Stefany ist Latin@ Femme aus Peru und studiert Romanistik und Politikwissenschaft an der Freien Universität in Berlin. Sie lebt seit 14 Jahren in Deutschland, liebt Make Up, malen und Erdbeeren und bloggt auf femmeinista u.a. über Feminitätsfeindlichkeit. Sie ist außerdem bei Instagram und Twitter aktiv. Wir dürfen ihren Beitrag zu den Protesten #NiUnaMenos gegen geschlechtspezifische Gewalt crossposten – vielen Dank!
“Tengo miedo, mucho miedo, qué seguridad puedo tener ahora; esto es muy injusto. No sé cómo va a ser mi vida de hoy en adelante, puedo esperar cualquier cosa de una persona que ha intentado matarme“. – Cindy Arlette Contreras, La República.
(Übersetzung: “Ich habe Angst, große Angst, welche Art von Sicherheit kann ich jetzt haben; das ist sehr unfair. Ich weiß nicht, wie mein Leben von nun an sein wird, ich erwarte alles von einer Person, die versucht hat, mich zu töten.“ – Cindy Arlette Contreras)
Die Angriffe – erlitten von der Peruanerin Cindy Contreras am 13. Juli 2015 – empören das ganze Land. Ein Sicherheitsvideo eines Hotel in Ayacucho erfasst den Moment, indem sie von ihrem ehemaligen Partner geschlagen wurde. Adriano Pozo Arias, ihr Aggressor, wurde zu einem Jahr auf Bewährungsstrafe wegen nicht schwerwiegenden Verletzungen verurteilt und zu S./5,000 Soles (ungefähr €1,300) Schadenersatz.
Auch dieser Fall erlangte mediale Aufmerksamkeit: Lady Guillén wurde 2012 brutal von ihrem Partner geschlagen. Ihr Fall wurde zu einem Symbol für den Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt. Doch trotz der Beweise wurde ihr Angreifer Ronny García so gut wie entlassen – er wurde zu vier Jahren Haft auf Bewährung wegen Verbrechen gegen das Leben, Körper und Gesundheit verurteilt und musste Schmerzensgeld in Höhe von S./ 28,000 Soles (ungefähr €7,500) zahlen.
In Peru wurden zwischen 2009 und 2015 laut Staatsanwaltschaft (Ministerio público) 795 Frauen Opfer von Femizid und allein 2016 bislang 149 weitere (Opfer und Überlebende). Die Hälfte der Opfer weltweit kommen aus Südamerika, wo Lady Guilléns und Cindy Contreras Täter so gut wie frei gesprochen wurden. Und das trotz Videobeweisen und Aufmerksamkeit in den Medien, da es sich um Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens handelte.
Agressoren wie Adriano Pozo bekommen von Zeitschriften wie Caretas (siehe Foto) eine Bühne geboten, um alles zu relativieren, sich als Opfer darzustellen und zu sagen, dass der Alkohol, seine konservative Familie und letztendlich Frau Contreras die Schuld zu geben sei. So ist es kein Wunder, dass viele Peruaner_innen die Situation nicht mehr ignorieren, verleugnen oder relativieren können oder wollen.
Diese sogenannte “Skandale” in Peru haben eine Bewegung in Gang gesetzt, die meiner Meinung nach nicht zu unterschätzen ist. Am 13. August werden viele Peruaner_innen auf die Strasse gehen und gegen Gewalt gegen Frauen protestieren mit dem Hashtag #niunamenos („nicht eine weniger“).
Dieser Protest ist Teil einer lateinamerikanischen Bewegung, die in Argentinien angefangen hat und mit mehreren Demos in Chile und Uruguay sowie anderen Ländern seinen Lauf nahm. Hier ein Video von Al Jazeera auf Englisch, welches die Proteste gut zusammenfasst:
Warum ich darüber schreibe? Weil ich heute entdeckt habe, dass sich sogar in Berlin eine kleine Gruppe gebildet hat, die sich am Brandenburger Tor am 13. August treffen wird. Ich hoffe inständig, dass einige von euch sich ebenso mit meinen Schwestern* in Perú und Lateinamerika solidarisieren, denn es ist egal wo wir leben – sei es in Deutschland oder Südamerika – es sind nie genug Beweise (siehe Fall Gina-Lisa Lohfink) und “unsere” Schuld wird sogar von den Medien legitimiert.
Hier der Link zum Facebook Event am 13. August um 13 Uhr am Brandenburger Tor
Hier eine Zusammenfassung auf Spanish mit großer Triggerwarnung, da Videos von Gewalt verlinkt sind!! Und letztendlich ein Link zur peruanischen Facebook Gruppe.