Im Auge des Shitstorms: Feminist Frequency

6000 Dollar wollte Anita Sarkeesian für ihr neues Feminist Frequency-Videoprojekt über Frauen in Computerspielen – fast 160.000 Dollar hat sie am Ende bekommen, von rund 7000 Unterstützer_innen. Nach 24 Stunden war ihr ursprüngliches Ziel erreicht, nach wenigen Tagen auch ihre schnell hinzugefügten Bonusziele. Damit kam leider auch der Shitstorm, über den wir letzte Woche schon kurz berichteten.

Anita Sarkeesian mit einem Schild 6967 Backers – Thank you!

In diversen Foren organisierte sich Widerstand. Dass sich eine Frau erdreistete und auch noch die langweilige, eindimensionale und klischeebehaftete Darstellung von Frauen in Computerspielen analysieren wollte, war zuviel. Die YouTube-Kommentare, über die Sarkeesian sich auf Twitter schon lange auslässt, wurden noch einmal richtig mit Hasskommentaren überschwemmt, ihr YouTube-Kanal als „Terrorismus“ gemeldet. Außerdem wurde ihre Wikipedia-Seite verunstaltet, damit die Google-Suchergebnisse eklig und die Ergebnisse von beidem als „Trophäen“ zurück durch die Foren gereicht.

„Business as usual“ mag sich die erfahrene Feministin denken und leider ist das auch allerorten zu beobachten. Auch in Deutschlands Medien ist das Thema angekommen, aber die FAZ kann leider trotzdem nicht auf den Hinweis, Sarkeesian sei gar keine bittere Radikalfeministin, verzichten. Als ob das irgendwas ändern würde. Wäre der Shitstorm dann ok? Oder zu erwarten gewesen? Auf der Wikipedia-Gendergap-Mailingliste wird noch mal ausführlich diskutiert, ob die Trolle nicht vielleicht recht hätten und ihr Eintrag gar nicht relevant war (Ergebnis vor Wochen bereits: Sie erfüllt die Relevanzkriterien schon länger.) Dabei erkannte immerhin eine Person, dass Frauen oft durch die Relevanzkriterien hindurch fielen. Damit endete aber das Nachdenken über die Frage, wie und wer Geschichte schreibt und wie Frauen strukturell benachteiligt sind.

Wie wichtig eine kritische Betrachtung von Frauenfiguren in Computerspielen ist, zeigt dann noch einmal der Reboot der Lara Croft-Reihe. Der unglaublich groteske Körperbau ist weg, dafür bekommt sie eine unglaublich groteske Hinter­grund­geschichte: um die Beschützerinstinkte der Spieler(_innen?) zu wecken, müssen sie sich als Lara Croft gegen eine versuchte Massenvergewaltigung wehren… Laut Produzent Ron Rosenberg konnte man(n) sich mit dem Sexobjekt Croft nicht allzu sehr identifizieren. Statt daran zu arbeiten, bedient sich Crystal Dynamics nun der „Damsel in Distress“, also der zu beschützenden, etwas hilflosen Frau. Eines der Themen, die Sarkeesian aufgreifen will!

Dennoch bleibt Hoffnung. Sarkeesian hatte schon lange vor dem Shitstorm viel Geld gesammelt und sich durch die Kackscheiße nicht klein kriegen lassen – nicht zuletzt dank unglaublicher internationaler Unterstützung. Ihre Wikipediaseite wurde rasch gesperrt und gegen Vandalismus geschützt. Die Berichterstattung in den USA war deutlich besser und hat explizit den Sexismus benannt, der am Werk war. Think Progress machte sich Gedanken, wie Männer sich in Diskussionen verhalten könnten. Wenn jetzt noch die Gamesindustrie auf die Kritik hören würde und bessere Spiele macht…

33 Kommentare zu „Im Auge des Shitstorms: Feminist Frequency

  1. Ich hatte den Eindruck, dass der Shitstorm am Ende so übel war, dass reflexionsfähige männliche Gamer ohne ausuferndes Hassproblem verstehen mussten, dass ihre Szene ein massives Sexismusproblem hat. Dafür spricht, dass unter den Kickstarter- SpenderInnen nicht wenige männliche Gamer waren…vielleicht sind einige davon bereit, sich mit dem Thema zukünftig stärker auseinander zu setzen, dann wäre trotz allem etwas gewonnen.

