alle dem? Solange die Qualität einer Arbeit vor allem an der ineffektiven quantitativen Präsenz gemessen wird und solange wir der Caring-Seite einer Gesellschaft so wenig Bedeutung beimessen, solange sind wir noch weit entfernt vom Postpatriarchat.
So, liebe Bitterfotze, vielleicht weißt du jetzt ein bisschen mehr, warum du so bitter bist. Es ist nicht dein persönliches Versagen und es ist erst recht nicht deine Schuld, wie uns patriarchale Vatergotttheologien weis machen wollen Es sind die Bedingungen des Patriarchats, die das Leben von Müttern so bitter werden lässt. Deine Gefühle des Zorns sind berechtigt, deine Gefühle der Wut sind richtig und wichtig. Und der Weg, diese Gefühle nicht aus Harmoniesucht einfach immer nur wegzuschieben, sondern ihnen auf den Grund zu gehen, dies ist der einzige Weg, der uns ins Postpatriarchat führen wird. Bis dahin dürfen wir Mütter ruhig bitterfotzig sein!
Dr. Armbruster, Sie sind ne coole Sau. Und das ist mit allem Respekt gemeint. Kluge Analyse.
Vielen Dank und Chapeau für diese große und spitzenmäßig formulierte Analyse! Ich schließe mich hellogitti an und bezeuge meine saumäßigen Respekt.
Zwei Dinge gibt es für mich zu sagen.
1. Danke, fühle ich mich inhaltlich und sprachlich nicht mehr so allein.
2. Es ist nicht nur bitter, es ist grausam von einer Minderheit benutzt zu werden und unsere bitteren Früchte im Größenwahn des Patriachates sterben zu sehen.
Marie
Bang!
klasse!
danke!
Mütter arbeiten nicht kostenlos. Es gibt einen massiven Geldstrom vom Mann zur Frau. Nur weil er keinen Namen hat (nach einer Scheidung heißt er „Unterhalt“ und wird mit der Androhung von Gefängnis beim Mann eingetrieben), heißt es nicht, dass er nicht existiert.
Lieber Rene,
da bist du volkswirtschaftlich und soziologisch nicht ganz auf dem neusten Stand. Vielleicht hast du ja Lust dich mit diesem Thema mehr zu beschäftigen. Unter http://www.frblog.de findest du einen weiteren interessanten Artikel, denn auf dem Weg ins Postpatriarchat brauchen wir so nette partnerschaftlich orientierte Männer wie dich. Es grüßt dich herzlich Kirsten
Lieber Rene,
das stimmt. Dieser massive Geldstrom sind Unterhaltskosten, die der Mann für Frau und Kind(er) hat – die Mutter ist dabei abhängig vom Ernährer – nach wie vor. Das ist das Bittere und Entwürdigende…Wenn Männer und Frauen sich zu gleichen Teilen an der Familienarbeit beteiligen, sich der Mann endlich emanzipiert und zu seinem Vaterjob bekennt, dann schwindet auch das für die emanzipierte Frau unakzeptable Machtgefälle, den Sie im „Geldstrom vom Mann [oben] zur Frau [unten]“ so schön bildlichbeschriebenhast.
MfG
Johanna Schacht
@Kirsten: Teilzeittätigkeit mag seine Nachteile haben, wie die Altersvorsorge (der man begegnen kann, indem man eine private Vorsorge abschließt) hat aber auch Vorteile. Der wichtigste ist wohl eine angenehme Work-Life-Balance.
@Johanna: Wie die Ehepartner miteinander umgehen, ob sie z.B. devot ist oder die Hosen anhat, hängt mehr von den Persönlichkeiten der Beteiligten ab als vom „Machtgefälle“, welches ein subjektives Empfinden ist; den Schuh muss sich keine Hausfrau anziehen. Und auch müssen Hausfrauen nicht unemanzipiert sein.
