In der taz kommentiert Ines Kappert die am letzten Sonntag ausgestrahlte Sendung von Anne Will „Der Fall Kachelmann – Justiz-Alltag oder Promi-Pranger?“ (Video), die sich u.a. mit der Frage beschäftigte, ob der Promifaktor einen Malus darstelle, wenn es um Vergewaltigung geht. Kappert kritisiert, dass diese Frage den Eindruck erwecke, dass eine große Anzahl von Opfern den Vorwurf der sexuellen Gewalt nur erhebe, um Männer – insbesondere Prominente – nachhaltig zu schädigen. Kappert argumentiert:
Eine 2009 an der Londoner Metropolitan University erarbeitete europäische Vergleichsstudie zu sexueller Gewalt geht davon aus, dass es in Deutschland jährlich zu rund 3 Prozent Falschbezichtigungen kommt. Die Ziffer mag bei Prominenten höher liegen – doch auch das rechtfertigte mitnichten die in der Öffentlichkeit verbreitete Annahme, Frauen tätigten regelhaft unzuverlässige Aussagen und müssten daher besonders hart in die Mangel genommen werden.
Kappert kritisierte auch Hansjürgen Karges Aussage, dass er seiner Tochter im Falle einer Vergewaltigung davon abraten würde, die Polizei einzuschalten.
[Dass Frauen, die eine Vergewaltigung anzeigen, eingehend geprüft werden] ist belegbare Praxis, weshalb der Ex-Generalstaatsanwalt Karge Frauen pauschal davon abriet, den Rechtsweg zu suchen. Als Staatsanwalt solle er so etwas zwar nicht sagen, aber: Die Frauen würden in einer Weise befragt – hätte er eine Tochter, er würde ihr diese Tortur nicht nahelegen. Das also war die Botschaft auf einem der besten TV-Sendeplätze: Frauen, egal was passiert ist, tut euch das nicht an. Hände weg von den Anzeigen wegen Vergewaltigung!
Als Anne Will fragte, ob das die „Botschaft des Falles Kachelmann sein soll“, bekam sie sowohl von Hansjürgen Karge als auch von Alice Schwarzer, ebenfalls Gast der Sendung, lediglich die Antwort: „Ja, leider!“.
via Mädchenblog.
Update: *Trigger Warnung*: Einige Kommentare enthalten detaillierte Beschreibungen und triggernde Bilder.
da ich keinen fernseher habe, muss ich mir sowas zum glück nicht ansehen, aber selbst auf diesem wege schockiert es mich! der mann hat sich damit für sein amt absolut disqualifiziert. und alice schwarzer, tja, wir verdanken ihr in deutschland viel, aber jetzt müssen wir wohl langsam selber weiter machen…
sie hat aber recht. leider.
klar, ich bin auch dafür, daß diese schweine angezeigt werden und bestraft werden!!!
aber 2 freundinnen von mir haben das getan und laut deren erzählung (ich gehe jetzt NICHT ins detail) war die untersuchung in etwa so traumatisch wie das erlebnis selbst.
ich finde, man sollte diesen artikel/den fall kachelmann/… NICHT dazu verwenden, um karge und schwarzer zu kritisieren. sie haben eine fiese wahrheit ausgesprochen, also: üble mißstände offen ausgesprochen. den opfern vorzugaukeln, die anzeige durchzuziehen, OHNE sie drauf hinzuweisen wie krass das sein kann ist unfair.
vielmehr sollte man diese aussagen zum anlaß nehmen, diese mißstände (also untersuchungsmethoden, mangelnde psychologische schulung der polizistInnen, die die untersuchung durchführen,…) anzuprangern, in die öffentlichkeit zu bringen und zum großen thema zu machen, damit sich mal was verändert!
das scheint mir sinnvoller, als einfach mal wieder der schwarzer den schwarzen peter in die schuhe zu schieben.
@ Steffi
Wieso hat er sich disqualifiziert?
Er hat scheinbar klar zwischen privater Meinung und beruflicher Praxis unterschieden. Denn er meinte, dass er es als Anwalt nicht sagen dürfe. Darf man für seine Ämter, Berufe keine PRIVATEN Meinungen mehr haben? Ist man dann automatisch disqualifiziert?
Ausserdem ist es doch nur logisch, was er sagt. Jeder der mal Opfer oder Täter einer Tat war und diese im Beisein anderer später darlegen muss, weis, wie demütigend das sein kann. Hast du noch nie im emotionalen Stress Scheiße gebaut und musstest dich später im vernünftigen Zustand glaubhaft entschuldigen? Warst du nie Opfer einer Tat und musstest später glaubhaft Skeptikern vermitteln, wie schlimm diese Tat für dich war?
Wenn dein Leben bisher perfekt verlief und du den ersten Stein werfen darfst, weil du ohne Sünde bist, gratuliere ich dir. Aber ich versichere dir, aus eigener Erfahrung, dass sowohl die Entschuldigung als auch Offenbarung überzeugend darzulegen demütigend und verletzend sind.
Bei einer Vergewaltigung, die mir glücklicherweise nie widerfahren ist (dir vielleicht? – wenn du weist, DASS man sich unbedingt offenbaren MUSS!!!), glaube ich (und bekam es auch schon von Betroffenen bestätigt), dass es um ein vielfaches schlimmer ist.
