Wer an diesem Wochenende die Jugendmesse YOU in Berlin besucht, wird eventuell auch über einen Informationsstand der Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA) stolpern. An dem sollte man aber getrost vorbei gehen, denn die Organisation der Abtreibungsgegner scheut keine harschen Urteile und Verteuflungen schwangerer Frauen, die sich – aus welchen Gründen auch immer – für eine Abtreibung entscheiden. Ausschließlich das Wohl des ungeborenen Kindes steht hier im Vordergrund, während Abtreibung per se als Kindstötung verurteilt wird.
Aus der Presseerklärung von Pro Choice heißt es zur Präsenz bei der YOU:
Die Arbeit von ALFA hat nichts mit Meinungsfreiheit zu tun, denn sie verbreiten wissentlich falsche oder veraltete Informationen und Horrorgeschichten über Schwangerschaftsabbrüche, um Mädchen einzuschüchtern. Z.B. verteilen sie kleine Plastikpuppen, die ein Baby, das am Daumen lutscht, darstellen soll und behaupten, dass ein Embryo in der 10. Schwangerschaftswoche so aussehen würde. Dies entspricht nicht der Realität. Zudem stellen sie u.a. Unfruchtbarkeit und lebenslange Depressionen als zwangsläufige Konsequenzen eines Abbruchs dar. Das ist besonders perfide, da emotionale Probleme mit solchen Plastikpuppen und ihrer unwissenschaftlichen Behauptung, Abtreibung töte Kinder, erst ausgelöst oder verstärkt werden sollen.
Dann doch lieber die Infostände von Pro Familia und dem Zentrum für sexuelle Gesundheit und Familienplanung besuchen, die nämlich auch auf der YOU ausstellen und sicherlich vorurteilsfreier beraten und informieren können.
Know your enemies… Deswegen „sollte man“ vielleicht doch mal stehen bleiben, und wenn es nur für ein kurzes Schmunzeln reicht.
Wer hat die denn bloß da drauf gelassen?!
Danke für den Bericht.
Hab letztes Jahr auch mal so ne Puppe zu geschickt gekommen und finde das nur widerlich.
Hoffe da fallen nicht zu viele Mädchen auf die rein
und was ist mit gendern?!!?
oder ist das hier nicht antisexistisch?
Habe vor zwei (?) Jahren auf der YOU gearbeitet und da war mir auch der Stand aufgefallen. Und zum Schmunzeln regt der wirklich weniger an mit seinen kleinen Fötenfiguren etc…
@ pika: das YOU Management…
Ich freue mich sehr, dass ihr darauf hinweist!
Dieses Jahr ist der ALFA-Stand in der hintersten Ecke des Geländes gelandet. Trotzdem haben sich leider noch eine Menge Jugendliche dorthin „verirrt“.
Habt ihr so viel Angst, daß die ‚Jugendlichen‘ sich eine eigene Meinung bilden könnten? Noch dazu eine, vor der sie beschützt werden müßten? Von Euch? Weil sie ansonsten der Gefahr unterliegen könnten, zu abweichenden Auffassungen zu kommen? Ist mir ein bißchen zu paternalistisch.
Nutheads bleiben nutheads und das Beste was passieren kann, ist, wenn solche Ansichten im grellen Licht der Öffentlichkeit stehen müssen, nicht anders herum.
@Don Gomez: Wenn, dann die Befürchtung, dass die Falschinformationen für bare Münze genommen werden.
@ Don Gomez
Ich schätze du saßt noch nie einer 15-jährigen gegenüber die Angst hatte durch einen Schwangerschaftsabbruch unfruchtbar zu werden oder ihren Eltern/Freunden nichts davon erzählen konnte, weil diese Abtreibung für Mord hielten?
Oder die selber den Gedanken als Mord empfindet, weil sie da letztens so eine niedliche Plastikpuppe gesehen hat aber keinen anderen Ausweg weiß?
Die Situation einer ungewollten Schwangerschaft ist für viele Frauen und Mädchen (+ Partner, Familie) sehr emotional, da bleibt erstmal kein Platz für kritische Auseinandersetzung mit Informationen.
Eine eigene Meinung ist toll und besonders wenn sie auf Fakten baut und nicht auf verängstigenden Fehlinfo’s.
War da und der Stand lag einsam und verlassen (sehr schön), fast genaus einsam war der Stand der PBC. Die stehen weiter vorne und haben auch ihre „Kindstötung im Mutterleib“ Plakate dabei.
Bei Pro Familia und Zentrum für sexuelle Gesundheit und Familienplanung dafür großer Andrang. Hoffentlich zieht sich dass durch die gesamte Zeit der Messe.
Schwangerschaftsabbrüche betreffen nicht per se nur Frauen/Mädchen, sondern all jene, die schwanger werden können (also auch Männder, Trans*männer, sonstige Trans* und Intersexuelle).
Deswegen finde ich es schade, wenn ich in feministischen Veröffentlichungen gerade bei diesem Thema dann doch immer noch nur von Frauen/Mädchen lese. Auch wenn sonst glücklicherweise gerne gegendert und geschlechtergerecht formuliert wird, beim Thema Schwangerschaft (bzw. Abtreibung) werden dann auf einmal doch wieder nur Frauen angesprochen, als wäre Schwangerschaft das weibliche Thema schlechthin. Irgendwie scheint mir das immer so rückschrittlich und schrecklich biologistisch.