Am 15. Januar 1919 wurde Rosa Luxemburg gemeinsam mit Karl Liebknecht verschleppt, verhört, misshandelt und ermordet. Rosa Luxemburgs Leiche wurde erst Monate später im Berliner Landwehrkanal gefunden. An ihrem Todestag, gedenken wir einer jüdischen Sozialistin und einflussreichen Visionärin der europäischen Arbeiter_innenbewegung.
Rosalie Luxemburg wurde am 5. März 1871 in Zamosc in Russisch-Polen als Tochter relativ wohlhabender Eltern geboren. Viele Monate verbrachte sie als Kind nach einer Hüftoperation im Bett, lernte lesen und entdeckte ihre Liebe für das schriftliche Wort. Eine leichte Gehbeeinträchtigung gehörte fortan zu Luxemburgs Leben dazu. Nach dem Umzug nach Warschau und dem ausbleibenden finanziellen Glück der Eltern besuchte Luxemburg das Zweite Warschauer Mädchengymnasium. Dort fiel sie vor allem durch Fleiß, aber auch durch Aufmüpfigkeit auf, weil sie Verse in der verbotenen Sprache polnisch schrieb. Trotz exzellentem Abitur blieb ihr der Zugang zur Universität verwehrt.
Mit 18 Jahren zog Luxemburg in die Schweiz. Dort politisierte sie sich stärker, gewann Einblick in die Arbeit der SPD und begann kurze Zeit später das Studium an der Philosophischen Fakultät der Züricher Universität. Sie belegte mit ihrem Lebens- und Politikgefährten Leo Jogiches anfangs Zoologie und Botanik, später Volkswirtschaftslehre und Geschichte. In den Folgejahren gründeten Luxemburg und ihre Genossen die polnische, sozialdemokratische Zeitschrift Arbeitersache, die Partei Sozialdemokratie des Königreiches Polen und promovierte zum Thema „Die industrielle Entwicklung Polens“. In ihrer politischen Arbeit vertrat sie stets einen internationalistischen Kurs: Die polnischen, österreichischen, deutschen und russischen Arbeiter_innenklassen können sich nur gemeinsam, nicht einzeln, emanzipieren. Nicht die Reformierung, sondern die Abschaffung des Kapitalismus und die anderer Herrschaftsformen war ihr Ziel.
Luxemburg wusste zu diesem Zeitpunkt, dass ihr politischer Weg sie nach Berlin führen würde. Durch eine Zweckehe erhielt sie die deutsche Staatsbürgerinnenschaft. Mit 27 Jahren siedelte Luxemburg nach Berlin, schloss sich der SPD an und nahm im gleichen Jahr bereits als Expertin für polnische Angelegenheiten am SPD-Parteitag in Stuttgart teil. Als glühende Rednerin vertrat Luxemburg eine konsequent klassenkämpferische und revolutionäre Haltung, verurteilte den deutschen Militarismus und Imperialismus und wurde rasch zur Wortführerin des linken Parteiflügels. In den Folgejahren wurde sie mehrmals für kürzere Zeit wegen „Majestätsbeleidigung“ und „Anreizung zum Klassenhaß“ verhaftet.
Die Jahre vor dem Ersten Weltkrieg waren turbulent: Luxemburg sprach sich im Falle eines Krieges für Kriegsdienstverweigerung und Generalstreik aus und musste dann feststellen, dass dies mit der SPD nicht möglich sei. Der Bruch mit der SPD folgte. Sie gründetet mit anderen SPD-Linken und Kriegsgegner_innen die Gruppe Internationale (später: Spartakusgruppe), der sich auch Karl Liebknecht anschloss. Den Ersten Weltkrieg verbrachte Luxemburg allerdings wegen „Aufforderung zum Ungehorsam gegen Gesetze und Obrigkeiten“ fast komplett in verschiedenen Haftanstalten, wo sie zahlreiche Briefe und Aufsätze verfasste.
Die Novemberrevolution erreichte am 9. November 1918 Berlin. Philipp Scheidemann rief eine deutsche und Karl Liebknecht eine sozialistische Republik aus. Rosa Luxemburg wurde am gleichen Tag aus der Haft entlassen und traf wenige Tage später in Berlin ein. Beide gaben in der Folgezeit täglich die Zeitung Die Rote Fahne heraus, um auf die politischen Entwicklungen Einfluss zu nehmen. Ende 1918/Anfang 1919 gründeten die Spartakisten und andere sozialistische Gruppen die KPD, in der auch die feministische Sozialistin Clara Zetkin Mitglied war. Luxemburg plädierte für eine Beteiligung an Wahlen, weil sie Machterwerb ohne Volkswillen ablehnte. Sie wurde überstimmt. Während den Januarunruhen war es für Spartakisten lebensgefährlich, Hunderte wurden erschossen. Auch Luxemburg musste wegen Verhaftungsgefahr ständig ihre Wohnung wechseln.
Am 15. Januar 1919 wurde sie mit Karl Liebknecht in ihrer Wohnung verhaftet und am gleichen Tag von deutschen Soldaten ermordet. Die politische Verantwortung trägt die SPD. (Gustav Noske, SPD und Minister für Militär, hätte zum Beispiel durch den Befehl, die inhaftierten Spartakisten unverletzt zu einer Vernehmung zu bringen, den Mord verhindern können.)
Rosa Luxemburg wurde 47 Jahre alt.
(Die Dokumentation gibt einen guten Überblick über Rosa Luxemburgs Leben, kommt aber nicht ohne problematische Vorannahmen bzw. Analysen bezüglich ihrer romantischen_politischen Beziehungen aus. Außerdem kommt auch mindestens ein zweifelhafter „Experte“ vor, der verharmlosend über den Mord an Luxemburg spricht.)
Ebenfalls Lesenswert in diesem Zusammenhang:
http://asatue.blogsport.de/2011/01/10/rosa-luxemburg-gedenken-heisst-den-kampf-weiterfuehren/
http://asatue.blogsport.de/2011/03/17/die-tiere-rosa-luxemburgs/
Schöner Text!