Hier liegt es wohl am betroffenen Charakter selbst, ob man die Sache schnellstmöglich abschließen oder sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln rächen will.
Eine Aufklärung zu den Konsequenzen einer möglichen Strafanzeige sollte schon gegeben sein. Und damit disqualifiziert sich meines Erachtens niemand.
Es heist ja auch noch lange nicht, dass man sich nicht mit der Sache auseinandersetzt, sondern lediglich den staatlichen/rechtlichen Bereich meidet.
Oder ist es deine feministische Position, dass nur der Staat alle Probleme lösen darf und kann?
die dpa zitierte grade auch irgendeine person vom fach, dass der öffentliche umgang mit dem fall kachelmann künftig wohl dazu führen werde, dass jetzt noch weniger frauen als sowieso schon eine erlittene vergewaltigung anzeigen werden. na prost mahlzeit.
Zeuginnenbefragungen bei Vergewaltigungen sind an sich schon unwürdig. Zudem kommt aber oftmals noch (wie auch im Fall Kachelmann), dass mehrere Glaubwürdigkeitsgutachten erstellt werden und dazu die betroffene Frau immer wieder erneut den Tatvorgang schildern muss. Anstatt die Aussage einmal per Videoaufnahme aufzuzeichnen, setzt man die Betroffene immer wieder aufs neue der Tortur aus, bis sie sich schließlich in irgendeinem Detail wiedersprochen hat und die Verteidgung auf „mangelnde Glaubwürdigkeit“ der Zeugnin verweisen kann. Das selbst ein Ex-Generalstaatsanwalt diese Umstände bemängelt, spricht Bände!
@Daria: Ja was erwartest du bitte, sollen die Anwälte untätig da sitzen und ihren Mandanten ins Gefängnis gehen lassen? Es ist ihr Job die Unschuld des Mandanten zu beweisen, egal bei welchem Verbrechen. Ob das schlimm für die betroffene Person ist oder nicht hat die Anwälte nicht zu interessieren! Das einzige was die Verteidigung zu interessieren hat ist der Beweis der Unschuld, ansonsten sind Anwälte befangen und dürfen keine Verteidigung übernehmen.
@steffan: da spielt noch viel anderes mit rein.
es ist entwürdigend, wenn dir die schamhaare durchgekämmt werden und irgendwer von den leuten, von denen du eigentlich hilfe erwartest, „mösenfloh“-witze gemacht werden.
wenn fragen gestellt werden, die einen noch mehr verunsichern, à la „wir sprechen hier von einem jungen vater – wissen sie, was das bedeutet, wenn sie den wegen vergewaltigung anzeigen?“ oder „er ist ja auch ein attraktiver mann… haben sie mit ihm geflirtet? sind sie sicher, daß sie es nicht nur hinterher bereuen, weil sie ihren freund betrogen haben? ich meine, das ist ja nur menschlich, da ist ja keine schande dabei…“ oder „sie müssen ja auch bedenken, was es für IHREN ruf bedeutet, wenn sie ihn anklagen“ oder „es wäre ja auch ganz praktisch, wenn er verurteilt wird, dann müssen sie die abtreibung nicht selbst bezahlen“.
das sind alles fragen, die wirklich gestellt wurden. an frauen, die ich kenne (jetzt geh ich doch ins detail, aber anscheinend isses ja nötig!).
frauen, die vergewaltigt wurden und die eh schon verletzt und unsicher und verängstigt sind. und die meisten opfer geben sich oft auch noch selbst die schuld („ich hätte nicht so sexy aussehen sollen/nicht flirten sollen/nicht allein weggehen sollen/…“), fragt mal beim ffrauennotruf etc. nach. und denen dann einzureden, sie hättens ja eigentlich gewollt und sich hinterher nur geschämt für das, was passiert ist, ist verdammt einfach.
denn die scham ist beim opfer ja schon da, so schmutzig, wie man sich da fühlt.
da läuft ganz vieles falsch.
ich will nicht sagen, es soll nicht mehr genau untersucht werden, nein. aber die untersuchung, die fragen, mit denen man zu rechnen hat, sind alles andere als spaßig. manche demütigende fragen wie „wie genau waren ihre beine positioniert, als er den penis einführte“ sind ja manchmal auch der wahrheitsfindung dienlich und somit nötig.
was ich sagen will: es ist eben NICHT so, daß frau einfach mal bequem ne vergewaltigungsbehauptung aufstellt und dann BAMMM! kurz mal lustig nem typen das leben ruiniert.
wenn man mich fragt: ich kann es KEINER verdenken, wenn sie KEINE anzeige erstattet. ich bin froh über jede mutige frau, die das tut, ganz klar!!!!
aber empfehlen würde ich es auch nur denen mit durchhaltevermögen und die freunde/familie zur unterstützung haben, damit sie nicht vollends ihre würde verlieren.
so sehr ich mir auch wünsche, daß ich jedem vergewaltigungsopfer sagen könnte „zeig das schwein an! hinter gittern kann er keiner frau mehr was tun!“ – ich kann es nicht. weil ich aus dem engsten freundeskreis weiß, WAS ich da genau empfehle.