  2. hey, nur kurz zum interessanten artikel, wenn ihr schon von yt comments redet, würde ein link dorthin auch sinn machen, damit der geneigte leser das ein wenig nachvollziehen kann. (oder hab ich was übersehen?)

    desweiteren sollten yt-comments als das wahrgenommen werden, was sie zu 90% sind: als überflüssiger inet-dreck. dort schreiben oft viele (männliche) kiddies die schon aufgrund ihres alters extrem wenig ahnung haben, ich würd das also nicht zu voll nehmen. (auch wenn es damit natürlich trotzdem etwas über die gesellschaft aussagt, nicht das ihr mit eurem ekel unrecht hättet)

    auch ich habe als mann mal gewagt längeres zur doch mindestens seltsamen rollenverteilung oder überhaupt physischen verteilung von frauen in videospielen zu schreiben und die reaktionen erinnerten an peinlichste orklager-kultur.
    hier stechen femisten aller welt grad in ein lohnenswertes, kulturhistorisches bienennest, das selbst auch heute noch so gut wie nur von männern (re-)produziert wird. nur keine rücksicht!

  3. nagut ich bastel mal die links dazu:
    rps, eine der wichtigesten gamer seiten dazu:
    http://www.rockpapershotgun.com/2012/06/13/tropes-vs-women-in-video-games-vs-the-internet/
    hier das besagte yt-vid, über das viele jammern:
    http://www.youtube.com/watch?v=l8I0Wy58adM
    und hier noch ein paar der angesprochenen „tropes“
    (http://tvtropes.org, medien/kultur-klischees):
    http://www.youtube.com/watch?v=uqJUxqkcnKA
    http://www.youtube.com/watch?v=DInYaHVSLr8
    usw..

  4. @totally stressed fan:
    sicherlich hast du mit einem Recht- bei yt schreiben haufenweise „männliche kiddies“ die zwei Minuten später schon wieder vergessen haben, was sie geschrieben haben. Trotzdem sollte man diese Kommentare ernst nehmen, aus zwei Gründen:

    a)sexuelle Gewalt und Androhung von sexueller Gewalt sind für Frauen leider alltäglich und präsent. Das bedeutet konkret: wenn mir jemand bei yt androht mich zu vergewaltigen, weiß ich nicht, wer den Kommentar geschrieben hat. „männliche Kiddies“ mit zuviel Zeit oder genau der eine verrückte misogyne Vergewaltiger, der sich schon meine Adresse rausgesucht hat? Wenn ich Anita Sarkeesian wäre, hätte ich Angst, auf die Straße zu gehen.

    b) deshalb haben die Hasskommentare eine Funktion: sie erzeugen ein Klima der Angst. Das heißt: selbst wenn sie nicht „ernst“ gemeint sind, wirken sie sich auf die Person aus, gegen die sie gerichtet sind. Mobbing, Hate Speech und ähnliches haben eben sehr viel mit Macht über einen Menschen zu tun. Ich verstehe die Kommentare als einen Versuch der Kontrolle über Anitas Projekt.

    Dass diese Kommentare viel über die Gesellschaft aussagen, sagtest Du ja selbst…

  5. @totally stressed fan: Ich hab es tatsächlich nicht direkt verlinkt aber in 2 der verlinkten Posts ging es fix auf:
    http://www.feministfrequency.com/2012/06/harassment-misogyny-and-silencing-on-youtube/

    Außerdem ist ihr YouTube-Kanal genau eine Googlesuche „youtube feminist frequency“ entfernt. Da sind bei vielen Videos inzwischen die Kommentare von ihr deaktiviert worden, beim aktuellen Video finden sich allerdings noch solche Perlen: „I wonder if feminazis will ever stop playing the poor, helpless, pathetic victim game. No. Probably not.“