Ich mag diese Gossensprache und vaginal-esoterische Mütter-Mystik ja nicht. Halte mich da lieber an klare Analysen und die Erkenntnisse des Humanismus, aber wers braucht…
Schon der Begriff work-life-balance in Verbindung mit Müttern ist eine patriarchale Lüge, tatsächlich müsste es heißen: work-work-imbalance, denn Mütter arbeiten doppelt und bekommen besonders wenig Geld: als Teilzeitkräfte, aus geschlechtlicher Benachteiligung bei den Löhnen und weil ihre Familienarbeit als nicht geldwert erachtet wird. Würde es sich wirklich um work-life-balance handeln, würden Männer Schlange stehen beim Putzen, Bügeln, Kochen, Einkaufen, Kinder und ältere Menschen Versorgen! Doch da hilft nur eins, liebe Mütter: Werdet euch endlich wieder eurer Lebensmacht bewusst, der Macht neues Leben zu gebären. Streikt und weigert euch unter diesen Bedingungen Kinder zu bekommen und die, die bereits Kinder haben, nutzt euren weiteren Machtbereich, die Arbeitsmacht. Beschränkt euren unbezahlten Arbeitsbereich auf ein Minimum. Boykottiert patriarchale Strukturen, tretet endlich aus den Kirchen aus, holt euch unsere uralte mütterliche Geschichte zurück, denn die erste Kulturstufe des Menschen war eine mütterliche Kulturstufe und dort finden wir auch die Wurzeln einer richtigen Religion, die sich mit der Erde und der Landschaft zurückbindet, denn von religio kommt das Wort Religion. Tretet in den Gebärstreik und fangt mit einem Arbeitsstreiktag pro Woche an. Diese neu gewonnene Zeit verwendet darauf euch wieder mit unseren menschlichen Wurzeln zu beschäftigen. Dann werdet ihr wieder starke,lebensmachterfüllte Mütter sein, und die Ohnmacht hinter euch lassen. Männer, die uns hierbei partnerschaftlich unterstützen nehmen wir gerne mit auf diesen Weg ins Postpatriarchat. Machos sollen bleiben wo der Pfeffer wächst! Gibt es solche Männer? Ja, aber frau und man müssen darum kämpfen!
Rene,
dann können wir ja wohl davon ausgehen, dass Du
a) in Teilzeit arbeitest und
b) gerne auch Hausmann bist.
Ist schließlich gut für Deine Work-Life-Balance und das Verhältnis zu Deiner Partnerin wird ja nicht dadurch beeinflusst, ob Du finanziell von ihr abhängig bist.
Oh, was, ist nicht so? Und auch bei Euren ganzen Freunden und Freundinnen nicht? Hmmm. Hat bestimmt nichts mit gesellschaftlichen Strukturen zu tun, sondern beruht auf individuellen Lebensentscheidungen.
Puh, ziemliches Geschwurbel. Bin da ganz bei Nandoo.
Und was geschieht mit den Kindern? Die leiden dann drunter, weil Mama UND Papa arbeiten gehen und sich niemand mehr um denHaushalt kümmert? Oh, warte, das können ja die Kinder selbst machen – die sind ja aus Mangel an Kindergartenplätzen zu Hause.
Eigentlich wurden in diesem Artikel sehr schöne Ansätze aufgezeigt, aber in einer Sprache geschrieben, dass ich mich weigere, das meinen Freund_innen weiterzuleiten. Schade.
@Kirsten Armbuster:
„Boykottiert patriarchale Strukturen, tretet endlich aus den Kirchen aus, holt euch unsere uralte mütterliche Geschichte zurück, denn die erste Kulturstufe des Menschen war eine mütterliche Kulturstufe und dort finden wir auch die Wurzeln einer richtigen Religion, die sich mit der Erde und der Landschaft zurückbindet, denn von religio kommt das Wort Religion.“
Genau das mein ich. Bei Religion schalte ich ab. Es macht absolut keinen Sinn kirchlichen Unfug durch so einer Art Neuheidentum zu ersetzen und das ganze mit einer „mütterlichen Kulturstufe“ zu begründen die bestenfalls ein postulat, meines erachtens reine Phantasie ist, bzw. ich verstehe nicht was diese ausgemacht haben soll. Zu allem Überfluss dann auchnoch „Erde und Landschaft“, sorry aber unwillkürlich kam mir da ne bösartige Assoziation.