DAS sind die mißstände! und NICHT, daß schwarzer und karge sie ehrlich aufzeigen.
fazit: macht nicht die schwarzer verantwortlich für sowas. im gegenteil, wir feministInnen sollten zusammenhalten und GEMEINSAM dafür kämpfen, daß eine anzeige für die opfer nicht so dermaßen menschenunwürdig ist, psychologische schulung für die polizisten usw.
DAS wäre wenigstens konstruktiv.
Und was ist mit Frauen, die sich an ihren Ex-Männern nur rächen wollen. Die bekommen mit, wie schnell man einen Mann ins Kittchen bringt und sein Image ruiniert. Auch wenn das ganz böse ist und Frauen sowas ja nie tun würden, ist der Fall Kachelmann nun abschreckend oder motivierend für mögliche Täterinnen?
sag mal, hast du meinen obigen kommentar überhaupt gelesen? man kann nicht mal einfach so schwupps nen mann ins kittchen bringen! was für ein unterirdischer kommentar IST denn das!!!
@Patrik,
ich bin nicht sicher, wie Du Deinen Kommentar meinst, aber Deine agressive Art Steffi anzugehen ist insbesondere mit und bei diesem Thema komplett unangemessen.
@Steffan
soweit ich nyx richtig verstehe, kritisiert sie das Rechtssystem – dann kannst Du ihr schlecht als Gegenargument das Rechtssystem anbieten.
@Magda
Ich wäre dafür, vor die Kommentardiskussion eine Trigger-Warnung zu schreiben.
@nyz schreibt:
Das kann ich nur unterschreiben.
Ich hoffe, dass auch weiterhin alle vergewaltigten Frauen (bzw. Menschen), die stark genug dafür sind, Anzeige erstatten und den entwürdigenden Prozess bis zur (hoffentlich) erfolgenden Verurteilung durchstehen.
Dafür brauchen sie unsere Unterstützung – im privaten Kreis, aber auch als öffentliches Eintreten, als moralische Unterstützung. Äußerungen wie die von Karge sind dafür kontraproduktiv. Eine vergewaltigte Frau kommt vom Fegefeuer in die Hölle, wenn sie das tut. Wir sollten allen Frauen, die das – letztlich für uns alle! – durchstehen, dankbar sein.
Ich bin generell der Meinung auch in diesem Bereich Missstände öffentlich zu machen. Ohne Öffentlichkeit wird es keine Veränderungen geben. Ein Signal fürs Schweigen zu geben, ist ein Rückschritt in finsterste Vergangenheit.
Wer schweigt, stimmt zu!
@ Stephanie
Du weist nicht, wie ich meinen Kommentar meine? Aber du weist, dass er aggressiv gemeint ist?!
Ähmm….hallo? Was nun? Weist du es nun? Oder weist du es nicht?
Am besten wäre es, was hier so vielen scheinbar absolut unmöglich macht, einfach mal durchzulesen, was ich schrieb und wenn es geht, darauf zu antworten. Aber irgendwie glaubt jeder, dass ich alles aggressiv meine. Dabei stehen nur Worte da.
Ich finde Steffis Beitrag weitaus aggressiver und sturer, denn sie behauptet, dass eine private Meinung einen beruflich disqualifiziert. Das ist in meinen Augen und in meiner Auffassung einer Demokratie, welche auf Meinungsvielfalt fusst ein absolutes No-Go (Ich gestehe ihm die Meinung zu, sie nicht). Ebenso deutet sie stark an, dass eine Tortur durch eine weitere Tortur nochmal unbedingt erweitert werden sollte. (Ich glaube, dass es unterschiedliche Charaktere gibt & und das jeder irgendwie seinen Weg findet und es keinen allumfassende perfekte Lösung gibt)
Und das habe ich untermauert mit persönlichen Erfahrungen, die eigentlich jeder auch haben sollte (die Demütigung nach einer Tat – ob Täter/Opfer). Da sie in ihren Beitrag nicht darauf eingeht, wurde ich zynisch.
So, und mal abgesehen von dem Zynismus. Wer war jetzt aggressiver? Sie, Du oder ich? Wer blieb beim Thema? Sie, Du oder Ich?
@Piratenweib
„Ich bin generell der Meinung auch in diesem Bereich Missstände öffentlich zu machen. Ohne Öffentlichkeit wird es keine Veränderungen geben.“
Nette Parole. Wirklich. Nur mal unter uns beiden. Vergewaltigungen sind bereits öffentliches Thema. Täter werden bereits stigmatisiert. Was meinst du wohl, wer unter Häftlingen das niedrigste Ansehen hat? Vergewaltiger von Frauen und Kindern. Es vergeht kein Tag, in dem nicht in irgendeinem Medium über Vergewaltigung gesprochen wird.
Und glaubst du dadurch, dass sich irgendwelche kranken Schweine beeinflussen lassen? Was wird sich also durch Öffentlichkeit deiner Meinung nach Verändern.
Ansonsten ist Verantwortungsgefühl und damit verbundene Standhaftigkeit immer zu bewundern und gegebenenfalls zu unterstützen. Und je mehr dieser Typen von der Straße sind, desto besser.
@ Stephanie
….zum zweiten^^
Dir ist schon klar, dass jeder solange unschuldig ist, bis die Schuld bewiesen wurde? Tut mir leid, aber das ist eines unserer Rechtsgrundsätze. Und jedem steht eine angemessene Verteidigung zu. Solange es keine Video-Audio-Beweise existieren, stehen nun mal Aussage gegen Aussage. Da müssen eben sowohl die Aussagen der vermeintlichen Täter und der vermeintlichen Opfer dahingehend auf Unglaubwürdigkeit überprüft und belastet werden, bis aus Indizien eben Beweise werden, oder nicht.
