Aus für die Verhütungsspritze

Vor einem Jahr war die „Spritze für den Mann“ hier bereits Thema, der Forscher Michael Zitzmann gab sich positiv. Erst letzte Woche ging es beim Deutschlandradio Kultur noch einmal darum (wir berichteten kurz).

Gestern wurde nun der Abbruch der WHO-Studie verkündet, die eigentlich im nächsten Jahr abgeschlossen werden sollte. Die Nebenwirkungen (die im Übrigen auch etliche Männer nach der Einnahme von Placebos beklagten) waren wohl zu schlimm. Wir empfehlen dazu den Kommentar von Julia Seeliger für die taz:

Depressionen, Gewichtszunahme und Libidoveränderungen – woher kennen wir das nochmal? Ach, ja, die Antibabypille. In den 60ern, als die Medikamente noch sehr hoch und ungenau dosiert waren, war das alles noch viel schlimmer. Aber auch heutzutage gibt es solche Nebenwirkungen. Interessiert sich da eigentlich jemand dafür?

PS: Inzwischen gibt es auf Julias Blog noch eine spannende Diskussion zum Kondomgebrauch, bzw. dem leider immer populärer werdenden Nichtgebrauch.

19 Kommentare zu „Aus für die Verhütungsspritze

  1. Schade das die Studie eingestellt wurde. Eventuell wären die Nebenwirkungen genau wie bei der Pille durch Weiterentwicklung noch zurück gegangen.
    Wobei man aber sagen muss: Ich würde keiner Frau die erwähnten Nebenwirkungen wünschen. Und es gibt auch für Frauen meiner Meinung wesentlich bessere Verhütungsmethoden als die Pille. Im Grunde ist der Tenor in meinem Bekanntenkreis eigentlich das man die Pille schon ewig nimmt und dann feststellt das viele gesundheitliche & auch Beziehungsstechnische Probleme einfach verschwinden wenn man sie absetzt.
    Ich würde die Pille/Spritze für den Mann sofort nehmen wenn meine Partnerin dafür die Pille absetzen würde (rein theoretisch, ist schon lang passiert). Frauen ohne Pille haben meiner Erfahrung nach einfach mehr Spaß am Leben.

  2. Klasse Kommentar, bringt’s genau auf den Punkt.

    Die krasseste Kontroverse zum Thema „Pille“ hatte ich mal beim (ehemaligen) Frauenarzt. Der fragte mich, ob ich die Pille nähme, was ich verneinte. Darauf er, ob ich das denn nicht mal lieber tun wolle. Ich erklärte ihm freundlich, dass meine sexuelle Orientierung eine Schwangerschaftsverhütung überflüssig mache. Und da fragte er mich dann allen Ernstes, ob ich denn in meine Überlegungen auch schon mit einbezogen habe, dass ich ja Opfer einer Vergewaltigung werden könnte. Nachdem ich meine Kinnlade wieder vom Boden aufgehoben hatte, zog ich mich an und fragte ihn, ob er mir wirklich, WIRKLICH suggerieren wolle, dass ich bei einer Schwangerschaft durch eine Vergewaltigung selbst Schuld sei, weil ich ja nicht vorsorglich die Pille genommen hätte. Er stammelte dann irgendwas vor sich hin und ich verabschiedete mich mit den Worten, dass er mit so ’ner Einstellung ja wohl eindeutig den Beruf verfehlt habe. Ich hab dann den Arzt gewechselt.^^

  3. Kann gut verstehen wenn Spritzen (respektive Implantate in der Oberarm) abgelehnt werden. Wer will das schon? Orale Aufnahme ist nunmal angenehmer. Warum wohl bevorzugen so viele Leute Schluckimpfungen so dies möglich ist oder haben gar mehr Angst vor einer Betäubungspritze als vor dem eigentlichen Schmerz bei ZahnärztInnen?

    Und sowieso: Am besten ist immernoch das Kondom, das schützt auch vor Krankheiten und es ist nicht zuviel verlangt wenn Männer und Frauen es immer parat haben.

  4. @Nandoo: Die Implantate im Arm für Frauen sind aber auf den Markt gekommen. Das Problem bei Kondomen ist leider, dass sie auch bei ordnungsgemäßer Anwendung vergleichsweise häufig versagen.