Der Feminismus darf sich gerade nicht auf so einen Hokuspokus stützen, sondern soll sich an Fakten orientieren, denn in dem Moment wo wir diese durch Glauben ersetzen verlieren wir tatsächlich unsere Berechtigung, da kein Mensch zur Akzeptanz einer solchen gezwungen werden kann. Viel weiter: Ich als konsequente Atheistin müsste mich in diesem Szenario zwischen Feminismus und Atheismus entscheiden, müsste also zwischen Akzeptanz von Phantasiewelt oder Patriarchat wählen, was übrigens (so ähnlich) Teil eines sehr bekannten philosophischen Problems ist. In sowas sollten wir uns nicht verstricken.
Ich denke nicht, dass wir Religion den Männern überlassen sollten. Atheismus ist natürlich eine Möglichkeit, aber eine andere Möglichkeit ist auch, aufbauend auf den neusten archäologischen, mythologischen und religionssoziologischen Erkenntnissen aus der Vergangenheit, die ganz klar eine mütterliche Religion als Ursprungsreligion nachweisen können, eine heutige zeitgemäße Religion zu entwickeln. Hierbei kann das Göttliche nicht mehr nur rein männlich sein, wie uns alle monotheistischen Theologien aufzwingen wollen. Ich möchte mich nicht dem patriarchalen Dogma unterordnen, dass Gott entweder ein Vater ist und die einzige Alternative dazu der Atheismus. Genau das wird unseren Kindern im Kindergarten und in der Schule aufgezwungen: männlicher Montheismus oder Ethik.
@ Kirsten: Danke für die deutlichen Worte! Der Artikel beim FRBlog hat mir auch ausgesprochen gut gefallen. Die hier geäußerte Kritik und insbesondere den Tonfall, in dem diese Kritik geäußert wird, kann ich nicht nachvollziehen. Ich teile Deine religiösen Vorstellungen zwar nicht teilen und an ein „Vorpatriarchat“ mag ich auch nicht so recht glauben – ich kenne mich da aber auch einfach zu wenig aus.
Mit Wortetymologien kenne ich mich hingegen schon ein bisschen aus und muss anmerken, dass da bei Dir einiges durcheinander geht. So kommt das Wort „Macht“ nicht etwa von „machen“ (*ma-), sondern von „können“ (*magh-) und das Wort „Religion“ leitet sich nicht von „religare“ (= „zurückbinden“), sondern von „religere“ (= „rücksichtlich beachten“).
LG
„…dass Gott entweder ein Vater ist…“
Wo bitte ist der Unterschied zwischen einem nicht existierenden Mann und einer nicht existierenden Frau? Die Betonung liegt hier auf „nicht existierend“, was alles folgende gleich Null setzt. Allein schon das „entwickeln einer Religion“ verneint das Dasein von etwas übernatürlichem schon in seinen Grundzügen.
„Wo bitte ist der Unterschied zwischen einem nicht existierenden Mann und einer nicht existierenden Frau?“
;)
@ Nandoo:
Du widersprichst dir in deinen Argumenten selbst. Erst sagst du, der Feminismus solle sich an objektiven Fakten orientieren und nicht an subjektiven Glaubensinhalten, im nächsten Post tust du aber so, als wäre die nichtexistenz sämtlicher Gottheiten ein objektives Faktum.
Wer sich mal mit Religionsphilosophie beschäftigt hat sollte wissen, dass nichteinmal die Nichtexistenz des fliegenden Spaghettimonsters beweisbar ist.
Atheismus ist dein persönlicher Glaubensinhalt und kein Stück objektiver als irgendein anderer.
Es macht übrigens sehr wohl große kulturelle und soziale Unterschiede, ob eine Religionsgemeinschaft einen strafenden, gehorrsam fordernden Vatergott anbetet, oder „weiblichere“ Gottesvorstellungen hat. Völlig unabhängig davon, ob der Glaube nun auf Wahrheit beruht oder nicht.
Zuletzt gibt es nicht DEN Feminismus, der sich entweder religiös oder antireligiös positionieren kann (bzw. sollte), sondern nur eine Menge Feminist_innen die entweder religiöse, areligiöse oder antireligiöse Identitäten pflegen. Und das ist auch gut so…
Das ist doch im Endeffekt Mutter- bzw. Frauenverklärung. Dazu noch mit einer ziemlichen Opferhaltung.
Als ob Mutterarbeit kostenlos ist. Wovon lebt gerade die verheiratete Hausfrau denn? Wenn sie meint für ihn kostenlos die Hausarbeit zu erledigen, dann kann er auch meinen für sie kostenlos die Erwerbsarbeit zu erledigen.