Das ist das Ideal unseres Rechtssystems. Da kannst du emotional noch so sehr befangen sein. Aber glücklicherweise ist dieses System so. Emotional wird diese Frau, wenn sie denn vergewaltigt wurde, permanent belastet. Aber was, wenn sie es nicht wurde? Ist es dann nicht gut, dass ein unschuldiger Mensch nicht ins Gefängniss kam, weil der Verteidiger seinen Job gut gemacht hat?
@Patrik:
1. Das ist keine Parole. 2. An privaten „unter uns beiden“ Diskussionen bin ich in diesem Rahmen nicht interessiert. Wenn du etwas mit mir privat aushandeln willst, schreibe mir eine eMail. Ansonsten ist dies hier öffentlich und für jede_n zugänglich.
Das sehe ich anders. Vergewaltigungen sind vielleicht für Bildzeitungsleser, die sich gern ein bisschen gruseln, ein öffentliches Thema. In der breiten Öffentlichkeit sind sie es nicht. Wer unter Häftlingen das geringste Ansehen hat, weiß ich nicht. Warst du schon in Haft, dass du es weißt?
Wahrscheinlich werden sich die von dir so bezeichneten „kranken Schweine“ kaum beeinflussen lassen, jedoch u.U. abschrecken. Im übrigen wurde hier in der Diskussion bereits erwähnt, dass es meist nicht die „kranken Schweine“ sind, die hinter einer Hausecke oder hinterm Busch hervorspringen, sondern Bekannte, Freunde, Nachbarn der Opfer. Ob diese „krank“ sind, darüber möchte ich kein Urteil fällen, das gehört in den Kompetenzbereich von Ärzt_innen und Psycholog_innen. Übrigens lässt sich durch Öffentlichkeit sehr viel beeinflussen. Denke doch nur einmal an die aktuelle Politik. Hätte BP so viel unternommen, um das Ölleck zu stopfen, wenn es nicht öffentlich bekannt geworden wäre? Hätte
… der vorige Kommentar hat sich von alleine veröffentlicht, während ich noch beim Tippen war. Komisch?!
Ich wollte noch ein paar Beispiele anführen, in denen das Informieren der Öffentlichkeit, zu einer Verbesserung der Zustände geführt hat. Auch in der Geschichte der Frauenbewegung wäre ohne Öffentlichkeit vermutlich nicht einmal ein Bruchteil dessen erreicht worden, was wir heute tatsächlich erreicht haben.
Und ich beziehe mich hier ausschließlich auf Fälle tatsächlich stattgefundener Vergewaltigung und nicht auf die 3% Rache- und Vergeltungsbeschuldigungen (die von jeglichem Geschlecht kommen können)!
@ Piratenweib
Nun, da kommt wieder dieser geschlechtsspezifische Zwangsersatzdienst bei mir durch – Zivi ;)
Ja, ich habe Kontakte ins Gefängniss und wollte damit allerdings nich zeigen, wie es darin aussieht, sondern als kleines Beispiel darlegen, dass die, die vergewaltigen, bereits das niedrigste Ansehen haben. Es ist also eine Öffentlichkeit vorhanden. Weitab von Bildlesern. Und sehr viele Menschen kennen Frauen, die vergewaltigt wurden. Auch diese Form der Öffentlichkeit ist vorhanden.
Aber wie sieht denn die Form der Öffentlichkeit aus, die du meinst?
Abschreckung? Ist das alles? Tut mir leid, aber es gibt tagtäglich Delikte, Vergehen, Ordnungswidrigkeiten, Straftaten und Verbrechen, auf die Strafen stehen. Was meinst du wohl, wie abschreckend die sind, trotz Öffentlichkeit und erheblicher lebensverändernder Konsequenzen?
Die, die vergewaltigen wollen, werden es tun. Denn wem die Meinung eines Opfers egal ist (nein, er/sie will es nicht), dem sind erst recht auch die Meinungen anderer Personen („Öffentlichkeit“) egal.
Und ja, in meinen Augen (emotional gesprochen) sind es kranke Schweine, die sich an wehrlosen Menschen ergehen. Ob sie es sachlich und wissenschaftlich sind, ist mir in diesem Moment egal.
sag mal, hast du meinen obigen kommentar überhaupt gelesen? man kann nicht mal einfach so schwupps nen mann ins kittchen bringen! was für ein unterirdischer kommentar IST denn das!!!
Nein?
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-54154611.html
Dürfte in Deutschland ähnlich sein.
Die Beschuldigung einer Vergewaltigung kann einen Mann existenziell vernichten, wir reden hier nicht von einem Strafzettel wegen falsch parken. Ergo muss sich die Beschuldigerin kritischen Nachfragen, Nachbohren etc. stellen.
Und noch eine kleine Fakteninfo: Eine bayrische Polizeistudie kam zu dem Ergebniss, dass die Sachbearbeiter bei Vergewaltigungsanzeigen schätzen, dass mehr als die Häflte (!) davon Falschbeschuldigungen sind.