  6. lautsprecherin: also trotzdem die yt comments ernst nehmen? bist du dir sicher? hilft man damit nicht irgendwie bei deren machtversuch oder so? also private emails oder fb-nachrichten kann ich ja noch verstehen, da wirds privat und unheimlich und auch diese hat besagte filmproduzientin ja anscheinend erhalten, aber wertlose yt-comments? nagut, muss jeder selbst wissen was er im inet ernst nehmen will. bin mir auch nicht sicher ob diese bewusst eine „klima der angst funktion“ haben. die meisten wissen da kaum was sie labern, habe es eh gleich vergessen wie du schon sagst und es ist einfach keinen gedanken wert.
    bei privaten anfeindungen was ganz anderes.

    helga: ja hab ich so dann auch gefunden, wie gesagt direkter link wär auch nich schlecht.

  7. @totally stressed fan

    Ich empfinde deine Kommentare als trivialisierend und bagatellisierend und insbesondere der gegenüber, die diesen Shitstorm aushalten muss(te).

  8. @totally stressed fan: Ja, es gibt (einige!) Frauen, die sich genau wegen solcher Kommentare nicht trauen, im Internet oder an anderer Stelle ihre Meinung zu sagen und sich zu engagieren. Weil sie keine Lust haben, sowas überaupt entgegnet zu bekommen oder weil Ihnen Drohungen Angst machen. Vielleicht ist ihnen schon mal was schlimmes nach einer Drohung passiert ist. Vielleicht haben sie auch einfach nur besseres zu tun, als sich im Internet ankotzen zu lassen. Aber genau das ist der sexistische Normalzustand der Gesellschaft!

    Bitte nimm das an (nach drei Erklärungen) und gehe nicht von „eh wertlos“ oder „kann man nicht für voll nehmen“ aus.

  9. „aber die FAZ kann leider trotzdem nicht auf den Hinweis, Sarkeesian sei gar keine bittere Radikalfeministin, verzichten. Als ob das irgendwas ändern würde. Wäre der Shitstorm dann ok? Oder zu erwarten gewesen? “

    Ok natürlich nicht, aber wohl leider zu erwarten gewesen. Wenn schon eine „nichtradikale Feministin“, und eine ausgesprochen gutaussehende noch dazu (ok, ist nebensächlich, aber ich möchte es nicht unerwähnt lassen), ekligen Shitstorm auf eine harmlose Analyse erntet, was wäre erst los gewesen, wenn sie sämtliche Vorurteile bedient hätte, die Feministinnen nachgesagt werden?
    Vielleicht wäre die ganze Aktion dann auch weniger ernst genommen worden, man hätte sich über sie lustig gemacht, nach dem Motto „was will man von einer Radikalfeministin auch anderes erwarten?“ Aber weil dem eben nicht so ist, ist ein von Angst getriebener Beißreflex entstanden. Weil sie wohl genau ins Schwarze und einen wunden Punkt getroffen hat.

    Für mich ist es ein Beweis dafür, dass eine Frau in einer sexistschen Gesellschaft keine Radikalfeminstin sein, sondern einfach nur eine Meinung vertreten muß, die dem sexistischen Mainstream widerspricht, und schon gehts los mit dem Harassment.

  10. @onyx: was mich auf den Gedanken bringt, dass es die Belohnungen (der sog. Frauenbonus) gar nicht fürs gute Aussehen gibt, sondern fürs Klappehalten.

  11. @totally stressed fan:

    Die Taktik „Ach-einfach-ignorieren-dann-hört-er/sie-wieder-von-alleine-auf“ hat noch nie funktioniert. Nie.

  12. @Medusa danke hierfür „

    was mich auf den Gedanken bringt, dass es die Belohnungen (der sog. Frauenbonus) gar nicht fürs gute Aussehen gibt, sondern fürs Klappehalten.

    deckt sich mit meinen erfahrungen. schwarz auf weiss bringt mich das jetzt auf ideen..