Und ich denke, dass die meisten Familien sich dessen auch sehr bewußt sind und durchrechnen, ob sie es sich leisten können, wenn sie aussetzt und nur noch ein Gehalt bezogen wird. Von Kostenlos kann da keine Rede sein.
Und auch ansonsten bleibt ein einklagbarer Unterhaltsanspruch, der mag nicht immer durchsetzbar sein, aber dann ist er auch nicht auf Rosen gebettet.
Ich erlebe Frauen gerade in intakten Familien keineswegs als hilflos oder machtlos. Auch bei Arbeitseilung kann eine für beide gerechte und als gerecht empfundene Arbeitsteilung gewählt sein.
Sabine:
Kannst Du ‚intakte Familie‘ bitte mal näher definieren?
Und kannst Du mir bitte erklären, warum, wenn die gerechte Verteilung von Arbeit nur auf den richtigen Absprachen beruht, die Frauen den Großteil der Erziehungsarbeit leisten? Sorry, aber solange es ein derartiges Ungleichgewicht in der Verteilung Erwerbsarbeit und Erziehungsarbeit gibt wie zurzeit, sind Deine Argumente relativ fadenscheinig. Würde den Frauen nicht das Arbeiten und den Männern nicht das Erziehen schwer gemacht, wäre die gesellschaftliche Verteilung dieser Aufgaben ja eine ganz andere.
„Kannst Du ‘intakte Familie’ bitte mal näher definieren?“
Mit intakter Familie meine ich ein Paar, dass sich gut versteht oder zumindest miteinander auskommt und das eine gemeinsame Lebensplanung auch für die Zukunft hat. Ich wollte es lediglich von einem alleinerziehenden Elternteil oder aber getrenntlebenden abgrenzen. Wenn du eine bessere Formulierung hast bin ich für Hinweise dankbar.
Ich denke die meisten dieser Familien haben heutzutage ein gemeinsames Konto, auf das die Frau ganz selbstverständlich mit ihrer EC-Karte zugreifen kann und auf das das Gehalt des Mannes überwiesen wird. Da sehe ich wenig von patriarchischer Unterdrückung.
„Und kannst Du mir bitte erklären, warum, wenn die gerechte Verteilung von Arbeit nur auf den richtigen Absprachen beruht, die Frauen den Großteil der Erziehungsarbeit leisten?“
Vielleicht liegt es durchaus auch daran, dass viele Frauen diese Erziehungsarbeit tatsächlich leisten wollen? Ist das unvorstellbar? Ich kenne nicht wenige Frauen, für die ganz klar war, dass sie aussetzen und die deswegen beispielsweise einen Arbeitsplatz gewählt haben, bei dem dies gut möglich ist. Natürlich übernimmt der Vater auch nach Feierabend seinen Teil. Das ist etwas anderes.
Aber selbst die Artikelerstellerin scheint ja durchaus nicht von der von ihr als heilig angesehenen Mutterrolle abweichen zu wollen. Sie will nur einen Teil der Arbeit an den Mann abgeben.
Wie wäre es denn Frau Armbruster, könnten sie es sich auch vorstellen kurz nach der Geburt arbeiten zu gehen und einem Mann die Erziehung der Kinder zu überlassen?
„Würde den Frauen nicht das Arbeiten und den Männern nicht das Erziehen schwer gemacht, wäre die gesellschaftliche Verteilung dieser Aufgaben ja eine ganz andere.“
Es mag sein, dass wir in Zukunft eine andere Verteilung haben werden. Aber solange beide unter einem gesellschaftlichen Druck stehen kann man wohl kaum wie in dem Artikel die Männer allein dafür verantwortlich machen und die Frauen von aller Verantwortung ausnehmen. Dann sind eben auch die Frauen noch nicht emanzipiert genug. Die Gesellschaft besteht immer noch aus 50% Frauen, warum sollten wir unseren Anteil daran kleiner machen lassen als er ist?
@Ekelbaron:
Wenn jemand so derart wüste Behauptungen aufstellt wie sämtliche Religionen liegt es doch wohl bei denen sie zu beweisen und nicht an allen anderen sie zu widerlegen, zumal nur Existenz, nicht Nichtexistenz bewiesen werden können.