Was für Fakten sollen das denn bitte sein? Schätzende Sachbearbeiter sind meines Wissens keine empirischen Beweismittel.
So etwas hier anzuführen, disqualifiziert dich.
Und der Link zum Spiegelartikel passt auch nicht so wirklich. Der dortige Artikel zeigt nämlich lediglich, dass Ermittlungsbehörden schlampig geabeitet haben und Beweismittel einfach unbeachtet liegen ließen, wodurch mehrfach Unschuldige verurteilt wurden.
Eigentlich sollte ich nicht kommentieren, wenn schon wieder ein Artikel, der sich dem gesellschaftlichen Umgang mit tatsächlichen Vergewaltigungsopfern widmet, sofort die Kommentatoren zum Vorschein kommen, die das Thema nur als „schmutziges Kampfmittel infamer Frauen zum Vernichten von Männern“ diskutieren können. Weil mir aber die immergleichen Zitate unterkommen, doch eine Wortmeldung.
@Mausbiber: „Und noch eine kleine Fakteninfo: Eine bayrische Polizeistudie kam zu dem Ergebniss, dass die Sachbearbeiter bei Vergewaltigungsanzeigen schätzen, dass mehr als die Häflte (!) davon Falschbeschuldigungen sind.“
Äh, hat diese Studie auch irgendwer gelesen, oder schreiben wieder alle nur voneinander ab? Diese sehr fragwürdig formulierte Studie – überall sonst sprechen die Experten von Fallzahlen zwischen 3 und 7 %, also in etwa den Fallzahlen bei anderen Verbrechensarten- spricht nichteinmal selbst von der Hälfte, oder sogar mehr als der Hälfte. Was Du zitierst ist bestenfalls das -fragwürdigerweise- eingebaute Zitat einer Einzelperson, die diese Ansicht einfach mal in den Raum stellt. Nur *ein* sehr seltsamer Punkt in diesem Dokument.
In dieser Studie -im entsprechenden Kapitel wird direkt mal aus der Bibel zitiert, über fast eine Seite, wo sowas ja auch schon geschildert werde – äh, ja, alles klar! – kommen die befragten Sacharbeiter auf etwa ein Drittel aller Vorfälle, und damit mehr als jede andere mir bekannte Studie, die nicht schon von etlichen anderen Experten mit guten Begründungen in die Tonne gekloppt oder sehr alt oder beides ist. „Alle Vorfälle“ (auch Nötigung) sind -wie aus den vorangegangenen Absätzen in der Studie hervorgeht- zum größten Teil Anzeigen, die es nie vor Gericht geschafft haben. Bei einem Drtittel *dieser* Anzeigen kamen die Informationen nicht vom angegebenen Opfer selbst, sondern von Dritten.
Das problematische: Als Begründing für die Einschätzung einer „falschen Anschuldigung“ durch die Sachbearbeiter – also keine feststehenden Tatsachen, sondern subjektive Beurteilungen- finden sich u.a.:
Frauen, die nie Anzeige erstatten wollten, sondern zu einer Vernehmung geladen wurden, nachdem jemand ANDERS eine ensprechende Anzeige gemacht hatte. Diese Frauen haben kein Interesse daran, Glaubwürdig zu wirken. Was kommt dabei wohl raus?
Frauen, die bei Ehemännern und Partnern bleiben, nachdem sie diese angezeigt hatten. Auch kein unbekanntes Phänomen.
Frauen, die die Anzeige zurückgezogen haben. Aus welchen Gründen auch immer.
Frauen, die nicht oder kaum sprechen während der Vernehmungen.
Frauen, die die Untersuchung verweigern. Aus welchen Gründen auch immer.
Frauen, die eine Tat mit großem zeitlichen Abstand angezeigt haben (und als „groß“ gelten hier ab zwei Monate, wie es den Anschein hat).
Das Opfer stand unter Drogen. (Was nicht heißt, das nichts passiert ist.)
u.v.a.m.
In der Studie *kann* man den Eindruck gewinnen, daß es den Sachbearbeitern darum ging zu zeigen, mit wie vielen Fällen von *Zweifel* sie konfrontiert werden. Was die Notwendigkeit ihrer Arbeit illustrieren könnte.
Man kann bei der Mehrzahl der angegebenen Gründe für die Schlussfolgerung aber ganz ehrlich sagen: Auf der Grundlage mag man niemanden verurteilen können – aber daß zB eine Frau eine Anzeige zurücknimmt, nicht erstattet, sich Untersuchungen verweigert oder den Mund nach der dritten Vernehmung nicht aufmacht- kann es viele Gründe geben – es ist ihr nichts passiert, oder aber ihr ist einfach eine traumatisierende Vernehmung wie die oben geschilderte passiert, und darum erspart sie sich den weiteren demütigenden Prozess und kann oder will nicht kooperieren. Ich würde auf dieser Grundlage keine so große Zahl in die Welt setzen. Sondern vielleicht mal auf die Problematik des ursprünglichen Blogeintrags verweisen. Der liefert nämlich genauso viel Begründungsmöglichkeiten für das in der Studie zitierte „widersprüchliche Verhalten“. Wenn nicht mehr.
