„Die Revolution ist großartig, alles andere ist Quark!“ – Rosa Luxemburg

Dieser Text ist Teil 37 von 53 der Serie Wer war eigentlich …

Am 15. Januar 1919 wurde Rosa Luxemburg gemeinsam mit Karl Liebknecht ver­schleppt, verhört, misshandelt und ermordet. Rosa Luxemburgs Leiche wurde erst Monate später im Berliner Land­wehr­kanal gefunden. An ihrem Todes­tag, gedenken wir einer jüdischen Sozialistin und einfluss­reichen Visionärin der europäischen Arbeiter_innen­bewegung.

Zetkin_luxemburg1910
Clara Zetkin (links) und Rosa Luxemburg (rechts), 1910

Rosalie Luxemburg wurde am 5. März 1871 in Zamosc in Russisch-Polen als Tochter relativ wohl­habender Eltern geboren. Viele Monate verbrachte sie als Kind nach einer Hüft­operation im Bett, lernte lesen und entdeckte ihre Liebe für das schrift­liche Wort. Eine leichte Geh­beein­trächtigung gehörte fortan zu Luxemburgs Leben dazu. Nach dem Umzug nach Warschau und dem aus­bleibenden finanziellen Glück der Eltern besuchte Luxemburg das Zweite Warschauer Mädchen­gymnasium. Dort fiel sie vor allem durch Fleiß, aber auch durch Aufmüpfig­keit auf, weil sie Verse in der verbotenen Sprache polnisch schrieb. Trotz exzellentem Abitur blieb ihr der Zugang zur Universität verwehrt.

Mit 18 Jahren zog Luxemburg in die Schweiz. Dort politisierte sie sich stärker, gewann Einblick in die Arbeit der SPD und begann kurze Zeit später das Studium an der Philosophischen Fakultät der Züricher Universität. Sie belegte mit ihrem Lebens- und Politik­gefährten Leo Jogiches anfangs Zoologie und Botanik, später Volks­wirtschafts­lehre und Geschichte. In den Folgejahren gründeten Luxemburg und ihre Genossen die polnische, sozial­demokratische Zeitschrift Arbeitersache, die Partei Sozialdemokratie des Königreiches Polen und promovierte zum Thema „Die industrielle Entwicklung Polens“. In ihrer politischen Arbeit vertrat sie stets einen inter­nationalistischen Kurs: Die polnischen, öster­reichischen, deutschen und russischen Arbeiter_innenklassen können sich nur gemeinsam, nicht einzeln, emanzipieren. Nicht die Reformierung, sondern die Abschaffung des Kapitalismus und die anderer Herrschaftsformen war ihr Ziel.

Luxemburg wusste zu diesem Zeitpunkt, dass ihr politischer Weg sie nach Berlin führen würde. Durch eine Zweckehe erhielt sie die deutsche Staats­bürgerinnen­schaft. Mit 27 Jahren siedelte Luxemburg nach Berlin, schloss sich der SPD an und nahm im gleichen Jahr bereits als Expertin für polnische Angelegen­heiten am SPD-Parteitag in Stuttgart teil. Als glühende Rednerin vertrat Luxemburg eine konsequent klassen­kämpferische und revolutionäre Haltung, ver­urteilte den deutschen Militarismus und Imperialismus und wurde rasch zur Wort­führerin des linken Partei­flügels. In den Folgejahren wurde sie mehrmals für kürzere Zeit wegen „Majestätsbeleidigung“ und „Anreizung zum Klassenhaß“ verhaftet.

Die Jahre vor dem Ersten Weltkrieg waren turbulent: Luxemburg sprach sich im Falle eines Krieges für Kriegs­dienst­verweigerung und General­streik aus und musste dann feststellen, dass dies mit der SPD nicht möglich sei. Der Bruch mit der SPD folgte. Sie gründetet mit anderen SPD-Linken und Kriegs­gegner_innen die Gruppe Internationale (später: Spartakusgruppe), der sich auch Karl Liebknecht an­schloss. Den Ersten Weltkrieg verbrachte Luxemburg allerdings wegen „Aufforderung zum Ungehorsam gegen Gesetze und Obrigkeiten“ fast komplett in verschiedenen Haft­anstalten, wo sie zahlreiche Briefe und Aufsätze verfasste.

Die Novemberrevolution erreichte am 9. November 1918 Berlin. Philipp Scheidemann rief eine deutsche und Karl Liebknecht eine sozialistische Republik aus. Rosa Luxemburg wurde am gleichen Tag aus der Haft entlassen und traf wenige Tage später in Berlin ein. Beide gaben in der Folgezeit täglich die Zeitung Die Rote Fahne heraus, um auf die politischen Ent­wicklungen Einfluss zu nehmen. Ende 1918/Anfang 1919 gründeten die Spartakisten und andere sozialistische Gruppen die KPD, in der auch die feministische Sozialistin Clara Zetkin Mitglied war. Luxemburg plädierte für eine Beteiligung an Wahlen, weil sie Macht­erwerb ohne Volks­willen ablehnte. Sie wurde über­stimmt. Während den Januar­unruhen war es für Spartakisten lebensgefährlich, Hunderte wurden erschossen. Auch Luxemburg musste wegen Verhaftungs­gefahr ständig ihre Wohnung wechseln.

Am 15. Januar 1919 wurde sie mit Karl Liebknecht in ihrer Wohnung ver­haftet und am gleichen Tag von deutschen Soldaten ermordet. Die politische Verantwortung trägt die SPD. (Gustav Noske, SPD und Minister für Militär, hätte zum Beispiel durch den Befehl, die inhaftierten Spartakisten unverletzt zu einer Vernehmung zu bringen, den Mord verhindern können.)

Rosa Luxemburg wurde 47 Jahre alt.

(Die Dokumentation gibt einen guten Über­blick über Rosa Luxemburgs Leben, kommt aber nicht ohne problematische Vorannahmen bzw. Analysen bezüglich ihrer romantischen_politischen Beziehungen aus. Außerdem kommt auch mindestens ein zweifelhafter „Experte“ vor, der verharmlosend über den Mord an Luxemburg spricht.)

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