  5. Mich nerven solche aggressiv-polemischen Kommentare wie der von Julia Seeliger immer, weil sie nichts zu einer Veränderung (weder im Tun noch im Kopf) beitragen, sondern allenfalls bereits Konvertierte zum zustimmenden Nicken und „Genau!“-Mitrufen bewegen können – und weil dadurch ausschließlich Fronten verhärtet werden.
    Außerdem ist das Ende dieser Studie ein alter Hut und wurde bereits vor ein paar Jahren verkündet und auch schon mal vor zwei, drei Jahren hier diskutiert, wenn ich mich nicht irre. Es müssten eigentlich neue Diskussionsansätze gefunden werden, denn es ist zweifellos eine Diskussion wert.

    Als Mann, der selbst unter 35 ist (wenn auch nicht mehr allzu lange), bin ich (und die Leute, mit denen ich bislang meine Lebenszeit geteilt habe) sehr wohl im Bewusstsein aufgewachsen, dass HIV immer da sein kann und nicht gerade ein Spaß ist. Wer da was anderes behauptet, lügt sich doch nur selbst in die Tasche, egal ob 25 oder 45 Jahre alt. Und es muss auch mal angemerkt werden, dass unter den Frauen, mit denen ich bislang meine Zeit verbrachte (kürzer oder länger), eher die in der Mehrzahl waren, die zu Kondomen überzeugt/überredet werden mussten. („Ach, dir kann ich doch vertrauen..“)

    Es ist einfach nichts damit gewonnen, niemandem damit geholfen, „Männer unter 35“ (nahezu) kollektiv als ignorant abzustempeln, egal ob aus Polemik oder aus Frustration. Der entscheidenden Diskussion um Verhütung und patriarchale Strukturen ist damit kein Gefallen getan. Ich bin bis heute, in langjähriger Beziehung, dabei, gegen die Antibabypille zu argumentieren (und das unabhängig davon, dass ich selbst vor etwa sieben Jahren, über den Zeitraum von gutem einem Jahr, an einer medizinischen Studie der Testphase der Verhütungsspritze plus Implantat mitgemacht habe). Erfahrungsgemäß kann man einer erwachsenen, intelligenten Frau den Gebrauch der täglichen Pille nicht ausreden. Das ist eine Verallgemeinerung, aber es ist auch genau meine Erfahrung. Und das trägt vermutlich genau so viel oder wenig zur Veränderung bei wie die Polemik von Julia Seeliger.

    Ansonsten kann ich nur sagen: Das erste und wichtigste, was zur Veränderung und zur Verbesserung von Zuständen beitragen kann, ist nicht übellauniges Geschrei, sondern am eigenen Bewusstsein aufmerksam zu sein, d.h. z.B. sich nicht mit Idioten abgeben, die bei den wichtigsten, intimsten Dingen nur egoistisch bzw. mehr noch ignorant sind. Es sei denn, man/frau hat Lust drauf, sich mit unreifen Typen den Alltag zu versüßen – aber das ist wohl eine andere Baustelle (Es soll ja auch genügend Männer geben, die auf unreife Mädchen stehen…)

  6. @Helga
    Du scheinst ja sehr schlechte Erfahrungen mit Kondomen gemacht zu haben, da du hier und bei Julia Seeliger so vehement auf deren angebliche Unsicherheit veweist. Wenn Kondome reißen, platzen oder abrutschen, dann handelt es sich in den meisten Fällen um Anwendungsfehler. Und was leider noch nicht sehr stark im Bewusstsein vieler Kondombenutzer verankert ist, ist, dass zur richtigen Anwendung eben auch die richtige Größe gehört. Dafür muss man sich aber ein wenig damit auseinandersetzen, wie man die passende Größe überhaupt ermittelt. Informationen findet man, wie ich schon bei Julia geschrieben habe, hier: http://www.kondomberater.de

  7. @Mia: Ich habe vor allem schlechte Erfahrungen mit Leuten gemacht, die „Kondom geplatzt“ gleich „zu dumm zum Verhüten“ setzen. Aber bereits bei perfekter Anwendung ist der Pearl-Index bei 4 statt bei 0,1-0,3 für hormonelle Verhütungsmittel. Das sind dann die Grundlagen für weitere Debatten bezüglich der Pille danach und ihrer Verfügbarkeit, bezüglich Abtreibungen. Diese Debatten, so denken viele, wären überflüssig, wenn alle endlich ordentlich verhüten würden – was aber völlig illusorisch ist.
    PS: Idealerweise setzen sich Leute erst mit Verhütungsmethoden im Allgemeinen und dann mit der von ihnen gewählten im speziellen auseinander.