Und wenn man 300 Seiten lange Studien zu „kleinen Fakteninfos“ von einem Satz zusammendampft – Vorsicht walten lassen. Geht meist nicht. Bei einer so seltsamen Studie wie dieser hier schonmal garnicht. (Eine Seite darüber, daß das alles ja schon dem Josef in der Bibel passiert ist? Strange, strange….)
Link zur Studie:
http://www.polizei.bayern.de/content/4/3/7/vergewaltigung_und_sexuelle_n_tigung_in_bayern_bpfi.pdf
Daraus ein Zitat:
„Alle Sachbearbeiter von Sexualdelikten sind sich einig, dass deutlich mehr als die Hälfte der angezeigten Sexualstraftaten vorgetäuscht werden. Viele angezeigte Fälle lassen zwar die Vermutung einer Vortäuschung bzw. falschen Verdächtigung zu, berechtigen jedoch nicht zu einer entsprechenden Anzeige.“
Weiterhin:
„Während die schwerwiegenden psychischen und sozialen Folgen von Vergewaltigungen und sexuellen Nötigungen für die Opfer bereits Gegenstand verschiedener Untersuchungen waren, fehlen Erkenntnisse über die Auswirkungen auf das weitere Leben der zu Unrecht einer derartigen Sexualstraftat Beschuldigten.“
Im Klartext: Das ein falschbeschuldigter Mann auch die Hölle durchmacht, interessiert nicht. Allein das Befinden der Frauen zählt.
Folgen für Falschbeschuldigte:
Aus einigen der von uns analysierten Akten ließen sich Probleme erkennen, die noch näher untersucht werden müssten, beispielsweise:
• die gestörte Vertrauensbasis in partnerschaftlichen Beziehungen und zum engeren sozialen Umfeld,
• das Misstrauen oder auch die dauerhafte soziale Ausgrenzung im Bekannten- und Freundeskreis, im beruflichen Umfeld oder der Nachbarschaft,
• die Auswirkungen auf die Entscheidungen von Behörden (z. B. Polizei, Jugendamt, Vormundschaftsgericht),
• die Verunsicherung bei der Kontaktaufnahme zum anderen Geschlecht,
• das Entstehen eines generell negativen Frauenbildes beim falsch Verdächtigten.
@Piratenweib:
Nein, die Ursache liegt darin, dass eine Frau eine Falschbeschuldigung ausgesprochen hat und anschließend mit Samthandschuhen angefasst wurde, dass man ihr blind geglaubt hat. Ähnliche Forderungen gehen ja genau in die Richtung und die feministische Forderung nach dem „Definitionsrecht“ der Frau ist die unverhohlene Forderung, dass Männer auf das bloße Wort einer Frau in den Knast wanderen.
Weiterhin kannst du natürlich alle Sachbearbeiter in solchen Fällen zu Idioten erklären; du bringst garantiert die Qualifikation dafür mit.
Lesekompetenz.
Genau dieses Zitat – „Alle Sachbearbeiter sind sich einig…“ ist die subjektive Aussage einer Einzelperson.
Der die Studie inhaltlich widerspricht, wenn auch nicht ganz so sehr wie andere Studien.
Damit, daß Du *das* hier als Deinen Faktensnippet präsentierst, bestätigst Du mein Kommentar inhaltlich.
„Im Klartext: Das ein falschbeschuldigter Mann auch die Hölle durchmacht, interessiert nicht. Allein das Befinden der Frauen zählt.“
Das ist nicht Klartext, das ist Deine subjektive Meinung, und eine implizite Unterstellung – woher willst Du wissen, wen hier was interessiert?
1. Es handelt sich um einen Insider, der dort seine Beobachtung weitergibt.
1.2. Diese Polizeistudie gab ich spontan als erstes an. Es gibt weitere Untersuchungen. Zum Beispiel die des Soziologen Eugene Kanin – gerne zitiert von FeministInnen aufgrund seiner Studien zum männlich aggressiven „Balzverhalten“. Er untersuchte die Polizeiakten zweier großer Universitäten und musste feststellen, dass exakt 50% der Studentinnen nach eigenen Aussagen falschbeschuldigt hatten. Hinzurechnen wären jene Studentinnen, die langfristig an ihrer Lüge festhielten, womit wir wieder bei „deutlich mehr als die Hälfte“ der Beschuldigungen wären und damit im Einklang zu den Beobachtungen des oben angeführten Insiders.
2. Es wurde festgestellt, dass zu dem einen Sachverhalt Untersuchungen existieren – also interessiert – zum anderen Sachverhalt nicht – also nicht interessiert. Und ich unterstelle nicht, ich sage es hier ganz offen nach dem Durchlesen der Kommentare, die mich schließen lassen, dass ein unschuldiger Mann im Knast weniger Besorgnis auslöst als die Belastung einer Beschuldigerin durch Vernehmung.
3. Ganz generell: Eine Falschbeschuldigung auszusprechen ist einfacher als eine Vergewaltigung zu begehen. Nicht nur wegen den psychologischen Hürden die jeweils zu nehmen sind, sondern auch, weil Falschbeschuldigung kaum belangt wird.
4. Du selbst führst an, dass es ein Großteil der Beschuldigungen es nicht vor Gericht schaffen. Unter der Annahme, dass Polizeiapparat und Staatsanwaltschaft nicht durch und durch korrupt sind, spricht das für einen hohen Anteil von Falschbeschuldigungen, die mit den von dir angeführten geringen 3-7% nicht zu vereinbaren sind.