  13. Die Videogaming-Community kommt leider überhaupt nicht damit klar, wenn jemand ihnen vorhält dass das, was sie in ihrer Freizeit tun, wo ihr Herz dran hängt und womit sie zahllose positive Erinnerungen und Gefühle verbinden, Mist ist. Ähnliches Drama gibt es wenn der „Videospiele und Gewalt“-Zug mal wieder durch die Medien fegt oder ein renomierter Mensch sich erdreistet die Behauptung aufzustellen, Videospiele sein keine „Kunst“.

    Beim Thema Sexismus verschärft sich das noch mal durch die Topoi, die sowohl die Spiele inhaltlich pflegen, als auch große Teile der Spielerschaft zur Identitätskonstruktion verwenden. Spielethemen sind häufig (positiv besetzte) Gewalt, Soldatentum, Kameradschaft, Wettkampf.Man versteht sich als Männergemeinschaft in der Frauen nicht mithalten können und als einen Schutzraum in dem man das „Gehirn abschalten“ kann und sich hemmungslos dem hingeben darf, was man als Spaß definiert. (zumeist Brüste und Explosionen). Frauen haben da nix zu suchen, werden verbal niedergemacht, verspottet oder als Sexualobjekt verstanden ( http://fatuglyorslutty.com/ und http://www.notinthekitchenanymore.com/ sammeln einige der Ausfälle, die sie bei Onlinespielen hören und lesen müssen). Die erwähnten Youtube-Kommentare sind da eben keine Ausnahme, sondern verdeutlichen nur, wie tief diese Probleme eigentlich sitzen.

    Und das zieht sich halt durch die gesamte Spieleindustrie, egal ob Spieler, Spielepresse oder Spielehersteller. Jede Kritik wird in irgendeiner Form als Angriff gewertet der den „Spaß“ kaputtmachen will. Stattdessen suhlt man sich in sexistischen Klisschee und kürt, im Modus völliger Selbstverständlichkeit, die „besten Babes“ der letzten Spielemesse. Die etwas reflektierteren spielen hier auch gerne die Ironie-Karte.

    Das paradoxe an diesem konkreten Fall ist ja noch, dass Frau Sarkeesian (abgesehen von ein paar Sekunden Demovideo) ja noch gar keine Aussagen gemacht hat. Aber alle sind sich im klaren was kommen wird und das macht Angst. Wer ist schon gerne im offensichtlichen Unrecht? Es gibt inzwischen sogar den trotzigen „Gegen-Kickstarter“, der Männerfeindlichkeit in Videospielen dokumentieren soll. http://www.youtube.com/watch?v=Nw-sjAICwKg als wären die (durchgängig positiv konnotierten) stereotypen Männerdarstellungen auch nur ein ansatzweise vergleichbares Problem.

  14. hallo Ben!
    danke, dass du Helgas Artikel noch mal mit eigenen anspruchsvollen Worten umschrieben hast. Beinahe hätte ich ihn sonst weder verstanden noch ernst genommen.

    /ironie off

    Helga, danke für den Artikel, Anita Sarkeesian ist eine extrem coole Sau!

  15. Gute Zusammenfassung dieser Ereignisse! Die Ruhe, mit der Anita Sarkeesian das alles handhabt, ist einfach bewundernswert.

    Es sollte im Übrigen auch nicht übersehen werden, wieviel rassistischer und besonders antisemitischer Hass den sexistischen Kommentaren beigemischt ist. In den Youtube-Kommentaren finden sich die abscheulichsten Tiraden gegen Juden, die ich hier gar nicht zitieren möchte. Und das, obwohl Anita Sarkeesian laut eigener Auskunft armenischer Abstammung ist, was man auch bei Wikipedia nachlesen kann — oder anhand ihres Nachnamens ohnehin vermutet hätte, hätte man mal kurz drüber nachgedacht. Nicht dass noch ein Beweis dafür benötigt würde, dass diese Trolle nicht viel nachdenken.