Im weiteren rechtfertigen bessere soziale Ausgangspositionen für Frauen durch solch einen Mutterkult bestimmt nicht die Anbetung dieses neuen Lügengebildes, da es Lüge bleibt. Genau wie der monotheistische Gott. Und alle anderen auch. Auch „weibliche“ Gottheiten helfen da nicht. „Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde“ ist dir ein Begriff? Nichts anderes wird so propagiert.
Als letztes: Atheismus ist kein Glaubensinhalt. Es ist kein „Gegenglaube“ (wie die Mutter-Religion). Atheismus bedeutet geistige Unabhängigkeit.
Ist für mich immer etwas befremdlich, wenn Frauen sich so über ihre Vagina, ihre Gebärfähigkeit und ihre Mutterschaft definieren.
Ich weiß auch nicht ob wir mit der Rückbesinnung auf glorreiche vorpatriachalischen Zeiten und die Verehrung von Muttergöttinen in Sachen Gleichberechtigung weiter kommen.
Ansonsten verstecken sich da schon ganz wichtige Punkte über Partnerschaft, Familie und Rollenverteilungen in dem Artikel, schade dass man sich dafür durch diesen Wust durchkämpfen muss. Aber interessant so einen Artikel hier bei der Mädchenmannschaft zu lesen. Das erweitert den Blickwinkel was so alles unter „Feminismus“ laufen kann.
Sabine,
„Mit intakter Familie meine ich ein Paar, dass sich gut versteht oder zumindest miteinander auskommt und das eine gemeinsame Lebensplanung auch für die Zukunft hat. Ich wollte es lediglich von einem alleinerziehenden Elternteil oder aber getrenntlebenden abgrenzen.“
Ich kenne dafür die Begriffe Kernfamilie oder Kleinfamilie.
Und wenn sich ein Paar trennt, bei dem die Finanzierung nur von einer Person kommt, ist die andere finanziell abhängig von einem Ex-Partner / einer Ex-Partnerin. Das ist keine Gleichberechtigung. Und auch wenn keine Trennung geschieht – zumindest ich fühle mich mit der Vorstellung unwohl, Geld von der Erwerbstätigkeit meines Partners zu beziehen. Wenn Du meinst, ich sei da die einzige, bitte.
Worum es mir geht, und übrigens auch der Autorin, die in keinem Abschnitt die Mutterrolle als heilig bezeichnet, ist die Institutionalisierung und Festschreibung der Rollen. So, wie die Gesellschaft zurzeit organisiert ist (Männer verdienen mehr als Frauen bei gleicher Qualifikation und Eignung und erhalten leichter Erwerbsarbeit, es gibt kaum Teilzeit-Stellen) wird es Paaren schwer gemacht, sich für eine andere Rollenverteilung zu entscheiden. Insofern habe ich meine Zweifel daran, dass alle Frauen, die die Erziehung übernehmen, das tun, weil sie es so unbedingt wollen.
Und wo bitte, werden in dem Artikel „die Männer allein dafür verantwortlich [ge]mach[t] und die Frauen von aller Verantwortung aus[ge]n[om]men“? Es wird eine gesellschaftliche Struktur verhandelt und die Schwierigkeit, aus dieser auszubrechen.
@Elke Schick
„Und wenn sich ein Paar trennt, bei dem die Finanzierung nur von einer Person kommt, ist die andere finanziell abhängig von einem Ex-Partner / einer Ex-Partnerin.“
Sicherlich. Aber der andere Partner ist auch abhängig. Immerhin muss er erhebliche Geldmittel an sie überweisen und ihm drohen Zwangsvollstreckungen etc. wenn er es nicht macht. Wenn er seine Arbeit verliert hat er trotzdem eine Erwerbsobliegenheit und gerade beim Kinderunterhalt erhebliche Auflagen. Bekommt er das nicht mehr hin dann drohen Rückstände und Schulden. Er hat den Kredit für das Haus, dass jetzt zu groß ist an der Backe und muss ihn trotz Unterhaltsleistungen begleichen (die Kostenersparnis für das Zusammenleben fallen hingegen weg und auch ein Teil der Steuervorteile wie die gemeinsame Veranlagung, mit der er kalkuliert hat und er muss zusätzlich zu seiner Erwerbstätigkeit natürlich auch noch die umfangreiche Hausarbeit erledigen, die sie bisher für ihn durchgeführt hat, also eben Kochen, putzen, Wäsche waschen, ohne das ihm dafür etwas angerechnet wird.) Außerdem ist sie natürlich nur indirekt abhängig. Sie darf natürlich arbeiten gehen. Ihr Ex-Partner wird froh sein, wenn sie es macht.
