Vom Leben in der Ferne

Dieser Text ist Teil 38 von 115 der Serie WWW Girls

In jeder Folge der WWW Girls stellen wir euch eine Bloggerin und ihr Weblog vor. Heute:

BITTEGITTE.blogspot.com

Wie heißt du?
Gitte.

Seit wann bloggst du?
Meinen ersten Blog habe ich 2003 eingerichtet. Damals hatte ich genau einen Leser. Wir haben uns gegenseitig kommentiert. Das wurde schnell langweilig. Deswegen habe ich bald alle Einträge und den ganzen Blog gelöscht. Ich fand das alles zu selbstbezogen und ins Leere geschrieben. Alle anderen meiner Bekannten waren (und sind es meist bis heute) nicht so affin mit dem frühen Web 2.0. Als ich dann im Februar 2005 nach Seoul ging, wusste ich sofort, dass ein Blog mein Medium wäre, um das, was ich erlebe, aufzuschreiben. Seitdem gibt es „Seoulmate“.

Drei Bloggerinnen mit weißen Laptops auf denen der Venusspiegel prangt, darum der Slogan - Feminists of the WWW: unite

(c) Frl. Zucker, fraeuleinzucker.blogspot.com

Warum hast du damit angefangen?
Um meine Erlebnisse im fremden Land zu verarbeiten. Um zu schreiben, denn das macht mir Spaß, und um meiner Familie und meinen Freunden und allen anderen Interessierten vom Leben in der Ferne zu berichten.

Worüber schreibst du?
Über das (mein) Leben in Korea. Nicht tagebuchmäßig, à la „Heute war ich dort und dort“, sondern ein bißchen mehr analytisch. Ich versuche, das Leben, die Menschen, das Land, die Kultur zu beobachten und zu verstehen. Obwohl ich keine Sozial- oder Kulturwissenschaftlerin in, habe ich manchmal das Gefühl, der Blog geht in die Richtung. Es ist gar nicht so einfach, über eine fremde Kultur zu schreiben: Ich möchte, dass meine Texte interessant sind, aber ich will auf keinen Fall orientalisieren und exotisieren. Ich berichte auch von meinen Reisen im Land und in der weiteren Region, also Japan, Singapur, Taiwan, China, Malaysien, das ist dann etwas dokumentarischer. Wichtig ist der Blog auch, weil ich hier meine Fotos hochladen kann.

Was dir ohne Internet nicht passiert wäre:
Vielleicht, dass ich über meinen Blog Kalender für 2010 verkauft habe? Das hätte ich ohne Webpräsenz & treue Leserinnen und Leser sicher nicht so umsetzen können. Bzw. wäre nie auf den Gedanken gekommen, das zu machen. Cool war auch, als ich ein paar Wochen jeden Tag 900 neugierige koreanische Besucher auf meiner Seite hatte, weil ich im Fernsehen zu sehen war und der Blog da eine kleine Rolle spielte. kkk*

Wovon braucht das Internet mehr:
Das Internet braucht, dass es außerhalb des Internets nicht homogen wahrgenommen wird. „Die Internet-Community macht XY.“ „Im Internet ist das ZÄ-Video total der Hit.“ „Die Internet-Nutzer haben ÖÜ gemacht.“ Ich bin jeden Tag im Internet, aber nie eine der Nutzerinnen, von denen die Rede ist, und fast nie Teil der Community, die irgendwelche Redakteure sich als repräsentativ herausgepickt haben. Das Internet ist heterogen, es ist ein Rhizom, besteht aus 1000 Plateaus, und spiegelt damit unsere Gesellschaft wieder, und das ist total super, weil sich jeder irgendwo wiederfindet und das, ohne geographisch & zeitlich an einem bestimmten Punkt sein zu müssen.

Frauen im Web sind…
mutig. Man muss einfach machen. Wird schon.

Deine tägliche Web-Lektüre:
Das wechselt häufig. Ich lese mich oft nach einer Weile an den einzelnen Blogs satt. Im Moment lese ich am liebsten Sociological Images. Spreeblick und Maedchenmannschaft sind natürlich auch dabei. Das Sprachlog lese ich auch immer mit Gewinn. Sonst noch ein paar Korea- und Japanblogs, um auf dem Laufenden zu bleiben. Und Frau Liebe.

* „Kkk“ (eigentlich ㅋㅋㅋ, für die, die die koreanische Zeichenunterstützung auf ihren Laptops und Pcs installiert haben) ist eine Art Lachen, eben wie ein paar Ks in einer Reihe ausgesprochen, wie es die Koreaner gerne in Mails einfügen. Mittlerweile lachen manche Leute auch in echt so. Virtual life goes real life.

Tipps und Bewerbungen für die WWW Girls an post(at)maedchenmannschaft.net.

Ein Kommentar zu „Vom Leben in der Ferne

  1. Danke für das Vorstellen dieses großartigen Blogs, auf den ich sonst sicher nie gestoßen wäre. Allein die Fotos finde ich unendlich toll und werde jetzt mal dorthin rüber gehen und etwas stöbern :)
    Und schön zu wissen, dass es noch andere „Sociological Images“-Abhängige gibt.

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