  8. @ijb: „Erfahrungsgemäß kann man einer erwachsenen, intelligenten Frau den Gebrauch der täglichen Pille nicht ausreden.“
    Da sind meine Erfahrungen als erwachsene intelligente Frau aber anders. Ich musste mich zuerst jahrelang gegen Frauenärztinnen zur Wehr setzen, die mir unbedingt die Pille verschreiben wollten, obwohl ich sie nicht brauchte.
    Später habe ich sie einige Jahre lang genommen, weil ich mir einfach keine Schwangerschaft leisten konnte und ich mich anders nicht sicher genug fühlte. Die Nebenwirkungen haben sich aber so aufsummiert, dass ich nach drei Jahren diese Güterabwägung nochmal neu vorgenommen und die Pille für immer gestrichen habe. Das geht aber auch leichter, wenn eine Schwangerschaft keine Katastrophe mehr wäre.
    Die Nebenwirkungen waren übrigens ungefähr genau die, derentwegen die Studie für die Herren jetzt abgebrochen wurde, und noch ein paar mehr. Bei mir hießen die aber für meine Ärztin: Einbildung bzw. Larmoyanz (Depression), Disziplinlosigkeit (Gewichtszunahme), Beziehungsprobleme oder beruflicher Stress (Libidoveränderungen).
    Ich bin überhaupt nicht der Meinung, dass Männer sich dem aussetzen sollten, nur weil Frauen es seit Jahrzehnten tun. Aber es ist schon komisch, wie unterschiedlich sowas offenbar bei Frauen und Männern bewertet wird.
    Die Pilleneinnahme hat mich jedenfalls sehr kritisch werden lassen gegenüber der selbstverständlichen Dauerpathologisierung und -medikalisierung des weiblichen Körpers.

  9. @iv: Da sind wir ja im Prinzip derselben Meinung. Den Satz, den du von mir zitierst, hatte ich ja in einen rhetorischen Kontext gestellt; es ging weiter mit: „Das ist eine Verallgemeinerung, aber es ist auch genau meine Erfahrung. Und das trägt vermutlich genau so viel oder wenig zur Veränderung bei wie die Polemik von Julia Seeliger.“

    Denn natürlich stimme ich dir zu, und ich weiß natürlich auch, dass nicht wenige „erwachsene, intelligente Frauen“ (als Zitat gemeint, nicht als Ironisierung) lieber das Gefühl des Sicherheit selbst in der Hand haben wollen, als sich auf „die Männer“ oder die „unsicheren anderen Mittel“ zu verlassen. Wenn man denn vorwiegend den Schwangerschaftsaspekt thematisiert. Dass die eigentlich schwerwiegenderen (weil nicht rückgängig zu machenden) Auswirkungen wie HIV dabei nicht berücksichtigt werden, ist ja das eigentlich erschreckende…

  10. @Helga
    Das Problem beim Pearl-Index ganz allgemein ist doch, dass die Werte für Methodensicherheit und Anwendungssicherheit immer durcheinander geschmissen werden. Und soweit ich weiß, sind die PI-Werte für die Pille immer nur Werte für die Methoden[!]sicherheit – denn Studien zur Anwendungssicherheit gibt es wohl nicht (hat man mir erzählt – als Nicht-Medizinerin bin ich im Studienergebnissen-Recherchieren nicht sehr gut). Gerade weil man nach einer Kondompanne noch mit der Pille danach gegensteuern kann (bei der Pille hingegen Anwendungsfehler eben häufig erst mit positivem Schwangerschaftstest rekonstruiert werden), vermute ich, dass der Pearl-Index zur Anwendungssicherheit von Kondomen und Pille sich nicht so stark unterscheiden würde.

    Es gibt einfach kein 100%ig sicheres Verhütungsmittel – jedes Verhütungsmittel erfordert einen wissenden Umgang um Risiken und Fehlerquellen. Problematisch finde ich, dass der Pille häufig eine hohe (gefühlte) Sicherheit zugeschrieben wird, während Kondome eher mit einer (gefühlten) Unsicherheit verbunden werden.

  11. @Mia: Der Pearl-Index ist schon so definiert, dass es eben nicht um die Anwendungssicherheit geht (oder zumindest gehen soll). Dazu gibt es dann den PI für „normalen“ Gebrauch und danach sind Kondome noch einmal deutlich unsicherer (vgl. auch http://www.contraceptivetechnology.org/table.html PI von 12!) Die gefühlten (Un-)Sicherheiten sind also durchaus berechtigt, schlimm wird es aber, wenn der Punkt Geschlechtskrankheiten vergessen wird, gegen die eben die Pille nicht schützt.