„Das ist keine Gleichberechtigung.“
Das Gegenmittel kann ja dann nur sein, dass Frauen weniger Rechte haben in die Erziehungszeit zu gehen und früher zurückkehren müssen. Man kann einem Paar wohl kaum vorschreiben, dass es die Kinder gleichberechtig erziehen muss, wenn sie das nicht wollen.
„Und auch wenn keine Trennung geschieht – zumindest ich fühle mich mit der Vorstellung unwohl, Geld von der Erwerbstätigkeit meines Partners zu beziehen. Wenn Du meinst, ich sei da die einzige, bitte.“
Wahrscheinlich bist du nicht die Einzige, das Gegenmittel muss dann doch aber sein, schnell wieder arbeiten zu gehen und beretis im Vorfeld auf einen Partner zu achten, der bereit ist die Kindererziehung anteilig zu übernehmen. Dies aber von allen Familien zu fordern, auch wenn sie es nicht wollen, sondern eine andere Aufteilung im Sinn haben, ganz ohne Unterdrückung, das geht ja wohl etwas weit.
„Worum es mir geht (…) ist die Institutionalisierung und Festschreibung der Rollen.“
Die sie meiner Meinung nach selbst betreibt, indem sie die Mutter nicht nur als biologische Komponente sieht, sondern auch als die die Kinder betreut.
„und übrigens auch der Autorin, die in keinem Abschnitt die Mutterrolle als heilig bezeichnet“
Sie will eine RELIGION auf der Mutter aufbauen. Die Muttergöttin soll angebetet werden. DAS erzeugt natürlich überhaupt keinen Druck auf Frauen der göttlichen Mutter nachzufolgen und wie sie Erde und Landschaft zu werden, die Nahrung geben bla bla bla.
Ich möchte mich nicht mit der Erde und der Landschaft zurückverbinden und zurück zu einer mütterlichen Kulturstufe kommen.
Und es entspricht eigentlich auch nicht gerade dem Alphamädchenfeminismus oder?
„So, wie die Gesellschaft zurzeit organisiert ist (Männer verdienen mehr als Frauen bei gleicher Qualifikation und Eignung und erhalten leichter Erwerbsarbeit, es gibt kaum Teilzeit-Stellen) wird es Paaren schwer gemacht, sich für eine andere Rollenverteilung zu entscheiden.“
Wenn ich die Studien zu den Gehaltsunterschieden lese, die hier von der Mädchenmannschaft verlinkt wurden, dann geht ein Großteil des Unterschiedes eben gerade auf die Teiltzeit, die Berufswahl, langes Aussetzen wegen Kinderbetreuung und andere Faktoren zurück.
Frau Armbruster ist ja selbst ein gutes Beispiel. Studiert, Promoviert und dann im wesentlichen Mutter. Das darf dann aber auch nicht abgewertet werden, sie hat dort ja ein Familienunternehmen geleitet.
Ich denke wir müssen uns entscheiden: Eine Stärkung der Mutterrolle und eine Stärkung der Karrieremöglichkeiten für Frauen geht nicht. Berufliches Aussetzen ist eine Nachteil. Es werden immer weniger Frauen Karriere machen, solange die Mutterrolle nicht zugunsten einer Fremdbetreuung zurückgedrängt wird.
Wenn man das will muss man das Gegenteil machen von dem was Frau Armbruster rät: Die Mutterrolle und die Hausfrau zugunsten einer Dritterziehung abwerten.
Wenn man das nicht will, dann muss man eben mit den sich daraus ergebenden Folgen (geringerer Duchschnittsverdient, wenige Frauen in Vorständen) leben. Man kann den Kuchen nicht essen und gleichzeitig behalten, wie die Amerikaner sagen.
“ Insofern habe ich meine Zweifel daran, dass alle Frauen, die die Erziehung übernehmen, das tun, weil sie es so unbedingt wollen.“
Wie hoch meinst du denn ist der Anteil?