Ein Insider. Ach so – verstehe. Es ist EIN Privatzitat von einem nicht namentlich genannten Menschen. Dem selbst diese Studie nicht enstspricht. Und darauf baust Du in dieser Frage Dein Weltbild auf?
Ich kann auch Haufenweise Insider mit allem Möglichen zitieren – nein, ehrlich, echte Fachleute, und das ewig. Und?
Karges ist übrigens auch ein Insider, der aus eigener Anschauungen seine eigenen Ansichten dazu gewonnen hat, warum auch tatsächlich stattgefundene Vergewaltigungen es nicht vor Gericht schaffen könnten – offenbar übersteigt der Weg dahin das Zumutbare. Er rät indirekt den Opfern eines solchen Verbrechens davon ab, sich dahingehend zu bemühen. (Soviel zu Deinem Pkt 4) – Der ursprüngliche Inhalt des obigen Blogbeitrages – man erinnert sich?
Und Eugine Kanin -der ewige, ewige Klassiker in diesen immergleichen Debatten, der seine 50% darauf beruft, wie viele Anzeigen zurückenommen wurden, was im Untersuchten NY damals nur ging, wenn man versicherte, es sei doch nichts passiert. Die eine einsame Studie, die seit ihrem Erscheinen außer in gewissen Kreisen (nicht den feministischen) jeder mit ein bißchen Sachverstand, beileibe nicht nur FeministInnen, sondern auch das FBI, die Kriminalistik, etc pp, in die Tonne kloppen seit sie vor verhältnismäßig langer Zeit erschien, weil die Methodik armselig und das Untersuchungsfeld problematisch war. Ein ganz furchtbares „Beispiel“. Und die auch immer so zitiert wird, daß man glauben muß, sie sei auch von denen, die sich im Web auf sie berufen, nicht gelesen worden.
Was ich hier sehe ist nur wieder eine weitere Debatte um den Umgang mit sexueller Gewalt, die jemand auf Biegen und Brechen in eine Debatte um die Verfehlungen der (!) Frauen und die dagegen (aus irgendeinem Grund) aufzurechnende und ins Feld zu führende systematische Unterdrückung der beschuldigten Männer umzulenken versucht. Also das, was bisher fast unter allen Blogartikeln hier zu diesem Thema der Fall war.
Bei aller Monition und Motivation – das von Karges unschön illustrierte Problem betrifft ja im üg. auch männliche Opfer, wenn er auch von seiner Tochter sprach- aber das nur am Rande- ich halte es ehrlich gesagt für Zeitverschwendung einen Dialog mit jemandem weiterzuführen, der nicht mal die eigenen Fakten klar hat und wie oben schon so früh in der Debatte polemisch und persönlich wird.
In der FAZ gibt es heute einen ausführlichen Artikel zu den Problemen bei Vergewaltigungsanzeigen: Viele Opfer sind traumatisiert, haben Erinnerungslücken und können einfach keine kohärente Aussage machen. Am ehesten wird Opfern geglaubt, die die Opferstereotype erfüllen, z.B. alte Frauen. Bis heute beißt sich so die Katze in den Schwanz, wenn Opfer sich aus Angst vor dem Theater um ihre Glaubwürdigkeit, unsensiblen Prozeduren und eigener Rufschädigung sich nicht trauen, sofort Anzeige zu erstatten und sich untersuchen zu lassen – so ist es heute meist zu spät, Beweise zu sichern und es kommt zu diesem unwürdigen Showdown vor Gericht.
Am Ende gibt es bei 8000 Anzeigen gerade einmal 1000 Verurteilungen.
Ein wichtiger Artikel.
Und darunter, zack, schon wieder das wertlose und aus dem Zusammenhang gerissene Zitat – identisch-, mit dem wir uns hier auch schon befassen durften. Bestätigt mich in der Annahme, daß eine gewisse Posterklientel wenig auf Fakten und viel auf Abschreiben gibt.
@nyx:
„es ist eben NICHT so, daß frau einfach mal bequem ne vergewaltigungsbehauptung aufstellt und dann BAMMM! kurz mal lustig nem typen das leben ruiniert.“
Andreas Türck läst grüßen, seine Karriere ist pfutsch.
Oder wie es auch gehen kann:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Haftbefehl-gegen-Wikileaks-Chef-wegen-Vergewaltigungsverdacht-Update-1063259.html
Nö, ist sie nicht, er ist nur kein Moderator mehr. Mit der Firma scheint’s gut zu laufen (inklusive preisgekrönter Web-Formate).
Im übrigen: Daß die private, dann zurückgezogene Behauptung einer psychisch kranken Frau bei einer Abhöraktion wegen einer völlig anderen Geschichte (Freund und Drogen) auf Band der Staatsanwalt landet und dann gegen den Willen der Frau (!) als Grundlage einer Anklage verwendet wird… Wie wahrscheinlich passiert das denn bitteschön? Gepflogenheitz ist eigentlich, daß gegen den Willen des mutmaßlichen Opfers kein Prozess stattfindet.
„Weiterhin kannst du natürlich alle Sachbearbeiter in solchen Fällen zu Idioten erklären; du bringst garantiert die Qualifikation dafür mit.“
frechheit, ich bin der meinung sobald beleidigungen auftreten, sollten beiträge nicht mehr zugelassen werden. wir haben schließlich von senta trömel-plötz etwas gelernt.
