Facebook ist ja wirklich oft ganz hilfreich: Da klicke ich bei allen meinen Lieblingsseiten auf den Daumen-nach-oben-„Gefällt mir“-Button, schon kommen die Neuigkeiten im Sekundentakt in meine Timeline geschoßen. Neben all den nützlichen Nachrichten- und Infoportalen gibt es auch von Einzelpersonen oder Kollektiven ins Leben gerufene Seiten, auf denen sich Gleichgesinnte vernetzen können (um z.B. Ideen für diskriminierungsfreie Schimpfwörter zu sammeln).
Wenn es so leicht ist, eine eigene Seite auf Facebook einzurichten, birgt das aber leider auch die Gefahr, dass grober Bockmist die Runde macht: Die folgende englischsprachige Seite – „You know shes (sic!) playing hard to get when your (sic!) chasing her down an alleyway„, zu deutsch: „Du weißt, dass sie sich ziert, wenn du ihr bis in die Gasse hinterherjagen musst“ – ist leider kein Einzelfall und ein Aufenthalt auf dieser Seite von zehn ekelhaften Minuten offenbart, was der Titel bereits impliziert: Vergewaltigungswitze, Gewaltverherrlichung und Sexismus. Aber hey, reg dich doch nicht auf! Alles nicht so schlimm, ein paar Witzchen unter Kumpels in der Eckkneipe, mehr nicht! Finden zumindest über 176.700 „Fans“ dieser Seite – und auch Facebook.
Barbara Hannah Gruffermann von der Huffington Post setzt diese Seite in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext: Solche „Spaß“-Seiten sind nur möglich, weil wir in einer so genannten culture of rape bzw. rape culture („Vergewaltigungskultur“) leben, in der vergewaltigungsverherrlichende Seiten ohne Sanktion von offizieller Seite (in diesem Fall: Facebook) existieren können und kontinuierlich zu deren Normalisierung beitragen.
Was tun? Zum einen können Facebook-Nutzer_innen auf die Seite gehen und diese melden (links unten). Vorsicht: Nicht aus Versehen auf „Gefällt mir“ drücken (auch wenn die Hände vor Wut zittern). Facebook präsentiert dann eine Liste von möglichen Gründen, unter denen selbstverständlich nicht „Diese Seite ist voll mit Vergewaltigungswitzen und ich bin mächtig stinkig“ steht, aber eine Möglichkeit wäre es, den Punkt „Gewalt oder verletzendes Verhalten“ anzuklicken.
Ihr könnt ebenfalls eine Petition unterschreiben (deutscher Text siehe unten), die sich dafür einsetzt, dass die Seite nicht nur gelöscht wird, sondern dass Facebook auch eine Melde-Option einführt, die die Verherrlichung von sexualisierter Gewalt sanktionierbar macht.
Als Unterzeichner_innen glauben wir fest daran, dass Facebook die Option bereitstellen sollte, Seiten oder Kommentare, die sexuelle Gewalt verharmlost/billigt, zu melden. Diese Seiten sollten von Facebook entfernt werden, weil sie gegen die Facebook-Richtlinien verstoßen (Abschnitt 3: Sicherheitspunkt 7), die besagen, dass verabscheuungswürdige oder bedrohliche Kommentare unterlassen werden sollten. Derartige Gruppen weiterhin zu erlauben, dient der Normalisierung einer rape culture.
Möglichkeit 3: Ein Leben ohne Facebook.
Im Leben ohne facebook gibt es die „Witze“ und die Menschen aber auch genauso, ich weiß ja nicht in welchem Elfenbeinturm Irene sitzt, in dem sie dieser Realität ausweichen kann indem sie nicht bei facebook ist. Ich fände es gut, wenn es hier bzw. auf „unseren“ Seiten in facebook und sonstwo im Netz immer mal Hinweise gibt, was zu melden wäre, ich poste das auch weiter.
Eine Meldeoption bringt auf Facebook gar nichts.
Von einer Bekannten, die ein Profil bei Facebook hat, wurde ein Fakeprofil mit ihren Fotos erstellt (die von ihrem original Facebook Profil geklaut wurden), obwohl dieses Fakeprofil schon vor einem halben Jahr von mehr als 50 Leuten gemeldet wurde, wurde bis heute nichts getan, es existiert immer noch. Diese Meldeoption ist bei Facebook doch der reinste Witz.
@Caramel: Ja, der Eindruck drängt sich leider auf, es gibt Beispiele von extrem menschenverachtenden FB-Seiten, denen zahlreiches Melden gar nichts anhaben konnte. Deshalb darf es bei der reinen Meldeoption auch nicht bleiben – Facebook muss sich verpflichten, auf Meldungen auch zeitnah zu reagieren. Wichtige Forderung!
„Ein Leben ohne Facebook“ heisst auch: dieselben Rechte als Männer haben Frauen nicht: auf eine öffentliche Website zu gehen, ohne dass sie indirekt gedroht werden.
Wilkommen in die Männerwelt. Bei Irene bzw. diesen Facebook-Gruppen erfreuen wir uns an den guten alten dunklen Zeiten.
Danke Jo, hab genau das sagen aber nicht so prägnant ausdrücken können.
Seite bei FB gemeldet, Petition unterzeichnet. Ob’s was bringt?
Schlimmer noch finde ich das seit einiger Zeit kursierende „It’s not rape, it’s surprise Sex!“ Mem. (Beispiel: http://images.cheezburger.com/completestore/2010/5/3/129173880591592400.jpg) Im Gegensatz zu den FB-Gruppen ist das nämlich überall.
Piratenweib, stimmt, dass grosse, spürbare Ergebnisse aus Meldungen/Unterzeichnungen nicht so oft kommen. Aber ohne melden, unterzeichnen kriegen wir gar nichts ausser einer stärkeren Vergewaltigungskultur.
Vielen Dank für die Mithilfe. Ich werde auch, sobald ich wieder zu Hause bin.
Mithilfe… Oops. Soll „Hilfe“ sein. (Soll eigentlich mehr schalfen.)
würg.
Habs mal weitergeschickt…
man könnte auch den zweiten punkt, „hassreden“ auswählen, da erscheint ein untermenu mit verschiedenen kategorien – da ist auch geschlecht dabei.
@caramel: früher bei myspace funktionierte es super, copyright geltend zu machen. in dem fall deiner bekannten hätte es vielleicht mehr gebracht, die seite zu melden, weil wegen der kopierten fotos urheber- und persönlichkeitsrechte verletzt werden.
tumblr macht mich regelmäßig auf derartige facebook-seiten aufmerksam, die es leider wie sand am meer zu geben scheint. sie zu melden bringt offensichtlich gar nichts. verdächtig erschien mir aber die nachricht, dass eine protestseite innerhalb weniger tage von facebook gelöscht wurde. habe leider keinen link mehr zu diesem post. wäre mir auch lieber wenn das nicht stimmen würde.