„Und wo bitte, werden in dem Artikel “die Männer allein dafür verantwortlich [ge]mach[t] und die Frauen von aller Verantwortung aus[ge]n[om]men”? Es wird eine gesellschaftliche Struktur verhandelt und die Schwierigkeit, aus dieser auszubrechen.“
Das ist immer mein Eindruck, wenn man von dem Patriarchat spricht, dass uns zurückhält, Streiks der Frauen gegen die Männer ausgerufen werden und man sich auf die Macht der Fotze zurückbesinnen soll. Ich weiß auch nicht wie ich zu dieser Assoziation komme.
Sabine,
eine letzte Replik – ich kann’s nicht lassen.
Natürlich hat auch die geldverdienende Partie nach einer Trennung nicht das Paradies auf Erden. Es ist allerdings eine ungleich stärkere Position, wenigstens eigenes Geld verdienen zu können. Und das Problem liegt aus meiner Sicht nicht da, dass Frauen nicht arbeiten wollen – sie haben häufig keine Chance auf Anstellungen mit anständiger Bezahlung, wenn sie Mütter sind.
Und Du verstehst mich grundsätzlich falsch – wenn ich schreibe, es gehe mir um institutionalisierte Strukturen, die ich geändert sehen will, dann habe ich ja gar nicht die Absicht, irgendwem irgendwas vorzuschreiben. Ich will mir allerdings auch nichts vorschreiben lassen.
Tja, und wenn Du die Gründe für Gehaltsunterschiede so zielsicher analysierst, kann ich nur sagen: institutionalisierte Strukturen. Wie oben schon geschrieben, zweifle ich daran, dass alle Frauen, die die Kindererziehung übernehmen, das tun, weil sie so wild drauf sind. Rechne doch mal exemplarisch für fünf Paare aus, wie groß die Einkommenseinbuße ist, wenn der Mann die Elternzeit nimmt. Und dann eben den umgekehrten Fall.
Und ich will mich nicht entscheiden – Mütter, die auch noch was anderes im Kopf haben als ihre Kinder, tun sich und den Kindern gut. Und Väter, die ihre Karriereoptionen schwächen auch.
Und verwechsle doch bitte nicht eine Begriffsanalyse mit dem Aufruf zu einer Religion. Und das Patriarchat mit Männern. Lies den Text einfach ohne Dich erst aufzuregen.
Wenn man die Idee der Freiheit und Gleichheit der Geschlechter vertritt, warum gehen dann eigentlich Forderungen zu weit? Die konservative Seite fordert ständig etwas: Konservative Rollenbilder zu leben, nämlich. Ein Feminismus, der keine Ziele und Werte vertritt, ist keiner, und ein solcher wird auch nichts erreichen. Es geht nämlich nicht nur um das Symptom „Einverdiener“ und ungerechte Arbeitsteilung. Es geht auch um die Zukunft von Frauen, die sich so entscheiden, um ihr Selbstverständnis, um ihre Teilhabe an der Gesellschaft und um die Rückwirkung dessen auf andere Frauen, die sich anders entscheiden. Also auch um eine Rückwirkung auf Strukturen.
@Elke Schick
… sind nur die halbe Wahrheit. Jeder Mensch hat die Verantwortung für sein Leben selbst in der Hand und kann entscheiden, sich in diesen Strukturen zu fügen oder nicht. Es sind nicht immer nur „die Strukturen“, „die Sozialisation“, „die Umstände“. Es sind häufig auch eigene vermeintlich individuelle Entscheidungen, vor sich selbst und dem viel entscheidenden „Umfeld“ immer bestens begründbar, die z.b. zu Verdienstunterschieden führen, weil eben eine Arzthelferin nicht so viel verdient, wie eine Ärztin. Es gibt durchaus immer noch den Trend zur weiblichen Sozialisation hin auf traditionelle Rollen und einen Lebensplan mit einem Versorger und dem eigenen Beruf als Übergangslösung zwischen Ausbildung und Ehehafen.
Wie könnte eine Gesellschaft aussehen, die Elternrollen jeglicher Nuance stärkt und gleichzeitig Arbeitsleben für jeden gleichermaßen zugänglich macht?