Ich würde hier ganz dringend um Moderation bei diesem sensiblen Thema bitten.
Und um eine fette Trigger-Warnung.
Ich wünsche keiner, die eine Vergewaltigung erlebt hat (zumal auf einer feministischen Seite) bei einem Post über die Schwierigkeiten von Vergewaltigungsopfern auf „das sind doch eh meist erfundene Behauptungen um den armen Männern zu schaden“ Kommentare zu stoßen. Ich empfinde das als respektlos und nicht gerade hilfreich für die Betroffenen.
natürlich lese ich das hier als überlebende doch, auch wenn oben drüber steht „vorsicht triggerwarnung“.
nein, ich habe nie eine anzeige gemacht. zum einen wegen der verjährung (mein kleiner kinderkopf hatte vieles abgespalten), zum anderen, weil ich mich so sehr geschämt habe, dass – auch nachdem ich mich wieder daran erinnert hatte – ich jahrelang überhaupt niemandem davon erzählen konnte – geschweige denn damit zu irgendwelchen hämischen cops hätte gehen wollen, um mir dann vielleicht sätze anhören zu müssen wie „selber schuld, wieso bist du auch ne frau und siehst auch noch aus wie eine – da brauchste dich ja nicht zu wundern …“
auch so habe ich genug zu kämpfen mit den folgen und spätfolgen meiner geschichte, in der meine menschenrechte auf körperliche und seelische unversehrtheit sowie auf sexuelle selbstbestimmung von männern immer wieder ignoriert und mißachtet und verletzt wurden.
eine freundin von mir hat den mutigen schritt gewagt, hat anzeige erstattet, hat mit viel unterstützung sich über jahre hinweg den immer wieder neuen befragungen und immer wieder neuen (männlichen) gutachtern gestellt, ist dann doch kläglich gescheitert …. sie hat einen hohen preis gezahlt. heute sagt sie, es sei wichtig gewesen für sie und ihre genesung, alles versucht zu haben. aber diese kraft hat längst nicht jede.
wenn schwarzer und karge gesagt haben, dass sie einer vergewaltigten frau den offiziellen weg nicht empfehlen können, dann halte ich das für eine mutige meinungsäußerung, die deutlich darauf hinweist, dass in diesem land die zweifelsohne existierende gewalt gegen frauen auch im dritten jahrtausend immer noch nicht ernst genug genommen wird. nicht mehr und nicht weniger.
wer jetzt auf karge und schwarzer schießt, verwechselt den boten mit der botschaft.
die sache mit den untersuchungen und statistiken über falschanzeigen finde ich sehr problematisch. sicher, ich halte es auch für wichtig, dass nicht durch falsche anklagen der ruf eines integren mannes ruiniert wird.
viel wichtiger aber finde ich, dass frauen hier und sonstewo und überall endlich endlich endlich ausreichend und konsequent vor sexualisierter gewalt geschützt werden.
mir will einfach nicht in den kopf will, dass der angeblich gute ruf einiger weniger männer schützenswerter sein soll als die menschenrechte von millionen frauen.
Liebe Kommentator_innen,
urlaubsbedingt kann ich leider sehr unregelmäßig antworten, eins möchte ich aber gerne noch einmal verdeutlichen (auch Dank dem Beitrag von mo jour):
Eingebunden in die rechtlichen Strukturen und Untersuchungsbedingungen, denen Gewaltopfer ausgesetzt sind, sind die Aussagen von Karge und Schwarzer sicherlich nachvollziehbar. Was mich höchst verstört bzw. wirklich wütend gemacht hat, ist die Tatsache, dass Schwarzer diesen Moment nicht auch nutzte, um genau auf diese teilweise unwürdige Prozedur für Überlebende sexueller Gewalt aufmerksam zu machen. Noch mal: Den Ist-Zustand zu analysieren und eine Strategie zu formulieren (also die Tat nicht anzuzeigen), ist angesichts der schrecklichen Prozedur verständlich. Aber genau hier hätte Schwarzer einen Schritt weitergehen können und fragen: Warum, verdammt noch mal, gebe ich eigentlich diesen Rat??
Obwohl also die Chance bestand, vor einem riesigen Publikum genau auf diese Missstände aufmerksam zu machen und damit eventuell einen neuen Diskurs anzuschubsen, ist einfach nichts passiert. Zurück bleibt nur der fade Beigeschmack, dass ein Ex-Generalstaatsanwalt und eine angesehene Frauenrechtlerin dem deutschen Justizsystem nur eins attestieren: die völlige Unfähigkeit, Gewaltopfern einen Schutzraum zu bieten. Eine fundierte Kritik des Justizsystems oder die Formulierung von möglichen Verbesserungen? Fehlanzeige. Und das traurigerweise zu Lasten der Überlebenden von sexueller Gewalt.
@Kantorka:
Ja, seine Karriere als Moderator ist pfutsch.
Da soetwas passiert ist, ist es nicht unmöglich. Die Behörden spielen oft ihr eigenes kleines Spiel, indem das Opfer nicht im Mittelpunkt steht. Und wenn es ein Prominenter ist wird die Presse gleich eingeschaltet, damit man sich gut präsentieren kann.