  16. Hier muss ich mal als Gamer posten und mich nen bessiel zu outen.

    1) Die meisten Gamer sehen auch die Probleme die ihrer Games haben und wollen auch das sie gelöst werde.

    2) Leider gibt es Millionen von Gamer die geren Computerspilen und so sind 1% Problematische Gamer leider immer noch Tausende. So kommt es oft vor das eine risige Masse nur pöbeln kann, wobei sie in Relation eigentlich unter die 1% fällt.

    3) Gamer werden auch mit der Zeit erwachsen, und so bigt es untern ihnen nu mal leider auch die Gruppe die sich meist ihre Geweihe im internett abstoßen zu müssen. Was nach meiner Meinung eine Folger der Fersesehrien ist wo immer alle Gefühle massiv ausgelebt werden müssen und so nicht gelernt haben das ihre Gefühle enend auch anderswo seicht ausleben können.

    4) Wir Gamer „HASSEN“ es auch wenn mal wieder der Hintergrund eines Charakters komplet über den Haufen geworfen wird, nur weil ein Desinger meint so sei es nun besser und richtig. Hintergründe sollten sich entwikeln und ebend auch die Charaktr wieder spiegeln, so sollten Sachen die nun mal passiert sind so belassen werden da sie ebend die Geschichte der Welt wiedergeben, und eine Neue Entwiklung sollte in jetzt Passieren.

    Ein Beispiel ( Englisch ) an einen Weiblichen Charakter der auch recht belibt war / ist und auch eine Probleme mit Sexismus hatte/ hat :
    http://thatguywiththeglasses.com/videolinks/linkara/at4w/5109-amazons-attack-prologue

    Zusammenfassung:

    Eigenltich mögen die Meisten Gamer die gleichen Sachen auch nicht, und die ewig gleichen Typen ind den Spilen öden sie auch mit der Zeit an und sie würden gerne mal was neues sehen und was neues erleben. Aber die Mainstream Kultur verhindert meist das grosse Firmen sich wirklich kritisch mit ihren Werken auseinandersetzen weahalb die Gamer wohl auch über ein solches Project sehr froh sind und sich einen aufbrechung von verkrusteten Strukturen wüntschen.

  17. @totally stressed fan:
    Genau das „gedankenlos daher plappern und sofort wieder vergessen“ ist ja das Problem, egal ob auf yt oder auf der Straße. Ein einziger bescheuerter Satz genügt, um einen anderen Menschen tief und womöglich fürs Leben zu verletzen. Daß es womöglich nichtmal mit Absicht geschah, ist unerheblich.

    Wenn du mal einige Zeit damit verbracht hast, Menschen wieder aufzubauen und ihr Selbstwertgefühl zu reparieren, wirst du verstehen, was an einem einzigen solchen Satz so verheerend ist. Das hat jetzt nichtmal was mit Gamern oder Geschlecht zu tun, sondern ist eine grundsätzliche Frage der persönlichen Ethik.

  18. Yo Tusoalsob, du brauchst dich nicht zu „outen“, auch unter uns sind viele Gamer_innen. Deine 1%-Theorie wage ich zu bezweifeln.

    @Helga Bei ThinkProgress stehen ja schon einige haarsträubenden Sachen. Z.B. dieses „wh*re ist nicht für alle sexistisch“.. oO Überhaupt, diese Samthandschuh-Taktik, um Männer* nicht zu erschrecken.. Sone „Verbündeten“ will ich gar nicht. Und die Behauptung einer irgendwie heimlich antisexistischen silent majority ist (wie Tusoalsobs 1%) Unsinn. Die schweigende Mehrheit besteht – Achtung, anekdotisch – aus normal-sexistischen Nicht-Trollen.

  19. slowtiger: ok, das ist schon ein punkt. vllt seh ich das einfach nicht mehr so, weil ich aufgrund eigener erfahrungen ein sehr dickes fell habe. aber bei dem was du sagt erinnert mich das schon irgendwie auch an früher.
    ich glaub nur nicht das man gegen pupertäres geplapper viel machen kann, außer eben es nicht ernst nehmen. aber ok, das fällt vllt nicht immer leicht.

