Wer war… Adelheid Popp?

Dieser Text ist Teil 6 von 53 der Serie Wer war eigentlich …

Geboren als 15. Kind einer Weberfamilie in der Nähe von Wien wuchs Adelheid Popp, geb. Dworak, die später zu einer der bekanntesten Frauenrechtsaktivist*innen und Arbeiter*innen avancierte, in ärmsten Verhältnissen auf. Sie besuchte nur drei Jahre lang die Schule und arbeitete fortan als Dienstmädchen, Näherin und Fabrikarbeiterin.

Quelle: dasrotewien.at

Ab dem Alter von 17 Jahren wurde Popp politisch aktiv. Sie arbeitete täglich zwölf Stunden und lernte abends Lesen und Schreiben, um sozialistische Schriften verstehen zu können. Zu dieser Zeit besuchte sie erste Parteiversammlungen und trat der Sozialdemokratischen Partei Österreichs bei.

Popp hielt nicht nur Reden, sondern widmete sich auch Zeitungsartikeln zur Situation der Arbeiter*innen. So gründete sie die Wiener Arbeiterinnen-Zeitung, welches zum führenden Organ der sozialdemokratischen Frauenbewegung wurde. Popp setzte sich für die Durchsetzung von Ruhetagen (Sonntag) und den 1. Mai als Feiertag ein. Außerdem organisierte sie 1893 den ersten Wiener Frauenstreik, der erfolgreich die Arbeitszeit auf zehn Stunden pro Tag verkürzte und einen Wochen-Mindestlohn von vier Gulden einführte.

In ihrer 1909 veröffentlichten Biographie „Jugend einer Arbeiterin“ beschrieb Popp ihre Kinder- und Jugendzeit, welche durch Armut und horrende Arbeitsbedingungen geprägt war. Zwölfjährig von ihrer Mutter in eine Lehre gegeben, beschrieb sie die Zeit im Nachhinein so:

Zwei Jahre blieb ich in der Lehre und erfuhr in dieser Zeit viele Kränkung, Härte und Herzlosigkeit. Man benützte mich als eine Art Aschenputtel. Ich mußte oft an Samstagen die großen Reinigungsarbeiten machen und noch heute fühle ich die Empörung wie damals, wenn ich daran denke, was man mir alles zumutete und wie man mich behandelte. Von dem ziemlich weit entfernten öffentlichen Brunnen mußte ich in einem schweren Holzgefäß das Wasser bringen. (…)

Meine Lehrfrau nahm den Standpunkt ein, ich müßte mich an alles gewöhnen, „denn eine gnädige Frau wirst du ja doch nicht werden“, meinte sie. (Popp: 1909, 41f*)

Adelheid Popp wurde am 11. Februar 1869 geboren und verstarb am 7. März 1939 in Wien. Popp gilt als Begründerin der österreichischen Frauenbewegung.

*Das komplette Buch „Jugend einer Arbeiterin“ findet ihr online hier (pdf).

5 Kommentare zu „Wer war… Adelheid Popp?

  1. @ Piratenweib: Du möchteste doch wohl nicht die heutige Demokratie und die Arbeitsbedingungen ernsthaft mit denen vor über 100 Jahren vergleichen?!

  2. „Was wir begehren von der Zukunft Fernen?
    Daß Brot und Arbeit uns gerüstet stehn;
    Daß unsere Kinder in der Schule lernen
    Und unsere Greise nicht mehr betteln gehn.“

    Wer wahrhaft den Willen hat, mitzuhelfen, daß Herweghs Worte zur Wirklichkeit werden, darf vor keiner Schwierigkeit zurückweichen. Das Ziel ist ungemein schön, es leuchtet so verheißend, daß nichts so schwer sein, um nicht doch die Kraft zu finden, es zu überwinden. Wenn es mir gelingen wird, in diesem Sinne mit meiner bescheidenen Arbeit zu wirken, dann habe ich mein Ziel erreicht.

    Adelheid Popp: Jugend einer Arbeiterin, S. 105

    Vielen Dank für die Kurz-Biographie und den Link zum Buch von Adelheid Popp.

    Mancher Blick in die Vergangenheit zeigt, was die Zukunft bringen (könnte). Mit Blick auf die gegenwärtigen Medien (TV, Zeitung, Radio und Internet) zur Bildungssituation von armen Kindern, Alterarmut und Arbeitlosigkeit ist das Buch so aktuell wie nie.

  3. Mirabella: vermutlich meinte Piratenweib, dass wir aufpassen sollten,
    dass wir uns nicht in diese Richtung bewegen. Und das ist ein sehr
    guter Hinweis, finde ich.

  4. Ach ja: außerdem könnte man bedenken, dass die Umstände heute
    so viel besser sind WEIL es mutige Menschen wie Adelheid Popp
    gegeben hat. So wie wir Frauen heute nicht die gleichen Rechte
    haben wie Männer, weil die es irgendwann eingesehen haben, sondern
    weil es mutige Frauen gegeben hat, die darum gekämpft haben,
    oft unter hohen persönlichen Verlusten (das Thema hatten wir doch
    vor kurzem). Genauso sind den abhängig Beschäftigten ihre Rechte
    nicht zugefallen, sondern erkämpft worden. Das sollte man nicht
    vergessen, und vor allem sollte man das Ergebnis nicht leichtsinnig
    preisgeben.

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