    Das mit der Pille danach hat erstmal nichts mit dem ursprünglich verwendeten Verhütungsmittel zu tun – es gibt tatsächlich aber eine Menge Frauen, die sehr schnell merken, dass sie gerade die Pille vergessen haben oder was anderes passiert ist und sich dann die Pille danach besorgen.

  12. Ich finds schade. In Biobüchern vor 20 Jahren hiess es: Die Pille (oder eher Spritze) für den Mann kommt in 5 Jahren…nach 10 Jahren hiess es dann wieder: Die Spritze kommt in 5 Jahren usw usw.

    Auch für Männer wäre die Kontrolle über die Fortpflanzungsfähigkeit wichtig für die Emanzipation.

    @ Alex

    Meinst du Geshlechtskrankheiten die sich durch andere Sextechniken als reines poppen verbreiten? Durch Oralsex oder Küssen?

    Denn ansonsten wüsste ich nicht was es bei Kondomen auszusetzen gibt.

  13. @ tim

    ja so ungefähr… herpes genitalis z.b.

    wollt nur darauf raus, dass der schutz vor geschlechts- oder sexuell übertragbaren krankheiten eben mit dem kondom allein nicht gewährleistet ist, denke, wenn es um „aufklärung“ geht, reichts nicht zu sagen, verwend einfach ein kondom und dann passt alles.
    du siehst, ich bin gedanklich schon im sexualkundeunterricht und überlege mir, was man vernünftigerweise dort alles erwähnen und besprechen sollte.

    anscheinend ist es auch notwendig darauf hin zu weisen, dass man in diversen ländern nicht so leicht an die pille danach kommt, liebe maedchenmannschaft, das auswärtige amt gibt doch so allgemeine länder- und reiseinformationen, könntet ihr sowas vielleicht auf eurer seite integrieren? ich persönlich finde das wichtiger zu wissen, dass ich in polen die pille danach nicht bekomme als zu wissen, wieviele ersatzglühbirnen fürs auto ich mitführen muss… oder hab ich das auf die schnelle nicht gefunden und da gibt es offizielle reiseinformationen?

    was es an kondomen auszusetzen gibt: es gibt unverträglichkeitsreaktionen (z.b. „latexallergie“) und es scheint doch mehrere zu geben, die einfach nicht wissen, wie kondome richtig verwendet werden.

    und das für die frau primär entscheidende: das kondom ist trotz richtiger anwendung kein 100%ig sicheres verhütungsmittel, um eine schwangerschaft zu verhindern.

  14. @alex

    ist gibt auch Latexfreie Kondome.

    Es gibt überhaupt kein Verhütungsmittel das 100% sicher ist.

  15. Es hat ja nicht jeder so derbe Nebenwirkungen bei der Pille, da gibts auch Unterschiede.
    Ich hab zum Beispiel nie Nebenwirkungen von Medis, da ists bei der Pille nicht anders. :)
    Generell wäre es aber schon schön Alternativen zu haben, ich stell mir das dann in einer Beziehung so vor, beide nehmen die Pille, wer sie besser verträgt nimmt sie weiter.
    Wär doch toll!
    Wohlgemerkt nur in einer Beziehung, bei einem ONS sind Kondome so oder so die erste Wahl.
    Schwieriges Thema, die Pille ist schon das einfachste Mittel, Diaphragma oder Temperatur oder so ist mir einfach zu unsicher.
    Wenn man sie gut verträgt und regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen geht ist man mEn eigentlich auf der sicheren Seite.

  16. danke für die info.

    tja ich bin nullo-verwundert.

    (ich beobachte auch dieses thema seit jahren.
    ebenso wie die aktuellen forschungen/erkenntnisse zur pille und nachträglichen fakten, dass frauen bei den eigentlichen „versuchen“ zur pille damals starben und wie dies, hach, so mainstream-mässig lange „unter-dem-news-teppich“ versteckt werden konnte.
    u.a. männer-dominierte-forschung und männer-domierte-medien : ahoi)

    meine conclusio : ich will keinerlei chemische oder mechanische eingriffe (zB spirale) in meinen körper zwecks verhütung.
    klappt prima.

    @TheRealMaren – das freut mich für dich.
    ich hoffe aufrichtig (gross-gedacht), dass du u.a. frauen nicht in x-jahren ein reales/ „schreckliches aufwachen in der realität“ haben.

    btw, kondome sind imho das absolute minimum beim thema „ons“.
    wer hat sich/macht sich de facto umfänglich (immer : heutiger stand) von wg. oral übertragbares „schlau gemacht“/informiert ?!
    von wg. chlamydien (auch beim mann) und neuer gonorrhoe „super-bug“ …

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