  20. @totally stressed fan

    ich glaub nur nicht das man gegen pupertäres geplapper viel machen kann, außer eben es nicht ernst nehmen.

    Ich finde, es reicht allmählich!

  21. @totally stressed fan: Wenn das mit dem dickeren Fell und dem Nicht-ernst-nehmen für dich funktioniert, ist das prima und ich freue mich, wenn dich verbale Angriffe nicht davon abhalten können, dich zu positionieren oder zu engagieren. Inzwischen wurde aber mehrfach deutlich darauf hingewiesen, dass die Forderung, alle anderen sollten es am besten ebenso machen, da es eh keine andere Möglichkeit gäbe, zutiefst problematisch ist. Auch wenn es dir möglicherweise nicht bewusst ist: Das ist victim blaming. Das einzige, wirklich EINZIGE Problem liegt hier bei den Leuten, die sowas machen – trollen, beleidigen, diffamieren, bedrohen etc. Wenn diese Angriffe auf eine Persönlichkeitsstruktur oder Randbedingungen treffen, die es der Betroffenen ermöglichen, sich das nicht zu Herzen zu nehmen: Glück für die Betroffene. Erwarten kann man das aber keinesfalls. Und wir sollten uns nicht anmaßen zu beurteilen, welche Kommentare auf welchem Kanal besonders schlimm und einschüchternd für die jeweilige Person sind – die Bewertung, was „harmlos“ ist und was ernst zu nehmen, sollten wir denen überlassen, an die die Kommentare gerichtet werden. Fakt ist: Solche Angriffe halten Menschen davon ab, sich online zu bewegen. Das ist skandalös. Und das gehört ernst genommen und thematisiert, nicht kleingeredet (z.B. indem man es als „pubertäres geplapper“ abtut und nebenbei noch unzulässig auf eine bestimmte Altersgruppe verlagert) und individualisiert. Das hilft nicht weiter und verleugnet außerdem, dass „das Internet“ und „das echte Leben“ nicht so feinsäuberlich von einander zu trennen sind. Natürlich ist allen Netzaktivistinnen zu wünschen, dass sie möglichst wenige Verletzungen durch Reaktionen auf ihre Arbeit davon tragen. Aber bitte nimm zur Kenntnis, dass die Strategie „Dickeres Fell“ nicht für alle Menschen eine Option ist. Und selbst wenn es das wäre: Das grundsätzliche Problem würde dadurch nicht beseitigt.

  22. @totally stressed fan:

    Ja, man soll yt- Kommentare ernst nehmen. Klar, es sind nur „dumme Sprüche“. Aber alle Menschen, die keine heterosexuellen weißen Männer ohne körperliche Einschränkung (…) sind, lesen hören und ertragen „dumme Sprüche“ jeden Tag. Das zerstört Menschen! Es zerstört sie wörtlich. Sie brauchen kein dickes Fell, sondern eine Kultur, in der menschenverachtendes Verhalten nicht geduldet wird.

  23. @Lautsprecherin:
    „alle Menschen, die keine heterosexuellen weißen Männer ohne körperliche Einschränkung (…) sind, lesen hören und ertragen “dumme Sprüche” jeden Tag.“ –

    Schönen Dank auch, daß du mir wg nicht von mir zu verantwortender körperlicher Eigenschaften absprichst, jemals selbst betroffen zu sein von Hate Speech, Bullying und dergleichen. Man könnte in deinen Satz sogar hineinlesen, daß ich automatisch Täter bin. Aber so hast du das sicher nicht gemeint, schließlich sind wir hier vorurteilslos und gegen jede Sippenhaft …

  24. @slowtiger: Aus dem Zitat ergibt sich nur, dass bestimmte Personengruppen quasi jeden Tag „dumme Sprüche“ ertragen müssen. Es spricht niemandem ab, Opfer von Mobbing/Bullying zu werden. Dort steht schon gar nicht, dass irgendwer automatisch Täter sei. Auf solche Unterstellungen und absichtliches Falschverstehen bitte verzichten!

