Jedes Jahr wird auf dem Herbsttreffen der Frauen in den Medien die „Saure Gurke“ verliehen. Das ist eine … nun ja, „Auszeichnung“ für den frauenfeindlichsten Medienbeitrag des Jahres.
Auch dieses Jahr soll der Preis auf dem Medienfrauentreffen vom 5. bis 7. September in Wien vergeben werden. Vorher könnt ihr schnell noch eure Vorschläge einreichen. Es sollten Beiträge sein, in denen Frauen gar nicht vorkommen, in denen sie ausschließlich über ihren Körper definiert werden oder in denen den Zuschauerinnen und Zuschauern überidealisierte Rollenmodelle aufgezwängt werden – so die Kriterien der Frauen in den Medien.
Im letzten Jahr wurde übrigens die Kochsendung „Lafer! Lichter! Lecker!“ mit einer Sauren Gurke bedacht. Die Begründung der Jury:
(…) Da werden aus weiblichen Gästen schon mal „Täubchen an seiner Seite“ oder „nougatgefüllte Marzipanpralinen auf zwei Beinen“. Und Hühnerbrüstchen bekommen eine ganz neue Bedeutung. Der Stammtisch mit seiner klaren Rollenzuteilung hat ein neues Zuhause in der Küche gefunden (…)
Ich habe neulich eine Doku über Kanalarbeiter und Klärwerkstaucher gesehen. Dort kamen keine Frauen vor. Saure Gurke iss nur ÖR, weshalb ich meinen Vorschlag leider nicht einreichen konnte..
@Nils: was willst du denn damit jetzt sagen? Dass man ruhig frauenfeindliche Witze im Fernsehen reißen darf, weil es ja keine weiblichen Kanalarbeiter und Klärwerkstaucher gibt? Vielleicht stehe ich ja gerade auf der Leitung, aber das ist das, was ich aus deinem Kommentar herauslese.
@Lini: Ich glaube, Nils meint, dass das Kriterium „Keine Frauen kommen im Beitrag vor“, um für eine Saure Gurke nominiert zu werden, nicht immer Sinn macht. Was sein Beispiel, sofern es nicht frei erfunden ist, recht hübsch belegt.
Das „Keine Frauen kommen im Beitrag vor“ alleine nicht ausreicht um Die Saure Gurke zu erhalten ist klar, deswegen denk ich mal sind da noch die paar Unterpunkte.
Wobei ich persönlich den Vorschlag auch gelten lassen würde weil in Reportagen über Kanal-, Klärwerk-, Müllarbeit selten die Abwesenheit von Frauen thematisiert wird und wenn dann oft nur mit dem Satz „Wenn Frauen Gleichberechtigung wollen sollen sie auch hier arbeiten“.
Dass viele solche Betriebe weder die Struktur noch den Willen haben Frauen einzustellen wird da nicht berücksichtigt. Muss ja schließlich so rüberkommen als wollten Frauen sich nur die (vermeintlich ) besten Krümel rauspicken. :/
@Cher: Ein „Unterpunkt“ ist z.B., dass sie auch im Text nicht vorkommen. Denke, auch das war der Fall.
Und ja, ich finde es überzogen, von einem Bericht über einen *männlichen* Beruf zu fordern, dass die Abwesenheit von Frauen thematisiert wird. So eine Forderung würde auf mich ziemlich narzisstisch wirken.
Und nein, auch wenn der Beitrag von den ÖR wäre, glaube ich nicht, dass die Verantwortlichen diese Nominierung ernsthaft in Erwägung ziehen würden.
@ Nils: Du weißt doch, es hilft immer, auch mal zuerst auf den einen oder anderen Link zu klicken und ein bisschen zu lesen, bevor man kommentiert. Ich hab das oben kurz gefasst, ausformuliert heißt diese Bedingung, dass es in dem Beitrag um ein Thema geht, das eigentlich auch Frauen betrifft, in dem Frauen eine Rolle spielen o.ä. – im Beitrag aber trotzdem keine Frauen vorkommen.
@Susanne: Deine ist die „vernünftige“ Interpretation. Im Link ist die Bedingung, dass Frauen, „gemessen am Thema und der gesellschaftlichen Realität, nur marginal erscheinen“ ein Punkt von vielen. Und nicht bei allen anderen Punkten kommt dieses „gemessen am Thema …“ vor.
@Susanne: Ja, das weiß ich wohl.
„Rosinenpickerei“ wäre ein verunglückter Begriff. Es geht nicht um den Ekelfaktor, sondern darum daß diese Jobs brandgefährlich sind. Darum, daß das Leben eines Mannes als entbehrlicher betrachtet wird. Was aber kein Vorwurf an „Frauen“ oder „Feminismus“ sein soll, sondern an Rollenzuschreibungen.
Der Vorwurf an „Die Saure Gurke“ ist, daß Rollenzuschreibungen aus einer reduzierten Perspektive heraus betrachtet werden. Es ist in meinen Augen ein Unding, daß innerhalb des ÖR eine derart einseitige Bewertungsinstanz etabliert wird.
@ Diese „Bewertungsinstanz“ ist einseitig, weil sie eben durch eine Gruppe von Frauen mit einem bestimmten Anliegen gegründet wurde. Die Idee ist eben, die Rolle der Frau in den Medien zu kritisieren. Ganz und gar wünschenswert wäre es, wenn auch Männer eine solche Kontrollinstanz gründen würden und sexistische Rollenzuschreibungen für Männer in den Medien öffentlich kritisieren würde.
Und um nicht bei den Geschlechtern hängen zu bleiben, würde ich auch jede Gruppe unterstützen, die kritisiert, dass zu wenig Homosexuelle in den Medien vorkommen oder wenn, dann nur als Karikatur, genauso wie Migrantinnen und Migranten und Behinderte. Aber ich denke, man kann nicht von einer Gruppe verlangen, alle Interessen zu vertreten. Da bin ich relativ nachsichtig.
„Rosinenpickerei“, oder:
Wie die Maskus sich mal wieder an 6 Worten hochziehen um einen Diskussionsthread zu kapern.
@flawed: Ohne das Hochziehen an diesen sechs Worten gäbe es gar keinen Diskussionsthread zum Kapern!
..womit wir wieder beim Thema „andere Baustelle“ wären. Merkwürdig nur, daß dann wiederum „Maskus“ (imho z.T. zu Recht) immer wieder für ihre einseitige Sicht auf Rollenzuschreibungen kritisiert werden.
Lobbyarbeit hat im ÖR nichts zu suchen, nicht ohne Grund hat Eva Herman ihren Tagsschau-Sprecherin Job aufgegeben. Was gäbe es für einen Aufschrei, wenn aus Kreisen der Mitarbeiter des ÖR eine „stinkende Zigarre“, eine „rote Socke“ oder eine „Lila Latzhose“ vergeben würde.
Solche „Kontrollinstanzen“ haben im ÖR nichts zu suchen.
P.S.: Wenn es nur um die benannten Punkte ginge, wäre ich ja vielleicht noch nachsichtig. Wenn aber Sendungen wie „Frauen und Kinder zurerst“ an den Pranger gestellt werden, dann hört der Spaß auf.
Einseitig-Radikalfeministische Sendungen, die Väterrechtsbewegte pauschalisierend stigmatisieren werden auch nicht an den Pranger gestellt.