Am 25. November, also morgen, jährt sich zum zehnten Mal der internationale UN-Gedenktag „NEIN zu Gewalt an Frauen“ – Anlass für viele verschiedene Verbände, Institutionen und auch Einzelpersonen (in Deutschland, Österreich und weiteren Ländern) mit über 6000 Fahnen und Bannern ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen setzen.
Der Tag geht zurück auf die Ermordung der Schwestern Patria, Minerva und Maria Teresia Mirabal („Hermanas Mirabal“) am 25. November 1960: Die drei Frauen hatten sich gegen die Diktatur in der Dominikanischen Republik engagiert und waren nach monatelanger Folter vom militärischen Geheimdienst umgebracht worden. Mit der (bisher jährlich steigenden Zahl) von gehissten Fahnen wird das Vermächtnis dieser drei Frauen gewürdigt.
TERRE DES FEMMES wird in diesem Jahr im Rahmen von „Frei leben – ohne Gewalt!“ zum 11. Mal an der Fahnenaktion teilnehmen. Die immer noch traurige Aktualität des Themas wird dabei unterstrichen: „Es ist erschreckend, wie viele Mädchen und Frauen von häuslicher Gewalt, Zwangsheirat, Genitalverstümmelung und Zwangsprostitution in Deutschland aber auch weltweit noch immer betroffen oder bedroht sind. Menschenrechtsverletzungen an Frauen sind keine Privatangelegenheit, auch wenn Sie im familiären Umfeld geschehen“, mahnt Christa Stolle, die Bundesgeschäftsführerin von TERRE DES FEMMES.
Die Weltgesundheitsorganisation bezeichnet Gewalt gegen Frauen als eine der größten Gesundheitsrisiken von Frauen weltweit – auch in Deutschland sprechen Ergebnisse von Untersuchungen Bände, wie der Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe zusammenfasst:
Die erste bundesdeutsche Repräsentativuntersuchung zu Gewalt gegen Frauen hat ergeben, dass insgesamt 40 % der in Deutschland lebenden Frauen in ihrem Erwachsenenleben körperliche oder sexualisierte Gewalt oder beides in unterschiedlicher Schwere, Ausprägung und Häufigkeit erlebt haben. Bei den Tätern handelt es sich überwiegend – aber nicht ausschließlich – um männliche Partner oder Expartner.
In vielen Städten finden Aktionen anlässlich des Gedenktages statt. In München wurden Aktionswochen ins Leben gerufen, in deren Rahmen Vorträge, Filme, Diskussionen und Co. organisiert werden (alle Termine kann man hier einsehen). In Berlin wird rund um verschiedene Aktionen inittiert durch die Gleichstellungsbeauftragte an den Dienstgebäuden des Bezirksamtes Pankow die Aktionsfahne gehisst.
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) wird anlässlich des Gedenktages erneut gemeinsam mit anderen Netzwerkpartnern und Verbänden wie in jedem Jahr Kampfsportvereine auffordern, Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskurse für Frauen und Mädchen anzubieten.
Anmerkung: Falls jemand selbst Hilfe oder Informationen benötigt – im Folgenden gibt es einen kleinen Überblick über verschiedene Angebote.
Informationen zu Frauenberatungsstellen und psychosozialer Beratung für die Bewältigung krisenhafter Lebenssituationen (bundesweit) sind beim Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe zu finden, und zwar hier.
Auf der Seite der Frauenhauskoordinierung e.V. kann nach Frauenhäusern in ganz Deutschland gesucht werden.
Die Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen (BIG e.V.) bietet telefonische (030 – 611 03 00) und auch Beratung per Mail oder Chat (hier) für Frauen, die Gewalt erlebt haben, an – aber auch für Personen aus dem Umfeld von Betroffenen, die gerne helfen möchten und Mitarbeiter_innen von Behörden, sozialen Einrichtungen und Institutionen, die mit dem Thema häusliche Gewalt konfrontiert sind. Melden können sich bei allen Stellen auch Personen, die nicht (so gut) deutsch sprechen.
Dieses „NEIN zu Gewalt an Frauen“ stößt mir irgendwie sauer auf. Das klingt für mich so, als ob es Arten der Gewalt gäbe, auf die mensch mit „JA“ antworten kann. „Frei leben – ohne Gewalt!“ finde ich viel schöner formuliert, auch wenn hier dann leider verloren geht, dass an diesem speziellen Tag der Focus auf Frauen liegen sollte.
Die Süddeutsche Zeitung berichtet über sexualisierte Gewalt an Mädchen und Frauen mit Behinderungen. Randbemerkung: Ich persönlich finde ja den Titel der erwähnten Fachtagung etwas, sagen wir mal, sperrig… Aber die Ergebnisse sind erschütternd.
ich war heute (freitag, 13 uhr) auf der kundgebung in münchen und musste ernüchternd feststellen, wie wenig frauen und solidarische männer vor ort waren. ich glaube, der grund dafür liegt darin, dass es immer noch ein absolutes tabu-thema für frauen ist, dass sie opfer von gewalt waren/sind a) aus scham b) aus angst vor den folgen, die bei einer anzeige/veröffentlichung auf sie (und z.t. ihre kinder) zukommen, die da wären z.b.: das opfer lügt, das opfer log schon immer, das opfer ist zu empfindlich, das opfer hat es so gewollt … etc. hinzu kommt, dass das strafmaß für den täter nicht so hoch ist, bzw. kommt es gar nicht zu einer verurteilung. das opfer kann im anschluß an die „ergebnislose“ anzeige tlw. noch mit „racheakten“ seitens des täters rechnen.
außerdem hat gewalt „viele gesichter“, z.b. schweigen viele frauen, wenn sie permanent psychische gewalt mit ihrem partner zuhause oder chef/kollegen am arbeitsplatz erleiden müssen aus berechtigter angst vor dem totalen verlust ihrer lebensgrundlage.
trotzdem: es waren sehr starke und engagierte frauen dort, die tatkräftig weitermachen (siehe u.a. oben).