Der Spiegel entdeckt mal wieder die Frauen. Diesmal in der europäischen Politik. Und weil die Autorin des Spiegels anscheinend nicht glauben kann, dass die Damen durch ihre Politik auf sich aufmerksam gemacht haben, fängt der Artikel zum Thema dann auch so an:
Die Wende kam schleichend, doch sie ist nicht mehr zu übersehen. Plötzlich sind die fadesten Politiker-Gruppenfotos bunt. Die neuen Ministerinnen blitzen mit fuchsienfarbenen Kostümen und wohlfrisiert zwischen all den Anzug-und-Krawatte-Uniformen hervor.
Im weiteren Text geht es dann aber glücklicherweise doch noch um die Frage, wie europäische Politikerinnen ihrer Ämter walten: wie die deutsche Familienministerin Ursula von der Leyen Millionen für den Krippenausbau durch das Kabinett drückt, wie die spanische Verteidigungsministerin Carme Chacón hochschwanger Paraden abnimmt, oder dass der französische Präsident Nicolas Sarkozy einem Kabinett vorsteht, von deren 32 Mitglieder elf Frauen sind.
Außerdem zitiert der Spiegel Zahlen aus einer Studie der Interparlamentarischen Union. Was ich hier gern auch mache, weil die Zahlen sehr interessant sind:
- Weltweit sind 17 Prozent der Abgeordneten weiblich – sieben Prozentpunkte mehr als vor zehn Jahren.
- Die EU liegt in Sachen politischer Chancengleichheit über dem Durchschnitt: 1997 saßen 16 Prozent Frauen in Parlamenten der Europäischen Union, heute ist knapp ein Viertel weiblich. Europas Spitzenreiter sind Schweden, Finnland und die Niederlande – die Schlusslichter Ungarn, Rumänien und Malta (siehe Grafik).
- Bei der Verteilung der Ministerjobs innerhalb Europas geht es höchst unterschiedlich zu: Griechenland und die Türkei haben jeweils nur eine Frau in der Regierung, die Slowakei zwei – in der finnischen Regierung sind zwölf von zwanzig Kabinettsposten weiblich besetzt.
- Frauen rücken zunehmend in die Regierungen ein, wenn man den europäischen Durchschnitt betrachtet: Heute ist fast ein Viertel der Kabinettsposten in Europa mit Frauen besetzt; Mitte der Neunziger waren es noch 16 Prozent.
(Dank an Mareke für den Link)
also mich stört gleich mal in den ersten Zeilen des Artikels
„..eine Synchronschwimmerin im Wirtschaftsressort..“…“Oft sind sie Quereinsteigerinnen..“.
Wie als bedeute Ministerposten mit Frauen zu besetzen automatisch auch Ministerposten mit weniger qualifizierten Leuten zu besetzen.
Frau Lagarde (neue Wirtschaftsministerin von Frankreich) hat ja neben ihrer Synchronschwimmerei zufällig auch noch nebenbei eine der weltgrößten Anwaltskanzleien (Baker & McKenzie) angeführt. Und dann nennt der Spiegel sie nur „eine Synchronschwimmerin“. Pff.
Ach ja in Sarkozys Kabinett gibt es 11 Frauen und 21 Männer, da hast Du Dich wohl verlesen, Susanne. Wär auch ein Bisschen sehr viel Gleichberechtigung in einem gaullistischen Kabinett, oder?
Aber Zapatero hat 9 von 17 Ministerposten mit Frauen besetzt. Das ist doch auch was.
Den höchsten Frauenanteil in einem Parlament hat übrigens Ruanda mit 48%. Warum, weiß ich nicht.
man kann die bilder von frauen auf wahlplakaten z.B. in verhältnis zu der gewählten frauenquote bzw. zur wahlbeteiligung von frauen setzen und so eine foto-gen quotienten errechnen. letztendlich ist so eine wahl ja eine arbeitsvermittlung für leute die gerne selbst delegieren. man könnte auch einen versuch starten und die männerquote in einer arbeitsvermittlung senken, auf den 0 punkt um zu sehen, wie sich so etwas auswirkt.
@ Judith: Oh, oh, oh – schlimmer Fauxpas. Danke für den Hinweis, das wird gleich geändert. Peinlich. Ich muss lernen, langsamer zu lesen. („Aber wir haben doch keine Zeit…“)
In den nationalen Parlamenten allerdings sieht es dann meist ernüchternd aus. Da braucht man nicht in die Ferne schweifen:
Mit der Merkel-Regierung sank das erste Mal im Bundestag der Anteil der Parlamentarierinnen wieder, im nordrheinwestfälischen Landtag dank Schwarz-gelb auch.
Ich würde da gerne mal eine Männerquote für die CDU fordern, nämlich 50%. Mehr kann frau von denen eh‘ nicht ertragen.
Dass mit der Steigerung von Frauen in Parlamenten der EU von 16% auf 25% ist insbesondere bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass diejenigen Staaten die den Schnitt runterziehen, vor 10 Jahren noch nicht in der EU waren.