  25. @slowtiger: Hä? Nichts von dem, was du behauptest, steht dort geschrieben. Wenn du irgendwo den Satz liest „Birnen schmecken gut und haben viele Vitamine“, würdest du sagen, dass da gleichzeitig steht „Äpfel schmecken widerlich und sind total ungesund“? Helga hat ja schon alles erklärt, aber ich war zu erstaunt von deiner Interpretation, um das so stehen zu lassen.
    (Nebenbei bemerkt: Wer ernsthaft von sich behaupten kann, total vorurteilslos zu sein, muss auf einem anderen Planeten aufgewachsen sein. Und gesellschaftliche Machtverhältnisse und die Achsen, anhand derer sie sich strukturieren, zu benennen, hat nichts mit „Sippenhaft“ zu tun.)

  26. slowtiger: ja, mobbing kann alle betreffen. aber _wegen_ der zugehörigkeit zu eiiner bestimmten gruppe doof angesprochen und verbal terrorisiert zu werden ist das privileg der nicht-privilegierten. glaube, es dürfte auf diesem planeten nur sehr sehr wenige fälle gegeben haben, wo weiße männer deswegen gemobbt wurden, _weil_ sie weisse männer sind.

  27. „Laut Produzent Ron Rosenberg konnte man(n) sich mit dem Sexobjekt Croft nicht allzu sehr identifizieren. Statt daran zu arbeiten, bedient sich Crystal Dynamics nun der „Damsel in Distress“, also der zu beschützenden, etwas hilflosen Frau. Eines der Themen, die Sarkeesian aufgreifen will!“

    Die Aussage, dass die männlichen Spieler Lara „beschützen“ wollen finde ich auch daneben, falls es denn tatsächlich so gesagt wurde. Ich habe den Trailer angeschaut und finde daran nichts zu bemängeln..hier wird eine Frau gezeigt, die in eine verzweifelte Situation gerät, aber sich aus EIGENER Kraft befreit. Von Massenvergewaltigung habe ich da nichts gesehen…klar ist es in dieser Situation realistisch dass dies die Absicht der Gegner sein könnte, aber man kann die Szene auch anderst interpretieren. Sonst dürfte ja niemals ein Spielplot vorkommen, wo eine weibliche Figur von einer überwiegend Männlichen Gegnercrew gefangengenommen wird…

  28. @Sina: Ja, leider ist Rosenberg der Meinung, dass Spieler(innen?) sich nicht mit einem weiblichen Charakter identifizieren können.

    „When people play Lara, they don’t really project themselves into the character“
    „They’re more like ‚I want to protect her.‘ There’s this sort of dynamic of ‚I’m going to this adventure with her and trying to protect her.'“
    „She’s definitely the hero but— you’re kind of like her helper“

  29. @Helga

    Ob nun Lara Croft oder Gordon Freeman:
    Ich hab mich noch nie mit einem Videospiel-Charakter identifiziert, dafür aber öfters einen Beschützerinstinkt für NPCs entwickelt.
    Häufig habe ich Spiele so gespielt, das nicht nur der Level überstanden wurde, sondern auch so das möglichst viele der NPCs am Leben geblieben sind.

    IMHO liegt das daran das die meisten Videospiel-Charaktere keinerlei Chance bieten einen Charakter auszuspielen sondern den Spieler in vorgefertigte Handlungen zwängen in denen man nur eingeschränkte Handlungsfreiheit hat.
    Das liegt in der Natur dieser Art von Spielen und ist IMHO auch nur im klassischen Pen & Paper RPG möglich.

    Gleichzeitig ist man als Videospiel-Charakter auch unsterblich. Egal wie oft man draufgeht, am Ende übersteht man jede Gefahr.
    Viel reizvoller ist es, dafür zu sorgen das die NPCs am Leben bleiben, die diese Art von Unsterblichkeit nicht besitzen.

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