Ein sehr nachdenklicher, kluger und überaus lesenswerter Essay zum Thema „Ehrenmorde“ ist in der aktuellen Ausgabe der englischen Literaturzeitschrift London Review of Books erschienen, und kann auf deren Website auch nachgelesen werden. IN „A White Piece of Silk“ bespricht die britische Literaturwissenschaftlerin Jacqueline Rose drei Bücher, die aktuell erschienen sind: „Murder in the name of Honour“ von Rana Husseini, „In Honour of Fadime. Murder and Shame“ von Unni Wikan und „Honour Killings. Stories of Men Who Killed“ von Ayse Onal. Es geht ihr vor allem um das Prinzip Ehrenmord in Europa, speziell in England, Deutschland und den skandinavischen Ländern und sie greift auf literarische, psychologische und politische Argumente gleichermaßen zurück. Rose beschreibt das Dilemma patriarchalischer Strukturen, die im Prinzip ihre Last völlig auf die „Ehre“ der Frauen legen; das – abstoßende – Paradox der Forderung an Frauen, einerseits die Verantwortung für die Ehre der Familie zu tragen und ihnen andererseits beständig zu suggerieren, dass sie qua Geschlecht voller Sünde seien; und sie setzt sich mit der Frage auseinander, ob diese Art der Gewalt überhaupt als kulturelle Frage behandelt werden darf, und wieviel der Rassismus innerhalb der europäischen Gesellschaften zu den Verhältnissen beiträgt:
The question then remains whether, as a feminist, you should split open any one culture into its male and female components, tear the cover off the apparent neutrality of multiculturalism, and expose the violent power quotient nestling within it, or instead discard the concept altogether. Logically, at least, it does not seem possible to do both. For Wikan, and she is not alone, honour killing has its own ‘iron logic’, and must be treated as a special case. For Husseini, honour crimes are acts of violence against women that transcend any one culture – ‘control crimes’, in another definition – by being part of a pattern that stretches across the globe. As a term, ‘honour killing’ is a mistake: ‘Crimes of honour are just that: crimes, pure and simple. For me, wherever their roots are supposed to lie, they are nothing to do with tradition, culture or religion. They are all about control – an effective method of regulating the freedom of movement, freedom of expression and sexuality of women.’ To which we should add their economic freedom, given that a mercenary motive is also a frequent factor in these crimes.
Ich kann wirklich jeder und jedem, die sich für dieses Thema auch interessieren, nahe legen, diesen Text zu lesen. Er ist zwar wirklich lang, aber voller Informationen und Details und sehr wichtigen Fragen.
Ich finde es wichtig zu erwähnen, dass „Ehrenmorde“ von deutschen meist einfach nur anders genannt werden.
http://www.google.de/search?source=ig&hl=de&rlz=&q=familientrag%C3%B6die&meta=lr%3D&aq=2&oq=familientra
guter und wichtiger punkt, ja. wobei Rose das schon gut heraus arbeitet, dass bestimmte vorstellungen der geschlechter, vorstellungen von gemeinschaft und sexualität in diese fälle durchaus hinein spielen – die bei so genannten „familientragödien“ vielleicht andere sind. aber vielleicht sollte auch mal jemand ein buch mit interviews mit deutschen männern, die ihre frauen getötet haben, heraus geben, dann wüsste man evtl. mehr.